← Zurück

Artikel

Aufnahmesystem mit motorischem Filmtransport

Ferngesteuert: Nikon-Motor-Serienblitz

Der Winder ist inzwischen "in". Doch daß das so ist, das haben wir dem Motor zu verdanken: Der Motor (auch Motor Drive genannt) ist der Vater des Winders. Und letzerer beginnt nun rasant, in die Fußstapfen des Vaters zu treten.

Fotografieren mit Winder oder Motor Drive ist allein schon eine feine Sache. Richtig spannend wird es aber erst, wenn wir eine Systemkamera mit einem "Motorsystem" koppeln. Sie haben richtig gelesen: "Motorsystem"! Dazu gehört Fernauslösung, dazu gehören verschiedene Energie-Versorgungssysteme, und dazu gehört ein Serienblitzgerät, das schnellen Motorfrequenzen zu folgen vermag. Wir haben Ihnen in diesem Beitrag ein hochaktuelles Motorsystem zusammengestellt, das demonstriert, worin der Sinn der Motorfotografie liegen kann, liegen sollte. Basis ist nicht nur die altbewährte Nikon F2, sondern in unserem Fall ihre neue Version, die Nikon F2A, der zugehörige Motor Drive MD-2, die Nikon Fernsteuerung Modulite ML-1 und das Nikon-Serienblitzgerät SB-5. Hier seien vorerst die Grundzüge dieses Systems skizziert:

Motorblitzen, schnell, einfach und komfortabel

Serienaufnahmen bis max. 5 Bilder/sek., Fernauslösung bis aus max. 60 Meter Entfernung - Und bis zu max. 3,8 Blitzaufnahmen/sek. Natürlich ferngesteuert, also faszinierendes Motorblitzen! Das ist Motor-System-Fotografie! Wie sehen die einzelnen Geräte eines solchen Systems aus? Wie ist ihre Anwendung? Nikon Motor Drive MD-2: Ein Motor mit allen Möglichkeiten und Chancen seriellen Fotografie: Einzelbildschaltung, Serienschaltung. Bildfrequenzwähler: 1,3 B/sek.; 2,5 B/sek.; 3,8 B/sek.; 5 B/sek. (nur bei hochgeklapptem Spiegel). Anschlußmöglichkeit für verschiedene Fernauslösungen wie Funkfernsteuerung, Modulite-Fernsteuerung, Infrarot-Steuerung, Fernauslösekabel; ferner Simultanbetrieb mehrerer Kameras, Intervallschaltungen (ortsunabhängig durch Batteriebetrieb). Energieversorgung des Motor Drive MD-2 durch Netzgerät, Akkus oder Batterien. Am Gehäuse Batterieprüfgerät mit Prüftaste und exakter Zeigeranzeige des Ladezustands (wichtig bei niedrigen Außentemperaturen!).

Ein System mit umfangreichstem Zubehör

Handgriffanschluß (für Sportfotografen), verschiedene Rückwände kombinierbar mit Motor Drive: Kassettenrückwand für 250 Aufnahmen, Rückwand für automatische Filmrückspulung und spezieller Griffschale. Akku-Schnelladegerät, Batterie-Set zum Einschieben, Spezial MD-2-Akku. Motor Drive kuppelt automatisch mit Kameragehäuse, wird einfach mittels griffigem Rändelrad ins Stativgewinde eingeschraubt, Gehäuseführung durch zwei kleine Flansche, falsches Aufsetzen unmöglich. Gewicht F2A plus Motor Drive plus Batterieteil und Akkus ca. 2000 Gramm. Preis je nach Objektiv um 3000,- DM.

Anwendung, Praxis, Motivbereiche: Zunächst - der MD-2 arbeitet viel schneller als man zunächst glaubt. Ein paar Beispiele mögen das zeigen: Ein 36er-Film läuft bei einer Frequenz von 1,3 B/sek. (L) in 27,6 sek. durch. Bei 2,5 B/sek. (M1) in 14,4 sek. Bei 3,8 B/sek. (M2) in 9,4 sek., bei 4,3 B/sek. (M3) in 8,3 sek. und bei 5 B/sek. (H) in 7,2 sek.!
Die Kamera bildet auch mit Motor Drive und Batterieteil eine handliche, kompakte Bedieneinheit. Wichtig: Alle Bedienhebel (ausgenommen der Hebel für den Selbstauslöser und Langzeiteinstellung) sind auch mit angesetztem Motor problemlos zu bedienen (z. B. die wichtige Schärfentiefenkontrolle der Nikon F2A). Motor Drive plus Kamera liegen sehr gut im Gleichgewicht und in der Hand. Auch mit langen Brennweiten
oder Zoomobjektiven gut einsetzbar. Bei schwereren Objektiven macht sich die Spezialrückwand für automatische Filmrückspulung bezahlt, denn ihre feingeriffelte Griffplatte mit Daumenauflage gibt erstklassigen Halt. Motor und Kamera bilden eine wirkliche Funktionseinheit. Aber noch ein Rat für die Praxis: Bei der Einstellung der Bildfrequenzen bitte die hinter dem Einstellknopf zu jeder Frequenz eingravierten Mindestverschlußzeiten beachten, andernfalls kann es zu Beschädigungen der Verschlußrollos kommen!

Als wichtigste Motivbereiche kommen für die Motorfotografie infrage: 1. Sequenzen, Serien. 2. Sportfotografie. 3. Tierfotografie. 4. Porträts mit schnellem Nachschuß. 5. Unbeschwertes Fotografieren jeder Art, ohne die Kamera vom Auge nehmen zu müssen. 6. Technisch-wissenschaftlich-didaktische Serien.
Sehr wichtig: Motor schaltet bei Filmende ab. Der Nikon Motor Drive MD-2 reißt niemals die Perforation des Films aus. Bildserien sind vorprogrammierbar für jede beabsichtigte Anzahl von Aufnahmen, man braucht nur den Einstellknopf, leicht bedienbar, geriffelt, auf die gewünschte Anzahl von Bildern einzustellen, da es sich um ein subtraktiv arbeitendes Bildzählwerk handelt. Und das läßt sich mittels des Rückspulschiebers beliebig wiederholen.

Beschädigung des Films auf jeden Fall ausgeschlossen

Der Filmanfang wird niemals aus dem Patronenkern herausgerissen. Bei der Rückwand für automatische Rückspulung schaltet der Motor ab, sobald die Filmzunge aus der Aufwickelspule heraus ist. Automatisches Rückspulen geht aber auch mit jeder normalen Nikon-Rückwand. Motor Drive und Kameragehäuse sind voll aufeinander abgestimmt. Damit meine ich, daß die Gehäusemechanik von vornherein in ihren konstruktiven Details auf den harten Motor-Dauerbetrieb abgestimmt, berechnet und gefertigt ist.

Das neue AI-System der Nikon F2A: Es ist nicht notwendig, in diesem Beitrag alle konstruktiven Merkmale und technischen Details der F2A abzuhandeln, denn sie ist im Grunde genommen eine gute alte Bekannte. Aber auf eine Neuerung, die wichtigste übrigens, die sie von der F2 unterscheidet, will ich eingehen:

Serienblitz-Motor-System für Nikon F2 und F2 A

Die Nikon F2A hat das AI-System (Automatic Maximum Aperture Index, frei übersetzt: Automatische Einprogrammierung der größtmöglichen Blende in das Belichtungssystem). Es ist ganz einfach so: Mußte man. früher nach Einsetzen der Optik noch eine Rechts-Links-Drehung mit dem Blendenring vornehmen, um die Anpassung an das Belichtungsmeßsystem zu erreichen, so entfällt das jetzt: Objektiv einsetzen, drehen, bis das Bajonett einrastet, fertig. Natürlich können an einer Nikon-Kamera mit dem AI-System auch alle älteren Objektive verwendet werden, ohne Umrüstung aber nur nach der Stopdown-Methode, also mit Arbeitsblendenmessung. Ebenfalls eine einfache Sache, da man lediglich die Meßwerkskupplung der F2A zum Einsetzen eines Objektivs ohne A[Kupplung nach rechts oben drücken muß, der Meßwerkskupplungshebel bleibt dann in dieser Position und wird erst nach Herausnehmen des Objektivs mit der Taste A entsperrt. Ein kurzer Tip noch für den Umgang mit der Kamera bei angesetztem Motor Drive: Um zu vermeiden, daß man anfangs im entscheidenden Moment statt auf den Auslöser des Motor Drive auf den Kameraauslöser am Gehäuse drückt (er funktioniert auch bei angeschlossenem Motor voll, und man kann wahlweise mit dem einen wie dem anderen arbeiten, wenn man will!), stelle man ihn bei Motorbetrieb einfach auf L (lock), dann ist er gesperrt.

Nikon Fernsteuerung Modulite ML-1: Erweitert schon der Motor Drive MD-2 den Anwendungsbereich der Nikon F2A ganz erheblich, so gilt das ebenfalls für die Fernsteuerung ML-1. Schon ihr Name sagt etwas über ihre Funktionsweise aus: Sie arbeitet mit moduliertem Licht. Dadurch erübrigt sich die oft schwierig zu erlangende Genehmigung für eine Funkfernsteuerung. Die ML-1 besteht aus Sender und Empfänger, hat zwei getrennte Kanäle, Kanal 1 für Betrieb mit einer Kamera, auf Kanal 2 ist der ferngesteuerte Betrieb mit mehreren Nikon-Kameras zugleich möglich. Vorausgesetzt allerdings, daß für jede Kamera ein Empfänger zur Verfügung steht.

Fernsteuerung aller Frequenzen aus bis zu max. 60 Meter

Die Reichweite der ML-1 beträgt 60 Meter, Serien in allen Bildfrequenzen des MD-2 lassen sich schießen, Einzelbildschaltung, Zeitaufnahmen auf Verschlußeinstellung B. Eine Kontrollampe signalisiert dem Fotografen die exakte Funktion des Empfängers, grelles Sonnenlicht oder ein Blitzgerät lassen diese Kontrolle allerdings unsichtbar werden. Die Reichweite von 60 Metern wurde von mir unter harten Bedingungen erprobt: Helles Sonnenlicht, fast direkter Lichteinfall in die Streulichtblende des Empfängers. Alles klappte trotzdem hervorragend. Während man im Freien den Sender einigermaßen auf den Empfänger ausrichten muß, wirkt sich ein Standort des Fotografen im geschlossenen Raum oder in der Nähe von reflektierenden Mauern etc. nicht nachteilig aus, da auch das reflektierte Licht absolut sicher auslöst. Energieversorgung des Empfängers erfolgt durch eine 9Volt-Batterie, die des Senders durch 4 Mignonzellen von je 1,5 Volt. Beide, Sender wie Empfänger, erlauben es, mittels der Kontrollampe die Batteriespannung zu prüfen. Lebensdauer der Batterien: etwa 1000 Auslösungen. Sendeintervall einstellbar von 1-5 sek. Maße Sender: 40x40x130 mm, Gewicht: 130 g (ohne Batterien); Empfänger: 50x62x80 mm, Gewicht: 170 g (ohne Batterien, mit Streulichtblende zu Zubehöradapter). Preis um 500 DM. 

Anwendung, Praxis, Motivbereiche: Sehr einfache Montage. Steckverbindungen gegen Falschanschluß durch Spezialstecker gesichert, ebenfalls gegen Herausrutschen durch Verschraubungen. Empfänger wird auf den Blitzschuh gesteckt, kann mittels Adapter beliebig ausgerichtet werden. Es ist ratsam, die Betriebsanleitung, die sehr präzise ist, gut zu studieren, dann jedoch Handhabung der ML-1 völlig unproblematisch. Simultanbetrieb, gleichzeitiger Betrieb mit mehreren Blitzgeräten des Typs SB-5 möglich.

Einsatzbereiche der gesamten Motor-Blitz-Ausrüstung

Motive: Wie beim Betrieb mit Motor Drive MD-2, aber ganz speziell einsetzbar bei Tierfotografie, Modefotografie, Porträtfotografie, Bühnenaufnahmen im Theater, bei Interviews und technischen wie wissenschaftlichen Aufnahmen aller Art, bei denen der Fotograf "vor Ort" bleiben muß. 

Nikon Serienblitzgerät SB-5: Will man das bisher geschilderte Motorsystem noch um eine äußerst wirksame und vielseitige Variante erweitern, dann eignet sich dazu speziell das ebenfalls fernsteuerbare Nikon-Serienblitzgerät SB-5. Bei 21 DIN hat dieses Gerät die Leitzahl 32. Bei voller Leistung (Full) eine Reichweite von rund 20 Metern bei Blende 1,4. Bei Blende 5.6 reicht es gut 6 Meter weit. Da das SB-5 aber auch als Serienblitz bei Motor- wie Winder-Kameras eingesetzt werden kann, gibt es dafür noch die Einstellungen 1/4 und MD. Erstere erreicht noch die Leitzahl 16: dies entspricht bei 21 DIN einer Reichweite von ca. 8 Metern bei Blende 2. Bei dieser Einstellung ist eine Blitzfrequenz von 2,5 Blitzaufnahmen/sek. möglich. Die Einstellung MD und Blende 1,4 reichen noch für 8 m aus, 3,8 Blitze/sek. sind möglich. Die Leuchtzeit des SB-5 liegt zwischen 1/1000 und 1/6500, je nach Einstellung. Der Leuchtwinkel beträgt horizontal 67, vertikal 48 Grad. Das entspricht dem Bildwinkel eines 28-mm-Objektivs. Für das SB-5 wird der externe Sensor SU-1 geliefert. Er verwandelt das SB-5 im Handumdrehen in einen Computerblitz mit drei einstellbaren Bereichen: Diese Bereiche sind Blau, Gelb und Orange markiert. Für Entfernungen bis zu etwa 8 m dosieren sie exakt die jeweils benötigte Lichtmenge vollautomatisch. Die Bereiche: Blau bei Blende 8 bis zu 4 m; Gelb bei Blende 5,6 bis zu 6 m; Orange bei Blende 4 bis zu 8 m. Ein serienmäßiger Schwenkadapter ermöglicht indirektes Blitzen, wobei der Sensor auf der Kamera verbleibt. Der Sensor SU-1 hat einen fünfpoligen Stecker, zur Sicherung gegen Verlust wird er zusätzlich verschraubt. Außerdem kann er bei gleichzeitigem Betrieb mehrerer SB-5-Geräte auch als Sender dienen, er wird zu diesem Zweck auf S geschaltet. M ist die Einstellung für manuellen Blitzbetrieb. Die Blitzschiene, ohne die der SB-5 nicht verwendet werden kann, läßt sich mühelos durch Versetzen der Befestigungsschraube an alle Nikon-Kameras anpassen. Gewicht SB-5 plus Schiene: ca. 1.550 g.

Fazit: Die Nikon F2A plus Motor Drive MD-2 plus Nikon Fernsteuerung Modulite ML-1 plus Nikon Serienblitz SB-5 stellt ein Motorsystem dar, das den Qualitäten des MD-2 voll gerecht wird. Ich fand das System sehr praktikabel und funktionell in der Bedienung. Ferngesteuerte Serien-Blitz-Motor-Aufnahmen sind problemlos durchzuführen, machen Freude. Ärgerlich waren die mangelnde Befestigung des ML-1-Empfängers im Zubehörschuh der F2A, mehr als einmal wollte der MLA-Empfänger herausrutschen ärgerlich war auch die ständig vom Einschraubring abrutschende Okularmuschel, die wirklich besser befestigt sein sollte. Es wäre schön, wenn man in beiden Fällen Abhilfe schaffen würde. 

{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}