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Test & Technik
Spezialist mit besten Verbindungen
Die Nikon F4 und ihr System
Nicht die Anzahl der Ausstattungsmerkmale macht eine Kamera professionell, sondern die Möglichkeiten, sie durch entsprechendes Zubehör für Spezialaufgaben zu modifizieren. Auch hier bietet die Nikon F4 mehr als alle anderen.
Für Berufsfotografen ist eine Kamera nur so gut wie das System, das dahinter steht. Die Aufgabenbereiche professioneller Fotografen sind so unterschiedlich und die Lösungen fotografischen Probleme so individuell, daß es schon deswegen keine Kamera geben kann, die in ihrer Grundausstattung allen Anforderungen gerecht wird. Die ideale Ausstattung für eine Reportage im ewigen Eis der Bergriesen des Himalaya wird anders aussehen als die für eine Durchquerung der Sahara. Ein Tierfotograf wird anderes Zubehör nützen als sein Kollege in der Modebranche. Der Wissenschaftler im Labor benötigt eine andere Ausrüstung zur Dokumentation seiner Arbeiten als der Astronaut im Raumschiff. Und der rasende Reporter einer Illustrierten wird wiederum auf andere Dinge wert legen als jemand, der sich auf poetische Landschaftsfotos spezialisiert hat.
In der Möglichkeit, sich individuell um seine Kamera herum ein optimales Aufnahmesystem für die jeweilige Aufgabenstellung zusammenstellen zu können, liegt die große Stärke der Nikon F4. Weit über 300 Zubehörteile erweitern die Einsatzmöglichkeiten dieser Kamera in schier unvorstellbare Dimensionen. Das beginnt schon mit der großen Auswahl an Wechsel- und Spezialobjektiven. Von dem Super-Fisheye mit nur 6 mm Brennweite bis zum 2000-mm-Tele reicht die riesige Palette von über 80 Objektiven, Konvertern oder Zwischenringen. Hinzu kommen die verschiedenen Daten- und Steuerrückwände, ein Langfilmmagazin, unterschiedliche Batterie- und Netzteile für die Stromversorgung, Fernsteuerungszubehör für drahtlose Fernauslösung aus Entfernungen bis zu 700 Metern oder kabellose Fernauslösung durch Impulse von moduliertem Licht aus Entfernungen bis zu 60 Metern, Nahaufnahmezubehör wie Balgengeräte, Zwischenringe, Nahlinsen und ein Makroblitz.
Die Nikon F4 und ihr System sind ausgerichtet auf Leute, die mit der Fotografie ihr Geld verdienen. Das wiederum bedeutet, daß eine wichtige Komponente im Nikon-System die Geräte sind, die dafür sorgen, daß die Fotos auch auf dem schnellsten Wege zum Verbraucher, sprich in die Redaktionen oder Agenturen kommen. Zwei einfach zu bedienende Geräte für die schnelle Bildübermittlung über das normale Telefonnetz ergänzen hier optimal das Nikon-Aufnahmesystem.
Bildübermittlung per Telefon
Für die aktuelle Schwarzweiß-Berichterstattung dient der Nikon Transmitter NT-1000. Er kann über jede Telefonleitung Schwarzweiß-Negative oder -Dias an konventionelle Bildempfänger versenden. Durch das eingebaute Zoomobjektiv kann der Fotograf vorher sogar den Bildausschnitt exakt bestimmen. Außerdem besteht die Möglichkeit, den Kontrast der Vorlage zu beeinflussen. Das geschieht wahlweise automatisch oder manuell.
Erst im Frühjahr dieses Jahres wird der neue Nikon Transmitter NT-2000 lieferbar sein. Mit ihm lassen sich dann nicht mehr nur Schwarzweiß-Negative oder -Dias durch das Telefon um den Erdball jagen, sondern auch farbige Kleinbildvorlagen. Und zwar ebenfalls an jeden herkömmlichen Bildempfänger. Das wird dadurch ermöglicht, daß dieses Gerät Farbauszüge und Masken für jede Grundfarbe einzeln erstellt, die dann auch einzeln gesendet werden. Über eine spezielle Datenverarbeitung mit einer von Nikon entwickelten Software lassen sich auch bei dem Farbtransmitter Kontraste und Farben beeinflussen.
Für die Übertragung herkömmlicher 35 mm in digitale Bildspeicher wurde der Nikon LS-3500 entwickelt. Mit diesem Scanner werden herkömmliche Kleinbildvorlagen digitalisiert und können dann anschließend elektronisch bearbeitet werden. Dabei sind Manipulationen hinsichtlich der Farbe, des Kontrastes und des Bildausschnittes möglich. Die Käufer solcher Geräte sind vor allem Hersteller und Anwender elektronischer Bildspeichergeräte.
Ein weiterer Baustein für die Kombination von herkömmlicher und elektronischer Bildaufzeichnung ist der Nikon TV-Fernsteuerungs-Video-Sucher zur F4. Dieses bisher nur als Prototyp gezeigte Gerät wird an Stelle des Standardsuchers auf die F4 gesetzt. Die eingebaute Mini-Video-Kamera überträgt dann das Mattscheibenbild auf einen Monitor. Mit einer dazugehörigen Fernsteuereinheit lassen sich nicht nur alle Kamerafunktionen außer dem Selbstauslöser steuern, sondern auch die auf einem fernsteuerbaren Stativkopf montierte Kamera. So kann der Fotograf auf dem Bildschirm den Bildausschnitt festlegen und wenn ihm das Bild gefällt, die Kamera auslösen. Und das aus einer Entfernung bis zu hundert Metern. Das ganze System besteht aus dem Sucherkopf mit der integrierten Kamera, einem Stromversorgungsteil und der Fernsteuereinheit. Als Bildsensor des TV-Suchers dient ein 2/3-Zoll-CCD-Chip mit 510x492 nutzbaren Bildpunkten.
Als Aufnahmeobjektiv dient eine f2/20-mm-Optik mit automatischer Blendensteuerung und IR-Sperrfilter. Einsatzmöglichkeiten für die ferngesteuerte Nikon F4 mit TV-Sucher sind zum Beispiel wissenschaftliche Aufnahmen etwa in Operationssälen oder Sportfotos von extremen Aufnahmestandpunkten.
So werden zum Beispiel ferngesteuerte Fotos mit exakt festgelegten Bildausschnitten aus der Zirkuskuppel oder von einer über dem Boxring beziehungsweise neben einer Hürde angebrachten F4 möglich. Um ganz exakt den Bildausschnitt festlegen zu können, fehlt nur noch ein Zoomobjektiv mit fernsteuerbarer Brennweitenverstellung. Vielleicht sind ja die bisher nicht genutzten Kontakte im neuen Nikon AF-Bajonett für die Steuerung eines solchen Zoomobjektives gedacht?
Entfesselt Blitzen
Gerade in der individuellen Lichtführung zeigt sich der Könner unter den Fotografen. Mit den entsprechenden Nikon TTL-Blitzkabeln kann der Fotograf seine künstlichen Sonnen ganz nach seinem persönlichen Geschmack und den beabsichtigten Effekten plazieren, ohne dabei auf die Vorzüge der automatischen Blitzlichtsteuerung verzichten zu müssen. Bis zu fünf Nikon-Blitze lassen sich durch das Nikon TTL Multiflash-System miteinander kombinieren. Dabei funktioniert die AF-Einstellung durch den eingebauten Rotlicht-Illuminator im Blitzgerät auf der Kamera auch bei völliger Dunkelheit.
Da eine Profikamera sich aber auch mit großen Studioblitzanlagen und anderen Spezialblitzen kombinieren lassen muß, gibt es an der Nikon F4 nach wie vor neben dem Blitzschuh einen separaten Synchronanschluß. Damit die Verbindung auch hält, verfügt dieser Anschluß sogar über ein Gewinde für das einschraubbare Nikon-Synchronkabel, ein vielleicht weniger spektakuläres, aber dafür um so praktischeres Zubehör.
Wie die Aufgabe auch immer lauten mag, mit der Nikon F4 hat der Profifotograf Anschluß an ein gewaltiges Zubehörprogramm, mit dem er die Kamera seinem speziellen Aufgabenbereich und Motiv-Vorlieben anpassen kann. So sorgen die Nikon F4 und ihr Programm dafür, daß er den Anschluß nicht verliert und wichtige Verbindungen erhalten bleiben.
Darüber hinaus ist es beruhigend zu wissen, daß die Nikon F4 auch normale fotografische Aufgaben mit der Nikon-üblichen Perfektion erledigt. Zusammenfassend muß man zweifelsohne feststellen: Diese Kamera repräsentiert in eindrucksvoller Weise das heutzutage technisch Machbare in der Kleinbildfotografie. Die Zubehörperipherie unterstreicht dies.
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