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Test & Technik
Mehr Spaß?
Vier neue Kameras von Canon, Minolta und Pentax
Einfachste Bedienung lautet das Konzept für die vier neuen Autofokus-Reflex-Kameras von Canon, Minolta und Pentax. Was bieten diese Kameras dem Hobbyfotografen für unbeschwerten Fotospaß?
Werden die Hobbyfotografen wirklich immer fauler, dümmer und bequemer? Wenn man den Erfolgsstrategien der großen Kamerahersteller vertraut, dann müßte man diese Frage auf jeden Fall mit ja beantworten. Das breite Angebot an neuen Kameras wendet sich, abgesehen von wenigen Ausnahmen, tatsächlich an eine Käuferschicht, die mit Fotografie anscheinend nicht viel im Sinn hat. Offensichtlich unterstellt hier die Industrie den Käufern, daß sie einzig und allein an möglichst scharfen, korrekt belichteten, bunten Bildchen interessiert sind. Man setzt auf Masse statt auf Klasse.
Die vier von so renommierten Kameraherstellern wie Canon, Minolta und Pentax angebotenen photokina-Neuheiten tragen diesem unseligen Trend Rechnung.
Am deutlichsten wird dies bei den beiden neuen Canon Modellen. An der EOS 750 und 850 kann der Fotograf außer dem Sucherausschnitt nahezu gar nichts mehr selbst bestimmen. Abgesehen von äußerlicher Ähnlichkeit hinsichtlich Größe und Gewicht blieb von den vielfältigen Gestaltungsmitteln einer Spiegelreflex-Systemkamera fast nur noch die Möglichkeit des Objektivwechsels übrig. Sogar der Blitz ist bei der EOS 750 eingebaut und schaltet sich bei Bedarf automatisch zu. Die Entscheidung über die korrekte Belichtung, daß heißt über die Wahl von Blende und Verschlußzeit, trifft das Belichtungsprogramm der Kamera ähnlich wie bei den bekannten Kompakt-Kameramodellen selbst.
Diese trifft sie allerdings, und das muß zur Ehrenrettung dieses neuen Kameratyps gesagt werden, auf Grund eines raffiniert ausgeklügelten Steuerprogramms stets unter Berücksichtigung der angesetzten Brennweite. Das heißt für die Praxis: Der Kameracomputer steuert solange die größtmögliche Blende ein, bis eine Verschlußzeit, die der Freihandgrenze (=1/Brennweite) entspricht, erreicht wird. Erst dann werden in gleichen Schritten die Blende geschlossen und die Verschlußzeit verkürzt.
Nun gibt es aber auch Motive mit stimmungsvoller Beleuchtung, für die sich eine kleine Blende mit langer Verschlußzeit besser eignet und bei denen der Fotograf eventuell durch den Einsatz eines Stativs die Verwacklungsgefahr vermeiden könnte.
Solche Extrawünsche können ihm die neuen EOS Modelle nur über einen Umweg: nämlich über ein zweites Belichtungsprogramm erfüllen, das dem Benutzer nun eindeutig die Verwandtschaft zum EOS-System beweist: das "Depth-Programm" für Schärfentiefenkontrolle.
Mit diesem Programm hoffen die Marketingstrategen manuelle Steuerung der Blende und Schärfentiefenkontrolle über die Abblendtaste überflüssig zu machen.
Die Schärfenpunkte, zwischen denen die Schärfe liegen soll, werden nacheinander angemessen und nun sucht der Kameracomputer die optimale Blende. Er warnt, wenn ein zu großer Bereich gewählt wurde, den Fotografen und sagt ihm auch, daß die benötigte Blende eine Verschlußzeit erfordert, die zur Verwacklung führen könnte. Welche Blende das ist und welche Verschlußzeit die Kamera gewählt hat, erfährt der Fotograf nicht. Er muß und kann sich auf den Kameracomputer verlassen. Der Unterschied zwischen den beiden neuen EOS-Kameras liegt in dem eingebauten Blitz der EOS 750, der sich automatisch bei Gegenlicht und schlechten Lichtverhältnissen zuschaltet. Die 850 benötigt dagegen einen au steckbaren Blitz. Dazu hat Canon das winzige Speedlite 160E mit Leitzahl 16 bei ISO 100/21xGRADx entwickelt, das ebenfalls von der EOS 850 automatisch zugeschaltet und gesteuert wird.
Ein Leichtgewicht: die Dynax 3000i
Ein ähnliches Konzept wie die neuen Canon-EOS-Kameras verfolgt auch die Minolta Dynax 3000i. Die kleine Schwester der Dynax 7000i unterscheidet sich von den eher klobig wirkenden Canon-EOS-Modellen vor allem durch das elegantere, kompaktere Design. Doch neben diesen mehr Geschmacksfragen betreffenden Merkmalen ist die Ausstattung ähnlich. Auch an der Dynax 3000i läßt sich kaum noch etwas manuell einstellen. Die Belichtung wird von einem brennweitenabhängigen Programm gesteuert. Für Action- und Sportaufnahmen kann manuell auf ein spezielles High-Speed-Programm umgestellt werden. Auch zur Dynax gibt es einen Miniblitz, der von der Kamera mit Energie versorgt und gesteuert wird. Auch er schaltet sich automatisch zu, wenn die Lichtverhältnisse es erfordern. Das Programmblitzgerät D 316i besitzt die Leitzahl 16 bei ISO 100/21xGRADx und reicht ebenso wie das Canon Speedlite 16E für die Ausleuchtung des Bildwinkels eines 35-mm-Objektivs.
Das ist in Anbetracht der vielen Zooms, die heute bereits 28 mm als kürzeste Brennweite besitzen, relativ wenig. Für einen größeren Ausleuchtwinkel lassen sich sowohl bei der EOS als auch bei der Dynax die entsprechenden stärkeren, bereits bekannten Programmblitzgeräte verwenden.
Das AF-System der Minolta Dynax 3000i besitzt zwar ein viermal größeres AF-Zielfeld als herkömmliche AF-Kameras, aber nicht den von der Dynax 7000i her bekannten Dreizonen-Autofokus.
Den größten kreativen Freiraum von den vier neuen Autofokus-Kameras bietet die neue Pentax SF-7. Das Schwestermodell zur SFX setzt aber auch auf starke Vereinfachung. Neu ist vor allem die Bedienerführung über den Monitor, die dem Benutzer auf einer Schemazeichnung zeigt, was er als nächstes wo einstellen muß. Alle Einstellungen an der Pentax SF-7 erfolgen mit nur zwei Schaltern.
Auch die Pentax besitzt eine automatische Multi-Programmwahl, die abhängig von der Brennweite arbeitet. Drei Programme stehen zur Auswahl: Schärfentiefe, Standard und Teleprogramm. Auch die Pentax SF-7 besitzt ein eingebautes Blitzgerät. Bei schwacher Beleuchtung, daß heißt, wenn eine Belichtungszeit von 1/30 Sekunde oder länger nötig sind, wird im Sucher und auf dem Monitor durch eine Anzeige empfohlen, das Blitzlicht einzuschalten. Es klappt auf Knopfdruck heraus.
Die programmierte Blitzsteuerung macht auch Aufhellblitzen bei Tageslicht zu einem Kinderspiel. Langzeitblitzen und die Verwendung mehrerer Blitzgeräte ist dank der TTL-Blitzsteuerung der Pentax SF-7 kein Problem.
Für den Anschluß von leistungsstarken Blitzgeräten besitzt die Pentax SF-7 einen gesonderten Zubehörschuh rechts neben dem Prismensucher. Im Gegensatz zu den übrigen drei vorgestellten Modellen, haben die Pentax-Ingenieure die Eingriffmöglichkeiten des Fotografen nicht total ausgeschaltet, sondern so gestaltet, daß er sie auch ohne in der Betriebsanleitung nachlesen zu müssen, einfach vornehmen kann. Zwar ging man auch bei Pentax wie bei Canon und Minolta davon aus, daß es viele Menschen gibt, die sich gelungene Fotos wünschen, ohne sich deswegen intensiv mit der Arbeitsweise der Kamera und den Grundsätzen der Fotografie beschäftigen zu müssen. Doch während man bei den anderen Kameras alle Entscheidungen der Kamera übertrug, bleibt dem Pentax SF-7 Besitzer jederzeit die Möglichkeit, gestaltend in die Wahl von Verschlußzeit und Blende einzugreifen. Sie erfüllt als einzige die Ansprüche kreativer Fotografen.
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