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Normtest
Die Konica T4
Eine Weiterentwicklung des bewährten Systems
Die neue Konica T4 ist als Nachfolgemodell der nun lange Jahre erfolgreichen Konica T3 und als Ergänzung zur Konica TC zu sehen. Abmessungen und Gesamtkonzept entsprechen dem Modell TC. Neu sind u. a. die Anschlußmöglichkeit für einen motorischen Filmtransport (Winder), ein Schärfentiefen-Kontrollhebel und die langen Belichtungszeiten von 1/4, 1/2 und 1 Sekunde.
Beibehalten wurde das bewährte System der Belichtungsmessung mit variablem Meßwinkel (näheres dazu weiter unten), die Methode der Blendenautomatik bei Zeitvorwahl und der mechanisch arbeitende Seiko-Metallschlitzverschluß mit vertikal ablaufenden Verschlußlamellen. Mit dem bereits zur Konica TC neu entwickelten Kompakt-Standard-Objektiv Hexanon AR 1,7/50 mm zählt die T4 zu den kleinsten Spiegelreflexkameras auf dem Markt. Sie ist voll integrierbar in das Konica-System, das Objektive von 15 mm bis 1000 mm anbietet, dazu Makro- und Zoomobjektive. Ein umfangreiches Zubehörprogramm bietet Geräte für alle fotografischen Anwendungszwecke.
Die T4 wird ausschließlich in schwarzer Ausführung geliefert, was der Käufertendenz entgegenkommt und die Kamera natürlich - und das ist ja Zweck der schwarzen Ausführung reflexfreier macht. Gerade bei Reproduktionen oder Aufnahmen von glänzenden Flächen etc. macht sich das bemerkbar. Die Kamera macht einen insgesamt guten Eindruck. Die "Belederung" aus einem relativ glatten, aber weichen Kunststoffmaterial ist griffig und angenehm. Die Bedienungselemente sind sinnvoll und gut bedienbar angeordnet. Auch mit angesetztem Winder liegt die T4 gut in der Hand, eine praktische Handschlaufe erleichtert dabei den Umgang mit der Kamera.
Objektive: Alle Konica-Objektive der AR-Serie (ausgestattet mit AE- oder EE-Markierung am Blendenring) können uneingeschränkt verwendet werden, dabei erfolgt die Belichtungsmessung immer bei offener Blende. Egal, ob in Stellung "Automatik" oder manuell gearbeitet wird. Bei älteren Konica-Objektiven, bei Fremdobjektiven mit T4-Adapter oder bei Verwendung von Zwischenringen, nichtautomatischen Balgengeräten etc. wird nach der Abblendmethode (Arbeitsblendenmessung) verfahren. Um möglichen Mißverständnissen vorzubeugen: es gibt seit vielen Jahren ein sogenanntes "T4-Adaptersystem", das aber außer dem Namen mit der Konica T4 nichts gemeinsam hat. Natürlich gibt es auch einen T4-Adapter für das Konica-Bajonett, allerdings nur mit Arbeitsblendenmessung. Moderne Fremdobjektive dagegen sind selbstverständlich mit der AE/EE-Automatik ausgestattet!
Bajonett: Das Objektiv rastet gut ein, die Verriegelung erfolgt im Uhrzeigersinn. Da die Konica-Hexanone leider keinen Tastknopf besitzen, können die Taste für die AE-Verriegelung und die Bajonett-Verriegelungstaste als Hilfspunkte für schnellen Objektivwechsel herangezogen werden.
Drehrichtung für Blende und Fokussierung: Bei Kamera in Aufnahmehaltung vor dem Auge wird die Blende bei Drehung um Uhrzeigersinn größer. Die AE-Einstellung ist gegen unbeabsichtigte Verstellung verriegelt. Die Fokussierung wird bei der Drehung im Uhrzeigersinn von gegen Nah eingestellt (wertfreie Angaben!).
Belichtungsmessung: Zwei hochempfindliche CdS-Zellen, die beidseitig des Okulars am Prisma angeordnet sind, messen integral mit nicht zu starker Mittenbetonung. Das Meßsystem ist nach oben zu etwas geringer empfindlich, was eine Überbewertung des hellen Himmelslichts bei Landschaftsaufnahmen kompensieren soll. Eine interessante Lösung fand man bei Konica zur Verstellung des Meßwinkels je nach verwendeter Brennweite: Vor den beiden Meßzellen sind kleine Röhren angebracht, die das einfallende Licht in gewissem Maße begrenzen. Je nach verwendeter Brennweite variiert der Meßwinkel scheinbar. Die Messung wird deshalb bei Weitwinkelobjektiven mehr mittenbetonte bei Teleobjektiven dagegen mehr über das gesamte Feld ausgedehnt (integral). Die Linearität des Belichtungsmeßsystems ist nicht zuletzt deshalb recht gut, weil statt des früher verwendeten Schicht-Potentiometers ein Stufenschalter verwendet wird. Der Belichtungsmesser ist von 1 Sekunde bei Blende 1,7 bis 1/.... Sekunde bei Blende 16 gekuppelt, allerdings nur bei 100 ASA (21 DIN). Nicht verwendbar ist er bei langen Verschlußzeiten und hoher Filmempfindlichkeit und kurzer Verschlußzeit bei geringer Filmempfindlichkeit. In der Praxis heißt das, daß bei Verwendung von hochempfindlichem Film und offener Blende unter sehr schlechten Lichtverhältnissen nicht lange genug automatisch belichtet werden kann. Bei einem Film mit 1000 ASA ist 1/15 Sekunde die kürzeste meßbare Belichtungszeit! Bei der Verwendung des beliebten Kodachrome 25 ist die kürzeste Automatikzeit die 1/250 Sekunde. Das ist ein Nachteil, den es bei Kameras mit Zeitautomatik nicht gibt. Selbstverständlich kann aber von Hand eingestellt werden.
Die Meßanordnung verfügt über eine recht praktisch zu handhabende Memory-Einrichtung. Wenn der Auslöser in Druckpunktstellung festgehalten wird, bleibt der so ermittelte Blendenwert gespeichert. Die Motiveinstellung kann nun verändert werden, ohne daß sich die gewollte Zeit/Blenden-Kombination ändert.
Bei der Verwendung der AE-Automatik-Objektive ist eine Messung mit Arbeitsblende nicht möglich, es muß nach der Offenblenden-Methode gemessen werden. Der gefundene Blendenwert muß dann manuell übertragen werden.
Eine Vorrichtung zur gewollten Belichtungskorrektur fehlt. Man kann sich aber recht leicht behelfen, indem man ein - je nach gewolltem Effekt - helleres oder dunkleres Motivdetail anmißt und dann mit dem Auslöser in Memory-Position speichert. Der internationalen Standardisierung entsprechend ist die Filmempfindlichkeits-Einstellung nur noch in ASA angegeben. Da diese Angaben auf jeder Filmpackung angegeben sind, dürfte es keine Probleme geben.
Verschluß: Ein vertikal von unten nach oben ablaufender "Copal-Square"-Metall-Lamellenverschluß mit mechanischer Steuerung, der auch ohne eingelegte Batterien arbeitet. Seine Laufzeit beträgt bei allen Zeiten 5,5 ms. Die mittlere Vorhanggeschwindigkeit beträgt 4,4 ms. Die X-Synchronisationisation 1/125 Sekunde als sehr schnell zu bezeichnen und wird von vielen weit teureren Kameras nicht erreicht. Bei 1/125 Sekunde beträgt die Verschlußoffenzeit 1,5 ms. Zieht man die Kontaktverzögerung von 0,2 ms ab, bleibt eine maximale Offenzeit für Blitzaufnahmen von 1,3 ms. Der Verschluß ist X-synchronisiert von B bis 1/125 Sekunde, für M- oder FP-Lampen und Blitzwürfel von B bis 1/30 Sekunde. Der Verschluß verfügt über ein Vorlaufwerk von 4 bis 12 Sekunden, über eine besondere Vorrichtung sind Mehrfachbelichtungen (auch mit dem Winder!) möglich.
Der Sucher: Der Pentaprismensucher ist fest eingebaut. Die Sucherscheibe verfügt über einen waagrechten Schnittbildindikator, der von einem Mikroprismenring umgeben ist. Die Sucherbild-Vergrößerung beträgt 0,89fach (bei Einstellung auf und Objektiv 50 mm). Die Fläche des Suchers beträgt 21,8x32,8 mm und zeigt so 81 % des Films oder 88,7% des Dias. Der Sucherausschnitt bei unserem Testmodell war leicht nach links verschoben. Für genaue Reproduktionsarbeiten etc. sollte das Fenster mit der Blendenskala als rechte Begrenzung angenommen werden. Ein Okularverschluß ist nicht vorhanden.
Anzeigen im Sucher: Rechts außerhalb des Sucherfeldes ist eine Blendenskala angeordnet. Sie wird oben und unten von roten Warnfeldern (Ober- bzw. Unterbelichtung) abgegrenzt. Die Zahlen sind gut ablesbar, eine Akkomodierung des Auges, wie das bei der früheren Konica T3 der Fall war, ist nicht mehr notwendig. Allerdings ist die Belichtungsmessernadel unscharf und etwas schlecht zu sehen. Das obere rote Warnfeld stellt sich je nach verwendetem Objektiv automatisch auf dessen Anfangsöffnung ein. Arbeitet die T4 mit manueller Einstellung, erscheint links oben im Sucher eine deutlich sichtbare rote Warnmarke. Sehr gut gelöst wurde die Anzeige für die Memory-Stellung: wird die gefundene Blendeneinstellung durch den Auslöser fixiert, schiebt sich die Nadel des Belichtungsmessers ein Stück in das Sucherfeld hinein.
Der Auslöser: Der günstig plazierte Auslöser hat einen sehr deutlich fühlbaren Druckpunkt. Für die Belichtungsmessung braucht der Auslöser nicht angetippt zu werden, da die Kamera über den Schnellschalthebel eingeschaltet wird. Ist der Auslöser-Druckpunkt erreicht, so wird die angemessene Blende fixiert (Memory). Der Auslöseweg (gerechnet vom Druckpunkt an) beträgt 2 Millimeter. Die Auslösekraft von 3,5 Newton (350 Gramm) ist für eine mechanisch arbeitende Kamera gering. Der Auslöser wird über einen Hauptschalter in Ruheposition arretiert. In dieser Position ist auch der Drahtauslöseranschluß nicht zu betätigen.
Selbstauslöser: Mechanisches Vorlaufwerk mit stufenlos wählbarer Vorlaufzeit von 4 Sekunden bis 12 Sekunden. Auslösung erfolgt über den Kameraauslöser. In Ruhestellung wird der Selbstauslöserhebel arretiert.
Stromversorgung: Die Belichtungsmessung arbeitet mit zwei 1,35 Volt Quecksilberzellen. Sie verfügen bei normalem Betrieb über eine Lebensdauer von mehr als einem Jahr. Vorgeschriebene Batterietypen sind Mallory PX-625, Ucar (Everready) EPX-13, Varta 7002. Andere Batterietypen dürfen - trotz gleicher Abmessungen - nicht verwendet werden, es würde zu falschen Messungen kommen.
Gemessener Stromverbrauch: Der Ruhestrom bei eingeschalteter Kamera beträgt nur 0,1 mA. Bei Belichtungsmessung (EV 13) werden 0,3 mA verbraucht. Da der Ablauf des Verschlusses mechanisch erfolgt, wird kein Auslösestrom benötigt. Die Batteriekontrolle über eine an der Kamerarückseite angeordnete Leuchtdioden-Anzeige verbraucht 4,0 mA, sie sollte deshalb nicht unnötig oft betätigt werden.
Filmempfindlichkeits-Einstellung: In Drittelstufen von 25 ASA bis 1600 ASA (entsprechend 15 DIN bis 33 DIN). Die Einstellung erfolgt über den Außenring des Verschlußzeitenrades.
Weitere Ausstattungsmerkmale: Die Kamera wird durch leichte Betätigung des Schnellschalthebels eingeschaltet und mit dem zur Belichtungsmessung notwendigen Strom versorgt. Ein versehentliches Eingeschaltet lassen ist kaum möglich, da der Transporthebel zwar über ein Gelenk abgewinkelt werden kann (da dachte jemand an die vielen Brillenträger unter den Fotografen!), aber nicht völlig angelegt werden. Dies geschieht durch einen kleinen Schalter unter dem Transporthebel, der gleichzeitig auch absichtliche Mehrfachbelichtungen ermöglicht. Mehrfachbelichtungen sind auch mit Winder möglich, allerdings transportiert die Kamera zunächst eine Aufnahme weiter. Der Transporthebel muß zügig bis zum Anschlag bewegt werden, ein Transport mit mehreren Teilschwüngen ist hier nicht möglich. Transportweg 139xGRADx, ausgehend von 21xGRADx. Extrem schwergängig ist der Hebel zur Arbeitsblendenmessung. Eine Schärfentiefenkontrolle in AE-Stellung ist nicht möglich, da das Objektiv stets völlig abblendet. Keinesfalls darf bei gedrückter Arbeitsblendentaste aber der Auslöser betätigt werden!
Der Winder: Er wurde speziell für die T4 konstruiert und paßt sich der Kamera sehr gut und handlich an. Bestückt mit 6 Alkalizellen schafft er ca. 1,8 Bilder pro Sekunde. Er ist in Sekundenschnelle montierbar, wobei an der Kamera keine Abdeckplatte o. ä. entfernt werden muß. Durch den unten angebrachten Batteriebehälter rutschte das Stativgewinde leider fast gänzlich nach rechts außen, was der T4 auf dem Stativ neben einer etwas unglücklichen Plazierung auch noch Stabilitätsschwierigkeiten bringen kann. Sehr praktisch und handlich ist die Kamera mit angesetztem Winder, wenn die dem Winder beigepackte kurze Trageschlaufe angebracht wird. Dazu ist am Winder rechts unten eine Öse vorgesehen, das Gegenstück befindet sich an der Kamera. Die Schlaufe kann genau auf die Größe der Hand abgestimmt werden, eine breite Lederplatte liegt dann am Handrücken. Die beiden Schlaufen sind unabhängig vom Umhängeriemen, der an der Kamera ohne Bedenken verbleiben kann. Ein Warnsignal (rote LED-Anzeige) zeigt das Filmende oder eine Transportstörung an. Der Winder kann zum Filmwechsel an der Kameraunterseite angeschraubt bleiben. Es gibt viele Gründe, die sich zu einer modernen Spiegelreflexkamera auch gleich einen Winder zu kaufen. Neben dem Modetrend, stets das Neueste zu haben und sich diesen Luxus leisten zu können, ist die praktische Anwendung aber tatsächlich an erste Stelle zu setzen.
Zusammenfassung: Für einen durchschnittlichen Verkaufspreis von etwas über 700 DM (mit Objektiv 1,7/50 mm, ohne Winder) bietet die Konica T4 recht viel Gegenwert fürs Geld. Daß man dabei die Elektronifizierung einer Kamera nicht unbedingt braucht, zeigen die recht guten Meßwerte. Daß die Kamera auch ohne Batterien funktioniert, ist hier eine wertfreie Feststellung. Jedenfalls ist sie eine hübsche und tüchtige Tochter der betagten Konica T3, deren Zubehör voll verwendet werden kann, was das Umsteigen auf das neue Modell leicht macht.
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