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Artikel
Test & Technik Praxisbericht
Die neue Olympus OM-3Ti in der Praxis
Erfrischend konservativ
Daß nicht jede neue Kamera mit ebenso neuen Placebofunktionen ausgestattet sein muß, zeigt die Olympus OM-3Ti, bei der sich die Konstrukteure ganz auf scheinbar vergessene Tugenden besonnen haben. Wir haben die Kamera für Sie getestet.
Die gute alte OM-3 wurde nicht nur durch ein Titangehäuse und entsprechender Spezialbeschichtung optisch aufgewertet, sondern auch mit der TTL-Blitzsteuerung der OM-4Ti ausgestattet. Das Ergebnis dieser konsequenten Modellpflege kann sich in der Gestalt der neuen Olympus OM-3Ti wahrlich sehen lassen. Die wichtigsten Gehäuseteile sind aus dem leichten, aber sehr widerstandsfähigen Metall Titan gefertigt und an kritischen Stellen mit Spezialdichtungen zum Schutz vor Feuchtigkeit und Spritzwasser versehen. Besonders ausgeklügelt ist die TTL-Blitzsteuerung, die auf der sogenannten autodynamischen Meßsteuerung der OM-4Ti beruht. Bei der TTL-Blitzbelichtungsmessung wird auch während der Belichtung das von der Filmebene zur Meßzelle reflektierte Licht gemessen und das Systemblitzgerät entsprechend gesteuert. Alle längeren Verschlußzeiten als 1/60 Sekunde (1/60 s - 1 s) sind blitzsynchronisiert. Mit dem Aufsteckblitz Olympus F280 ist darüber hinaus auch Kurzzeitsynchronisation für Verschlußzeiten zwischen 1/125 s und 1/2000 S möglich. Das Blitzgerät F280 verfügt nämlich über eine sogenannte Linearblitzfunktion, bei der die Leuchtdauer in Abhängigkeit von der Schlitzbreite zwischen beiden Verschlußvorhängen gesteuert wird. Durch diese ausgeklügelte Blitzfunktion ist beispielsweise Aufhellblitzen sogar bei hellem Tageslicht und offener Blende möglich, was den Gestaltungsspielraum mit der Schärfentiefe erweitert.
Die Kamera kann wahlweise mit mittenbetonter Integralmessung oder mit Spotmessung arbeiten. Außerdem stehen drei weitere Varianten der Spotmessung zur Verfügung. Bei der Multispotmessung können bis zu acht einzelne Spotmessungen durchgeführt werden, aus denen der Kameraprozessor dann den Mittelwert für die Belichtung mit einer sogenannten Indexkette automatisch anzeigt. Der Belichtungsabgleich mit dem angezeigten Mittelwert muß bei einer mechanischen Kamera wie der OM-3Ti natürlich manuell erfolgen. Bei sehr hellen Motiven kann die Spotmessung durch Anmessen der hellen Fläche und Druck auf die Highlight-Taste entsprechend der Motivhelligkeit korrigiert werden, so daß eine tonwertrichtige Belichtung erfolgen kann. Bei sehr dunklen Motiven ist die Shadow-Taste hilfreich, denn sie berücksichtigt die für eine tonwertrichtige Wiedergabe erforderliche Belichtungskorrektur (zuerst Spot-Taste, anschließend Shadow-Taste drücken). Auch bei der Highlight- oder der Shadow-Korrektur muß der Belichtungsabgleich manuell erfolgen.
Pro & Kontra
PRO
Multispotmessung
Licht/Schatten-Korrektur
Auswechselbare Einstellscheiben
ausgeklügelte TTL-Blitzsteuerung
KONTRA
keine Blendenanzeige im Sucher
Blende rastet nur in ganzen Stufen ein
Anordnung des Verschlußzeiten- und des Blendenrings etwas gewöhnungsbedürftig
Einzelwertung
Programme
Der Belichtungsabgleich erfolgt manuell nach dem Nachführprinzip. In Verbindung mit der ausgeklügelten TTL-Belichtungsmessung kann der Fotograf, der die Zusammenhänge zwischen Blende und Verschlußzeit nicht verlernt hat, auf schnelle und einfache Weise der Bildidee entsprechend belichten.
Sucher
Der Sucher zeigt etwa 97 Prozent des Aufnahmeformats und ist mit einem eingebauten Dioptrienausgleich versehen, der Korrekturen zwischen +l und -3 Dioptrien erlaubt. Wem das Sucherbild nicht ausreichend hell ist, der kann zur extrahellen Lumi-Micron-Einstellscheibe greifen. Die Sucheranzeigen informieren über alle wichtigen Daten.
Filmtransport
Der Filmtransport erfolgt über einen Schnellschalthebel, wie bei allen Kameras ohne eingebauten Motor. Zum Zurückspulen des belichteten Films benutzt man eine ausklappbare Kurbel. Mit dem Motor-Drive 2 ist sowohl der Filmtransport für die jeweils nächste Aufnahme als auch ein motorisches Rückspulen des Films möglich.
Belichtungsmessung
Die OM-3Ti verfügt über ausgezeichnete TTL-Belichtungsmeßmethoden, mit denen die Belichtung auf einfache Weise nach Wunsch gesteuert werden kann. Zusätzlich zur mittenbetonten Integralmessung ist sie mit Spotmessung ausgestattet, die eine Meßfläche von etwa zwei Prozent des Aufnahmeformats erfaßt. Eine Olympus-Spezialität sind drei weitere Varianten der Spotmessung: Bei der Multispotmessung kann der Kameraprozessor einen Mittelwert aus bis zu acht einzelnen Spotmessungen errechnen. Mit der Highlight- oder Shadow-Korrektur sind Schattenpartien oder sehr helle Flächen nahezu tonwertrichtig wiederzugeben.
Blitztechnik
Mit dem Olympus-System-Aufsteckblitz F280 ist auch Kurzzeitsynchronisation für Verschlußzeiten zwischen 1/125 und 1/2000 s möglich.
Manuelle Einstellungen
Die manuelle Einstellung der Filmempfindlichkeit über den herausgezogenen Einstellring (Foto unten) ist etwas schwergängig und die manuelle Belichtungskorrektur, die vor allem in Verbindung mit der TTL-Blitzbelichtungsmessung wichtig ist, wirkt etwas antiquiert. Auch den Zeiteinstellring unserer Testkamera hätten wir uns etwas leichtgängiger gewünscht.
Scharfeinstellung
Die Scharfeinstellung erfolgt manuell nach Sicht auf der Mattscheibe. Als Fokussierhilfen stehen, je nach Einstellscheibe, Schnittbildindikator und Mikroprismenring zur Verfügung. Dank der gut sichtbaren Schärfentiefenskala ist sogar die Einstellung der hyperfokalen Distanz kein Problem.
Lautstärke
Die Olympus OM-3Ti ist insgesamt keine sehr laute Kamera, aber auch nicht so leise, wie man es angesichts des Gehäusepreises erwarten würde. Vor allem der Spiegelschlag macht sowohl beim Heraufklappen als auch beim Rückschwingen auf sich aufmerksam.
Stromversorgung
Die OM-3Ti ist eine rein mechanische Kamera, also für die eigentliche Belichtung vom Batteriestrom unabhängig. Zwei 1,5-Volt-Batterien liefern den Strom für Belichtungsmessung und TTL-Blitzsteuerung.
Verarbeitung/Material
Die Olympus OM-3Ti ist gut verarbeitet, was man angesichts des Gehäusepreises von knapp 3000 Mark auch erwarten darf. Lediglich das Einstellrad für die Belichtungskorrektur und die Einstellung der Filmempfindlichkeit machen keinen so guten Eindruck.
Ergonomie
Durch die Anordnung des Verschlußzeitenringes am Bajonettansatz ist die Bedienung zwar etwas gewöhnungsbedürftig, nicht aber grundsätzlich problematisch. Der Blendenring dagegen sitzt ganz vorne am Objektiv. Auch die Taste für die Bajonettentriegelung und die Abblendtaste sitzen nicht dort, wo man sie als erstes sucht, nämlich am Gehäuse. Vielmehr erfolgt die Bajonettentriegelung über die obere Taste am Objektiv, die untere Taste fungiert als Abblendtaste. Die Olympus OM-3Ti liegt aber gut in der Hand und ihre Bedienung stellt nach einer kurzen Umgewöhnungsphase kein besonderes Problem mehr dar.
Grundausstattung
An der Grundausstattung der OM-3Ti gibt es eigentlich nichts auszusetzen. Hervorzuheben sind vor allem die Olympus-Besonderheiten, nämlich die Möglichkeit der Multispotmessung sowie die Belichtungsanpassung per Highlight- und per Shadow-Korrektur bei der Belichtungsmessung. Die TTL-Blitzsteuerung rundet diese Ausstattung sinnvoll ab.
Systemausbau
Das OM-System ist zwar nicht brandneu, dafür aber immer noch sehr umfangreich. Es stehen 35 Objektive von 16 bis 1000 mm sowie Blitz- und Makrozubehör zur Verfügung. Mit dem Motor-Drive 2 (max. 5 B/s) und dem Winder 2 (max. 2,2 B/s) kann der Filmtransport auch motorisiert werden.
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