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Artikel

1997

Test & Technik

Vergleich Leica AF-C1 contra Minolta AF-Tele Super

Es war schon immer etwas teurer ...

Die bewährte Zusammenarbeit zwischen Leica und Minolta führte zur ersten Autofokus-Kompaktkamera der berühmten deutschen Marke. Wir verglichen erstmals das Original Minolta AF-Tele Super mit ihrer Leica-Variante AF-Cl.

Sicher hätten sich viele Leica-Fans lieber eine Kompaktkamera aus den Konstruktionsbüros in Solms gewünscht, statt eines umetikettierten Fernost-Produkts aus dem Hause Minolta. Doch ein solcher Leica CL-Nachfahre, womöglich mit zwei Wechselobjektiven und obendrein noch dem Meßsucherprinzip gehorchend, weist gleich zwei Nachteile auf. Die Kosten für Entwicklung und Produktion wären zu hoch und die rasch wachsende Zielgruppe der unbeschwert von jeglieher Technik fotografierenden Kompaktkamerabenutzer wäre verfehlt.
Also entschied Leica-Vorstand Dr. Bruno E. Frey, die neue Leica AF-C1 als Ableger der Minolta AF-Tele Super vom Kooperationspartner in Japan produzieren zu lassen. Nach strengen Leica-Maßstäben freilich, denn der um 200 Mark höhere Kaufpreis - 700 statt 500 Mark - resultiert nicht nur aus kosmetischen Maßnahmen, sondern auch aus einer strengeren Oualitätskontrolle. Wir wollten genau wissen, was es damit auf sich hat und unterzogen beide Kameras einem umfangreichen Meßprogramm.
Die Leica-Manager taten gut daran, sich für die AF-Tele Super als Basis für ihre erste Autofokus-Kompaktkamera zu entscheiden. Erst im letzten Herbst vorgestellt und mit einem fortschrittlichen Mehrstrahl-Autofokusprinzip ausgestattet, repräsentiert sie den neuesten Stand der Dualfokus-Kameratechnik. Das' drückt sich auch in der vergleichsweise kompakten Gehäuseform aus. Der Fotograf kann zwischen zwei motorisch umschaltbaren Brennweiten, 38 und 80 mm, wählen. Für Landschafts- und Gruppenaufnahmen ist die kurze Brennweite gedacht, die längere eignet sich für Porträts. Außerdem können Detailaufnahmen mit einem minimalen Objektabstand von 70 cm gemacht werden. Das eingebaute Blitzgerät paßt sich automatisch der jeweiligen Brennweite an und schaltet sich bei wenig Licht und extremen Gegenlichtsituationen selbsttätig zu. Beide Kameras bieten abgesehen von dem mehrstrahligen Autofokus, der exaktes fokussieren auch dann ermöglicht, wenn sich das Hauptmotiv nicht in der Bildmitte befindet. also nichts

Die Leica belichtet gleichmäßiger und exakter.

Spektakuläres, noch nicht einmal ein Zoomobjektiv. In der Praxis erweist sich diese sinnvolle Beschränkung auf Wesentliches allerdings von Vorteil. Die Erfahrung lehrt, daß bei Standard-Zoomobjektiven meist die Eckbrennweiten benutzt werden. Der Fotograf kommt auf Anhieb mit beiden gut zurecht. Sie sind handlich und griffsympathisch, was insbesondere für die Leica gilt. Die Aufnahmen präsentieren sich sowohl von der Ausgewogenheit der Belichtung als auch von der Schärfe her sehr gut. Beide Kameras verdienen sogar da Prädikat diafilmtauglich, was sie als Zweitkameras für jene prädestiniert, die ein fotografisches Notizbuch für Schnappschüsse unterwegs suchen. Die Kompaktkamera-Dias lassen sich problemlos mit der Spiegelreflexausbeute mischen, ohne daß peinliche Unterschiede erkennbar wären. Die Meßergebnisse unterstreichen diesen sehr guten Eindruck noch, und die Gretchenfrage, weiche Kamera denn nun jetzt besser sei, konnte wenigstens mit ihrer Hilfe beantwortet werden.

Triumph der Kontrolle: Die Leica ist präziser

Die Leica machte das Rennen. Ihre Belichtungsautomatik funktionierte präziser und die Testtafelaufnahmen ergaben einen um Nuancen genaueren Autofokus. Großartig fällt dieser Triumph der deutschen Gründlichkeit allerdings nicht aus.
Die nächste Frage, die geradezu zwingend folgt, ob die geringen Qualitätsunterschiede den Aufpreis von 200 Mark rechtfertigen, muß sich der potentielle Käufer selbst beantworten. Schöner ist die Leica allemal und überdies lockt das Prestige eines großen Namens in einer volkstümlichen Preisklasse. Die Mehrausgabe kann man also getrost auf das Konto "es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben", buchen.
Für die Leica GmbH ist der Vorstoß in einen lukrativen Wachstumsmarkt letztendlich ein Beitrag zur Existenzsicherung. Um so mehr müssen sich die Liebhaber der Edelprodukte des Hauses mit der Vision vertraut machen, daß die Leica AF-C1 den Auftakt zu weiteren Kameras bildet, deren konstruktiver Ursprung nicht in Solms liegt.

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