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Beratung
Welche Hasselblad wählen?
Die Preisfrage
Bei Mittelformatkameras gilt es nicht selten schon beim Kauf eine Grundsatzentscheidung zu füllen. Die Glaubensfrage, die sich der Kandidat zu stellen hat, lautet: Was darf es sein, Zentralverschluß oder doch lieber Schlitzverschluß? Hasselblad macht die Antwort leicht. Beide Kameratypen, ob 500 C/M oder 2000 FC/W, ergänzen sich ohne Probleme. Wenn da nicht ein erheblicher Preisunterschied zugunsten der 500 C/M wäre. Wir verglichen die beiden Schwedinnen miteinander und kamen zu einem erstaunlichen Ergebnis.
Sie ist nicht gerade das Sorgenkind des Göteborger Kameraherstellers, doch ihre Karriere verlief nicht ganz so, wie man es sich im feudalen Hasselblad-Domizil in der Östra Hamngatan 3 wünschte. Nach ihrem photokina-Debut 1984 kam die sonst so schnelle Kamera (l/2000 Sek, 1,3 Bilder pro Sekunde mit Winder) nur zäh ins Laufen. Erst jetzt sind alle Liefer- und Anlaufprobleme beseitigt, die 2000 FC/W mit dem Status des Spitzenmodells in Technik und Preis ist endlich da.
Hasselblad Deutschland-Geschäftsführer Hartmut Krause möchte dem Schattendasein des Flaggschiffs ein publikumswirksames Ende bereiten: "Eine großangelegte Kampagne soll Hasselblad-Fotografen und solchen, die es werden wollen, das Umsteigen auf die 2000 FC/W erleichtern. Attraktive Angebote bei der Inzahlungsnahme von Kameras unterstreichen dies." Solcherlei Public Relations hat die klassische 500 C/M nicht nötig, sonnt sie sich doch noch im Ruhme ihres 30jährigen Geburtstags und im Glanze eines vergoldeten Sondermodells. Außerdem eilt ihr der Ruf voraus, aufgrund ihrer mechanischen Konstruktion besonders robust und zuverlässig zu sein, so daß sie schon zu einer Art Aushängeschild und Prestigesymbol für professionelle und anspruchsvolle Hobbyfotografen wurde. Mechanik und Zentralverschluß`, das sind die beiden charakterisierenden Begriffe für die 500 C/M. Damit unterscheidet sie sich trotz äußerlicher Verwechselbarkeit nachhaltig von der 2000 FC/W, abgesehen vom Preis, versteht sich. Die Konkurrenz im eigenen Haus offeriert dagegen besagten, elektronisch gesteuerten Schlitzverschluß. Wer jedoch meint, beide Kameras stünden sich aufgrund konzeptioneller Meinungsverschiedenheiten spinnefeind gegenüber, der sieht sich angenehm getäuscht. Die Magazine und Sucher sind kompatibel und die Objektive auch, wenn auch nur in einer Richtung von 500 C/M auf 2000 FC/W. Hasselblad-Hauptkonkurrent Rollei kann diese Familienähnlichkeit zwischen der SL66- und 6000-Serie nicht bieten. Hier heißt es "entweder oder' und nicht "sowohl als auch".
Der Hasselblad-Einsteiger fangt gewöhnlich mit der 500 C/M an, die Objektive mit dem eingebauten Prontor CF-Verschluß lassen sich verwenden und machen die 2000 FC/W zur vollmechanischen und damit batterieunabhängigen Kamera. Der Verschlußzeitenring an der Kamera muß dann die Position "C" zeigen. Umgekehrt funktioniert das auch.
Der Zentralverschluß der CF-Objektive laßt sich über die Position "F" am Zeitenring quasi stillegen, der 2000stel steht dann nichts mehr im Wege. (Einfach ausgedrückt beinhaltet die 2000 FC/W mit CF-Objektiv bereits eine 500 C/M.) Sich mit dieser Kombination zu bescheiden hieße allerdings, auf ein besonderes Talent der 2000 FC/W zu verzichten. Nämlich auf die dank entbehrlichem Zentralverschluß hochlichtstarken F-Objektive. Das prädestiniert die Kamera für Außenaufnahmen. Es können noch schnell bewegte Objekte eingefroren werden, die hohe Lichtstarke unterstützt den schnellen Schlitzverschluß noch und bewahrt sich gerade in den Grenzbereichen des Lichts und beim extremen Gestalten mit der Schärfentiefe. Wenn auch der harte Spiegelschlag und das laute Auslösegeräusch der 2000 FC/W, akustische Begleitmusik für ihre Vorzüge, nicht jedermanns Sache sind.
Alle Vorteile des Zentralverschlusses, wie das sanfte Auslösen und die flexible Nutzung schneller Verschlußzeiten zur Blitzsynchronisation, kann der 2000 FC/W-Besitzer in Verbindung mit den CF-Objektiven genießen, deren Brennweitenspektrum das der F-Objektive ohne Verschluß außerdem bei weitem übersteigt. Bislang befinden sich nur sieben F-Objektive und ein Konverter im Programm. Sie decken einen Brennweitenbereich von 50 bis 350 mm mit - bis auf das 2,8/80 mm F -um eine Blende größerer Anfangsöffnung ab. Diesem Angebot stehen 15 CF-Objektive von 30 mm bis 500 mm gegenüber.
Ein weiteres Plus gegenüber der 500 C/M stellt der als Zubehör anschließbare Winder zur 2000 FC/W dar. Dieser ist gleichzeitig für das "W" in der Typenbezeichnung verantwortlich, die sich im übrigen aus der kürzesten Verschlußzeit und dem englischen Begriff für Schlitzverschluß (focal plane shutter) herleitet. Das etwas unorganisch anmutende Anhängsel wird statt der Transportkurbel über eine Bajonettfassung an den Transportmechanismus adoptiert und über den Auslöser der Kamera aktiviert. Bis zu 1,3 Bilder pro Sekunde transportiert dieser Hilfsmotor, der recht leise arbeitet. Ratsam in Bezug auf Leistungsausbeute und Umweltschutz ist die Bestückung mit NC-Akkus. Wer die dagegen die 500 C/M nachträglich motorisieren will muß gleich eine andere Kamera kaufen, die dann EL/X heißt.
Fazit
Wenn Geld keine Rolle spielt, laßt sich die Frage welche Hasselblad wählen?' leicht beantworten, eindeutig zugunsten der 2000 FC/W nämlich. Sie bietet alle Vorzüge der 500 C/M bei entsprechender Ausrüstung mit einem CF-Objektiv und ist ein Allround-Talent. Wer jedoch alle typischen 2000 FC/W-Vorteile auf einmal nutzen will, der muß tief in die Tasche greifen. Eine Ausrüstung mit Magazin, Winder und dem hochlichtstarken Objektiv 2/110 mm, das übrigens nicht unerheblich zur Brillanz des Sucherbildes beiträgt, kostet über 8000 Mark. Ein 2,8/80 mm CF schlägt noch einmal mit 2000 Mark zu Buche. Erfreulicherweise geht es auch billiger, mit einem sehr guten Kompromiß. 2000 FC/W pur mit A 12 und CF 2,8/80 mm. Dann haben Sie zwei Kameras in einer mit den erwähnten Vorzügen und einer maximalen Ausbaufähigkeit. Preis 6200 Mark. Getrost für das Hasselblad-Original 500 C/M für etwa 1700 Mark weniger können sich all jene entscheiden, welche ein Stück einzigartiger Präzision mit fast allen Hasselblad-Vorzügen genießen wollen. Gemessen an der teuren Schwester gibt es all das auch noch zum Sonderpreis.
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