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Normtest

Vergleich Chinon CP-9AF, Minolta Dynax 7000i, Nikon F801 AF

Schritt für Schritt weiter

Als Minolta im Frühjahr 1985 die "7000" und ihr System aus dem Sack ließ (langer ist das tatsächlich noch nicht her), ging ein Ruck durch die Fotobranche. Die Minolta 7000 war einer der raren Meilensteine auf dem Entwicklungsweg der Fototechnik. Heute ist alles ganz anders. Alle großen Kamerahersteller bieten Autofokus-Spiegelreflexkameras an, und wenn auch die neuesten Modelle die älteren (man beachte: 1985 kam die "7000") schon alt aussehen lassen, so sind Meilensteine nicht zu erwarten. Es geht nicht mehr um den großen Schritt nach vorne, es geht um Verbesserungen am Laufstil. Das ist, kurz umrissen, das Umfeld, in dem die drei Kameras dieses Vergleichstests zu sehen sind. Die drei Kameras in alphabetischer Reihenfolge: Chinon CP-9AF Multi-Program, Minolta Dynax 7000i, Nikon F-801 AF.

Allen drei Kameras dieses Tests sieht man es an, daß sie zur jüngsten Generation gehören. Die Gehäuse sind breit mit einem kräftig ausgebildeten Handgriff auf der rechten Seite, LCD-Monitore, Drucktasten und Schalter bestimmen das Bild. Daß die Filme in den Kameras von eingebauten Motoren transportiert werden, ist auch klar - Schnellschalthebel sucht man an allen drei Kameras vergeblich.

Handhabung

Trotz der Ähnlichkeit des Äußeren gibt es in der Handhabung der drei Kameras Unterschiede zu vermerken. Ob diese Unterschiede wichtig genug sind, um den Kaufentscheid zu beeinflussen, muß jeder Interessent für sich prüfen.
Der hochgezogene und weit vorragende Handgriff der Dynax gibt den besten Halt, besonders, wenn der Fotograf große Hände hat. Obwohl nur der Handgriff der CP-9AF ein wenig strukturiert ist, ist die Griffigkeit bei allen dreien jederzeit gewahrt.
Bei allen drei Kameras liegt der Auslöser gleich günstig im Griffbereich des rechten Zeigefingers. Es handelt sich um die mittlerweile wohlbekannten Zweistufenauslösen Auf den Touch-switch Auslöser hat Minolta bei der Dynax 7000i verzichtet.
Im Griffbereich des Zeigefingers befinden sich bei der CP-9AF und bei der Dynax auch die zentralen Einstellelemente - eine Wipptaste bei der CP-9AF, ein Schiebeschalter bei der Dynax. Wer nicht umgreifen will, kann sich bei beiden Kameras aber auch eines Zweifingersystems bedienen. Bei der CP-9AF ruht dann der Zeigefinger auf dem Wippschalter, der Mittelfinger bedient den Auslöser. Umgekehrt bei der Dynax, hier bleibt der Zeigefinger auf dem Auslöser, der Mittelfinger bedient den Schiebeschalter.
Das zentrale Einstellelement der F-801 AF ist ein waagerecht angeordnetes Rad, das - auch wenn die Kamera am Auge ist - bequem mit dem Daumen verdreht werden kann.
Die zentralen Einstellelemente sind bei allen drei Kameras nur sinnvoll zu gebrauchen, wenn man vorher über Wohltasten eingegeben hat, was man denn ver- oder einstellen möchte.
Auch hier sind in der Bedienung Unterschiede zwischen den drei Kameras nur im Detail zu finden. Alle drei Lösungen sind in sich sauber durchdacht und logisch aufgebaut. Wer eine dieser drei Kameras kauft, die Bedienungsanleitung aufmerksam durchliest und einige Trockenübungen macht, wird mit der richtigen Handhabung bei keiner Probleme haben.
Dennoch verdienen es einige Einzellösungen (ohne Wertung im Vergleich) lobend erwähnt zu werden. Da ist einmal die viereckige Einstellplatte der CP-9AF, mit der die Belichtungsbetriebsarten ohne Zuhilfenahme eines zweiten Knopfes gewählt werden können. Da ist zum zweiten die verdeckte Knopfleiste der Dynax, die selten gebrauchten Einstellknöpfe sind hinter einer Klappe verborgen und können im alltäglichen Betrieb den Benutzer nicht verwirren. Hinter der Klappe befindet sich auch das Aufnahmefach für die Erweiterungschips, eine Besonderheit der Dynax, die bislang keine andere Kamera aufzuweisen hat. Und da ist zum dritten das zentrale Einstellrad der Nikon, das die Einstellarbeit leicht und präzise von der Hand gehen laßt. Alle drei Einzellösungen sind nicht neu und/oder exklusiv an diesen Kameras zu finden aber sie freuen doch.

Information

Im Zusammenhang mit der Bedienungsfreundlichkeit einer Kamera muß auch betrachtet werden, wie umfangreich und deutlich die Kamera ihren Benutzer informiert.
Hier sind sich die Dynax und die F-801 AF sehr ähnlich.
Sowohl im LCD-Monitor auf der Kamera wie auch in der Infozeile unter dem Sucherbild informieren sie den Fotografen umfassend über alles, was für ihn interessant und wichtig ist,
Bei beiden wird die Infozeile im Sucher bei schlechten Lichtverhältnissen automatisch beleuchtet, bei der F- 801 AF kann die Beleuchtung zusätzlich jederzeit manuell aktiviert werden.
Das ist bei der Dynax nicht möglich, bei ihr wird aber auch der LCD-Monitor auf der Kamera beleuchtet. Eine Beleuchtung des Monitors ist weder bei der CP-9AF noch bei der F-801 AF vorgesehen. Die Sucheranzeigen der CP-9AF brauchen keine Beleuchtung, da es sich um selbstleuchtende LEDs in Zahlen-, Buchstaben- und Symbolform handelt, die auch im Dunkeln gut zu erkennen sind.
Zu bemängeln ist, daß die CP-9AF den Benutzer über die eingestellte Blende im Unklaren laßt.
Die Infozeilen im Sucher sind bei der Dynax und der F-801 AF gut zu sehen, ohne das Sucherbild zu stören, das darüber angeordnet ist. Die Infozeile der CP-9AF ist links vom Sucherbild zu finden und besonders von Brillenträgern nur schlecht zusammen mit dem Sucherbild zu sehen. Das Sucherbild selbst ist bei der F-801 AF am besten zu überblicken, selbst Brillenträger haben keinerlei Schwierigkeiten.
Zu den sichtbaren Informationen kommen bei der Dynax und der F-801 AF noch etliche akustische Warnsignale hinzu, die fast alle wahlweise ein- oder abgeschaltet werden können.
Die Warnsysteme aller drei Kameras sind ausgeklügelt und auf größtmögliche Sicherheit ausgelegt. So sollte es einem aufmerksamen Fotografen unmöglich sein, eine unter- oder überbelichtete Aufnahme zu machen, und es dürfte ihm auch nicht passieren, unerwartet mit leeren Batterien dazustehen.

Filmtransport

Einen großen Anteil am Entleeren der Batterien haben die eingebauten Transportmotoren. Am langsamsten arbeitet der Motor der CP-9AF (2,5 B/Sek.), flott der Motor der Dynax (3 B/Sek), etwas schneller der Motor der F-801 AF (3,3 B/Sek.), wenn er nicht manuell auf 2 B/Sek. gebremst wurde. Die eingebauten Motoren machen den Umgang mit dem Film bei allen drei Kameras leicht. Filmeinlegen ist kein Problem, die Filmrückspulung halt nicht mehr auf, da auch sie der eingebaute Motor übernimmt. Der Start der Filmrückspulung muß bei der CP-9AF und bei der F-801 AF manuell eingeleitet werden. Bei der Dynax ist das wahlweise möglich, normalerweise beginnt das Zurückspulen des Films automatisch, sobald das letzte Bild belichtet ist.
Die Übernahme der Filmempfindlichkeit von DX-kodierten Patronen ist eine weitere Erleichterung im Umgang mit dem lichtempfindlichen Material, mit der alle drei Kameras aufwerten. Auch die Möglichkeit, die DX-Automatik manuell zu überspielen bzw. Filme ohne DX-Kodierung zu verwenden, ist bei allen drei Kameras möglich. Die höchsten ISO-Werte von 5000-6400 werden den Fähigkeiten der neuesten hochempfindlichen Filmmaterialien aber nicht mehr ganz gerecht.

Sonderfunktionen

Ohne eingebauten Motor wäre eine Sonderfunktion der CP-9AF nicht möglich: die Intervallschaltung. Als Zubehör ist lediglich ein ganz normaler Drahtauslöser nötig, um die Kamera vollautomatisch und unbemannt fotografieren zu lassen. Das Intervall zwischen zwei Aufnahmen kann zwischen 1 Sek. und 90 Minuten lang sein.
Auch die Ablaufzeit des Selbstauslösers kann bei der CP-9AF in diesem Zeitraum variiert werden. Wahrend sich der Dynax-Fotograf mit einer Vorlaufzeit von 10 Sek. begnügen Muß, kann auch der Benutzer einer F-801 AF wählen, welcher Zeitraum zwischen dem Druck auf den Auslöser und dem Verschlußablauf vergehen soll (2 Sek. bis 30 Sek.). Wird das Vorhandensein eines Selbstauslösers fast schon als selbstverständlich angesehen, so ist eine Vorrichtung für Mehrfachbelichtungen bei den Kameras der neuen Generation eher selten anzutreffen. Im Test-Trio warten nur die CP-9AF und die F-801 AF damit auf.

Belichtung

Die Belichtungsmessung aller drei Kameras erfolgt natürlich im TTL-Verfahren (durch das Objektiv).
Eine herkömmliche mittenbetont integrale Messung bietet die CP-9AF Die F-801 AF kann wahlweise mit stark mittenbetonter Integralmessung (75% Mitte/25% Rand) oder mit Mehrfeldmessung eingesetzt werden. Bei der Dynax hat der Fotograf die Wahl zwischen bildweise zuschaltbarer Spotmessung und ebenfalls Mehrfeldmessung.
Die Meßdaten bilden den Ausgangspunkt für die Belichtungssteuerung, die bei allen drei Kameras in mehreren Varianten möglich ist.
Zeitautomatik nach Blendenvorwahl bieten ebenfalls alle drei Kameras.
Bei Zeitautomatik wird die Auswahl an Blenden vom Objektiv bestimmt. Wahrend bei der F-801 AF die Blende am Objektiv eingestellt werden muß und nur in ganzen Schritten verändert werden kann, wird die Blende bei den beiden anderen Modellen von der Kamera aus in halben Schritten gesteuert.
Die Zeitautomatiken der Dynax und der F-801 AF neigen über den gesamten Bereich zu etwas knapper Belichtung, die aber nur bei der Dynax im Bereich niedriger Lichtwerte als leichte Unterbelichtung auf Diafilm sichtbar werden kann, Die CP-9AF zeigt ebenfalls bei niedrigen Lichtwerten eine leichte Unterbelichtung. Ihre Neigung zu reichlicher Belichtung bei hohen Lichtwerten kann vernachlässigt werden. Besonders bei der Blendenvorwahl ist es für den Fotografen interessant, die Ausdehnung der Schärfenzone im Sucher beurteilen zu können. Aber nur die F-801 AF bietet die dazu nötige Abblendtaste. Blendenautomatik noch Zeitvorwahl bieten nur die Dynax und die F-801 AF, wobei als längste Zeiten jeweils 30 Sek. als kürzeste Zeiten einmal 1/4000 Sek. (Minolta, Dynax 70000, zum anderen 1/8000 Sek. (Nikon F-801 AF, die kürzeste Verschlußzeit einer Serienkamera) eingestellt werden kann.
Auch hier ist eine Neigung zu knapperen Werten zu erkennen, die allerdings auch bei Diafilm nie augenscheinlich wird. Die maximalen Abweichungen betragen weniger als -0,3 Blendenstufen.
Wiederum allen drei Kameras eigen ist die Mehrfach-Programmautomatik.
Eine brennweitenabhängige Steuerung von Verschlußzeit und Blende erfolgt bei allen drei Modellen; eine manuelle Wahl zwischen Programmen, die kurze Verschlußzeiten bzw. kleine Blenden bevorzugen, erlauben dagegen nur die CP-9AF und die F-801 AF
Eine Beeinflussung des automatisch gebildeten Verschlußzeiten/Blendenpaares (Programm-Shift) ist hingegen nur bei der Dynax und der F-801 AF vorgesehen.
Die Tendenz zur leicht knapperen Belichtung ist auch bei Programmautomatik bei der Dynax und der F-801 AF festzustellen - sie wird aber allenfalls bei niedrigen Lichtwerten und Verwendung von Diafilm bei der Dynax sichtbar Die CP-9AF wechselt wieder bei mittleren Lichtwerten von etwas zu reichlicher zu etwas zu knapper Belichtung. Wie bei der Dynax kann bei niedrigen Lichtwerten auf Diamaterial eine leichte Unterbelichtung sichtbar werden. Als letzte Variante der Belichtungssteuerung bieten alle drei Kameras die manuelle Einstellung von Verschlußzeit und Blende, wobei die CP-9AF und die F-801 AF es durch die Beschaffenheit ihrer Anzeigen sehr gut möglich machen, eine gezielte Unter- oder

Belichtungskorrektur

Natürlich bieten alle drei Kameras die Möglichkeit, die Belichtung zu korrigieren, und zwar durch eine Meßwertspeicherung oder durch die Vorgabe von Korrekturfaktoren (CP-9AF: ±4 Blendenstufen, Dynax: ±4, F-801 AF: ±5). Wer dennoch auf Nummer Sicher gehen will, kann das mit der Chinon CP-9AF Sie erlaubt ohne Zubehör automatisch gesteuerte Belichtungsreihen mit Abweichungen von +1 und -1 Blendenstufe vom Richtwert, den der Belichtungsmessung vorgibt.
Dieses sogenannte Bracketing ist auch mit den beiden anderen Kameras möglich, allerdings wird für die Dynax ein Erweiterungschip gebraucht, für die F-801 AF die Rückwand MF-21.

Autofokus

Das Interessanteste zum Schluß: wie steht es mit dem Autofokus?
Die CP-9AF und die F-801 AF lassen dem Fotografen die bekannte Wahl zwischen Schärfenpriorität und Auslösepriorität (Nachführ-Autofokus).
Nicht so die Dynax. Sie führt zwar auch die Scharfe nach, löst aber trotzdem nur aus, wenn die Scharfstellung erfolgen konnte. Durch die spezielle Steuerung, die Bewegungen erkennt, vorausberechnet und die Scharfe entsprechend einstellt ist dies eine praxisgerechte Alternative zum Nachführautofokus herkömmlicher Art, bei dem der Fotograf rasch reagieren und in dem Moment auslösen muß, in dem die Scharfstellung durch Aufleuchten einer Anzeige oder durch ein akustisches Signal angezeigt wird.
Eine weitere Besonderheit des Dynax-Autofokus ist das dreigeteilte Meßfeld, das auch waagerechte Strukturen für eine Messung auswertbar macht, während die beiden anderen an solchen Strukturen scheitern. Für besondere Motive kann vom Dreifach-Meßfeld auf das mittlere Meßfeld umgeschaltet werden.
Auf eine andere Weise macht die CP-9AF in diesem Bereich auf sich aufmerksam. Sie bietet die Schärfenfalle. Das heißt: es wird eine Entfernung vorgewählt und der Auslöser (von Hand oder per Drahtauslöser) betätigt. Kommt ein Motiv in die Schärfe, erfolgt die Aufnahme.
Der Dynax-Benutzer muß vorerst ohne Schärfenfalle auskommen, der F-801 AF Fotograf braucht für diese Funktion die Rückwand MF-21.
Wenn es dunkel wird, führen die CP-9AF und die Dynax einen roten Meßblitz im Gehäuse mit und bleiben AF-fähig. Für den AF-Nachteinsatz der F-801 AF wird ein Blitzgerät mit Rotblitz benötigt.
Allerdings muß es schon recht dunkel werden, ehe die Illuminatoren gebraucht werden. Die F-801 AF mißt bis LW -1, die beiden anderen bis LW 0.
Die Einstellung geht am schnellsten bei der Dynax. Mit AF 3,5-4,5/35-105 mm braucht sie fürs Fokussieren von - bis 85 cm 0,69 Sek. Die F-801 AF braucht mit dem AF 2,8/35-70 mm von - bis 70 cm 0,96 Sek. und die CP-9AF fokussiert ihr AF 3,5-4,5/28-70 mm von unendlich bis 0,7 m in 1,02 Sek. Gemessen wurde jeweils bei 50 mm Brennweite und gleichen Licht- und Kontrastverhältnissen.
Daß die Dynax und F-801 AF den Fokussiermotor im Gehäuse, die CP-9AF einen Fokussiermotor in jedem Objektiv hat, scheint keine große Rolle zu spielen, wohl aber die Geschwindigkeit des Datenaustausches.
Mit den AF-Objektiven der ersten Generation ist die Dynax denn tatsächlich auch etwas langsamer als mit denen der zweiten Generation.
Die Fokussiergenauigkeit ist so gut, daß alle Abweichungen innerhalb der Schärfenzone bei größter Blende liegen.

Fazit

Alles in allem zeigen sich alle drei Testkameras in ausgezeichneter Verfassung. Jede kann einige Punkte für sich sammeln, die die anderen nicht haben. Die Kaufentscheidung ist daher individuell zu treffen. Je nach dem, welche Eigenschaft man bevorzugt. Die CP-9AF strapaziert den Geldbeutel bei weitem nicht so wie die Dynax und die F801 AF Dennoch liegen in der Summe die Minolta Dynax 7000i und die Nikon F-801 AF eindeutig an der Spitze. Sie erhalten deswegen das COLOR FOTO Normtest Prüfsiegel mit der Testnote 1.

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