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Fuji GX 680 Professional
Das Ding
Zwei Jahre hat es gedauert, bis Fuji sich endlich dazu durchringen konnte, seine Mittelformat-Spiegelreflexkamera GX 680 Professional auch in Deutschland auf den Markt zu bringen. Doch das Warten hat sich gelohnt, denn das Modell, das in den nächsten Monaten bei uns zu haben sein wird, ist in der zweijährigen Erprobungsphase in einigen Details nochmals verbessert worden. So wurden die Objektivstandarte verstärkt, die Blendeneinstellung auf Drittelstufen umgestellt und zusätzlich eine seitliche Blendenanzeige angebracht.
Kaum eine Bezeichnung wurde in der Fotografie mehr strapaziert und oft sogar mißbraucht als der Zusatz Professional'. Die neue Fuji GX680 Professional trägt ihn jedoch zurecht. Diese Kamera ist eine reine Profikamera, die nicht nur höchste Ansprüche erfüllt, sondern sie auch an den Fotografen stellt. Schon Gewicht und Größe der Fuji GX680 verlangen, daß sie für die Arbeit auf ein stabiles Stativ gestellt wird. Für Freihandaufnahmen wird man diese fast 30 Zentimeter lange und über vier Kilogramm schwere Studiokamera wohl kaum einsetzen. Damit dürfte klipp und klar gesagt sein, wofür die Fuji GX680 sich nicht eignet. Sie ist weder eine Schnappschußkamera noch für Reportagen, Sportaufnahmen oder gar Reisefotos gedacht. Ihre Haupteinsatzgebiete sind die professionelle Architektur-, Sach-, Landschaft- und Porträtfotografie. Wer mit der Fuji GX680 fotografieren und in den Genuß all ihrer Vorzüge kommen möchte, für den dürfen die Grundlagen der Fototechnik kein Buch mit sieben Siegeln sein. Dem Kenner und Könner aber erschließen sich mit dieser ebenso vielseitigen wie zuverlässigen Kamera für seine Kreativität nahezu unbeqrenzte Möglichkeiten.
Automatisches Vorspulen zum ersten Bild
Was ist nun das Besondere an der neuen Mittelformatkamera von Fuji? Da ist zunächst einmal das Format, das mit 6x8 Zentimetern - ganz genau genommen sind es 5,6x7,6 Zentimeter - fast schon an das Großformat heranreicht und ein ideales Seitenverhältnis aufweist. Die Wechselkassetten lassen sich mit ganz normalen 120er- oder 220er-Rollfilmen mit neun beziehungsweise 18 Aufnahmen bestücken.
Der Film wird automatisch bis zum ersten Bild vorgespult, ohne daß er beim Einlegen auf die Anfangsmarkierung ausgerichtet werden muß. Das wird durch den eingebauten optoelektronischen Koppler möglich, der den Papiervor- oder -nachspann des Rollfilms erkennt. Diese Einrichtung ist vor allem bei 220er-Rollfilmen praktisch, bei denen der Papiervorspann relativ lang ist. Hier spult die Kamera den Film auch automatisch bis zum ersten Bild, wenn beim Einlegen von der Filmstartmarke noch nichts zu sehen ist. Allerdings darf die Filmstartmarke nicht über die Markierung am Filmhalter hinaus transportiert werden, da sonst die Gefahr besteht, daß das erste Bild verdorben wird.
Der Transport des Filmes von Aufnahme zu Aufnahme erfolgt über den eingebauten Kameramotor mit einer Geschwindigkeit von etwa einem Bild pro Sekunde.
Bei eingeschalteter Kamera, wird automatisch die LCD-Anzeige der Kassette aktiviert. Ist kein Film in der Kassette oder wurde der Film noch nicht bis zum ersten Bild transportiert, erscheint die Anzeige "0 EXP" Bei dieser Anzeige kann die Kassettenrückwand noch geöffnet werden, ohne daß dabei der Film durch Lichteinfall verdorben wird.
Auch der Ablauf des motorischen Filmtransports wird auf dem LCD-Monitor angezeigt. Wurde der Film bis zum ersten Bild transportiert, erscheint die Anzeige "1 EXP". Noch jeder Aufnahme transportiert der Motor den Film automatisch weiter und das Zählwerk zeigt das nächste Bild an.
Ein akustisches Signal ertönt, wenn nur noch eine Aufnahme zur Verfügung steht. Wurden alle Bilder belichtet, erscheint auf dem LCD-Monitor die Anzeige "End". Jetzt kann der Film herausgenommen werden. Wurde die Kassette von der Kamera abgenommen, zeigt sie auf Knopfdruck die Zahl der belichteten Aufnahmen an. Zu diesem Zweck wurde sie werkseitig mit einer Lithium-Speicherschutzbatterie ausgestattet. Die Kassette besitzt obendrein ein Zählwerk, das die Gesamtzahl der Filmtransporte in 100er Einheiten registriert. Diese Einrichtung dient dazu, leichter den Zeitpunkt für Service oder Überholung der Fuji GX680 zu bestimmen. Neben dem Datenmonitor der Filmkassette befindet sich die Einstellscheibe für die Filmempfindlichkeit. Sie reicht von ISO 25/15xGRADx bis 1600/330xGRADx. Leider ist die Verstellung etwas umständlich. hier hätten sich die sonst so findigen Fuji-Ingenieure wirklich etwas Besseres einfallen lassen können.
Drehbare Kassetten
Die Kassetten können einfach von Quer- auf Hochformat gedreht werden, ohne daß die Kamera dazu bewegt werden muß.
Eine praktische kleine Hilfe ist das weiße Feld auf der Kassetten-Rückseite, auf dem sich der Fotograf mit Bleistift Notizen machen kann, die später mit dem Radiergummi wieder gelöscht werden können. Gleich neben dieser Merktafel befindet sich ein Fach, in dem der Deckel der Filmverpackung zur Kennzeichnung der Kassette aufbewahrt werden kann.
Eine sinnvolle Einrichtung ist auch das Aufbewahrungsfach für den Schutzschieber an der Rückseite der Kassetten. Wer öfter nach ihm suchen mußte, wird diesen Vorzug zu würdigen wissen.
Zusätzlich zu den Wechselkassetten für 120er und 220er Rollfilme gibt es für die Fuji GX680 selbstverständlich auch eine Sofortbildkassette für Probeschüsse zur Beurteilung von Bildgestaltung und Belichtung.
Fehlbelichtungswarnanzeige
Bei der Fuji GX 680 laßt sich die Belichtung sowohl automatisch als auch manuell steuern. Für die automatische Steuerung wird jedoch der AE-Prismensucher benötigt. Wird mit dem zur Standardausrüstung gehörenden Faltlichtschacht fotografiert, macht eine Warnanzeige auf grobe Fehlbelichtungen aufmerksam. Sie arbeitet nicht nur bei Dauerlicht sondern reagiert auch bei Blitzlicht. Der eingebaute Sensor der Fuji GX 680 mißt wahrend der Aufnahme das vom Film reflektierte Licht und zeigt über LEDs an, inwieweit die Belichtungseinstellung vom Sollwert abweicht.
Leider tritt diese Warnung nur in Kraft, wenn die Kameraeinstellung mindestens zwei Blenden über oder unter dem korrekten Wert liegt. Solange die Belichtung weniger als zwei Blendenstufen darüber oder darunter liegt, erfolgt keine Warnung. Eine genauere Kontrolle ist nur mit dem AE-Prismensucher als Zubehör möglich.
Verstellmöglichkeiten wie beim Großformat
Eine Weltneuheit stellt die mit dem elektronischen Verschluß gekoppelte Mechanik für die Standartenverstellung der Fuji GX 680 dar. Über vierzehn Kontakte werden die Standarte, die Blendeneinstellung und der Verschluß im Objektiv mit der Meß- und Steuerelektronik im Kameragehäuse verbunden.
Trotz dieser elektronischen Steuerverbindung zur Kamera laßt sich die Standarte sowohl neigen und schwenken als auch horizontal und vertikal verschieben.
Durch diese sonst nur bei Großformat-Kameras üblichen Verstelltechniken lassen sich sowohl perspektivische Korrekturen als auch Schärfendehnungen bei dreidimensionalen Motiven oder Veränderungen der Position des Aufnahmeobjekts im Bild ohne Wechsel des Kamerastandorts realisieren.
Optoelektronisches Warnsystem
Störungen an der Kamera oder Fehlbedienungen werden durch ein umfangreiches Warnsystem erkannt und angezeigt. Dazu wurde die Fuji GX 680 mit einem leistungsstarken Mikroprozessor ausgerüstet, der durch 5 Fotozellen mit Informationen über den Betriebszustand der Kamera gefüttert wird und Betriebsstörungen auf dem Bereitschaftsanzeigefeld der Kamera meldet. Über das optoelektronische Kontrollsystem erkennt die Kamera zum Beispiel, ob das Objektiv richtig angesetzt ist, der Balgen korrekt montiert wurde, die Kassetten einwandfrei arbeiten, der Schutzschieber herausgezogen wurde oder der Schwingspiegel störungsfrei funktioniert. Auch die Fehlbelichtungswarnung ist in dieses Überwachungssystem mit einbezogen. Die Stromversorgung für den Motortransport und die zahlreichen elektronischen Kontrollfunktionen übernimmt eine spezielle, wiederaufladbare Batterie, deren Kapazität für etwa 1000 Aufnahmen reicht. Sie laßt sich in nur einer Stunde wieder aufladen.
Es gibt aber als Zubehör auch ein spezielles Netzteil, mit dem die Kamera im Studio direkt für den Dauerbetrieb an jede Steckdose angeschlossen werden kann.
Eine weitere Besonderheit der Fuji GX 680 ist der Synchrontestknopf, mit dem der Kontakt des angeschlossenen Blitzes überprüft werden kann. Er kann aber zum Beispiel auch dazu dienen, den Blitz bei geöffnetem Verschluß beliebig oft oder zu einem bestimmten Zeitpunkt auszulösen. Um bei langen Belichtungszeiten die Gefahr des Verwackelns durch den Spiegelschlag zu mindern oder um Verzögerungen der Auslösung zu vermeiden, die das Hochklappen des Spiegels verursachen könnte, laßt er sich bereits vor der Aufnahme durch Knopfdruck nach oben klappen. Ein Vorzug der Fuji GX 680 liegt auch darin, daß der Spiegel nach der Auslösung automatisch wieder herunterklappt und so das Sucherbild sofort wieder frei gibt.
Ansatzmöglichkeit für Großformat-Objektive
Zur Fuji GX680 werden insgesamt neun Wechselobjektive mit Brennweiten zwischen 80 und 300 Millimetern angeboten. Die Scharfe wird bei allen durch die Veränderung des Balgenauszugs der Kamera übergroße Drehknöpfe eingestellt. Für Nahaufnahmen kann dieser normalerweise 65 Millimeter befragende Auszug durch Zusatzschienen um nochmals 40 Millimeter verlängert werden. Für extreme Weitwinkelaufnahmen laßt sich der standardmäßige Ziehharmonikabalgen gegen einen speziellen Weitwinkelbalgen austauschen. Das umfangreiche Programm an Originalzubehör zur Fuji GX 680 laßt sich noch weiter ergänzen: Mit Hilfe einer Adapterplatte können an dieser Kamera auch Großformat-Objektive auf Linhof-Technika Objektivträgern angesetzt werden. Damit wird die Fuji GX 680 zur idealen Ergänzung zum Großformat, wenn es darum geht, auch bei höchsten Qualitätsanforderungen mobil zu bleiben. Natürlich kann eine Kamera mit solchen Finessen wie das Fuji-Flaggschiff kein Sonderangebot sein, doch knapp über 6000 Mark in der Grundausstattung können als faires Angebot gelten.
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