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Artikel
Aufnahmesysteme mit motorischem Filmtransport
Schnellschuß mit Belichtungsautomatik:
Contax RTS plus Professional Motor Drive
In COLOR FOTO 4/78 wurde die Nikon F2A mit Motor Drive MD-2 (sowie Fernauslösesystem Modulite ML-1 und Serienblitz SB-5) in unserer Motor/Winder-Kolumne vorgestellt. In diesem Beitrag beschäftigen wir uns nun mit der Contax RTS plus Professional Motor Drive. (Übrigens: Ausführliche Beiträge über die Contax RTS veröffentlichten wir bereits in COLOR FOTO 10/75 und 12/75.)
5 Bilder pro Sekunde auch bei voller Spiegelfunktion
War schon das Arbeiten mit der Nikon F2A bei schnellen Serien (wie überhaupt) eine recht erfreuliche Sache, so bestätigte mir die Contax RTS nur noch mehr die seit langem allgemein vertretene Meinung, daß nämlich ein Motor Drive, der über schnelle Bildfrequenzen verfügt, erst dann voll einsetzbar und nutzbar wird, wenn kameraseitig die zur schnellen Serie unbedingt dazugehörige Belichtungsautomatik hinzukommt. Das aber ist bei der Contax RTS der Fall. Und dadurch ist sie von beiden Kameras auch die um eine Stufe schnellere, trotzdem beide Motor Drives eine maximale Frequenz von 5 Bildern/sek. aufweisen. Der Unterschied: Während bei der Nikon F2A der Spiegel bei Maximalfrequenz hochgeklappt und dort arretiert werden muß, schafft die Contax RTS 5 B/sek. bei voller Spiegelfunktion, die Kamera bleibt auch bei Maximalfrequenz am Auge, die schnelle Serie läßt sich in allen Details durch den Sucher kontrollieren. Wenn wir uns hier sofort in vergleichender Weise auf die Nikon F2A beziehen, dann eben, weil wir über dieses System im vorigen Heft ausführlich berichtet haben. Natürlich werden wir im Verlauf dieser Artikelserie später mehrere Motor/Winder-Kameras untereinander vergleichen und die jeweiligen Vorzüge, aber auch Nachteile herausstellen.
Der Contax Professional Motor Drive. Grundsätzliches: Er besteht aus zwei Bauteilen, dem eigentlichen Motor Drive und Batteriebehälter. Der Motor Drive hat einen integrierten Handgriff auf der rechten Seite, an dem sich neben dem Auslöser auch die Anschlußbuchse für die Fremdstromversorgung befindet. Sie wird durch einen Deckel zum Schutz der Kontakte, der einschraubbar ist, bei Nichtgebrauch verschlossen. Auf der Rückseite des Motor Drive befinden sich seine Bedienungselemente: Als wichtigstes das Einstellrad für die Bildfrequenzen mit den Stellungen OFF (AUS), H = 5 B/sek., die bei voller Spiegelfunktion und bei jeder Verschlußzeit plus Automatik (im folgenden mit A bezeichnet) verwendet werden kann. Eine Besonderheit: Werden langsame Zeiten gewählt, so richten sie keinen Schaden am Verschluß an, sondern der Motor Drive reduziert je nach Verschlußzeit automatisch seine Bildfrequenz.
Die Bildfrequenzeinstellungen im einzelnen mit integriertem Intervalltimer: Auf die Stellung "H" folgt linksdrehend 1/3. Das sind 3 Bilder pro Sekunde bei einem Verschlußzeitenbereich von A über 1/2200-1/60 sek. Danach die Einstellung 1/2 = 2 B/sek. (A und 1/2000 bis 1/8 sek.). Dann 1 = 1 B/sek. (A und 1/2000-1/2 sek.). Bei keiner Serienfrequenz kann die Verschlußeinstellung B verwendet werden. Gleichzeitig dient die Stellung 1 auch zur Einzelbildschaltung, die aber - bei einiger Vorsicht im auslösenden Finger auch bei allen anderen Zeiten möglich ist. Bei "2" beginnt der in den Frequenzwähler integrierte Intervall-Timer. Für vollautomatisches Auslösen verfügt er über die Einstellpositionen nach jeweils 2, 5,10,30 oder 60 sek., letztere bei der Position "S", die ebenfalls zu Einzelbildschaltungen verwendet werden kann. Der Intervall-Timer ist wichtig für Zeitrafferaufnahmen jeglicher Art. Der Frequenzwähler ist gegen unbeabsichtigtes Verdrehen gesichert.
Weitere Bedienungselemente: Neben dem Frequenzwähler(rechts) befindet sich der Rückspulschieber. Durch einfaches Hochschieben in Pfeilrichtung und nach Ausklappen der Rückspulkurbel wird der Filmtransport entriegelt. Das Rückspulen kann nur manuell erfolgen (nicht automatisch wie bei der Nikon F2A). Rechts neben dem Rückspulschieber ist das Zählwerk. Es arbeitet subtraktiv und zählt bis zu 36 Aufnahmen. In Stellung 0 leuchtet die LED-Kontrolllampe dauernd, außerdem ist der Motor abgeschaltet. Die Markierung CL dient zur Verriegelung des Zählwerks, wenn es nicht benötigt wird, z. B. bei Verwendung der Kassettenrückwand für 250 Aufnahmen, die über ein eigenes Zählwerk verfügt. Bildfolgen können vorprogrammiert werden, indem das Zählwerk jeweils durch Eindrücken der geriffelten Platte in der Mitte auf die gewünschte Aufnahmezahl eingestellt wird. Auf 0 schaltet der Motor automatisch ab, der Film kann nie aus der Patrone herausgerissen werden. Durch die Verriegelung kann sich das Bildzählwerk auch nicht ungewollt verstellen. Aber Vorsicht: Bildzählwerk nur in Pfeilrichtung verstellen, andernfalls ist eine Beschädigung möglich. Ganz links auf der Platte für die Bedienorgane befindet sich die Auslösebuchse für Fernauslöser, z. B. Funkfernsteuerung, Infrarot-Fernsteuerung oder Fernbedienung über Fernauslösekabel.
Alkali- und Mangan-Batterien, sowie Nickel-Cadmium-Akkus
Der Batterieteil: Er verfügt neben einer Batteriekontrolle an der rechten Seite auch noch über separaten Auslöser, der sich bei Aufnahmen im Hochformat als sehr praktisch erweist. Der Schieber zum Öffnen des Batteriegehäuses ist auf der linken Seite. Im Batteriebehälter werden 12 Batterien benötigt, und zwar Mignonzellen. Entweder Alkali- oder Mangan-Batterien der Größe AA, oder auch wiederaufladbare Nickel-Cadmium-Akkus der gleichen Größe. Achtung: Da letztere nur eine Spannung von 1,2 Volt haben, schlägt der Zeiger des Batterieprüfgerätes bei Verwendung dieser Akkus nur noch gerade bis an die Trennmarkierung zischen dem roten und dem grünen Feld aus. Das macht nichts, einwandfreier Betrieb ist trotzdem gewährleistet. Fällt die Spannung jedoch unter das Limit ab, so ertönt ein Summer, der davor warnt, weiterhin mit den entladenen Batterien zu arbeiten, da sonst Beschädigungen sowohl am Kameragehäuse als auch im Motor Drive die Folge sein können. Beim Summton also sofort das Einstellrad auf OFF setzen.
Auf richtige Polung bei Einsetzen der Batterien achten!
Die zwölf Batterien werden von zwei Batteriermagazinen aufgenommen. Das Einsetzen ist sehr einfach: auf richtige Polung der Batterien achten. Immer dort, wo eine Spiralfeder ist, gehört die jeweilige Batterie mit Minuspol plaziert. Einsätze mit den Kontakten auf die Kontaktzungen im Batteriegehäuse drücken, Deckel schließen - fertig. Lebensdauer der Batterien bei normaler Temperatur: Alkali-Mignon-Batterien ca. 120 Filmpatronen zu 36 Aufnahmen, Mangan-Mignon-Batterien 60 Filmpatronen zu 36 Aufnahmen.
Der Fremdstromadapter: Als Zubehör ist ein Fremdstromadapter zur Contax RTS plus Motor Drive lieferbar. Er dient vor allem dazu, die Trennung von Batterieteil und Motor zu ermöglichen, damit die Batterien bei großer Kälte direkt am Körper getragen werden können und so ihre volle Leistung behalten. Er hat zwei federnd gelagerte Kontakte - wie alle anderen Kontakte von Kamera und Motor goldbelegt - die beim Zusammenschrauben von Motor Drive und Batteriegehäuse auf die dafür vorgesehene Kontaktplatte pressen. Bei Verwendung des Fremdstromadapters übernehmen die Batterien des Batteriegehäuses die gesamte Stromversorgung von Kamera und Motor Drive. Vorsicht: Dann darf der Filmtransport keinesfalls mehr von Hand durchgeführt werden, das würde unweigerlich zu Beschädigungen der Kamera und des Filmtransports führen! Ein spiralförmiges Verbindungskabel, das durch Überwurfverschraubungen gegen Abrutschen gesichert ist, ermöglicht bequeme Unterbringung des Batteriegehäuses am Körper.
Montage von Kamera plus Motor Drive plus Batterieteil: Eine einfache Sache. Im Gegensatz zu anderen Fabrikaten verwendet die Contax RTS Befestigungsschrauben mit hochklappbarem bzw. nach der Befestigung wieder versenkbarem Bügel. Das ist besser und praktischer als der ansonsten obligatorische "Münzschlitz". Aber: Motor Drive und Batterieteil können nur einzeln montiert bzw. wieder abgenommen werden (anders bei Nikon F2A: durch eine Zentralverschraubung bilden Motor Drive und Batteriebehälter eine Einheit. Vorteilhaft bei Montage oder Trennung).
Wechsel des Films, der Batterien und der Kamerarückwand bei anqesetztem Motor Drive: Völlig unproblematisch. Der Motor Drive behindert dabei nicht. Wichtig, denn die Contax RTS verfügt über auswechselbare Rückwände, wie Rückwand 250 und Datenrückwand.
Handhabung der Kamera in Verbindung mit dem Professional Motor Drive - Inbetriebnahme: Falls nicht der Fremdstromadapter verwendet wird, Kamera von Hand spannen, bzw. den Film transportieren, Zählwerk einstellen. Erst dann das Wählrad des Bildfrequenzwählers auf die gewünschte Stellung drehen. Andernfalls, bei nicht gespanntem Verschluß, transportiert der Motor - und löst aus. Um die Belichtungsmessung bei Automatikbetrieb braucht man sich nur insoweit zu kümmern, als man über die Batteriekontrolle die Energieversorgung prüft. Ein Vorteil: Die Belichtungsmessung im Automatikbetrieb ist ständig startbereit, wird aber erst bei Druck auf den Auslöser aktiviert, so daß die Energieversorgung nur im Augenblick der Aufnahme beansprucht wird.
An dieser Stelle sei es gleich gesagt: Der Auslöser des Kameragehäuses läßt sich nicht verriegeln, er funktioniert aber auch bei angesetztem Motor Drive. Eine leichte, ungewollte Berührung, und ein Bild ist futsch. Auch an dieser Stelle erwähnt: Der wichtige LED-Schaltknopf (um im Sucher zu sehen, welche Zeit die Kamera wählen wird) kann bei angesetztem Motor nur schwer erreicht werden, weil der integrierte Griff der Motors im Wege ist. Das gilt auch für den Schärfentiefenknopf und den Selbstauslöser.
Die Kamera liegt gut in der Hand, sowohl bei Quer- als auch bei Hochformat. Rechts der integrierte Griff des Motors, sein Auslöser bequem mit dem Zeigefinger zu erreichen. Eben falls rechts, unten am Batterieteil, de separate Auslöser für Hochformat.
Bei Aufnahmen im Querformat verleiht der Handgriff festen Halt, und auch bei Hochformat-Aufnahmen ist die Rechte nicht überbelastet. Die Linke bleibt frei zum Einstellen der Schärfe, der Blende oder zum Auslösen am Batterieteil. Auch die Bedienungsorgane des Motors - z. B. Frequenzwähler - lassen sich mit der Linken gut erreichen. Ich hatte jedenfalls keinerlei Schwierigkeiten.
Belichtungsautomatik plus Motor Drive: Sie arbeitet sehr reaktionsschnell, ist einer Serie von 5 B/sek. spielend gewachsen, wie das in die Sonne startende Flugzeug unserer Serie beweist. Daß die Contax RTS auch auf manuelle Belichtung umzustellen ist, ist von Vorteil. Man braucht diese, um spezielle Belichtungseffekte zu erzielen, bei Langzeitaufnahmen und beim Blitzen. Noch eine Besonderheit: Die Belichtungskompensation. Sie ermöglicht auch bei schnellen Serien mit Gegenlicht oder wichtigen Objekten vor dunklem Hintergrund Automatikbetrieb. Es handelt sich also um eine Belichtungsautomatik, die nicht zuletzt wegen der Korrekturmöglichkeiten, praxisgerechten Einsatz bietet.
Serienfotografie - aber wie schnell? Ein Rat: unterschätzen Sie die Schnelligkeit Ihrer Kamera nicht. Bei 2 B/sek. ist ein 36er-Film in 18, bei 3 B/sek. in 12 und bei 5 B/sek. in 7,2 sek. durchgelaufen. 5 B/sek. braucht man wirklich nur bei sehr schnell sich bewegenden Objekten: Flugzeuge, springende Hunde, Katzen, Sport. Aber schon 3 B/sek. meistern mühelos detailreiche Phasenfotografie. Sogar bei Autorennen, Fußball, Bewegungsstudien.
Fazit: Die Contax RTS wirkte auf mich rundherum samt Motor gut verarbeitet. Sie liegt gut in der Hand, ihre Bedienorgane sind übersichtlich. Alle Funktionen laufen leise und seidenweich ab, der Motor Drive ist einer der leisesten und kultiviertesten, den ich kenne. Die Belichtungsautomatik meisterte schwierigste Aufgaben souverän. Der Kamerabezug sollte griffiger, der LED-Schaltknopf bei angesetztem Motor besser zu erreichen sein. Störend auch die schlecht zu sehende Objektivmarkierung, ein Wechseln bei Dunkelheit problematisch. Gewicht. Kamera plus Motor plus Standardobjektiv etwas über 2000 Gramm. Preis: Gehäuse ca. 1000,-; Motor Drive ca. 1200,-; Objektiv (Zeiss Planar 1,4/50) ca. 500,- DM. Trotzdem eine Kamera, deren Anschaffung sich lohnt. Auch deshalb weil sie zentraler Teil eines umfassend-universellen Aufnahmesystems ist.
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