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Artikel

1996

Test & Technik

Kommt die Zukunft zu spät?

Die neue Mirai von Ricoh

Eine kompakte Kamera mit festeingebautem Zoom-Objektiv von 35-135 mm Brennweite ist Ricohs neue Mirai. Auch wenn sie stark an ihre Vorbilder wie die Olympus AZ 300 Superzoom oder die Chinon Genesis erinnert, besitzt sie einige neue, ungewöhnliche Ausstattungsmerkmale.

Als Kamera der Zukunft stellte Ricoh seine neue "Auto-Compact-Kamera" mit einem großen Knalleffekt noch kurz vor der photokina in der Berliner Nobelherberge Kempinski der Öffentlichkeit vor. Daß Werbeleute zur Übertreibung neigen, ist allseits bekannt. Doch angesichts der Mirai (japanisch: Zukunft) gleich die Zukunft der Fotografie zu beschwören, wird auch bei den duldsamsten Menschen nur noch ein verständnisloses Kopfschütteln hervorrufen. Dabei besitzt Ricohs Neue genügend Ausstattungsmerkmale, die sie zu einer interessanten Alternative zu den bekannten Kameras ihrer Klasse machen.
Ihr größter Vorzug ist der enorme Brennweitenbereich des eingebauten Zoom-Objektivs. Zwar läßt die Lichtstärke mit 4,2-5,6 zu wünschen übrig, aber bei der zunehmenden Qualität hochempfindlicher Filme und angesichts des eingebauten Blitzgerätes mit Leitzahl 20 tritt dieses Manko in den Hintergrund.
Die Belichtungssteuerung übernimmt eine Programmautomatik, die Blende und Verschlußzeit in Abhängigkeit von der eingestellten Brennweite wählt. Blende und Verschlußzeit werden auf dem großen Datendisplay angezeigt. Der Programm-Shift arbeitet normalerweise automatisch, er kann aber auch manuell über Tasten vorgenommen werden, um etwa das Kurzzeitprogramm für Actionaufnahmen bei kurzen Brennweiten einzusetzen. Die Anzeigen des Datenmonitors informieren den Fotografen außerdem über Batteriezustand, Bildzahl, Objektabstand, eingestellte Brennweite, eingelegten Film, Rückspulstatus, B-Einstellung, Serienschaltung, Aufhellblitz und Selbstauslöserbetrieb. Daß sie sich, wie im Prospekt steht, "mit vielen Profikameras messen kann", muß wiederum als Ausrutscher der Ricoh-Werber gewertet werden, auch wenn der verblüffend große Verschlußzeitenbereich von 1/2000 bis 32 Sek. hier durchaus Vergleiche zuläßt.
Außergewöhnlich für eine Kamera dieser Klasse ist auch die Möglichkeit der Belichtungskorrektur über ± 4 Blendenstufen sowie der gewaltige Filmempfindlichkeitsbereich von ISO 25/15xGRADx bis 5000/38xGRADx.
Für Nahaufnahmen besitzt die Mirai eine Makroeinstellung; sie erlaubt einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:4,9.
Als Zubehör ist ein aufsetzbarer, noch stärkerer Blitz geplant. Der eingebaute Blitz hat bei ISO 100/21xGRADx eine Reichweite von fünf Metern. Das dürfte für Innenaufnahmen in Wohnräumen normalerweise genügen.
Gewiß ist die Ricoh Mirai eine außergewöhnliche Kamera mit großem Automatikkomfort. Doch die Kamera der Zukunft ist sie sicher nicht, auch wenn der angestrebte Preis von fast 1000 Mark sie für viele in unerreichbare Ferne rückt.

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