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Service Fotopraxis
Profifotografen und ihre Ausrüstung
Unterwegs mit der Minolta Dynax 9xi
Michael Friedel arbeitet als Fotolournalist und freier Fotograf für Geo, Life, Paris Match, Merian, Sports und Stern. Sein bevorzugtes Werkzeug ist eine Minolta Dynax 9xi.
Neugierige Augen, das ist mein erster Eindruck von Michael Friedel. Der 59jährige Fotograf hat schon fast überall gearbeitet: im brasilianischen Busch auf der Suche nach dem Caiman Crocodilus, in den USA beim jungen Elvis Presley, Paradies-Recherche auf den Malediven und den Seychellen im indischen Ozean, in den sozialen Brennpunkten deutscher Großstädte, in der mörderischen Brandung vor Hawaii. Immer auch mit einem Seitenblick auf den "Homo touristicus".
"Ich will mobil bleiben`, sagt Friedel mehrmals, "Zehn bis höchstens fünfzehn Kilo Gepäck, mehr nicht." Nach dieser Maxime richtet sich seine Ausrüstung auf Reisen dann auch aus: moderne Spiegelreflexkameras und Objektive in leichtem Plastikgehäuse. Manchmal hängen drei Apparate um seinen Hals. Für den gußeisernen Tele-Tubus oft als "Profi-Muß" gepriesen hat er nur ein mildes Lächeln übrig. "Als Waffe ja. Als Werkzeug nein." Diese Arbeitsweise hat ihm bei einem Überfall in Papua-Neuguinea schon das Leben gerettet. Mit schwerer Ausrüstung hätte er die 50 Kilometer Flucht durch den Urwald kaum geschafft. Für Marken-Fachsimpelei hat Friedel nichts übrig. Früher arbeitete er mit Rollei- und Leica-Kameras, eine Zeitlang mit Nikons. Bis er 1987 auf die neuen Autofokuskameras von Minolta stieß. Seit ihrem Erscheinen fotografiert Friedel mit der Dynax 9xi. "Die haben immer noch einen gewissen Technologievorsprung was den Autofocus betrifft", sagt er und wundert sich über NikonJünger, die eine F4 als das höchste aller Gefühle betrachten. "Die ist schwerer und der Autofocus ist wesentlich langsamer."
Moderne Technik, aber mit Verstand
Im Vergleich zu älteren Kameras schätzt er an moderner Kameratechnik die Schnelligkeit und Betriebssicherheit. "Mit modernen Kameras bringe ich mehr scharfe Bilder zurück. Außerdem sind meine Minoltas fast nie kaputt. Im Amazonas-Regenwald hatte ich mal eine Nikon FE2 dabei. Da ging das Batteriefach in Elektrolyse."
Den Fortgang der Technik betrachtet Friedel kritisch. "Minolta sollte nachdenken, ob sie nicht die falsche Richtung einschlagen. Die Kameras bieten unglaublich viele Funktionen. Mir sind da zu viele Knöpfchen und Minitasten an den Kameragehäusen. Da müssen Sie zwei Jahre das Handbuch studieren und dann noch aufpassen, daß Sie in Aktion nicht versehentlich einen kleinen Schalter verstellen." In so einem Fall behilft sich Friedel mit einfachem Klebeband, mit dem er Tipptasten und Einstellräder nach der Grundeinstellung abklebt. Friedels Arbeit besteht zu einem wichtigen Teil aus gekonntem Mix der Techniken: Improvisation und genaue Planung, Erfahrung und Neugier, Kunstlicht vom Blitzcomputer und natürliche Lichtstimmungen. Beispiel Filtertechnik: "Meine Filter sind Regen, Nebel, Dunst, auch Smog. Es sind Lichtbrechungen, die man nicht in der Fototasche herumtragen kann." Selbstgebaute Hilfsmittel wie beispielsweise das "Kamera-Aquarium", mit dem sich Über- und Unterwasserbilder vereinen lassen, entstehen nach der Vorstellung vom fertigen Bild. "Wenn Sie kein Bild im Kopf haben, nützt die teuerste Kameratechnik nichts`, sagt Friedel.
Michael Friedel verwendet seit Jahren den Kodachrome Diafilm mit 25, 64 und 200 ASA, denn: "Die Filmempfindlichkeiten sind genau ausgemessen. Auf der Packung steht die exakte Arbeitsempfindlichkeit." Als zweiten Vorteil nennt Friedel die Farbstabilität: "Wenn ich ein 30 Jahre altes Dia raushole, sieht das immer noch so aus wie damals." Für diese Archivfestigkeit nimmt er in Kauf, teilweise wochenlang auf die fertig entwickelten Dias warten zu müssen. Dennoch ist Friedel kein Technikfanatiker: "Aber fast noch entscheidender als diese technischen Details ist meine Kleidung und wie ich mich unter Leuten, die ich fotografieren will, bewege. Erst wenn ich unauffällig, bleibe, kann meine Technik zum Zug kommen.`
Zuletzt deutet Friedel trocken auf einen Berg gelber Schachteln. "Das ist Bali." Die nächsten Wochen wird er damit verbringen, aus Tausenden Kodachrome-Dias die Bilder für sein nächstes Buch auszuwählen. Da geht es um den besten Schuß aus einer Belichtungsreihe, um das stämmigste Licht, um den genauesten Ausdruck in einem Gesicht. Technik? Ein Vehikel.
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