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Neuheiten
Mit Belichtungsautomatik:
Nikon FE
Als Nikon ihre neukonstruierte Kameraserie mit vereinfachtem Objektivwechsel (AI-Fassung) vorstellte, fragte man sich, warum denn diese Nikon FM als einzige Kompaktkamera dastand. Oder anders gesagt, warum, konstruierte Nikon ein neues großes Modell EL anstatt einer vollautomatischen Ausführung der Grund war, wie Nikons Konstruktionschef Mr. Nakamura vor einigen Wochen erklärte, daß Nikon damals nur das Modell FM als Kompaktkamera fertigstellen konnte, aber doch in der Reihe der AI-Modelle eine Automatikkamera brauchte. Es wurde also einfach- und schnelligkeitshalber lediglich die Nikkormat ELW umkonstruiert. Jetzt aber hat Nikon auch eine automatische Kompaktreflex: Das neue Modell Nikon FE.
Kurz beschreiben läßt sich diese Kamera am besten als eine Automatik des Systems Nikon EL 2 in einem Gehäuse FM, mit einigen zugesetzten Finessen, darunter einem gekuppelten Elektronenblitzgerät. Für die Messung kommen wieder zwei Silizium-Fotodioden zum Einsatz und umfassen einen Meßbereich von EV 1 bis 18 mit Filmempfindlichkeit 100 ASA und einem Objektiv 1:1,4. Wie in den früheren Modellen EL erscheint im Sucher eine Verschlußzeitenskala, während der Zeigerausschlag die von der Automatik gewählte Zeit anzeigt. Ebenfalls im Sucher sichtbar ist unterhalb der Einstellscheibe die eingespiegelte Objektivblende. Nikon hält sich in dieser Kamera also an das vielleicht schon etwas altmodisch wirkende Zeigersystem - allerdings absichtlich, da der Konstrukteur den Zeiger als informativer als Leuchtdioden-Punkte ansieht. Das ist auch seitens des Benützers eine Geschmacksache, da in jedem Fall - mit Zeiger, Leuchtdioden oder selbst Digitalanzeige - die Belichtungsanzeige selbst nur einen sehr annähernden Wert darstellt. Natürlich kommt es vor allem darauf an, daß die Belichtung selbst genau ist. Die relativen Vor- und Nachteile der verschiedenen genannten Belichtungsanzeigen bilden aber gegenwärtig das Thema lebhafter Debatten in der ganzen japanischen Kameraindustrie.
Weitere Merkmale der Belichtungsmessung sind die übliche mittenbetonte Messung, die manuelle Obersteuerung von +2 bis -2 Blendenstufen, ein Filmempfindlichkeitsbereich von 12 bis 4000 ASA (aber keine DIN-Skala - einen ASA-Wert haben heutzutage ja alle Filme) und eine vom Selbstauslöserhebel betätigte Meßsperre. Der Verschlußzeitenbereich umfaßt 1/1000 bis 8 sek.; bis 8 sek. ist die Zeit genau. Belichtungszeiten sind aber auch bis 20 oder 30 sek. möglich, allerdings ohne eine Garantie der Genauigkeit.
Die obigen Merkmale sind weitgehend schon von der Nikon EL 2 bekannt. Neu ist die Möglichkeit des Einstellscheibenwechsels. Die Scheiben werden durch die Objektivfassung hindurch ähnlich wie an den Modellen OM von Olympus gewechselt. Lieferbar sind vorläufig drei Scheiben: Die normale Scheibe K (Schnittbildentfernungsmesser mit Mikroprismenring), eine Vollmattscheibe Typ B und eine Mattscheibe Typ E mit Kreuzgitter. Weitere Scheiben dürften zweifellos folgen.
Genau überlagerte Mehrfachbelichtungen möglich
Weitere Änderungen an den Bedienungselementen betreffen den Selbstauslöser und die Einstellfunktion für Doppelbelichtungen. Die letztere erfolgt über einen Hebel unter dem Transporthebel. Zieht man den kleinen Entkupplungshebel nach außen und schaltet gleichzeitig am Schalthebel, so wird der Verschluß gespannt, der Film aber nicht transportiert. Damit sind genau überlagerte Mehrfachbelichtungen möglich. Der Selbstauslöser läßt sich bei Nichtgebrauch auch nach dem Spannen wieder entspannen - oder man kann den Verschluß selbst bei gespanntem Selbstauslöser direkt sofort auslösen.
Der Motorantrieb: Die Nikon FE ist mit dem gleichen Motorantrieb wie die FM verwendbar. Diesen Antrieb gibt es jetzt aber auch in einer etwas geänderten Form. Der Motor wird direkt am Kameraboden angesetzt und der Schalthebel der Kamera steuert dann die Funktionen: Bei Verschlußeinstellung auf AUTO und gegen das Kameragehäuse eingeschobenem Schalthebel (Ruhestellung) ist die Kamera für Motorautomatik eingestellt. Beim Herausziehen des Schalthebels aus der Ruhestellung schaltet sich der Motor ab und die Kamera läßt sich dann manuell (also ohne Motor) mit oder ohne Belichtungsautomatik bedienen.
Elektronenblitzgerät Nikon SB-10: Mit diesem Blitzgerät tritt Nikon in die wachsende Reihe der Kamerahersteller ein, die vollgekuppelte Blitzgeräte für ihre Kameras anbieten. Es handelt sich hier um Automatikfunktionen, die ausschließlich mit einer bestimmten Kamera verwendbar sind. Bei der Kupplung mit der Kamera werden zusätzliche Stromkreise über einen oder mehrere Nebenkontakte im Sucherschuh geschlossen. Die bekanntesten Beispiele sind bis jetzt die Exklusivblitzgeräte der Olympus OM-2, der Canon AE-1 und A-1, der Fujica AZ-1, Minolta XD-7 und XG-2 usw. An der Nikon FE ist dieser Zweitkontakt ein einziger Kontakt hinten am Sucherschuh.
Blitzgerät SB-10 mit zwei Automatikeinstellungen
Bei an der Kamera angesetztem Gerät SB-10 und Einstellung der Kamera sowie des Blitzgeräts auf Automatik, stellt das Blitzgerät den Verschluß auf 1/90 sek. Gleichzeitig leuchtet im Sucherokular eine rote Leuchtdiode als Zeichen des aufnahmebereiten Blitzes auf. Bei Manuellbetrieb gibt die Leuchtdiode mit Verschlußzeiten 1/125 sek. und länger Dauerlicht, blinkt dagegen (als Signal der falschen Verschlußzeit) bei 1/250 bis 1/1000 sek.
Das SB-10 hat zwei Automatikeinstellungen für verschiedene kleinste Blenden mit automatischer Lichtdosierung. Z. B. bei Filmempfindlichkeit 100 ASA ergibt die eine Einstellung automatische Lichtdosierung bei allen Blenden von voller Öffnung bis 1:4; die zweite Einstellung dagegen von voller Öffnung bis Blende 8. Mit Filmempfindlichkeit 200 ASA sind die zulässigen kleinsten Blenden 5,6 bzw. 11 usw. Das Gerät SB-10 kann auch manuell mit einer Leitzahl 17 (Meter, 100 ASA) funktionieren. Es läßt sich ferner am Trägerfuß hochstehend und querstehend umschalten, ist aber nicht für bounceflash (reflektiertes Licht) geeignet.
Zukunft des Nikon-Systems: Die Nikon FE soll natürlich die Nikon EL 2 ablösen. Ober ihre weiteren Pläne läßt die Firma vorläufig noch nichts verlauten; der Konkurrenzdruck dürfte aber Nikon zur Entwicklung einer Kamera mit Mehrfachautomatik ähnlich wie die Minolta XD-7 und Canon A-1 zwingen. Wie mir mehrere Hersteller von Wechseloptiken versicherten, enthält die neue Bajonett-Wechselfassung des Typs AI schon für den gegenwärtigen Einsatz überflüssige Elemente, die also evtl. mit einer Blendenautomatik mit Zeitenvorwahl zu verwenden wären. Der Konstrukteur der Nikon FE gab auch zu, daß solche Elemente vorhanden wären, war aber nicht bereit, darauf einzugehen, welche Elemente.
Löst die Kompaktserie die Kamerareihe F2 ab?
Weniger sicher ist, ob Nikon die Kamerareihe F2 (die sich weniger für eine Vollautomatik eignet) beibehalten will oder die kompakte Reihe FM und FE auf die Einsatzmöglichkeiten der jetzigen F2 ausdehnen will. Ein Merkmal, das der FM und anderen Kompaktmodellen fehlt, ist ein Wechselsucher-System. Die FE und Kompaktkameras anderer Marken haben allerdings bewiesen, daß eine kleine Kamera noch einen Einstellscheibenwechsel ermöglicht. Man kann sich also fragen, ob komplette Wechselsucher wirklich notwendig sind. Andere Einblickrichtungen kann man auch mit einem Winkelsucher erreichen, z.B. für Reproduktionen oder in der Mikrofotografie. Mit einem Ausbau der Kompaktkamera-Reihe könnte Nikon daher erstmalig alle Modellforderungen ihres Marktes mit einem einzigen und konstanten System erfüllen. In der rationellen Fertigung dürfte das wichtige wirtschaftliche Vorteile bieten. Eine realistische zukünftige Kameraserie von Nikon könnte aus der FE, einer hochgezüchteten, aber nicht automatischen Kamera als Ersatz der F2 und einer Ausführung mit Mehrfachautomatik bestehen. Evtl. könnte man auch ein einfacheres Modell mit Programmautomatik erwarten, das die Nikkormat ablösen würde. Einäugige Spiegelreflexkameras mit Programmautomatik sind eine wichtige Forderung der Zukunft.
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