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Chinon CP-9AF Multiprogramm
Von jeder etwas
Als neuester Anbieter von Autofokus-Spiegelreflex-Kameras kommt jetzt Chinon mit seiner CP-9AF Multiprogramm auf den Markt. Der Außenseiter in diesem Marktsegment überrascht mit einer ganzen Reihe sinnvoller Ausstattungsmerkmale, die zwar nicht alle neu sind, aber in dieser Form zum ersten Mal in einer Kamera zusammengefaßt wurden.
Von Canon stammt das Prinzip, den Autofokus-Motor im Objektiv, das Meßsystem jedoch in der Kamera unterzubringen. An Olympus erinnert das Flashmatic-Blitzsteuersystem und das ins Kameragehäuse integrierte Rotlicht zur Unterstützung des Autofokussystems bei schlechter Beleuchtung. Yashica zeigte zum ersten Mal die Schärfenfalle und auch der aufsteckbare Miniblitz AF-S120 hatte vermutlich die Yashica 230AF zum Vorbild. Von Minolta, dem Wegbereiter der neuen Spiegelreflex-Generation mit gehäuseintegriertem Autofokus stammt die Idee für ein austauschbares Rückteil für Stillvideo-Aufnahmen mit der Floppy-Disk. Und trotzdem ist die neue Chinon CP-9AF Multiprogramm mehr als die Summe von lauter abgekupferten Einzelmerkmalen. Sie ist ein solides, eigenständiges Kamerakonzept, das durch seine Kompatibilität mit herkömmlichen K- und KA-Objektiven den Anschluß an vorhandene Systeme bietet und mit seiner Vorbereitung für Stillvideo-Rückteile auch für die Aufzeichnungsverfahren der Zukunft gerüstet ist.
Die Handhabung
Doch bleiben wir zunächst einmal bei der Gegenwart. Der Trend zu Kompaktheit und geringem Gewicht um jeden Preis ist offensichtlich an der neuen Chinon CP-9AF Multiprogramm vorbeigegangen. Mit Systemblitz Chinon AF-S120, Lithium Batterie und 28-70 mm AF-Zoom wiegt die Kamera fast ein Kilogramm. Ich persönlich mag es, wenn Kameras gut in der Hand liegen und meinen nicht gerade klein geratenen Händen kommt auch der große Griff entgegen, in dem das Batteriefach untergebracht ist. Und hier sammelt die Chinon bereits ihre ersten Pluspunkte: Dieses Fach ist nicht um die kleinstmögliche Energiequelle herumgebaut sondern nimmt wahlweise eine 6-Volt-Lithium-Batterie oder vier 1,5-Volt-Alkali-Mangan-Batterien vom Typ AA auf. Mit dem Hauptschalter der Kamera wird die Elektronik aktiviert und zwischen Einzelauslösung, Serienbildschaltung sowie Mehrfachbelichtung gewählt. Die Filmeinfädelung erfolgt selbstverständlich automatisch mit motorischem Transport bis zum ersten Bild. Auch die Rückspulung übernimmt noch Drücken des Freigabeknopfes an der Unterseite der Kamera der eingebaute Motor Die Filmempfindlichkeit DX-codierter Filme wird automatisch eingelesen. Bei nicht codierten Filmen kann sie zwischen ISO 25/15xGRADx und 5000/38xGRADx manuell in Drittelstufen vorgenommen werden.
Auch ein Override' der Belichtungsautomatik ist möglich. Bei DX-codierten Filmen sind Korrekturen zwischen ±4 Lichtwerten in halben Stufen programmierbar. Bei nicht codierten Filmen muß die Korrektur über die Empfindlichkeitseinstellung erfolgen.
Die Belichtungssteuerung
Die Belichtung kann bei der neuen Chinon entweder über drei verschiedene Programmautomatiken, Zeitautomatik oder manuell gesteuert werden. Die Blitzsteuerung erfolgt je nach Blitzgerät entweder noch dem Flashmatic-Prinzip, bei dem die richtige Blitzblende auf Grund der eingestellten Entfernung automatisch gewählt wird oder auf Grund von TTL-Blitzmessung. Die CP9-AF Multiprogramm eignet sich besonders für Langzeitaufnahmen. In der B-Stellung kann die Dauer der Verschlußöffnung auf dem Datenmonitor abgelesen oder sogar vorgewählt werden. Auch die Vorlaufzeit für den Selbstauslöser laßt sich individuell vorwählen. So kann er auch als Ersatz für einen Drahtauslöser eingesetzt werden. Eine weitere Besonderheit, die sich allerdings nur mit einem feststellbaren Drahtauslöser realisieren laßt, ist die Intervallschaltung, bei der die Kamera in zeitlich exakt vorwählbaren Abstanden automatisch auslöst. Auch Mehrfachbelichtungen sind in unbegrenzter Zahl möglich. Auf Knopfdruck macht die neue Chinon auch automatische Belichtungsreihen mit jeweils drei Aufnahmen, von denen eine korrekt eine um einen Blendenwert' über und eine um einen Blendenwert unterbelichtet wird.
Das Autofokus-System
Wie alle AF-Spiegelreflexkameras benutzt auch die Chinon CP-9AF Multiprogramm das passive Phasenvergleichssystem mit Messung durch das Objektiv. Es reagiert relativ schnell, muß sich aber hin und wieder korrigieren. Der relativ laut arbeitende Antrieb für die Scharfstellung ist im Objektiv untergebracht, das hat den Vorteil, daß auch beim Ansetzen von Zubehör zwischen Kamera und Objektiv, die automatische Scharfstellung erhalten bleiben könnte. Doch bisher gibt es noch kein derartiges Zubehör für die CP-9AF. Nur zwei Autofokus-Wechselobjektive werden zur Einführung angeboten: Das Chinon AF-Zoom 3,5-4,5/28-70mm und das AF-Zoom 4,5/70-2l0 mm.
Das Weitwinkelzoom besitzt in der Telestellung eine Nahaufnahmefunktion, die einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:4 erlaubt.
Mit den Chinon AF-Objektiven sind vier Formen der Entfernungseinstellung möglich. Sie bieten Schärfepriorität, Auslösepriorität, Focusfalle und manuelle Einstellung. Die Focusfalle ist auch mit herkömmlichen Objektiven mit K-, RK-, KA- und KAF-Bajonett möglich. In dieser Funktion löst die Kamera automatisch aus, sobald ein bewegtes Objekt eine manuell vorgewählte Schärfenebene erreicht. Hier empfiehlt sich der Einsatz eines Stativs und eines feststellbaren Drahtauslösers. Ein Lob verdient der Einstellring für manuelles Fokussieren der AF-Objektive. Er ist durch die abgeschrägte Riffelung sehr griffig gestaltet. Der Einsatz von Effektfiltern bei den AF-Objektiven ist nicht empfehlenswert, da sich die Frontlinse bei der Scharfstellung mitdreht.
Fazit
Auf den ersten Blick macht die Chinon CP-9AF einen sehr soliden Eindruck. Die Bedienungselemente sind praktisch gestaltet und griffgünstig angebracht. Vor allem die große Wipptaste für die Betriebsartenwahl verdient ein extra Lob. Etwas fummelig sind die Reset-Taste und die Taste für automatische Belichtungsreihen. Es ist auch schade, daß die Abweichung der Belichtung bei Belichtungsreihen nicht frei gewählt werden kann. Das Sucherbild ist relativ hell. Die Anordnung der Sucheranzeigen auf der linken Seite ist zumindest gewöhnungsbedürftig. Vor allem die Schärfenanzeige links oben im Sucher erscheint mir nicht optimal plaziert. Außerdem vermisse ich im Sucher die Blendenanzeige, die für kreatives Fotografieren unerläßlich ist. Auf dem Datenmonitor nützt mir diese Anzeige herzlich wenig. Als ein weiteres Manko betrachte ich auch den Leuchtwinkel des integrierbaren Miniblitzes AF-S120. Er reicht nur für ein Weitwinkel von 35mm Brennweite. Das AF-Zoom für die Chinon CP-9AF besitzt aber 28mm als kürzeste Brennweite. Akzeptabel erscheint der Preis. Die neue Chinon CP-9AF soll mit 28-70mm Zoom weniger als 900 Mark kosten.
Plus
+·Kompatibilität mit herkömmlichen K-, RK, KA, KAF-Objektiven.
+·Zeit-Countdown oder Vorwahl in "B"-Stellung.
+·Solide Verarbeitung.
Minus
-·Zu kleiner Blitzwinkel des AF-S120.
- Keine Blendenanzeige im Sucher.
-·Lauter AF-Motor
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