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Artikel

1996

Test und Technik

Der Profi

Die neue Nikon F4

Kompromißlos auf die Bedürfnisse von Berufsfotografen zugeschnitten ist Nikons neues Top-Modell, die Nikon F4. In keiner Kamera der Welt steckt mehr Computerwissen als in diesem neuen Handwerkszeug für Profis.

Die Aufgabe der Nikon Konstrukteure lautete, eine Kamera zu konstruieren, die modernste Technologien, Zuverlässigkeit, Handlichkeit und Langlebigkeit in sich vereint. Die Basis dafür waren dreißig Jahre Erfahrung im Bau von Kameras für Berufsfotografen in aller Welt. Das Ergebnis ist die neue Nikon F4, eine Kamera, die ihresgleichen sucht. Allergrößtes Lob verdienen die Nikon Konstrukteure dafür, daß sie die Kompatibilität mit fast allen Nikkor-Objektiven erhalten konnten. Das Objektivbajonett der Nikon F4 verfügt über drei verschiedene Übertragungs- und Anschlußsysteme zur Steuerung der Objektivfunktionen. Neben den elektronischen Kontakten für den Datenaustausch zwischen Kameracomputer und den in den Objektiven eingebauten Microchips der AI-P- und AF-Objektive gibt es Kupplungen für die F3 AF-Objektive mit eingebautem Motor und für Objektive mit mechanischen Übertragungsfunktionen der AI-S, AL nicht AL modifizierten Al und Serie E-Objektive.
Autofokusbetrieb ist sowohl mit den AF-Nikkoren als auch mit den F3 AF-Objektiven sowie mit einer Reihe von herkömmlichen Objektiven in Verbindung mit dem TC-16A AF-Telekonverter möglich. Dem Nikon-F4-Fotografen stehen drei Methoden zur Scharfstellung zur Verfügung. Über den Fokus-Wahlschalter kann er zwischen manueller Fokussierung, Autofokus mit Schärfepriorität und kontinuierlichem Autofokus wählen.
Die AF-Sensoren sind extrem sensibel und sprechen schon bei einem Lichtwert von minus 1 an. Die Schnelligkeit der automatischen Scharfstellung beruht vor allem auf dem verbesserten AM 200 CCD Sensor-Modul, der Hochgeschwindigkeits-Datenverarbeitung in den Mikrocomputern und dem hohen Drehmoment des kernlosen AF-Motors.
Neu sind zwei automatisch zuschaltende Filter vor dem AF-Modul am Boden des Spiegelkastens. Bei normalem Licht wird ein Filter vorgeschaltet, das die Infrarotstrahlen abhält, um fehlerhafte Fokussierung, verursacht durch chromatische Aberration des verwendeten Objektivs, zu verhindern.
Das andere, infrarotdurchlässige Filter wird eingesetzt, wenn das AF-System mit dem Rotlicht des AF-Illuminators der Blitzgeräte arbeitet. Diese beiden Filter vergrößern die AF-Genauigkeit in allen Aufnahmesituationen.
Kleine Bürsten werden beim Filterwechsel automatisch an den Filtern vorbeigeführt und halten so deren Oberfläche staubfrei.

Automatische Messung der Geschwindigkeit

Eine neue Software erkennt bei bewegten Objekten deren Geschwindigkeit und zieht die Schärfe entsprechend bis unmittelbar vor der Auslösung nach. In Verbindung mit der Multifunktions-Datenrückwand besitzt die Nikon F4 eine weitere AF-Funktion, die Schärfenfalle. In dieser Betriebsart löst die Kamera automatisch aus, sobald ein Objekt eine vorgewählte Schärfenebene erreicht.
Die Automatiksteuerungen der neuen Nikon F4 werden von dem größten Computersystem, das je in eine Kleinbild-Spiegelreflex-Kamera eingebaut wurde, kontrolliert. Im Gehäuse der F4 befinden sich nicht weniger als neun ICs, darunter ein 4-bit und zwei 8-bit-Mikroprozessoren.
Unter den vier ICs des Wechselsuchers befindet sich ebenfalls ein 8-bit-Mikrocomputer. 200 hochempfindliche CCD-Sensoren dienen für die Schärfenerkennung.
Zwei paarweise angeordnete Mehrfeld-Photodioden zerlegen das Bild für die automatische Belichtung in fünf Meßfelder. Jeder Sensor besitzt drei Meßfelder, wobei das mittlere jeweils auf das Bildzentrum ausgerichtet ist. Diese Anordnung macht drei Meßmethoden möglich. Zur Ermittlung der Belichtung kann zwischen Spot-, Matrix- und mittenbetonter Messung gewählt werden. Für die Belichtungssteuerung stehen insgesamt fünf Methoden zur Wahl. Neben manueller Steuerung von Verschlußzeit und Blende gibt es normale und High-Speed Programmautomatik sowie Zeit- und Blendenautomatik.
Als automatische Verschlußzeiten stehen Zeiten von 1/8000 bis zu 30 Sekunden zur Verfügung. Belichtungskorrekturen können zwischen ± 2 Blenden in Drittelstufen vorgenommen werden. Die AF- und Belichtungseinstellung kann simultan gespeichert werden. Mit der Multifunktions-Datenrückwand MF23 können automatische Belichtungsreihen gemacht werden.

Blitzsynchronisation auf den zweiten Vorhang

Auch die Blitzlichtsteuerung kann automatisch erfolgen. Die Blitzlichtmessung erfolgt durch das Objektiv. Auch Aufhellblitzen bei Tageslicht ist automatisch möglich.
Eine Besonderheit in Zusammenhang mit dem Nikon Systemblitz SB 24 sind die Synchronisation des Blitzes auf den zweiten Verschlußvorhang und der Stroboskopeffekt.
Der Filmtransport erfolgt bei der Nikon F4 motorisch. Bei der Rückspulung kann der Fotograf zwischen motorischen und manueller Rückspulung wählen. Vier Transportprogramme können vorgewählt werden: High-Speed-Serienschaltung (CH), Low-Speed-Serienschaltung (CL), Leise-Serienschaltung (CS) und Einzelbildschaltung. Je nach Energiequelle - es stehen das High-Speed Batterie Pack MB21 und das Batterie Pack MB-20 zur Verfügung - sind Aufnahmeserien mit bis zu 5,7 Bildern in der Sekunde möglich. Eine Besonderheit ist die CS-Schaltung, bei der das Transportgeräusch unter dem von Kameras mit Transporthebel liegt. Die Nikon F4 wurde geschaffen, um den gewachsenen Ansprüchen der Berufsfotografen an eine Profikamera Rechnung zu tragen. Durch den Einsatz modernster Technologien, untergebracht in einem robusten handlichen Gehäuse, hat Nikon seine Führungsrolle im Bau professioneller Kleinbildkameras erneut unter Beweis gestellt.

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