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Artikel

1997

Spezial Mittelformat

Mittelformat-Sucherkameras

Die flüsternden Riesen

Wer von "Sucherkamera" spricht, denkt für gewöhnlich an eine jener Kompaktkameras, die in jede Jackentasche passen und alles automatisch machen. Aber kaum jemand wird eine Sucherkamera im Mittelformat vermuten.

Die Qual der Wahl: Fujis Mittelformat-Palette

Ein ungewöhnlich breites Angebot an Mittelformat-Sucherkameras hat Fuji im Programm, jene Firma, die vieIen nur als Filmhersteller bekannt ist, nicht aber als Anbieter von hochwertigen Aufnahmesystemen. Das Mittelformat-Sucherkamera-Angebot des "grünen Riesen" läßt sich in drei Segmente gliedern. Da sind zum ersten zwei Kameras für das Format 4,5 x 6 cm, da gibt es zum zweiten zwei Apparate für das Format 6x9 cm und da wird drittens eine Panoramakamera angeboten, die im Kapitel über die Spezialisten zu ihrem Recht kommen wird.
Die beiden Kameras fürs kleinere Format - die Fujica GS645 Professional und die GS645W Professional - sehen sich zwar sehr ähnlich, sind aber doch nicht zwillingshart gleich.
Wichtiger Unterschied Nr. 1: Die GS645 ist eine Klappkamera, deren 75-mm-Normalobjektiv sich hinter einer recht soliden Kunststoff-"türe" verbirgt, wenn es nicht gebraucht wird. Das 45-mm-Weitwinkelobjektiv der GS645W ist dagegen immer in Aufnahmeposition.
Wichtiger Unterschied Nr. 2: Das Normalobjektiv kann mittels eines Mischbild-Entfernungsmessers fokussiert werden (bis 1 m), das Weitwinkelobjektiv wird auf eine geschätzte Entfernung eingestellt. Die große Schärfenzone dieses Objektivs gleicht Schätzfehler gut aus. Bei Abblenden auf 22 sind scharfe Aufnahmen ab etwa 70 cm möglich. Beiden Kameras gleich ist der Zeitenbereich des Copal-Zentralverschlusses (Nr. 00) von 1 Sek. bis 1500 Sek. plus T-Einstellung. Die Belichtungsmessung erfolgt über Meßzellen am Gehäuse (also nicht TTL), der Belichtungsabgleich ist durch eine LED-Lichtwaage (3 LED) einfach und sicher.
Die beiden größeren Fuji Sucherkameras für das Mittelformat sind auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich. Die GW690 II Professional und die GSW690 II Professional sind recht große Kameras - wobei groß allerdings nur im Vergleich zu den verbreiteten Kleinbildkameras zu sehen ist. Bezieht man die Größe der Kameras aufs Aufnahmeformat 6x9 cm sind sie wieder normal dimensioniert und durch das Fehlen des Spiegels sogar "schmal".
Beide Kameras sind mit fest eingebauten Objektiven versehen, die GW690 mit einem 3,5/90 mm Objektiv, dessen Brennweite als Zwischenstufe zwischen "normal" und "weitwinkelig" angesehen werden muß. Sie entspricht etwa 39 mm bezogen auf Kleinbildformat, und 38 mm ist dort ja eine beliebte "Normalbrennweite" für Kompaktkameras. Die GSW690 ist dagegen mit einem 5,6/65 mm Weitwinkelobjektiv ausgestattet, das einem 28er einer Kleinbildkamera entspricht. Beide Kameras lassen sich bis 1 m fokussieren, in beiden Fällen ist die Scharfstellung durch die Mischbild-Entfernungsmesser bei allen Lichtsituationen einfach und sicher zu bewerkstelligen. Für Profis gibt es auch eine Fuji-Sucherkamera für extreme Panoramaaufnahmen. Sie ist allerdings rund 5000 Mark teurer und entsprechend selten.

Vielseitigst: Mamiya Press Universal

Ebenfalls auf ein größtes Format von 6x9 cm ausgelegt ist die Mamiya Press Universal, eine Meßsucherkamera, die zunächst einmal durch ihr ungewöhnliches Aussehen auffällt und auf den zweiten Blick dadurch, daß es eine echte Systemkamera ist. Nicht nur spezielles Universal-Press-Zubehör steht zur Verfügung, es kann auch im Angebot zur RB67 "gewildert" werden.
Das Objektivangebot - insgesamt 8 Objektive - reicht vom 50 mm bis zum 250 mm. Die Normalbrennweite liegt bei 100 mm bzw. 127 mm. Einheitlichkeit herrscht im Objektivangebot in Hinsicht auf die Zeitenreihen der Zentralverschlüsse. Alle Objektive lassen Belichtungen von 1 Sek. bis 1/500 Sek. zu. Die lichtstärksten Objektive bieten eine größte Öffnung von 1:3,5, die lichtschwächsten von 1:6,3. Die kleinsten Blenden sind 32, 45 und einem Fall sogar 64.
Auch an Filmmagazinen herrscht reiche Auswahl, das Formatangebot reicht von 6x9 cm über 6x7 cm bis 4,5x6 cm, außerdem können auch Polaroid-Filme mit der Mamiya Universal Press belichtet werden. Weiteres Zubehör sind externe Durchsichtssucher, Sportsucher, ein Haltegriff und Sucher-Wechselrückteile. Werden diese anstelle eines Magazins an die Mamiya Universal Press angesetzt, kann - wie bei einer Fachkamera - das vom Objektiv in die Filmebene projizierte Bild auf einer Mattscheibe direkt betrachtet werden. Das ermöglicht eine bessere Bildbeurteilung und im Nahbereich eine präzisere Scharfstellung.

Übrigens wurde die Seagull 203-1 aus China nicht wegen der politischen Krise ausgelassen. Seagull-Importeur Brenner aus der Oberpfalz nahm die Nachbildung der Zeiss-Ikon Super Ikonta wegen Lieferengpässen kurzfristig aus dem Programm.

Leider gibt es die beiden Plaubel-Kameras G 70 und W 67 für das Idealformat nicht mehr. Diese Kameras, die nach dem Scherenspreizsystem funktionieren, erfreuten sich gerade bei Kleinbildfotografen großer Beliebtheit, die eine problemlose Zweitkamera mit integrierter Belichtungsmessung und großem Aufnahmeformat suchten. 

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