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Artikel
Erfahrungsbericht
Minolta Dynax 7000i
Die Kamera mit erweiterbarer Intelligenz
Bereits im Heft Nr. 6 berichtete COLOR FOTO über die sensationelle Kameraneuheit von Minolta. Hier nun bereits der erste Erfahrungsbericht über die Dynax 7000i, die mit ihrem einzigartigen Autofokussystem und der Möglichkeit von Funktionserweiterungen durch Chipkarten neue Maßstäbe in der anspruchsvollen Spiegelreflexfotografie setzt.
Es soll ja Leute geben, die sich auch unter schlechtesten Lichtverhältnissen noch immer ausschließlich auf ihr Auge beim Scharfstellen verlassen, die noch immer die Filmempfindlichkeit am liebsten manuell eingeben und die den Film nach wie vor umständlich per Hand in die Auffangspule fummeln. Warum auch nicht? Hin und wieder macht es ja auch Spaß einen Oldtimer zu fahren, auch wenn es mehr der Glanz vergangener Tage ist, der einen dabei fasziniert als moderner Fahrkomfort.
Für diese Spezies Fotograf wird die Minolta Dynax 7000i wohl kaum die richtige Kamera sein. Denn diese geballte Ladung aus fortschrittlichsten Hochtechnologien aus den Bereichen Elektronik, Optik und Mechanik setzt nicht nur Begeisterung für die Fotografie und moderne Fototechnik, sondern gleichzeitig auch unendlich viel kreativer Phantasie voraus, will man auch nur einen Bruchteil der zahlreichen Möglichkeiten nützen, die in dem neuen Kamerasystem von Minolta stecken. So trägt die neue Minolta Dynax zu recht ein kleines "i" hinter der 7000 als Abkürzung für Intelligenz.
Schärfenvorhersage
Vor etwas mehr als drei Jahren krempelte Minolta zum ersten Mal durch die Einführung des gehäuseintegrierten Autofokus die Welt der Spiegelreflexfotografie von Grund auf um. Alle Nachfolger adaptierten dieses System meist nur mit kleinen Varianten. Jetzt prescht Minolta seinen Verfolgern abermals mit einem einzigartigen, wegweisenden AF-System davon. Statt nur einen AF-Sensor in der Bildmitte, verwendet die Minolta Dynax 7000i gleich drei CCD-Bildsensoren. Zusammen mit dem, wie üblich, horizontal angeordneten Sensor in der Suchermitte bilden zwei weitere vertikal rechts und links davon angeordnete Sensoren das Meßfeld. Es ist dadurch zwölfmal größer als in Autofokuskameras herkömmlicher Bauart.
Diese neue Anordnung bringt viele Vorteile. So ist es zunächst einmal möglich, automatisch sowohl auf Objekte mit vertikalen als auch horizontalen Strukturen scharfzustellen. Hier haben die Kameras der letzten Generation versagt. Durch die Vergrößerung des Meßfeldes wird außerdem einer der häufigsten Einstellfehler bei Autofokus, nämlich das Hindurchmessen zwischen zwei Objekten vermieden.
Eine weitere, wichtige Verbesserung ist die Steigerung der Empfindlichkeit der CCD-Sensoren. Hinzu kommen Verbesserungen der Computersoftware. Selbst bei Dämmerlicht spricht das Autofokus-System der Dynax noch an. Der Arbeitsbereich der AF-Sensoren wird von Minolta mit Lichtwert 0 bei ISO 100/21 'angegeben. Wird es dunkler, verfügt die Minolta Dynax über ein integriertes Meßlicht.
Doch weder das vergrößerte Meßfeld noch die erhöhte Empfindlichkeit der Sensoren oder die Einstellgeschwindigkeit durch schnellere Rechnung und stärkeren Motor sind der Knüller des neuartigen AF-Systems der Dynax 7000i. Es ist vielmehr ihre Fähigkeit die Entfernung eines bewegten Objektes im Moment der Belichtung vorauszuberechnen. Für diese Eigenschaft der Schärfenvorhersage führte Minolta ein neues Schlagwort in die Fotografie ein: Den Prädiktions-Autofokus.
Schon beim Andrücken des Auslösers erkennt die Dynax 7000i, ob sich das Objekt bewegt oder in Ruhe befindet. Im letzteren Fall schaltet die Kamera automatisch auf einmalige Scharfstellung mit Schärfespeicherung. Bei bewegten Objekten wird automatisch auf kontinuierliche Scharfennachführung umgestellt. Eine LED-Anzeige im unteren Bildrand des Suchers zeigt an, welche Fokussierart aktiv ist und ob die Scharfe eingestellt ist. Aber auch darin liegt noch nicht der eigentliche Clou des Dynax AF-Systems. Es mißt nämlich auch noch wahrend der Kameramotor das Objektiv scharfstellt weiter und korrigiert ständig die Scharfe, falls sich das Motiv bewegt. Das "Hirn" der Dynax kann sogar feststellen, ob sich das im Sucher befindliche Objekt zur Kamera oder von ihr weg bewegt. Es rechnet die Geschwindigkeit der Bewegung aus und stellt auf Grund dieser Daten die Scharfe laufend nach. Selbst wahrend der Spiegel hochklappt wird noch nachjustiert. Erst im Moment der Belichtung stoppt die Entfernungseinstellung. Es kommt also durchaus vor, daß bei bewegten Motiven das Sucherbild beim Hochklappen des Spiegels noch nicht ganz scharf ist, die Aufnahme aber dennoch gelingt.
AE-Lock überflüssig
Für die Belichtungsmessung verwendet die Dynax 7000i eine Silizium-Fotodiode mit sechs Meßfeldern. An sich ist die Mehrfeldmessung zur exakten Belichtungssteuerung kein Novum. Sowie sie bei der Dynax realisiert wurde, ist sie es allerdings doch. Die Meßzelle stellt nämlich nicht nur die Lichtverteilung im Motiv fest, sondern vergleicht diese gleichzeitig mit den Autofokusmeßdaten. Die Empfindlichkeit jedes einzelnen Meßfeldes wird auf Grund der AF-Daten automatisch verändert, so daß die Gewichtung der einzelnen Segmente von der Position des Hauptmotivs abhängt. Die Position des Motivteils, auf den scharfgestellt wurde, erhält das Belichtungsmeßsystem vom AF-Sensor. Aus der Motiventfernung und den Objektivdaten errechnet der Computer der Kamera den Abbildungsmaßstab. So liegt die Betonung der Belichtung automatisch immer auf dem Hauptobjekt, auch wenn dieses sich nicht wie bisher nötig in der Bildmitte befindet.
Zusätzlich laßt sich die Dynax für Sonderfälle zum Anmessen kleiner Motivdetails auch auf Spotmessung umschalten.
Zum Einstellen der Belichtung verfügt die Dynax 7000i über eine sehr differenziert arbeitende Programmsteuerung. Sie paßt sich der verwendeten Brennweite an und orientiert sich bei der Wohl der Belichtungszeit möglichst an der Freihandgrenze. Wird diese unterschritten, wird der Fotograf durch ein akustisches Signal gewarnt. Durch einen kleinen Schieber vor dem Kameraauslöser kann das Programm jederzeit zu Gunsten kürzerer Verschlußzeiten oder kleinerer Blenden verschoben werden. Fast überflüssig zu erwähnen, daß die Dynax 7000i auch Zeit- und Blendenautomatik besitzt und manuelle Einstellungen erlaubt. In meinen Augen wird dies durch den praktischen Programmshift" fast schon überflüssig.
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