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Normtest

Revueflex 5005 und Revueflex AC1

Mit dem universellen M-42-Gewinde

Ein bewährtes und ein neu im Angebot befindliches Kameramodell vergleichen wir diesmal miteinander. Es handelt sich um Exklusivmodelle, die nur in den Quelleagenturen und auf dem Versandweg angeboten werden.
Das ältere Modell, die Revueflex 5005 ist mit ihren relativ großen Abmessungen und einem Gewicht von 760 Gramm zur vergangenen Generation zu rechnen. Die Konstruktion ist robust und zuverlässig. Eleganter und mehr als hundert Gramm leichter gibt sich die neue AC 1. Sie verfügt über Winderanschluß und ein moderneres Design. Technisch allerdings ist sie der 5005 weitgehend ähnlich. Die AC 1 ist baugleich mit der Chinon, CE-3 Memotron, was Rückschlüsse auf den Kamerahersteller zuläßt. Die Kameras sind mit dem Universalgewinde M42 ausgestattet und arbeiten mit Arbeitsblendenmessung mit Zeitautomatik. Ein bewährtes Prinzip, das die Verwendung aller auf dem Markt befindlichen Objektive mit M42 gestattet und keine zusätzlichen Kupplungselemente benötigt.

Objektive: Die Familie der Objektive mit Schraubfassung M42 ist mit Abstand die umfangreichste der Welt. Mehr als tausend Objektive der verschiedensten Brennweiten und Preisgruppen, dazu ein wahres Arsenal an Zubehörteilen wie Konverter, Balgengeräte, Ringe etc. bieten für jeden Zweck und Geldbeutel die richtige Auswahl. Es gibt kein Kamerasystem, bei dem ein solch riesiges Angebot an verwendbarem Fremdzubehör steht. Auch modifizierte M-42-Versionen (Asahi-Pentax, Mamiya, Fuji etc.) lassen sich an den beiden Revue-Modellen verwenden. Durch das Prinzip der Arbeitsblendenmessung spielt es bei den Kameras keine Rolle, welches Blendenübertragungssystem zusätzlich zum obligatorischen Stößel am Objektiv ist. Belichtet wird immer richtig. Das gilt auch für Vorsätze, wie Konverter, Balgen, Mikroskopadapter o.ä.

Belichtungsmessung: Beide Modelle verfügen über ein Meßsystem mit zwei Siliziumzellen. Die Anordnung der Meßzellen bringt eine Integralmessung mit nicht zu starker Mittenbetonung. Die Zone höchster Empfindlichkeit ist jeweils im Sucherzentrum angeordnet und liegt bei der 5005 innerhalb des Mattscheibenringes, bei der AC 1 in und um den Mikroprismenring (siehe Abbildungen rechts). Beide Kameras verwenden zur Einstellung der Filmempfindlichkeit einen Stufenschalter mit Schichtwiderständen. Er rastet bei Filmempfindlichkeiten von 15 bis 28 DIN in Drittelstufen um jeweils 1 DIN steigend, von 28 bis 30 DIN in 2/3 Stufen und bis 36 DIN dann in ganzen Stufen. Diese Anordnung ist als praxisnah zu bezeichnen. Der gleiche Stufenschalter ist auch für die Einstellung absichtlicher Unter- oder Überbelichtung vorgesehen.
Die Markierungen gelten für 1/3 , 2/3 und eine ganze Blendenstufe. Allerdings nur in einem beschränkten Bereich: bei Film mit 15 DIN (z. B. Kodachrome 25) ist eine Verstellung in den Plus-Bereich (wichtig bei Gegenlicht!) nicht möglich, was als deutlicher Minuspunkt zu bewerten ist. Eine Meßwertspeicherung ist nur bei der neuen AC 1 möglich, die vorne neben dem Objektiv über eine Memorytaste verfügt.
Die Siliziumzellen arbeiten praktisch verzögerungsfrei, ein blitzschneller Motivwechsel erfordert keine Anpassungszeit, wie das bei CdS-Zellen der Fall wäre. Manuell-Belichtung ist bei beiden Kameras problemlos. Der TTL-Belichtungsmesser zeigt bei Druck auf den Auslöser - unabhängig von der tatsächlich eingestellten Zeit - den richtigen Zeitwert an, der dann allerdings von Hand auf das Zeitenrad übertragen werden muß. Bei der 5005 arbeitet der Belichtungsmesser in Stellung "X" nicht, die Batterie ist abgeschaltet.

Verschluß: 5005 und AC 1 verwenden einen elektromagnetisch gesteuerten Seiko-Metallschlitzverschluß mit vertikal von oben nach unten ablaufenden Verschlußlamellen. 

Daten für Revueflex 5005: Manuell einstellbare Zeiten 1/2000 bis 1 Sekunde, B, X. Im Automatikbetrieb korrekte Belichtung bis ca. 8 Sekunden. Im Sucher angezeigte Automatikzeiten 1/2000 bis 2 Sekunden. Ohne Batteriestrom arbeitet die mechanisch definierte X-Zeit mit 1/100 Sekunde (gemessen und angegeben).

Verschlußlaufzeit 6,6 ms bei allen Zeiten, mittlere Vorhanggeschwindigkeit 3,6 m/s. Verschlußoffenzeit bei X = 3,0 ms, bei 1/60 sek. = 10,1 ms, bei 1/125 sek. = 1,6 ms. FP-Kontaktvorlaufzeit bei allen Zeiten 17,5 ms. Mehrfachbelichtungen möglich, dabei arbeitet das Zählwerk korrekt nach Filmbildern.

Daten für AC1: Manuell einstellbare Zeiten 1/1000 bis 4 sek., X, B. Im Automatikbereich korrekte Belichtung bis 2 Sekunden. Im Sucher angezeigte Automatikzeiten 1/1000 bis 4 sek. Mechanisch definierte X-Zeit 1/100 Sekunde, gemessen 1 /90 sek. Verschlußlaufzeit 7 ms bei allen Zeiten. Verschlußoffenzeit bei X = 4,5 ms, bei 1/60 sek. = 8,5 ms. X-Kontaktverzögerung 0,46 ms. Offenzeit abzüglich Kontaktverzögerung = 4 ms. Mittlere Vorhanggeschwindigkeit 3,5 m/s.

Sucher: Der Pentaprismensucher ist in beiden Modellen fest eingebaut. Die Sucherscheibe der 5005 verfügt über ein zentrales Mikroprismenfeld, das von einem relativ großen, sehr feinen Mattscheibenring umgeben ist. Der Mattscheibenring ist gerade für lange Brennweiten und ungünstige Lichtverhältnisse ein gutes Einstellhilfsmittel. Die Größe des Sucherbildes beträgt 22,4x33,7 mm und zeigt somit 86,7% des Filmformates bzw. 93,7% des Dias. Die Belichtungsmesserskala ist außerhalb des Sucherbildes gut sichtbar angeordnet. Sie zeigt die Zeiten von 1/2000 bis 2 Sekunden an und verfügt an den beiden Skalenenden über schraffierte Warnfelder zur Vermeidung von Fehlbelichtungen. Eine Warnmarke für Manuellbetrieb fehlt, am Okular ist aber eine grüne Leuchtdiode angebracht, die während des Belichtungsmeß- und Auslösevorganges im Automatikbetrieb genügend Batteriespannung signalisiert.
In der AC 1 wurde eine Sucherscheibe mit Schnittbildindikator und Mikroprismenring verwendet. Eine Kombination, wie sie momentan überall gebräuchlich ist. Die Größe des Sucherbildes beträgt 21,9x33,2 mm und zeigt somit 83,1 % des Filmformates bzw. 90,1 % des Dias. Die Belichtungsmesserskala befindet sich etwas störend innerhalb des Sucherbildes und zeigt die Automatikzeiten von 1/1000 bis 4 Sekunden. Rote Warnfelder an beiden Skalenenden zeigen Fehlbelichtung an.
Wie bei der 5005 leuchtet bei Betätigung des Auslösers im Automatikbetrieb eine kleine grüne LED-Kontrollleuchte auf, wenn genügend Batteriespannung vorhanden ist. Die AC 1 verfügt über einen Okularverschluß gegen Fremdlichteinfall, wenn mit Stativ oder dem Reprogerät gearbeitet wird.

Der Auslöser: Der Weg des Auslösers bei beiden Kameras ist mit 5 mm recht lang. Dazu kommt noch der sehr hohe Kraftaufwand mit 10 Newton (= 1000 Gramm) Auslösedruck. Ursache beider ungewöhnlich hoher Werte ist die durch den Auslöser betätigte Abblendung des Objektives zur Arbeitsblendenmessung. Der Druckpunkt ist nicht eindeutig definierbar, da der Widerstand der Blendenbetätigung etwas abhängig von der eingestellten Blende (und von der Konstruktion des verwendeten Objektives) ist. Auch wenn das Gehäuse an einem Balgengerät o. ä. montiert wurde, ist ein relativ hoher Widerstand spürbar, ein Druckpunkt kann aber bei dieser Anordnung eindeutig definiert werden. Beide Kameras besitzen eine Verriegelung des Auslösers. Bei der AC 1 mit einem kleinen Nebeneffekt: Wird ein Drahtauslöser eingeschraubt, verriegelt sich der Auslöser und muß wieder entriegelt werden.

Selbstauslöser: Mechanisches Vorlaufwerk mit wählbarer Vorlaufzeit von 6-1 0 Sekunden (gemessen 4-9 Sekunden). Auslösung über Kameraauslöser.

Stromversorgung und Stromverbrauch: In der 5005 kommt eine 6 Volt-Silberoxyd-Batterie zur Verwendung. Stromverbrauch zur Belichtungsmessung und während der Auslösung ca. 19 mA bis 40 mA, je nach EV und Filmempfindlichkeitseinstellung. Die AC 1 verwendet zwei Silberoxydzellen 1,5 Volt. Stromverbrauch ca. 15,6 mA bis 21 mA.

Winder zur AC 1: Er trägt die Bezeichung "Revuemotor" und schafft ca. 2 Bilder/Sekunde. Interessant ist eine Vorrichtung für automatische Intervallaufnahmen, die es ermöglicht, eine Anzahl von max. 24 Aufnahmen in Abständen von 1 bis 30 Sekunden vorprogrammiert aufzunehmen. Die Bezeichnung "Motor" ist allerdings im üblichen, fachlichen Sprachgebrauch Systemen vorbehalten, die 3 bis 6 Bilder pro Sekunde schaffen. Durch die Programmier- und Intervall-Auslösevorrichtung allerdings kommt der Winder in die Nähe professioneller Kameramotoren. Filmstop-Vorrichtung bei Filmende.

Fazit: Die beiden Revueflex-Modelle bieten dem Besitzer eines älteren M-42-Systems eine brauchbare Ergänzung und den Einstieg in ein Gehäuse mit Zeitautomatik bei voller Verwendbarkeit aller vorhandenen Objektive und M42-Zubehörteile. Für den Newcomer bieten sich zwei grundsolide Kameras problemloser Handhabung.

Für die geforderten Preise (5005 mit Revuenon 1,4/50 mm DM 779,-, AC 1 DM 849,-, Winder DM 259,-) bieten beide Modelle allerdings wenig Komfort. Das Prinzip der Arbeitsblendenmessung mit der bei der Messung auftretenden Sucherbildverschlechterung durch Abdunklung, die besonders auch bei Blitzaufnahmen und schlechtem Raumlicht stört, ist nicht gerade zeitgemäß zu nennen. Gegenargument ist natürlich, wie bereits erwähnt, die Universalität des M-42-Gewindeanschlusses.

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