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Artikel
1997
Spezial UW-Fotografie
Taucherkameras
Es geht abwärts
Drei, vier, ja auch zehn Meter sind für den echten UW-Fotografen zwar Bereiche, in denen er sich oft aufhält, um zu fotografieren - aber sie markieren für ihn keine Grenze. Hier trennen sich die Wege zwischen Fotografen, die auch unter Wasser mal auf Motivjagd gehen wollen, und Tauchern, die das im Bild festhalten wollen, was sie bei Ausübung ihres Hobbys sehen.
Für die fotografierenden Taucher gibt es spezielle Kameras, die auf den Unterwassereinsatz zugeschnitten sind (auch wenn sie über Wasser ebenfalls eingesetzt werden können). Für diese Kameras wiederum gibt es spezielles Zubehör wie Nahlinsen, Zwischenringe, Wechselobjektive, Wechselsucher und - in erster Linie - Blitzgeräte und Befestigungen. Eine Auswahl stellen wir Ihnen im nächsten Abschnitt vor. Und es gibt spezielle Umhüllungen für normale Kameras, die die Apparate vor einer feindlichen Umwelt schützen. Sie lernen wir im nächsten Abschnitt kennen.
Hanimex Amphibian 35 und die Sea & Sea Motormarine 35
Betrachten wir hier zunächst die echten Unterwasserkameras und beginnen wir hier mit zwei Apparaten, die in weiten Teilen baugleich sind und daher gemeinsam vorgestellt werden.
Bei den Schwestermodellen handelt es sich um die Hanimex Amphibian 35 und die Sea & Sea Motormarine 35. Die Hanimex wird in Deutschland nicht mehr von Hanimex angeboten. Die Amphibian/Motormarine ist konsequent auf den Unterwassereinsatz ausgerichtet. Die Kamera hält bis in die Tiefe von 45 m dicht. Die Einstellelemente sind so groß ausgelegt, daß sie jederzeit - auch mit Handschuhen - bedient werden können. Ein Drehschalter mit einer Nase sichert den überdimensionierten Auslöser, damit kein Bild verschwendet wird.
Als Objektiv findet ein 35-mm-Weitwinkel (unter Wasser also ein Normalobjektiv) mit f/2,8 Verwendung. Es wird über einen Hebel an der Vorderseite des Gehäuses fokussiert, die kleinste Einstellentfernung beträgt 1 m, angegeben sind außerdem die Entfernungen 1,2 m, 1,5m, 2m, 3m, 5m und schließlich Unendlich. Die große Schärfenzone des 35ers gleicht Einstellfehler aus. Da die Entfernung geschätzt werden muß, ist das nicht unwichtig. Auch unter Wasser kann man natürlich den Film per Schnellschalthebel oder mit Hilfe eines Rändelrades transportieren - ein eingebauter Motor ist aber allemal bequemer. Die Amphibian/ Motormarine hat einen zu bieten, der den Film zum ersten Bild spult, dann nach jeder Aufnahme transportiert und ihn auf Knopfdruck auch zurück in die Patrone befördert. Aufnahmeserien sind mit einer Frequenz von 1 B/Sek. möglich.
Filme mit ISO 100/21xGRADx, ISO 200/24xGRADx und ISO 400/27xGRADx können verwendet werden, die Empfindlichkeit wird von Hand eingestellt. Das hat für Dia- und Schwarzweißfotografen den Vorteil, daß notfalls auch einmal ein 100er Film wie ein 400er belichtet werden kann. Die Fehlbelichtung kann dann beim Entwickeln ausgeglichen werden. Kameras mit DX-Automatik bieten diese Möglichkeit nicht.
Die Belichtung kann zwar über eine Zwitter-Automatik gesteuert werden, die aber nur für Aufnahmen über Wasser oder in geringen Tiefen von Interesse ist. Zwitter-Automatik steht für eine Mischung aus Programm- und Zeitautomatik mit vorwählbaren Blendenwerten zwischen f/2,8 und f/16. Die Verschlußzeiten bewegen sich zwischen 1/60 Sek. und 1/400 Sek. Sie werden zu der vom Fotografen gewählten Blende eingestellt. Ist eine Fehlbelichtung zu befürchten, zeigen rote LED das an, eine grüne LED signalisiert dagegen "freie Fahrt".
In größeren Tiefen, für die man die Kamera wohl kauft, kommt dieser Art der Belichtungssteuerung wenig Bedeutung zu. Auch der eingebaute Blitz mit seiner Reichweite von etwa 6 m und zwei Arbeitsblenden (f/2,8 und f/5,6) ist in größeren Tiefen ohne Bedeutung. Der Film in der Amphibian/Motormarine muß dann von einem externen Blitz belichtet werden, der über einen speziellen Anschluß mit der Kamera verbunden wird.
Nikonos V
Neben den Doppelgängern Hanimex Amphibian und Sea & Sea Motormarine gibt es noch eine Unterwasserkamera, oder besser gesagt: die Unterwasserkamera schlechthin.
Die Nikonos V ist eine Sucherkamera, obwohl sie auf den ersten Blick Dank des über das Gehäuse hinausragenden Suchers wie eine Spiegelreflexkamera aussieht.
Mit einer SLR hat sie aber tatsächlich eine Gemeinsamkeit - die Nikonos V ist eine Systemkamera, für die Wechselobjektive mit verschiedenen Brennweiten zur Verfügung stehen. Der Objektivwechsel ist allerdings nur über Wasser möglich. Der Benutzer einer Nikonos V muß sich also vor dem Tauchgang überlegen, was er fotografieren möchte (eine Übung, sich auch Überwasser-Fotografen ab und zu einmal unterziehen sollten, statt einfach mit einer Riesentasche voller Objektive loszuziehen).
Die Belichtungsmessung erfolgt durch das Objektiv (TTL), entspricht also dem Standard von Überwasser-SLR-Kameras. Das gilt ebenso für die Tatsache, daß auch das Blitzlicht (mit entsprechenden Geräten) TTL-gemessen und von der Kamera aus gesteuert wird.
Die Belichtungssteuerung ohne Blitz übernimmt eine Zeitautomatik. Das heißt, daß die Kamera die Verschlußzeit im Bereich von 1/30 Sek. bis 1/1000 Sek. stufenlos so einstellt, daß sie zur Umgebungshelligkeit, zur Filmempfindlichkeit und zu einer vom Fotografen vorgewählten Blende paßt. Die Blendenvorwahl ist unter Wasser eine vernünftige Lösung. Gerade hier kommt es besonders darauf an, daß die von der Blende maßgeblich bestimmte Schärfenzone vom Fotografen gewählt werden kann. Auch die manuelle Belichtungsregelung ist mit der Nikonos V möglich, dann stehen die Verschlußzeiten im genannten Bereich ganzstufig zur Verfügung.
Über die automatisch eingestellte Verschlußzeit ist der Fotograf nie im Unklaren, denn sie wird - wenn auch nur in ganzen Stufen - im Sucher angezeigt. Ebenfalls im Sucher sind die Anzeigen für Unter- und Überbelichtungswarnung und die Blitzbereitschaftsanzeige zu sehen.
Da der Verschluß elektronisch gesteuert wird, ist er von Batterien abhängig. Sollte es tatsächlich einmal passieren, daß man in 50 m Tiefe mit leeren Batterien vor einem UW-Motiv schwebt, kann man die mechanisch gesteuerte 1/90 Sek. einstellen. Die Belichtung muß dann geschätzt werden. Auch die B-Einstellung kann gewählt werden (für die Offenblitzmethode von Vorteil).
Die Filmempfindlichkeit muß manuell eingegeben werden. Dies ist im Bereich von ISO 25/ 15xGRADx bis ISO 1600/33xGRADx in Drittelschritten möglich. Die manuelle Eingabe der Filmempfindlichkeit schließt ein, daß der Fotograf durch Feinabstimmung des ISO-Wertes Belichtungskorrekturen vornehmen oder den Film generell etwas knapper oder reichlicher belichten kann, ganz nach Geschmack.
Ein eingebauter Motor ist nicht vorhanden, der Filmtransport muß mit dem großen Schnellschaltbebel vorgenommen werden. Apropos groß alle Einstellelemente sind so dimensioniert, daß sie auch mit Handschuhen recht gut bedient werden können. Das gilt auch für den arretierbaren Auslöser.
Einstellelemente für Blende und Entfernung sucht man an der Kamera vergebens. Sie sind Bestandteil jeden Objektivs (und auch sehr groß ausgelegt).
Auf ein eingebautes Blitzgerät wurde für die Nikonos V verzichtet, was - betrachtet man den Einsatzbereich dieser Kamera - nicht verwundert. Leistungsstarke Blitzgeräte von Nikon oder von Fremdherstellern können über eine Blitzbuchse mit der Nikonos verbunden werden.
Auch wenn kein Blitz dort befestigt wird, ist der Zubehörschuh auf dem Sucherdach der Nikonos kein überflüssiges Detail dieser durchdachten Kamera - es gibt einiges Zubehör, das dort untergebracht werden kann und das den Einsatzbereich und die Möglichkeiten noch einmal erweitert.
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