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Aufnahmesysteme mit motorischem Filmtransport
Leica R3 Mot
Mit Motor-Winder R3 und Steuergerät Remote Control Leica R3
Es ist noch gar nicht so lange her, da bangte so mancher Fotofreund um das Haus Ernst Leitz in Wetzlar. Um ein Kamerawerk, dessen Produkte auf der ganzen Welt dazu beigetragen haben, jenen legendären Begriff "Made in Germany" zu prägen. Man sah und sieht die Leicas in der ganzen Weit, und auch während jener Krise, die die Leitz-Werke durchstehen mußten, in der es praktisch um Sein oder Nichtsein für diesen profiliertesten deutschen Kamerahersteller ging, hat der Name Leitz und der Begriff Leica nichts, aber auch gar nichts von seinem Image verloren, und das gleiche gilt auch für das unerschütterliche Vertrauen, das Fotografen in aller Weit ihren Leicas entgegenbringen. Aber man bangte um die Leitz-Mannen in Wetzlar, und hatte Grund dazu. Das ändert sich aber schlagartig mit dem Erscheinen der Leica R3, einer Kamera, die bei der sprichwörtlichen Leitz-Qualität und -Präzision auch sonst alles als Systemkamera bot, was sich ein engagierter Fotograf nur wünschen konnte. Vor allem jenes Belichtungsmeßsystem, das man auch der Leica R3 Mot jetzt mitgegeben hat, das durch einfaches Umschalten die Möglichkeit bietet, sowohl integral als auch selektiv zu messen. Und zwar mit einer Genauigkeit, die absolut keine Wünsche offenläßt. Übrigens: eine Verbesserung bei der Leica R3 Mot - durch zwei Signalsymbole im Sucher erkennt der Fotograf sofort, ob er integrale oder selektive Belichtungsmessung eingeschaltet hat. Doch ich greife den Dingen vor. Nach dem Erscheinen der Leica R3 begann auf dem Fotomarkt eine andere stürmische Entwicklung, die gar nicht mehr wegzudenken ist aus der praktischen Fotografie - die Entwicklung von Kameras mit motorischem Filmtransport.
Mancher Fotofreund war verärgert: Mit der Leica R3 hatte er zwar eine hervorragende Kamera - aber einen Motor hatten sie nicht, nicht einmal ein motorischen Anschluß war vorgesehen. Ein deutliches Handicap für jeden Profi, der einfach mit den Konkurrenten mithalten muß, eine arge Beschränkung aller Einsatzmöglichkeiten einer sonst so gut durchdachten Kamera wie der Leica R 3.
Es dauerte - bis jetzt. Und für viele Fotofreunde dauerte es fast zu lange. Aber jetzt ist sie da, die Leica R3 Mot mit ihrem Motor-Winder R3 und dem elektronischen Steuergerät Remote Control Leica R. Das klingt wie ein Fanfarenstoß, und das ist auch einer, denn wieder brach man bei Leitz nicht mit einer uralten Tradition: Wer inzwischen eine Leica R3 erwarb, der kann sie jetzt zu einem vernünftigen Preis in eine Leica R3 Mot umrüsten lassen und hat damit alle jene interessanten neuen Möglichkeiten zur Verfügung, die die neue Leica R3 Mot mit Winder und Steuergerät dem Fotografen bietet. Ich meine, daß man im Hause Leitz hier eine sehr verbraucherfreundliche Tradition bis zur Perfektion ganz bewußt weiterpflegte, und daß diese Tradition das große Vertrauen aller Leica-Freunde nicht nur stärken, sondern dem Hause Leitz auch neue Freunde hinzugewinnen wird.
Leica R3 Mot plus Motor Winder eine Motorkamera mit vielen neuen und gut durchdachten Features: Beim Erscheinen einer neuen Kamera mit Motor und Winder auf dem Markt ist manch einer versucht, achselzuckend festzustellen - schon wieder eine. Oder etwas von "Winderitis" zu murmeln. Sobald er aber die Leica R3 Mot mit ihrem Motor-Winder R3 in die Hand nimmt, und sofern er bereits die Vorteile, die der motorische Filmtransport dem engagierten Fotografen und Anwender bietet, kennt, denkt er ganz bestimmt schon nach wenigen Minuten ganz anders darüber.
Bei Leitz in Wetzlar dachte man gar nicht daran, einfach eine weitere Motorkamera zu bauen, sondern man hatte aus den Fehlern anderer gelernt. Um vorweg nur einiges von dem zu nennen, was mir sofort äußerst angenehm auffiel: Kaum ein anderer motorischen Filmtransport, den ich kenne, läßt sich so problemlos und schnell an die Kamera anmontieren. Grund: Auch bei Leitz verzichtet man auf die Schraube mit dem Groschenschlitz, statt dessen verwendet man eine gut-griffige Knebelschraube, deren Bügel einklappbar ist (um gerecht zu bleiben, es gibt auch andere Hersteller, die das begriffen haben, z. B. Contax und Mamiya).
Neben der Transportkupplung des Motor-Winders befindet sich ein Justierstift, der bei der Motor-Winder-Montage in eine Bohrung des Kamerabodens greift. Damit ist ein falsches Ansetzen des Motor-Winders unmöglich, genauso wie eine falsche Justierung. Obwohl der Motor-Winder selber an seiner Unterseite ein Stativgewinde aufweist, hat er noch einen zweiten Anschluß für einen eigens zu dem Motor-Winder konstruierten Stativhalter, der bei längeren Telebrennweiten sehr von Vorteil ist und ein wesentlich bequemeres und schnelleres Arbeiten ermöglicht. Vergeblich sucht man am Motor-Winder Hebel oder Schalter - ein einziger Hauptschalter am Kameragehäuse genügt, und Motor-Winder samt Kamera sind sofort betriebsbereit. Aber damit bin ich bereits mitten in den besonderen Features, die dieser Motor-Winder zu bieten hat.
Leica Motor-Winder R3 - durch seine neuartige Konstruktion ein äußerst praktikables Gerät: Sehen wir uns den Motor-Winder einmal genau an. Ist der Motor-Winder R3 mit der Leica R3 Mot gekoppelt, kann auf drei verschiedene Arten ausgelöst werden. Einzelbildaufnahmen erfolgen durch den Kameraauslöser am Gehäuse, Serienaufnahmen durch einen separaten Auslöser am Motor-Winder R3, Einzelbild- oder Serienaufnahmen lassen sich auch durch Zubehör über die Anschlußbuchse am Motor-Winder auslösen. Gleich, ob die Belichtungsautomatik der Kamera oder die manuelle Einstellung der Verschlußzeiten gewählt wird - im Zusammenhang mit dem Motor-Winder können alle Zeiten von 4 Sekunden bis 1/1000 Sekunde verwendet werden. Der elektronisch gesteuerte Winder paßt sich der jeweiligen Belichtung auch bei Serienschaltung automatisch in seiner Auslösefrequenz an. Zum Motor-Winder gibt es ebenfalls einen mittels Münzschlitzschraube schnell montierbaren Handgriff mit einstellbarer Lederschlaufe für die Hand. Er hat seinen Sitz an der rechten Kameraseite, verfügt über einen eigenen Auslöser, mit dem Serienaufnahmen gemacht werden können. Einzelaufnahmen natürlich auch bei etwas vorsichtigem Finger, da der Auslöser am Handgriff nicht umstellbar ist. Preis des Handgriffs: ca. 75 DM.
Maximale Geschwindigkeit: 2 Bilder pro Sekunde
Die maximale Bildfrequenz des Motor-Winders bei Serienaufnahmen beträgt 2 Bilder/sec, die er nach meinen Erfahrungen nicht nur mit Leichtigkeit schafft, sondern auch problemlos durchhält.
Was aber sofort beim Auslösen auffällt - der extrem leise Lauf dieses Motor-Winders, der durch das ebenfalls sehr leise und weiche Ablaufen des Verschlusses der Leica R3 Mot noch unterstrichen wird! Der leise Lauf ist kein Zufall, sondern aufwendige Konstruktion. Ein elektronisch gesteuerter DC-Mikromotor mit eisenlosem Läufer und ein nachgeordnetes Schneckengang-Getriebe sind die Ursache. Zusammen mit der Contax RTS und ihrem Profi Motor Drive ist die Leica R3 Mot plus Motor-Winder R3 das leiseste Aufnahmeteam`, das ich je in der Hand gehalten habe. Aber für so bedeutend ich diesen konstruktiven Aufwand auch halte, die Leica R3 Mot und ihr Motor-Winder haben noch andere Features, die für mich beim praktischen Einsatz mindestens so wichtig sind.
Die Energieversorgung des Leica Motor-Winders R3: Ungewöhnlich ist schon das Batterie/Akku-Gehäuse. Es ist nicht - wie meist üblich - in den Motor-Winder integriert, sondern ein leicht austauschbarer separater Bestandteil. Ein Druck auf die Verriegelungstaste für das Batterie/Akku-Gehäuse, und man hat es entweder in der Hand oder kann ein neues einschieben. Das hat den Vorteil, daß man ein zweites Batterie/Akku-Gehäuse stets bei sich führen und nach Bedarf austauschen kann. Gut bei Kälte, man kann das Ersatzgehäuse in der körperwarmen Rocktasche mit sich führen, gut auch bei harten Anforderungen an die Kamera, wo viele Serien hintereinander geschossen werden müssen. Aber das ist nicht alles. Ebenfalls einschiebbar in den Motor-Winder und als Zubehör erhältlich ist ein Adapter für Fernversorgung, desgleichen gibt es einen Halter für das Batterie/Akku-Gehäuse, in dem es mittels eines Ladegerätes (sofern mit 6 Nickel-Cadmium-Akkus a 1,5 V bestückt) gleich wieder aufgeladen werden kann. Zusätzlich - für stationäre Aufnahmen, im Atelier usw., steht außerdem ein Netzgerät zur Verfügung, das genau wie der Adapter für Fernversorgung an die fünfpolige Buchse für Fernauslösung angeschlossen wird. Selbstverständlich sind beim Motor-Winder R3 alle Anschlußstecker durch ein Einschraubgewinde mit Überwurfmutter gegen unbeabsichtigtes Herausziehen gesichert, und die Anschlußstecker sind erfreulich klein gehalten.
Bei geringer Spannung schaltet der Motor-Winder ab
Zu kritisieren wäre, daß der Motor-Winder R3 keine LED-Anzeige hat und auch keine Ladekontrolle für die Batterien. Aber diese Kritik träfe nicht, denn bei Leitz hat man dieses Problem ganz bewußt anders gelöst. Bei zu geringer Spannung der Batterien oder Akkus schaltet der Motor-Winder ab. Auf diese Weise wird zuverlässig verhindert, daß der Motor bei Unterspannung, durch Versagen der Rutschkupplung etwa, unbemerkt unter Strom stehenbleibt. Dabei würde sich der DC-Mikromotor unweigerlich unzulässig erhitzen und der Motor-Winder Schaden nehmen. Gewiß, eine LED-Kontrolle würde ebenfalls anzeigen, daß der Motor-Winder nicht abgeschaltet ist. Aber ich meine, daß der von Leitz eingeschlagene Weg mindestens ebensogut ist, wenn nicht sogar sicherer. Und das trifft durch die problemlos mitzuführende und komplett bestückten Ersatz-Akku/Batteriegehäuse bezüglich der Batterie/Alkku-Ladekontrolle sicherlich ebenfalls zu: Der Motor schaltet ab - neues Ersatzbatterie/Akku-Gehäuse rein, fertig. Kommt noch hinzu, daß man ein genaues Bild über den Ladezustand von Akkus bzw. Batterien nur dann kriegt, wenn man unter Belastung mißt.
Ein weiteres, sehr wichtiges und interessantes Zubehör soll nicht vergessen werden.
Das elektronische Steuergerät Remote Control Leica R: Mancher wird denken, Spielerei! Er wird seine Meinung schnell ändern, wenn er die Vielseitigkeit die nützlichen Gerätes kennengelernt hat. Seine bevorzugten Anwendungsgebiete: Tierfotografie(Auslösungen über Kabel bis zu gut 100 m sind möglich), Porträtstudien und sonstige Atelieraufnahmen, Werbefotografie, wissenschaftliche und technische Serien, Intervall- und Zeitrafferaufnahmen jeglicher Art. Das Steuergerät ist leicht zu bedienen, zumal auf seiner Unterseite eine übersichtliche und leicht verständliche, mehrsprachige Bedienungsanleitung eingraviert wurde. Auch die Bedienelemente sind sehr übersichtlich angeordnet.
Ihre Funktionen lassen sich hier nur tabellarisch erfassen.
Die breite Drucktaste: Sie dient zur Einzelbild- und Serienauslösung.
Die Digitalanzeige: Rot leuchtende Siebensegmentanzeige, leuchtet bei Belichtung einer Aufnahme für ca. 2 sec auf, zeigt die Zahl der Aufnahme an. Durch 9 mm hohe Ziffern sehr gut ablesbar.
Die Ablesetaste: Mit ihr kann der jeweilige Aufnahmestand in jeder Phase abgelesen werden, auch in laufenden Serien.
Die Eingabetaste: Sie dient der Korrektur und Nullstellung der Digitalanzeige. Bei Nullstellung müssen Ablese- und Eingabetaste gleichzeitig gedrückt werden, der Leica/Test-Schiebeschalter auf Test stehen.
Schiebeschalter Leica/Test: Er hat verschiedene Funktionen. Stellung Leica: Kamera wird durch Drucktaste oder Intervallschalter ausgelöst. Stellung Test: Intervallschalter kann mittels Drehschalter genau programmiert werden, ohne daß dabei die Kamera auslöst. Eine gesonderte Anzeige in der Digitalanzeige signalisiert das gewählte Intervall. Bei Umstellung von Test auf Leica löst die Kamera im vorgewählten Intervall aus.
Der Intervall-Drehschalter: Mit ihm lassen sich die automatischen Auslöseintervalle stufenlos einregeln. Durch einen Schiebeschalter kann er auf zwei Bereiche eingesteuert werden. Stellung "1x" bedeutet ca. 1 Bild alle 0,5 sec bis 1 Bild jede Minute. Stellung "10x" bedeutet ca. 1 Bild alle 5 sec bis ca. 1 Bild alle 10 Minuten. Da die Umschaltung digital erfolgt, ist sie sehr genau. Der Preis für dieses vielseitige kleine und sehr handliche Steuergerät: ca. 240 DM.
Abmessungen: 120x60x30 mm. Gewicht: mit serienmäßigem Anschlußkabel 220 g. Dieses Steuergerät ist ausschließlich zur Verwendung an der Leica R3 Mot plus Motor-Winder R3 bestimmt.
Fazit: Die Leica R 3 Mot plus Motor-Winder R3 plus Steuergerät Remote Control Leica R bildet eine sehr handliche, praktikable und vielseitige Aufnahmeeinheit. Sowohl von der Verarbeitung als auch von der Ausstattung her machten die drei Geräte auf mich einen sehr guten Eindruck. Auch mit Motor-Winder lag die Leica R3 Mot sehr gut in der Hand. Ihre Bedienung erwies sich als einfach, übersichtlich und schnell. Bestimmt eine System-Motor-Winder-Kamera der Spitzenklasse, die viele Freunde finden wird.
Das Leica-R-System ist also nun auch in Hinsicht auf motorischen Filmtransport auf den modernsten Stand gebracht worden, wobei gleichzeitig eine neue Leica, eben die R3 Mot in das System integriert wurde. Die grundsätzlichen, bewährten Vorteile des Gehäuses finden sich auch hier selbstverständlich, wobei die Möglichkeit der umschaltbaren Messung von Integral auf Spot gerade in Verbindung mit Motor-Winder erneut die Universalität der Leica R3 unterstreicht: Es gibt zahlreiche Motive der Motor-Winder-Fotografie, die ausschließlich durch Spot-Messung erst richtig belichtet werden können. Denken wir beispielsweise an ein dunkles Flugzeug, umgeben von sehr hellen Himmelspartien. Hier würde integrale Messung zu Fehlergebnissen führen, während die (noch dazu) vollautomatische Spot-Messung eine exakte belichtungstechnische Bewertung des Flugzeuges zuverlässig erbringt und zu besseren Bildresultaten führt.
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