← Zurück
Artikel
Normtest
Yashica 200 AF
Solide Basis
Im Hause Kyocera ist zur Zeit die Marke Yashica für Autofokus zuständig, während Contax noch mit manuell scharfzustellenden Kameras Verkäufe tätigen soll. Neu im Autofokuslager: die Yashica 200 AF, eine vereinfachte Form der Yashica 230 AF. Normtest hat geprüft, ob die neue AF-Yashica eine solide Basis für eine AF-Reihe ist.
Die ersten Unterschiede zwischen der Yashica 200 AF und der Yashica 230 AF, die auf den ersten Blick auffallen: die 200 AF ist noch ein bißchen rundlicher als die große Schwester und sie bietet ihn nicht - jenen Miniblitz, der sich aufs Dachkantprisma der 230 AF schmiegt, als wär's ein Stück von ihm. Das Mehr an handfreundlichen Abrundungen und Abschrägungen nimmt ihr ohnehin niemand übel, und auf den Miniblitz - so gut er paßt und so bequem er manchmal ist kann man leichten Herzens verzichten, wenn der Rest stimmt. Schauen wir den Rest der Reihe noch an.
Die Kamera
Motor: Da die Yashica 200 AF natürlich über einen eingebauten Winder verfügt, der den Film 1,7 mal pro Sekunde transportiert und dabei den elektronisch gesteuerten Schlitzverschluß spannt, fehlt ein Schnellschalthebel. Seinen Platz nimmt ein Monitor ein.
Monitor: Der Monitor ist in drei Segmente unterteilt. Ein waagerechtes Segment über die gesamte obere Breite zeigt die Betriebsart an, gegebenenfalls ist hier auch zu erkennen, ob von der Möglichkeit des Program-Shift Gebrauch gemacht wurde. Ein fast quadratisches Segment links darunter ist dem Bildzählwerk sowie der Sekundenanzeige bei "B"-Aufnahmen vorbehalten. Das dritte Segment zeigt Verschlußzeit und Blende, die Winder- und die Autofokusbetriebsart, außerdem sind hier die Symbole für Blitz- und Selbstauslöserbetrieb sowie für die Batterieprüfung untergebracht.
Einstellelemente: Vor dem Monitor hat der zentrale Einstellschieberschalter seinen Platz. Wird er zusammen mit zwei anderen Knöpfen benutzt, so kann der Fotograf die Betriebsarten wühlen, die für die gewünschten Aufnahmen passen. ist das geschehen, so können mit Hilfe des Schiebeschalters Verschlußzeit und/oder Blende beeinflußt werden - je noch der Betriebsart, die zuvor eingestellt wurde. Die beiden Tasten, mit denen zusammen per Schiebeschalter die Betriebsarten verändert werden können, findet man links vom Sucherprisma. Sie sind mit MODE und DRIVE gekennzeichnet. Mit der Taste MODE (plus Schiebeschalter) wird die Belichtungsbetriebsart gewählt. Mit der Taste DRIVE (plus Schiebeschalter) wird die Winderbetriebsart eingestellt, zur Verfügung stehen Einzel- und Serienschaltung. Steht der AF/MF-Umschalter links unten am Bajonett auf MF (manuelles Fokussieren), so ist das alles, was mit der DRIVE-Taste beeinflußt werden kann. Steht der AF/MF-Umschalter dagegen auf AF (Autofokus), so wird gleichzeitig mit der Winderbetriebsart auch die AF-Betriebsart festgelegt. Eine kleine Taste "P" neben der MODE-Taste gibt dem Fotografen die Möglichkeit, alle Veränderungen, die er vorgenommen hat, rückgängig zu machen. Der Hauptschalter ist ebenfalls links vom Sucherprisma zu finden. Er rastet in drei Positionen. Eine weitere interessante Taste befindet sich nur noch links oben am Bajonett: mit dieser Taste kann der AF-Meßwert gespeichert und bei manuellem Belichtungsabgleich die Blende eingestellt werden.
Rund um den Film: Der Film wird nach dem Schließen der Rückwand automatisch bis zum ersten Bild transportiert, wie auch die Filmempfindlichkeit automatisch eingestellt wird (DX). Es werden alle Empfindlichkeiten zwischen ISO 25/15xGRADx und ISO 5000/38xGRADx erkannt, nicht codierte Filmpatronen führen zur Einstellung der Filmempfindlichkeit ISO 100/21xGRADx. Es fällt störend auf, daß die Filmempfindlichkeit nicht von Hand eingestellt oder irgendwie manipuliert werden kann. Die Filmrückspulung übernimmt der Winder, allerdings muß sie vom Fotografen eingeleitet werden. Das Batteriefach ist im Handgriff untergebracht. Es werden vier 1,5-V-Batterien von Typ AAA oder ein Lithium-Block benötigt.
Sucher: Der Sucher der Yashica 200 AF ist nicht ganz so informativ wie der Monitor. Der Fotograf erfährt
Ob die automatische Scharfstellung erfolgt ist oder nicht erfolgen konnte,
Ob die Verschlußzeit unter 1/30 Sek. liegt (als Verwackelungswarnung nur bei Objektiven von 50 mm und kürzer ernst zu nehmen),
Ob Unterbelichtung droht,
Ob ein Systemblitzgerät blitzbereit ist und ob das Motiv sich innerhalb des Leuchtbereiches des Blitzgerätes befindet,
Ob die Kamera im normalen Programmbetrieb arbeitet oder der Programmverlauf geändert wurde (Program-Shift).
Sonstiges: Interessantes Systemzubehör sind der Blitz CS-250 AF, für den die Blitzblende über die Entfernung ermittelt (CPU-Matik) und die Synchronisationszeit (eine nicht begeisternde 90stel Sekunde) automatisch eingestellt wird; das Data Back DA-1; der AF-Konverter, mit dessen Hilfe Contax/Yashica Objektive als AF-Objektive mit 1,6facher Brennweite eingesetzt werden können, und ein AF-Zwischenring für bequemere Nahaufnahmen.
Die Funktionen
Belichtungsmessung: Die Belichtungsmessung erfolgt mit einer Silizium Fotozelle durch das Objektiv (TTL). Die Meßcharakteristik ist integral-mittenbetont, die Messung zeigt keine Besonderheiten. Im Zusammenhang mit der Möglichkeit der Meßwertspeicherung (Hauptschalter: AE-L) wäre eine zuschaltbare Spotmessung wünschenswert.
Verschluß: Die Yashica 200 AF ist mit einem elektronisch gesteuerten, vertikal ablaufenden Schlitzverschluß ausgestattet, dessen Zeitenreihe von 1/2000 Sek. bis 8 Sek. in jeder Betriebsart zur Verfügung steht. Allerdings werden bei Programm- und Zeitautomatik auch halbe Stufen, bei Blendenautomatik und Manuellbetrieb nur ganze Stufen eingestellt. Die Verschlußzeiten der Yashica 200 AF weichen nicht vom Soll ab.
Belichtungssteuerung: Auch die Yashica 200AF ist ein Multiautomat. Die am häufigsten gebrauchte Automatik dürfte wohl die Programmautomatik sein, die automatisch ihren Verlauf an Brennweiten über bzw. unter 85 mm anpaßt. Außerdem kann der Fotograf innerhalb des vorgegebenen Lichtwertes vom automatisch eingestellten Zeit/Blenden-Paar abweichen, und zwar um eine Stufe noch oben (kürzere Zeit/größere Blende) und um eine Stufe nach unten (längere Zeit/kleinere Blende). Die Messung erfolgte im Fall des Testmodells bei 50 mm Brennweite und zeigte, daß die Programmautomatik der Yashica 200 AF im Bereich der hohen Lichtwerte keine Probleme mit der richtigen Belichtung hat, ab Lichtwert 9 aber zur erkennbaren Unterbelichtung neigt und ab LW 6 mit -0,51 Blendenstufen doch deutlich daneben liegt. Zeit- und Blendenautomatik zeigen dieselbe Tendenz zur Unterbelichtung, die bei beiden Automatiken mit mehr als -0,3 Blendenstufen Abweichung ob LW 6 ins Auge füllt. Obwohl eine Abweichung bis -0,5 Blendenstufen nicht ins Bild der sonst sehr lobenswerten Yashica 200 AF paßt und nicht ignoriert werden darf, muß gesagt werden, daß diese Unterbelichtung vom Belichtungsspielraum eines modernen Farbnegativfilms gut aufgefangen wird. Diafilme zeigen allerdings schon Abweichungen in der Größenordnung von ±0,3 Blendenstufen. Alle Arten der Belichtungssteuerung können mit der Meßwertspeicherung kombiniert werden, Korrekturfaktoren wurden nicht vorgesehen.
Autofokus: Die Schärfenautomatik der Yashica weist eine Spezialität auf, die schon bei der Yashica 230 AF angenehm auffiel. Gemeint ist die Schärfenfallenfunktion. Sie macht es möglich, daß das Objektiv von Hand (MF) auf eine bestimmte Entfernung fokussiert werden kann und die Kamera auslöst, sobald sich ein Motiv in genau dieser Entfernung befindet. Das kann auf zweierlei Art genutzt werden: einmal halt man den Finger auf dem Auslöser und bewegt sich auf das Motiv zu, bis es "klickt", das andere Mal stellt man die Kamera auf ein Stativ, löst sie per Drahtauslöser (nur Yashica System-Fernauslöser verwendbar!) aus und erhält dann automatisch von jedem Motiv, das in die Schärfe kommt ein Bild. Die beiden anderen AF-Funktionen sind mittlerweile gang und gäbe. Bei Schärfenpriorität ist der Auslöser gesperrt, bis die Scharfstellung erfolgen konnte - diese Funktion ist immer mit der Einzelbildschaltung des Winders kombiniert. Bei Nachführ-Autofokus wird die Scharfe immer wieder auf das Motivteil nochgeregelt, das sich im AF-Meßfeld des Suchers befindet, solange der Auslöser angetippt gehalten wird - mit dieser Funktion ist automatisch die Serienbildschaltung des Winders verknüpft. Ein AF-Vorgang kann mit Hilfe der Entfernungs-Meßwertspeichertaste in beiden Betriebsarten unterbrochen werden. Die gerade eingestellte Entfernung wird gespeichert und der Auslöser sofort freigegeben. Die Schärfenautomatik der Yashica 200 AF arbeitet auf der Basis der kontrastabhängigen Phasendetektion und weist damit natürlich auch die Eigenarten dieses AF-Systems auf: ohne Kontrast und ohne Licht geht nichts, kontrastarm Motive und solche mit hauptsächlich waagerechten oder immer wiederkehrenden Strukturen machen der automatischen Scharfstellung Schwierigkeiten. Wahrend in der Bedienungsanleitung angegeben wird, daß die AF-Funktion bis Lichtwert 2 arbeitet, stellte sich im Test heraus, daß selbst zwischen Lichtwert 0 und 1 die Schärfe automatisch erkannt und eingestellt wurde. Die Einstellgenauigkeit gab weder bei niedrigen noch bei hohen Lichtwerten Anlaß zur Kritik, und auch die Einstellgeschwindigkeit mit durchschnittlich 0,8 Sekunden für Fokussieren von unendlich auf die kürzeste Einstellentfernung ist über jeden Zweifel erhaben.
Fazit
Die Yashica 200 AF ist eine sehr sympathische, gut verarbeitete Kamera, deren Neigung zur Unterbelichtunq den sonst guten Eindruck leider stört. In Hinsicht auf die Ausstattung ist das Preis/Leistungsverhältnis ausgewogen. Daß die Spotmessung sowie die Möglichkeiten der manuellen Filmempfindlichkeitseinstellung und der Eingabe von Belichtungskorrekturfaktoren fehlen, wird nur sehr engagierten Hobbyfotografen mangelhaft erscheinen. Wer einfach nur Spaß am Hobby Fotografie haben möchte, wird und kann mit der Yashica 200 AF zufrieden sein.
Plus
+ Leicht zu bedienen.
+ Meßwertspeicher für Belichtung und Entfernung.
+ Nicht-AF-Obiektive können per AF-Konverter verwendet werden.
+ Schärfenfalle.
Minus
- Filmempfindlichkeiten können nicht manuell eingestellt werden.
- Keine Korrekturfaktoren.
- Vorgegebene Kombination von Autofokus- und Winderbetriebsarten.
- Neigt zur im Dia sichtbaren Unterbelichtung bei niedrigen Lichtwerten.
{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}