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Sofortbildtechnik
Polaroid 5000
Ist sie die Kamera des Jahres 1979?
Vorsicht scheint doch allenthalben geboten. Allzu schnell und meist überschwenglich werden Erzeugnisse der Fotoindustrie zu Bestsellern hochstilisiert, die keine sind. Fast immer kommen dabei die positiven Meinungen aus der Ecke des Herstellers, zumindest aus seinem "Dunstkreis". Da werden schon mal Erfolgsmeldungen lanciert, Meldungen, die nur den Zweck haben, Erfolge mehr oder weniger vorzutäuschen, um allen Nichtkäufern die Botschaft kundzutun "Solltest Du noch nicht zugegriffen haben, dann entscheide schnell, es ist gerade noch Zeit!"
Auch der nachfolgende Beitrag über eine neue Kamera mag auf den ersten Blick einer solchen "Zweck-heiligt-die-Mittel-Ente" ähnlich sein. Jedoch nur auf den ersten Blick. Zum einen geht es hier um eine Kamera, die, als diese Zeilen getippt worden sind, noch nirgends zu kaufen war, und zum anderen - dieses Modell hat es nicht nötig, in gesteuerten Berichten hochgejubelt zu werden, doch lesen Sie selbst:
Polaroid 5000 - Einfachkamera mit Autofocus: Natürlich ist diese Ankündigungszeile ein Widerspruch in sich. Wenn heute eine Kamera mit Autofocus ausgestattet wird, kann es sich natürlich nicht um ein Simpel-Modell handeln.
Dennoch trifft dieses Prädikat auf die neue Polaroid 5000 zu, es ist eine Einfachkamera, jedoch in anderem Sinn. Die Polaroid 5000 ist einfach und simpel zu handhaben - das ist der Punkt.
Bisher mußte bei den preiswerten Polaroid-Modellen 1000, 2000 und 3000 die Entfernung geschätzt werden. Da es sich um Sucherkameras handelt - in der Fachsprache ist es gängig, von "Sucher"- im Gegensatz zu "Reflex"-Kameras zu reden, obwohl diese natürlich auch über einen Sucher verfügen - da es sich also um Kameras mit herkömmlichem Sucher handelt, bei dem kein optisches Hilfsmittel für die Scharfeinstellung zur Verfügung steht, kommt es leider immer wieder zu unkorrekten Entfernungseinstellungen. Die Folge kennt jeder Freizeit-Schnappschütze: das Foto ist unscharf.
Es muß wiederholt werden, und das ist - daraus sollte kein Hehl gemacht werden - auf die Dauer nicht gerade billig. Polaroids Kritiker sahen natürlich in der Simpel-Ausstattung der jeweiligen Modelle System: die magere Technik-Beigabe sollte den Filmkonsum in die Höhe treiben. Dieser Negativ-Argumentation war bislang kaum etwas Stichhaltiges entgegenzusetzen - bislang.
Die Polaroid 5000 nimmt den Vertretern der Filmverbrauchsmaschinen-Theorie gehörig Wind aus den Segeln. Durch das Sonar-Autofocus-System, das Dr. Land seinem jüngsten Produkt spendierte, werden fast alle Fotos scharf.
Fast? Auch diese Einschränkung trifft nicht mehr zu, wenn man die Sonar-Grenzen kennt.
1.: Motive hinter Glas, und sei es noch so durchsichtig, lassen sich über Sonar nicht scharfstellen.
Die Ultraschallwellen, die der Sonar-Sende-Empfänger ausstrahlt, werden von der Glasscheibe reflektierte Folge: das Glas wird scharf, das dahinterliegende Motiv nicht. Es ist mit Polaroid-Kameras, die mit dem neuen Sonar-Autofocus-System ausgestattet sind, also nicht möglich, z. B. aus dem Flugzeug heraus zu fotografieren. Das Bild würde unscharf.
2.: Das scharf zu stellende Objekt muß mindestens 10% der Bildfläche im Sucher ausmachen, und zwar im Zentrum. Lösung in beiden Fällen: die Sonar-Automatik abschalten. Ich meine, das ist ein erträglicher Kompromiß. Durch Glas fotografiert man recht selten und die meisten angepeilten Motive dominieren im Bildzentrum. Daher wird man die Autofocus-Elektronik wirklich nur in einigen Grenzfällen abschalten müssen. Dagegen überwiegen ganz klar die Vorteile: schnellste Schnappschüsse sind problemlos möglich, da durch das Sonar-System die Entfernung in Sekundenbruchteilen präzise eingestellt wird.
Bildserien von Motiven, die ihre Distanz zur Kamera schnell verändern, bilden keine unlösbare Aufgabe. Und Sonar-Hauptvortell: Während das Visitronic-Autofocus-Verfahren, das einen gewissen Motivkontrast braucht, funktioniert Sonar im Stockdunkeln, natürlich auch bei Blitzaufnahmen.
Mir ist es erstmals gelungen, unsere schwarze Katze - die mir sonst immer Fotopech bringt - haarscharf aufs Sofortbild zu bringen. Daß es dunkel im Zimmer war, erkennt man klar an den großen Pupillen. Und auch das ist erfreulich an der Polaroid 5000: sie soll nicht viel mehr als 200 Mark kosten.
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