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Sammlerkamera des Monats
Leica R3
Verkannte Größe
Ältere Leica-Kameras, ganz gleich ob es sich dabei um eine Sucher- oder um eine Spiegelreflexkamera handelt, gehören unter Liebhabern zu den gesuchten und gefragten Modellen. Die Leica R3 gilt zwar nicht als Ausnahme, welche die Regel bestätigt, dennoch wird sie von Leica-Fans nicht gerade heiß begehrt, genau diese Tatsache verbunden mit gemäßigten Preisen macht sie für Fotografen interessant, die eine hochqualifizierte Kamera suchen.
Die billigste Möglichkeit eine moderne Leica-Spiegelreflexkamera zu erwerben liegt im Kauf einer gebrauchten Leica R3. Wahrend die mechanischen Kameras aus Wetzlar, allen voran die Leicaflex SL2 Mot, weit über 2000 Mark kosten und das erste Modell, die Leicaflex mit Außenmessung, nicht gerade die Attribute modern und praxisgerecht verdient, ist eine gut erhaltene R3 ein Sonderangebot. Gehäuse ohne große Gebrauchsspuren gibt es schon für rund 1000 Mark, das für Winderbetrieb ausgelegte Schwestermodell Leica R3 Mot wird um ca. 200 Mark teurer gehandelt. Im Gegensatz zu den mechanischen und sehr robusten, aber umständlich zu bedienenden Leicaflex-Vorgängern bietet die R3 alles, was das Fotografieren angenehm gestaltet und nicht zuviel, damit es nicht zum Knipsen wird. Als erste Kamera von Leitz mit umschaltbarer Meßmethode von integral auf selektiv und als Zeitautomat noch Blendenvorwahl besticht sie durch Bedienungskomfort. Ihre zweite große Domäne ist die hervorragende Verarbeitungs- und Materialqualität, die sich spürbar im Gehäusegewicht von immerhin 780 Gramm niederschlagt und nicht zuletzt für ihre elegante Erscheinung sorgt, die insbesondere in der schwarzverchromten Version ihre Wirkung nicht verfehlt. Der einzige mehr philosophische Makel der ersten Leica-Spiegelreflexkamera der neuen Generation ist ihre Herkunft. Und das in zweierlei Hinsicht. Die Konstruktion und das Gehäuse wurden weitgehend von der Minolta XE-1 übernommen. Ebenso wie der weich und erschütterungsfrei ablaufende Leitz-Copal-Verschluß in jener Minolta genauso zu finden ist.
Mit Minolta-Know-how
Seit 1971 existiert nämlich ein joint venture zwischen Leitz und Minolta, dessen erstes Ergebnis die Minolta CL war. Strafverschärfend für alle Leitz-Fans kommt noch hinzu, daß die Kamera, abgesehen von einer Pilotserie von rund 1000 Stück, von Leitz Portugal hergestellt wurde. Auf den zweiten Blick entpuppte sich der scheinbare Makel allerdings als Vorteil, denn gewisse Kinderkrankheiten wie die arg erschütterungsanfällige Meßnadel im Sucher wurden erst unter südlicher Sonne auskuriert.
Die Leica R3 ist ein typisches Kamera-Kind der siebziger Jahre. Darauf weist nicht nur ihr Erscheinungsjahr 1976 hin, man sieht es ihr an der voluminösen Größe an und spürt es, wenn man sie in den Händen halt. Miniaturisierung war noch ein Fremdwort, alle Bedienungsorgane fielen im Gegensatz zum Nachfolgemodell R4 bemerkenswert griffig aus. Zur photokina 1978 erschien die insbesondere von Berufsfotografen lang ersehnte Leica R3 Mot, die Winderbetrieb ermöglichte, allerdings unter Aufopferung des Selbstauslösers, der aus konstruktiven Gründen', wie es bei Leitz offiziell hieß, entfiel. Der Winder entpuppte sich als Zwitter zwischen Winder und Motor. Nur zwei Bilder pro Sekunde standen einer ansonsten motorgerechten Ausstattung mit Fernauslösemöglichkeit gegenüber. Wohl auch ein Grund dafür, warum die R3 Mot in der Beliebtheitsskala nicht nennenswert höher rangiert als die Standardversion. Naturgemäß aus jeder Preiswertung fällt das vergoldete Sondermodell der Leica R3 mit Schreibschriftzug "Leica' auf der Prismenkappenfront, das anläßlich des 100. Geburtstags von Oskar Barnack, dem Leica-Erfinder, 1979 für 10000 Mark verkauft wurde. Außerdem gibt es eine Sonderserie von 1000 olivgrünen Safari-Modellen.
Nach nur -sechzigtausend Exemplaren kam 1980 das "Aus" für die Leica R3. Das Nachfolgemodell R4 hob sich stilistisch starker vom Vorbild Minolta XD 7 ab und nahm Abschied von der klobigen Größe des Vorgängermodells. Trotzdem tut die Neuerscheinung der Attraktivität einer Leica R3 keinen Abbruch. Grund genug für alle qualitätsbewußten Fotografen, die das heutige Preisniveau einer R5 abschreckt, sich auf dem Gebrauchtkamera-Markt einmal noch einer R3 umzusehen. Denn, so der Leitz-Slogan: "Mit der neuen Electronic-Leica R3 gelingt Ihnen jedes Bild perfekt. Ohne technische Probleme." Besonders empfehlenswert sind die Modelle aus Portugal.
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