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Alexander Borell Kommentar

Zukunftsmusik

Ricoh Mirai

Ricoh, schon immer gut für technischen Fortschritt, hat das neueste SLR-Modell Mirai (Zukunft!) genannt. Ob die Zukunft für Spiegelreflexkameras wirklich so aussehen wird, muß sich zeigen: Nach praktischer Arbeit mit der Mirai habe ich nichts dagegen.

Als der badische Forstmeister Freiherr von Drais auf den Gedanken kam, zwei Räder mit einem Balken zu verbinden, sich draufzusetzen und damit loszustrampeln, hat vermutlich auch niemand daran gedacht, daß hiermit die Zukunft des Fahrrads begann. Grundsätzlich hat es sich ja auch nicht geändert: Noch immer ist ein Rad vorn, das andere hinten.
Nicht anders geschah es - bis heute! - den Kleinbildkameras: ein flacher Behälter für den perforierten Film, der zwischen Ab- und Aufwickelspule vom Objektiv durch den Verschluß belichtet werden kann. Von dieser Ur-Leica bis heute zur Nikon F-4 hat sich an diesem Prinzip nichts geändert. Während ich mir jedoch ein Fahrrad mit zwei Rädern nebeneinander nicht vorstellen kann, scheint es mir sehr wohl denkbar, daß man hochtechnisierte elektronische Kameras, besonders seit es hervorragende Zoomobjektive gibt, völlig neu konzipiert. Ricoh jedenfalls hat das getan, aus meiner Sicht mit Erfolg.
Zunächst scheint es nötig, auf einen verbreiteten Irrtum hinzuweisen: Im Gegensatz zu einigen Versuchen, Kompaktkameras mit SLR-Modellen zu kreuzen - woraus Zwitter entstanden sind! -, ist die Mirai eine echte Spiegelreflex! Alles, was technisch und elektronisch heute zu einer leistungsfähigen SLR-Kamera gehört, wurde von Ricoh um das Vierfach-Zoom 35-135 mm gewissermaßen herumgebaut. So entstand tatsächlich eine ganz neue Kamerakonzeption. Und weil sich das Batteriefach als solider Handgriff in verschiedene Stellungen abklappen läßt, liegt die Mirai selbst in nervösen Händen ausgesprochen ruhig, was verwacklungsfreie Aufnahmen selbst mit längeren Verschlußzeiten möglich macht.
Was bisher alle anderen Kamerahersteller, sei es aus Engstirnigkeit oder Unwissenheit, nicht fertiggebracht haben: Bei Ricoh hat man den einzig vernünftigen Weg gefunden: Sie können die Mirai ja nach Verwendungszweck entweder mit dem 6V-Lithiumblock oder (!) mit vier normalen Batterien mit Strom versorgen.
Diese Kamera kann nahezu alles, was ein engagierter Fotograf sich wünscht; jedenfalls bestätigt dies die Arbeit in der normalen Praxis. Einige zusätzliche Hinweise scheinen mir trotzdem wichtig: Unter dem Sucherbild erkennen Sie ständig und deutlich Verschlußzeit und Blende, egal ob per Programm oder manuell gewählt ein Vorteil zu gezielter Bildgestaltung. Der Verschlußzeiten Umfang von vollen 32 Sek. bis zur 1/2000 wird selbst von einer viermal so teuren Spitzenkamera neuester Schöpfung nicht erreicht, und dürfte somit auch für uns Hobbyfotografen genügen. Hinzu kommt noch der aktive Meßstrahl für die AF-Einstellung, die Fotografieren auch bei Dunkelheit erlaubt. Nicht weniger wichtig scheint mir die individuelle Korrekturmöglichkeit bei DX-kodierten Filmen, sowie die Leitzahl 20 des eingebauten Blitzes zu sein, der außerdem für längere Belichtungszeiten (Raumatmosphäre und Aufhellung!) einstellbar ist. Wo sich nichts dreht, kann nichts kaputtgehen, wo keine Zähne den Film transportieren, kann er nicht ausreißen: Die Mirai tastet den Filmtransport elektronisch über die Perforation sehr präzise ab. Das ergibt aus einer 36er Patrone 37 Aufnahmen.
Ein knappes Kilo scheint im ersten Augenblick schwer, und leicht ist die Mirai tatsächlich nicht, aber überlegen Sie mal: Kamera, Motorantrieb, mindestens drei Brennweiten (35 - 75 -135), und zudem noch der eingebaute Blitz: Was wiegt das denn in konventionellem Transport in Einzelteilen? Mit ihrer kompakten Form läßt sich diese Kamera - in praktischer Einstecktasche - ebenso leicht überall verstauen wie ein kleines Zigarrenkistchen.
Wem Vorhandenes noch nicht genügt, der kann auch einen Televorsatz - und damit bis 200 mm - ebenso bekommen, wie einen Zusatzblitz mit TTL-Messung und Leitzahl 30.
Mit der Mirai zu fotografieren macht nicht nur Vergnügen: Die Aufnahmen werden auch in schwierigen Lichtsituationen korrekt in Schärfe und Belichtung. Ob Sie damit auch gute Bilder machen, liegt allein bei Ihnen: Alle Voraussetzungen dazu hat die Mirai.

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