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Olympus OM 101 Power Focus
Daumenschraube
Olympus weitet das Angebot an Spiegelreflexkameras aus. OM 101 heißt die neueste und sie ist keine Autofokuskamera.
Die neue Olympus OM 101 ist keine Autofokuskamera? Aber wieso hat das Normalobjektiv PF 2/50 mm keinen Scharfstellring? Wieso lassen sich die Olympus AF-Objektive an der OM 101 verwenden? Was hat die Autofokus-Kurbelwelle im Bajonett dieser Kamera zu suchen?
Manuelle Schärfe per Motor
Die Antwort heißt "Power-Focus". Sie ist schon längst bekannt, wenn man sich die 0M 707AF richtig anschaut. Soll bei dieser AF-Kamera manuell fokussiert werden, so braucht man nur einen Schiebeschalter auf der Rückseite der Kamera noch rechts oder links zu schieben. Die eigentliche Einstellarbeit übernimmt dann der AF-Motor Allerdings ist die Schärfenfindung etwas schwierig, da sich ein Schiebeschalter nicht so präzise bedienen laßt, wie ein Einstellring.
Offensichtlich war dieses Manko auch den Olympus-Konstrukteuren bekannt, und sie spendierten der OM 101 wieder den Einstellring - nur auf der Rückseite der Kamera und nicht mehr am Objektiv. Fokussieren mit der OM 101 heißt also: Kamera hochnehmen, Motiv anvisieren, mit dem Daumen das Einstellrad drehen, bis der Schnittbildindikator und der Mikroprismenring im hellen Sucherbild keine Unscharfe mehr erkennen lassen. Drehen nach links: das Objektiv wird Richtung Unendlich verstellt. Drehen nach rechts: das Objektiv wird Richtung kleinste Einstellentfernung verstellt. Befürchtungen, daß das manuelle Fokussieren mit OM 101 ähnlich problematisch sein könnte wie mit der großen Schwester, vergehen schon bei den ersten Aufnahmen. Der Fokussiermotor registriert die geringste Bewegung am Einstellring und setzt sie zuverlässig in Fokussierbewegung um - ganz schnell, um erst einmal in die Nähe der Schärfe zu kommen und auch ganz langsam, um die Scharfe präzise auf den Punkt zu bringen. Jetzt ist klar, warum AF-Objektive an der OM 101 eingesetzt werden können: auch sie werden von der Kamera aus motorisch scharfgestellt, nur können die Steuerbefehle bei der OM 707 entweder von der AF-Einrichtung oder vom Fotografen bekommen.
Günstiger Preis - auf Kosten der Schärfenautomatik
Die Einsparung der AF-Einrichtung sowie die Konzeption eines neuen Standardobjektivs PF 2/50 mm - machen es möglich, diese Kamera für unter 500 Mark anzubieten, und was bisher eher als Spielerei der Olympus-Konstrukteure erschien, erhält plötzlich einen Sinn. Da gibt es für nicht einmal einen halben Tausender eine Kamera, ohne die Schärfenautomatik, die mancheiner eben gar nicht haben will, aber mit den anderen Vorteilen einer modernen vollautomatischen Kamera, mit der jeder umgehen kann, auch wenn Aufnahmetechnik für ihn ein Greuel ist. Eine Programmautomatik nimmt ihm die Sorge um die richtige Belichtung ab; eine Gegenlichttaste gibt ihm die Gelegenheit, auch mit solchen Motiven fertig zu werden, die von großen hellen Flachen bestimmt werden; die DX-Abtastung stellt sicher, daß er nicht vergißt, die richtige Filmempfindlichkeit einzustellen; ein Motor transportiert den Film für ihn, ein Selbstauslöser gibt ihm die Möglichkeit selbst aufs Bild zu kommen. Leider ist es bei der OM 101 nicht möglich, auch Filme ohne DX-Kodierung zu verwenden.
Auf Zuwachs ausgelegt
Und wenn sich der Fotograf über dieses Anfangsstadium hinaus entwickelt hat? Dann steht ihm die Einfachheit der OM 101 dennoch nicht im Weg. Ein Manual-Adapter erlaubt es ihm, mit Zeitautomatik nach Blendenvorwahl zu arbeiten oder Zeit und Blende nach Gutdünken einzustellen. Die Möglichkeit (fast) alle Zuiko-Objektive mit Zeitautomatik nach Blendenvorwahl am Objektiv und mit manueller Scharfstellung am Objektiv zu verwenden, weitet den Einsatzspielraum dieser Kamera noch einmal aus, wenn auch leider eine Belichtungsanzeige im Sucher entfällt, und der Fotograf in Sachen Belichtung im Dunkeln tappt. Unter normalen Lichtverhältnissen und wenn die Blende nicht ganz zugedreht wird, sind aber richtig belichtete Bilder kein Problem. Die Einbindung der neuen OM 101 in das OM-System gestattet es auch, außer dem sehr schönen, kleinen neuen TTL-Blitz TLB (LZ 18, Leuchtweite zwischen 14 cm [!] und 9 m mit dem PF 2/50 mm), alle Olympusblitzgeräte mit dieser Kamera zu verwenden.
Zwischenergebnis
Nach dem ersten halben Dutzend Filme (mehr Zeit ließen der späte Termin der Pressekonferenz und die gestrenge Chefredaktion leider nicht für diesen ersten Bericht), aufgenommen mit der OM 101, dem PF 2/50 mm, einigen Zuiko-Objektiven, den Blitzgeräten T32 und F280 möchte ich als Zwischenergebnis dieser "kleinen' Olympus als Lob aussprechen: die Scharfstellung ist zwar ungewohnt, aber problemlos; die Kamera sieht nicht nur gut aus, sondern sie liegt auch gut in der Hand; die Belichtung ist immer dann in Ordnung, wenn eine mittenbetonte Integralmessung gute Ergebnisse erzielen kann; Gegenlichtmotive lassen sich recht gut in den Griff bekommen; an der TTL-Blitzbelichtung ist nichts auszusetzen. Als Tadel ist nach dieser ersten Begegnung festzuhalten: Für Linkshänder und Linksäuger (Fotografen also, die das linke Auge nicht zukneifen können) ist die Kamera unpraktisch; daß die Sucherinformation bei Verwendung von Zuiko-Objektiven außer Betrieb ist, schränkt die lobenswerte Systemerweiterung um die älteren Objektive gleich wieder ärgerlich ein.
Plus
+ Schönes, handliches Gehäuse.
+ Bequeme Bedienung auch mit einer Hand.
+·Helles Sucherbild.
+ Ins OM-System weitgehend integriert.
Minus
- Nur DX-Filmempfindlichkeitseinstellung.
- Kein Meßwertspeicher.
- Keine Sucheranzeigen bei Verwendung von Zuiko-Objektiven.
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