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Artikel

1997

Spezial Mittelformat

Exakta 66, Pentacon Six und Pentax 6x7 tragen das Mittelformat aus dem Studio.

Die handlichen für draußen

Sie wirken wie überdimensionale Kleinbildkameras und wurden in erster Linie für den schnellen Einsatz bei Sport- und Actionaufnahmen geschaffen, die Mittelformat-Modelle Exakta 66, Pentacon Six und Pentax 6x7.

Manche Vorurteile halten sich unabhängig vom Wahrheitsgehalt beharrlich in den Köpfen der Menschen. Eines davon besagt, daß Mittelformat wegen der schweren und unhandlichen Geräte nur für die Studiofotografie tauge und auch sonst wenig Dynamik verkörpert, woran das statische Mittelformat 6 x 6 cm ebenso schuldig sein soll wie Kameras mit langsamen Zentralverschlüssen, die über die 500stel Sek. nicht hinaus kommen. Alle diese Argumente lassen sich ohne große Mühe zerstreuen. Drei Kameras sind bei der Gegenargumentation behilflich. Sowohl Exakta 66 als auch Pentacon Six und Pentax 6x7 wirken wie überdimensionale Kleinbildkameras, denen sie nicht nur optisch, sondern auch im Grundkonzept entsprechen. Alle drei besitzen einen Schlitzverschluß, der als kürzeste Belichtungszeit die 1/000 Sek. offeriert, alle drei verzichten auf das Wechselmagazin, was der Handlichkeit zugute kommt. Wenn man diese Kameras, was sich im Interesse der schnellen Bedienung empfiehlt, auch noch mit einem TTL-Prisma ausstattet, unterscheiden sie sich nur noch in den Abmessungen und im Aufnahmeformat von einer Kleinbild-Spiegelreflex. Sogar der Schnellschalthebel deutet unmißverständlich auf die Verwandtschaft hin und läßt schnelles Arbeiten zu.
Wie zweieiige Zwillinge wirken Exakta 66 und Pentacon Six. Der Schein trügt nicht, Insider wissen längst, daß die Exakta 66 eine modernere und verbesserte Version der altgedienten Pentacon Six ist. Sie wird in West-Berlin montiert. Obwohl die Pentacon Six nicht über den offiziellen Pentacon-lmporteur Beroflex hierzulande vertrieben wird, ist sie trotzdem in der Bundesrepublik zu einem Preis von rund 600 Mark für die Standardausrüstung erhältlich. Die Exakta 66 kostet rund dreimal soviel wie die Pentacon Six. Dafür bietet sie eine bessere Detailqualität, Objektive von Schneider-Krenznach und ein gekuppeltes und empfindlicheres TTL-Prisma. Freilich sind die Jena S-Objektive zur Pentacon Six wie das Flektogon 4/50mm oder das 2,8/180 mm von ebenfalls hervorragender Qualität.
Eine Nummer größer als die Zwillinge aus beiden deutschen Staaten fällt die Pentax 6x7 aus. Der wichtigste Unterschied zu den vorgenannten ist bereits deutlich in der Typenbezeichnung ausgewiesen. Die Pentax belichtet Bilder im Idealformat 6x7 cm, eine im Vergleich zum klassischen Mittelformat 6x6 neue Dimension, die von Magazinmachern und Art Directoren wegen des Rechteckformates von Illustriertentiteln und Aufmachern angeregt wurde. Das 6x7-Format ist voll nutzbar, ein Beschnitt um das quadratische Ausgangsformat auf Zeitschriftenproportionen zu trimmen, entfällt. Fotografieren im Hochformat ist mit der Pentax problemlos durch Drehen der Kamera möglich. Sie besticht überdies durch ein außergewöhnlich robustes Metallgehäuse mit stabilen Messingkappen. Das für heutige Begriffe recht antiquierte Gehäuse der 1969 präsentierten Kamera beherbergt immerhin einen elektronisch gesteuerten Verschluß sowie einen Rückschwingspiegel, der das Sucherbild nach dem Auslösen sofort wieder freigibt. Die große Stärke der großen Pentax ist ihr üppiges Zubehörprogramm, speziell die umfangreiche Objektivlinie. Der Fotograf kann inklusive Konverter aus sage und schreibe 20 Objektiven wählen, vom 25mm-Fisheye bis zum 1000-mm-Spiegeltele. Damit gehört das Pentax 6x7-Objektivsystem zu den umfassendsten im Mittelformat überhaupt, darin zeigt sich der konstruktive Vorteil von Schlitzverschlußkameras, was den Ausbau mit Wechselobjektiven anbelangt. Bei der Rechnung ist kein Verschluß im Weg, das senkt die Kosten und ermöglicht den Bau lichtstärkerer Objektive. Ein ausgesprochener Linsen-Leckerbissen, der im Mittelformat seinesgleichen sucht ist das SMC Pentax-M 6,7/800 mm IF-ED. Ein Zentralverschlußobjektiv 2,8/90 mm entschärft die Studiofotografie mit Blitz.
Schnelles Arbeiten im Freien mit besten Bildresultaten gewährleisten alle drei Kameras dieses Vergleichs, deren Handling sich stark an Kleinbildkameras orientiert. Ein TTL-Prisma ist allerdings ein Muß, um die Kameras vollends diesem Aufgabenbereich anzupassen. Die Professionellste ist dank ihres riesigen Zubehör- und Objektivprogramms die Pentax 6x7. Für das Geld einer Spitzen-Kleinbildkamera bietet sie das unschlagbare Idealformat und eine schier grenzenlose Ausbaufähigkeit.

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