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Artikel
1997
Sammlerkamera des Monats
Leica-Rivalin
Contax IIIa
Die Leica feierte bereits Triumphe rund um die Welt, als Zeiss-Ikon im Krisenjahr 1931 die Herausforderung mit der Contax annahm . Zwanzig Jahre später erschien die verfeinerte Contax IIIa mit eingebautem Belichtungsmesser als Schlußpunkt einer Kamera-Karriere.
Die Frage, ob Leica oder Contax, geriet noch in den fünfziger Jahren zur Gewissensentscheidung. Beide Meßsucherkameras spalteten ihre Anhänger in zwei rivalisierende Lager und zwar derart entschieden, wie man es nur in der Automobilszene bei Mercedes- und BMW-Fahrern kennt. Der bei weitem größere Markterfolg und das Bewußtsein, das Original unter den Kleinbild-Meßsucherkameras zu besitzen, sorgte bei vielen Leica-Fotografen für ein ausgeprägtes Überlegenheitsgefühl gegenüber der Konkurrenz aus Dresden. Contax-Freunde konnten dagegen mit Exklusivität und vornehmer Distinguiertheit kontern.
Doch fernab aller Rivalität bemerkenswerte Werkzeuge zum Bildermachen sind beide. Beide verkörpern das "Made in Germany" in seiner besten Tradition, obwohl sie unterschiedliche Temperamente sind. Die Leica verkörpert in erster Linie Präzision und Robustheit, während Technik und Design der Contax darüber hinaus verspielt und phantasievoll wirken. So wurde beispielsweise an allen Contax-Meßsucherkameras die Entfernung mit Hilfe eines Rändelrades eingestellt. Vor dem Krieg mauserte sich die spartanische Contax 1 zur Contax II, zu der sich dann 1939 die Contax III mit eingebautem Selen-Belichtungsmesser gesellte. Ein umfangreiches Objektivprogramm, vom 25er Biogon bis zum 180er Olympia-Sonnar 2,8/180mm, verwendbar mit dem Spiegelkasten, rundet das Bild von der professionellen Kleinbildkamera ab.
Das Bombardement der Alliierten auf Dresden im Februar 1945 zog auch die Produktionsstätten des Zeiss-Ikon-Werks arg in Mitleidenschaft. Was die Bomben heil ließen, wurde von den Sowjets demontiert, die ein paar Jahre später in Kiew die Modelle II und III unter dem Namen der ukrainischen Hauptstadt weiterbauten. Der Zeiss-Ikon-Neubeginn in Stuttgart bedeutete auch eine neue Contax-Generation. An die Stelle der Modelle II und III traten ab 1951 die Ausführungen IIa und IIIa, deren auffälligster Unterschied zu ihren Vorgängern die kompakteren Gehäuse und jede Menge Detailverbesserungen waren. Was die Objektive anging, so war man zunächst noch auf Zulieferungen aus Jena angewiesen, erst später fertigte Oberkochen die Zeiss-Objektive unter dem Namen Opton wegen des Carl Zeiss-Namensstreites zwischen Ost
und West.
Die Contax IIIa avancierte wegen ihres hohen Preises auch in den kamera-euphorischen fünfziger Jahren nicht gerade zum Bestseller. Immerhin kostete sie 1954 mit Sonnar 2/50mm 980 Mark, das entsprach damals etwa zwei Monatsgehältern eines Angestellten. Im gleichen Jahr kam die völlig neue Leica M 3 heraus mit brillantem Meßsucher und großer Meßbasis. Sie machte der Contax IIIa ebenso das Leben schwer wie der immer stärker werdende Trend zur Spiegelreflexkamera, dem man bei Zeiss-Ikon mit der Contaflex und ab 1960 mit der Contarex Rechnung trug. Preissenkungen bei der Contax waren die Folge. Schließlich verschwand die Contax III 1960 aus der Zeiss-Ikon-Preisliste. In Anbetracht der vielen Verbesserungen und des geringeren Alters sind gebrauchte Contax-Modelle der Typen IIa und IIIa die beste Empfehlung für Fans, die mit ihrer Contax fotografieren wollen, und sie nicht zum Vitrinen-Sammlerstück degradieren. Wobei die IIIa im täglichen Gebrauch vom eingebauten Belichtungsmesser profitiert, der sich allerdings auch im Alter als Schwachstelle entpuppen kann. Dann nämlich, wenn das Selenelement verbraucht ist. Ein Austausch ist recht kostspielig. Ansonsten glänzen die Contax-Kameras der dritten Generation trotz ihrer sensiblen Mechanik durch Zuverlässigkeit. Vor einer Kaufentscheidung sollte der potentielle Interessent sein Augenmerk auf die langen Zeiten des Verschlusses richten, die bei nur gelegentlichem Gebrauch zum Verharzen neigen. Aber das ist kein Contax-typischer Mangel, von dieser Alterserscheinung sind alle mechanischen Verschlüsse betroffen.
Für eine gut erhaltene Contax IIIa muß der Interessent bis zu 700 Mark anlegen, wenn die Kamera mit dem Standardobjektiv Sonnar 1:2/50 mm ausgerüstet ist, das hochlichtstarke Sonnar 1:1,5/50 mm muß mit einem Aufpreis von rund 200 Mark honoriert werden, obwohl die Abbildungsqualität nicht von der großen relativen Öffnung profitiert. Die weniger beliebte IIa, deren Design nach subjektiver Betrachtung kurioserweise nicht ganz so harmonisch erscheint wie bei der nachträglich mit dem Belichtungsmesseraufsatz bestückten IIIa, notiert in den Verkaufspreisen 100 bis 150 Mark niedriger. Noch dürfte sie unter 400 Mark zu haben sein. Laut Contax-Kenner Hans Jürgen Kuc zeichnet sich ein Aufwärtstrend in der Preisentwicklung von Contax-Kameras ab. Denn immer mehr Sammler entdecken den Reiz der Leica-Rivalin, die Kamerageschichte geschrieben hat und sogar die Nippon Kogaku KK zur Nachahmung anregte. Nikon-Rangefinders nahmen sich die Contax zum Vorbild, während Konkurrent Canon die Leica nachempfand. "Die Zeiten", so Kcc "in denen Contax-Kameras kaum die 500-Mark-Schwelle überschritten, sind längst Vergangenheit."
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