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Petri MF-1

Nach wie vor Objektive mit Universalgewinde M42

Der Kreis der Hersteller, die nach wie vor Spiegelreflexkameras für das Universalgewinde M42x1 fertigen und auch Neuentwicklungen bringen, ist recht klein geworden. Auf der anderen Seite gibt es unzählige Besitzer von älteren Kameraausrüstungen und Zusatzobjektiven, die mit ihrer Edixa, Praktica, Icarex, Praktina oder ihrer neueren Mamiya, Pentax, Fujica, Chinon, Porst, Voigtländer, Rollei oder Revue jahrelang gute Erfahrungen gesammelt haben. So eine Ausrüstung zu verkaufen, bringt nur Verlust und so manches gute Biogon, Travenon oder Pancolar ist zu schade, um es als Oldtimer in die Vitrine zu stellen. Wer zudem noch mit Zeit, Blende, Schärfentiefe und all diesen technischen Begriffen spielen und arbeiten möchte, die bei der Verwendung einer hochmodernen Automatik-Spiegelreflex langsam der Vergangenheit angehören, der wird nach wie vor zu einer "klassischen" Reflexkamera greifen. Auch wer mit einfachen Mitteln alle x-beliebigen Zubehörteile preiswert adaptieren will, für den ist das Schraubgewinde M42 immer noch die beste und mechanisch einfachste Lösung. Das gilt auch für den Neuanfänger oder Studenten, dessen BAFöG zwar den Kauf einer Kamera ermöglicht, für den Objektive aus dem Gelegenheitsfenster des Fotohändlers aber die einzige Möglichkeit sind, die Ausrüstung zu erweitern und sich schon mal ein großes Teleobjektiv oder ein Balgengerät dazuzuerwerben. Petri bietet hier mit seiner MF-1 eine erstaunlich preiswerte Kamera mit kreuzgekuppeltem Belichtungsmesser, kleiner, kompakter Bauform mit ansprechendem Design und sauberer technischer Verarbeitung.
Die MF-1 kostet in Chromausführung mit Objektiv 2,8/45 mm rund 420 DM, mit 1,7/50 mm ca. 460 DM und in schwarzer Ausführung ca. 475 DM.
Die uns zuerst zur Verfügung stehende Kamera (Seriennummer 224751) zeigte so starke Schwankungen des Verschlusses, daß ein zweites Exemplar (Seriennummer 152557) angefordert werden mußte. Die Messungen an dieser zweiten Kamera ergaben dann auch, daß es sich bei der ersten Kamera um einen Ausreißer gehandelt hatte. Allerdings zeigte auch die zweite MF-1 bei der 1/1000 sec unzulässig hohe Abweichungen von der Sollzeit.

Objektive: Verwendet werden können alle Objektive mit dem internationalen Gewindeanschluß M42x1. Petri bietet die MF-1 wahlweise mit einem Standardobjektiv 2,8/45 mm oder einem lichtstärkeren 1,7/50 mm an. Die uns zur Verfügung stehenden Objektive 1,7/50 mm sind recht kompakt konstruiert und passen sich so der Kamera gut an. Leider verfügen sie nicht über eine Geradführung, das Filtergewinde dreht sich also bei der Scharfeinstellung mit. Das bringt Nachteile bei der Verwendung von Polarisationsfiltern oder Effektvorsätzen. Der Blendenring ist recht schwergängig, die Form der Blende in abgeblendetem Zustand unsymmetrisch. Ein Blenden-Umschalter manuell/automatisch ist seitlich angebracht, in Verbindung mit der MF-1 aber unwichtig.

Belichtungsmessung: Die Kamera ist mit einer einzigen CdS-Zelle ausgestattet, was für eine Neukonstruktion allerdings etwas unverständlich ist. Die Anordnung der Meßzelle bringt eine stark integrale Ganzfeldmessung ohne ausgeprägte Mittenbetonung. Eine Abflachung der Empfindlichkeit nach oben, um das helle Himmelslicht bei Landschaftsaufnahmen etwas zu kompensieren, ist nicht feststellbar. Die ausgeprägte Ganzfeldmessung ist gerade für den weniger Geübten praxisgerecht und problemlos. Zur Einstellung der Filmempfindlichkeit wird ein Stufenschalter verwendet, der in Drittel-Blendenstufen jeweils um 1 D IN ansteigt. Der Bereich des Belichtungsmessers reicht von 15 DIN bis 33 DIN, entsprechend ASA 25 bis ASA 1600. Der Eigenheit des CdS-Fotowiderstandes entsprechend ist der Belichtungsmesser bei schnellem Wechsel der Lichtintensität träge und stellt sich nur langsam auf die neue Situation ein. Das ist besonders für Einstellung mit Offenblende und anschließender Abblendung zur Messung störend und kann zu Abweichungen führen. Der Belichtungsmesser wird durch Druck auf den Meßknopf an der Kameravorderseite aktiviert. Gleichzeitig schließt sich die Objektivblende auf den eingestellten Wert (Arbeitsblendenmessung). Der Meßknopf ist in Arbeitsstellung arretierbar. Da sich der Sucher je nach eingestellter Blende mehr oder weniger abdunkelt, ist der Nachführzeiger nicht besonders deutlich sichtbar. Die Information über eine vorzunehmende Veränderung der Zeit- bzw. Blendeneinstellung ist nicht genau definierbar. Es gibt kein Plus/Minus-Zeichen neben dem Belichtungsmesserzeiger, das aussagt, ob die gewählte Zeit-/Blenden-Kombination zu knapp oder zu lange ist. Störend ist auch, daß eine Information bzw. Einstellmöglichkeit im Sucher für eine absichtliche Korrektur um eine halbe oder eine ganze Blende fehlt. Man kann sich zwar behelfen, indem man den Zeiger des Belichtungsmessers knapp über oder unter dem Nachführring stehen läßt. Aber das ist bei der Petri MF-1 eine gefährliche Sache: bei viel Licht beträgt die Differenz der Zeigereinstellung von Ringmitte bis zum Ringrad nur etwa 1/6 Blendenstufe, bei wenig Licht können es aber bis zu drei ganze Blendenstufen werden. Insofern ist der Hinweis in der Bedienungsanleitung, bei gewünschter Unterbelichtung den Zeiger unter den Kreis zu stellen, mit Vorsicht handzuhaben! Die Meßtaste kann entweder mit dem Mittelfinger seitlich eingedrückt werden und der Zeigefinger kann auf dem Auslöser ruhen. Man kann aber auch vorher die Messung durchführen und dann umgreifen. Die erste Methode ist für schnelles Arbeiten zu empfehlen. Bleibt die Meßtaste in eingeschalteter, verriegelten Position versehentlich stehen, ist die Batterie erst nach ca. 500 bis 1000 Stunden leer, da die Kamera zur Messung nur sehr wenig Energie benötigt.

Verschluß: Es wird ein konventioneller, horizontal ablaufender Tuchverschluß mit mechanisch definierten Zeiten verwendet. Da alle Zeiten mechanisch gebildet werden, arbeitet die Mechanik auch ohne oder mit leerer Batterie. Die Verschlußzeiten sind mit Ausnahme der kürzesten Zeit 1/1000 sec ausreichend genau und bleiben weit innerhalb der nach DIN 19016 geforderten Werte. Das Verschlußzeitenrad ist griffgünstig angeordnet, die Zeiten sind gut ablesbar. X-Synchronisation 1/60 sec, Verschlußlaufzeit 13,7 msec, Verschlußoffenzeit 2,0 msec. X-Kontakt-Verzögerung kleiner 0,5 msec. Mittlere Vorhanggeschwindigkeit 1,75 m/sec.

Der Auslöser: Durch Trennung von Arbeitsblendenmessung und Auslösung konnte der Kraftaufwand zur Verschlußauslösung deutlich verringert werden, da der Auslöser die Blendenbetätigung nicht mit übernehmen muß. Der Auslöser ist weich, ein Druckpunkt ist zwar feststellbar, jedoch nicht eindeutig definierbar. Er liegt etwa bei 1 mm. Der Gesamtweg des Auslösers beträgt 2 mm. Auslösedruck 2,3 N (230 Gramm). Dieser Wert ist für eine mechanische Kamera günstig. Die Anordnung des Auslösers in einer Mulde im Zeitenrad ist gut gelöst. Eine Auslöserverriegelung ist nicht möglich.

Selbstauslöser: Mechanisches Vorlaufwerk mit wählbarer Vorlaufzeit von 5 bis 11 sec, Auslösung erfolgt über den Kameraauslöser.

Sucher: Fest eingebauter Pentaprismensucher mit zentralem Mikroprismenfeld, der von einem klaren Ring und einem feinen Mattscheibenring umgeben ist. Diese "Petri-Micromatic-Einstellscheibe" erleichtert die Scharfstellung bei längeren Brennweiten, ist aber bei der Standardbrennweite und bei Weitwinkelobjektiven nicht ganz so überzeugend und einem Schnittbildindikator etwas unterlegen. Der Sucher ist mäßig hell und für Brillenträger schlecht überschaubar. Die Abdunklung des Suchers bei der Messung ist systembedingt. Einzige Information im Sucher ist - neben dem Entfernungsmesser - der Nachführzeiger des Belichtungsmessers. Wie weiter oben bereits erwähnt, fehlt eine korrekte Angabe über Ober- oder Unterbelichtung. Die Größe des Sucherbildes beträgt 21,6x32,4 mm und zeigt somit 81,1 % vom Filmformat bzw. 86,8% des Dias. Das Sucherbild ist somit im Verhältnis zum tatsächlich aufgezeichneten Bild als relativ klein zu bezeichnen, was sich vor allem bei Reproduktionsarbeiten stärker und meistens störend bemerkbar machen kann.

Stromversorgung und Stromverbrauch: Für die Belichtungsmessung wird eine Quecksilberoxid-Batterie vom Typ Mallory RM 675 R o. ä. verwendet. Der Stromverbrauch ist sehr gering und beträgt für Messungen bei wenig Licht (EV 3) ca. 0,2 mA, bei viel Licht (EV 16) ca. 0,4 mA. Eine Batteriekontrolle fehlt. Der Hersteller versieht die Bedienungsanleitung mit dem knappen Hinweis: "Wenn die Nadel des Belichtungsmessers bei sich verändernden Lichtverhältnissen keinen Ausschlag zeigt, ist sie verbraucht und muß ersetzt werden.` Das ist natürlich keine exakte Angabe, andererseits kann der Anwender beruhigt sein, denn der Stromverbrauch zur Messung ist so gering, daß bei üblichem Gebrauch der Kamera die eingelegte Batterie mindestens ein Jahr tadellos arbeitet.

Weitere Ausstattung: Sucherschuh mit Mittenkontakt. Der Sucherschuh ist mittels einer Führung über das Sucherokular geschoben. Wird der Schuh nach oben abgezogen, erscheint ein üblicher Kabelkontakt. Eine recht interessante Konstruktion, die der der Olympus OM-Kameras etwas ähnlich ist. Die Verschlußzeiten sind farbig ausgelegt. Die X-Zeit 1/60 sec ist rot markiert, die Zeiten für Blitzlampen oder -würfel grün. Weiße Zahlen stehen für alle Zeiten, die nicht für Blitzaufnahmen verwendet werden. Das Bildzählwerk ist gut ablesbar. An der Rückseite der Kamera ist ein Memohalter angebracht. Eine recht schwache Stelle der Kamera in bezug auf gute Handhabung ist der Schnellaufzughebel. Zwar schmiegt er sich in Ruhestellung flach an das Gehäuse an. Er ist aber von dort recht schlecht in Bewegung zu setzen, da man ihn kaum fassen kann. Eine leichte Abhilfe wäre es zumindest, den Hebel so zu konstruieren, daß er nach ca. 15 Grad in Arbeitsstellung bleibt und nur bei Nichtgebrauch ganz eingeklappt wird. Ein Transport in mehreren Teilschwüngen ist nicht möglich, der Hebel muß einmal ganz durchgezogen werden. Der Rückspulknopf ist mit einer kleinen Kerbe versehen, die eine Kontrolle des korrekten Filmrückspulens ermöglicht. Etwas eigenwillig konstruiert ist die Filmaufwickelspule. Statt der üblichen Schlitze mit Fangzahn laufen die Schlitze nach rechts konisch zusammen. Das Filmeinlegen geht so recht gut. Leider fehlt aber an der Aufwickelspule ein Daumenrad, mit dem der Film etwas nachgespannt werden könnte.

Fazit: Wenn diese Kamera abschließend beurteilt wird, dann muß vorab auf das sehr günstige Preis-/Leistungsverhältnis hingewiesen werden. Die Petri MF-1 ist sehr kompakt, leichtgewichtig und von gelungenem Design. Das schwarze oder verchromte Gehäuse aus Alumiumdruckguß ist sauber verarbeitet. Störend sind das schlechte und kleine Sucherbild, die zu einfache Ausführung der Belichtungsmesser-Information, die Konstruktion von Schnellaufzugshebels und der schwergängige Blendenring des Objektives. Insgesamt aber keine Punkte, die der Petri MF-1 einen Verkaufserfolg verwehren werden. Die Möglichkeit, aus dem gesamten Weltmarktangebot von Objektiven und Fremdzubehör mit dem M42x1 Anschluß zu wählen, ist die Anschaffung wert.

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