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Artikel

1997

Sammlerkamera des Monats 

Olympus OM-1

Die neue Dimension

Nach fünfzehn Jahren kam für die Olympus OM-1 1987 zum Leidwesen vieler Fans das plötzliche Aus. Am Anfang ihrer Karriere setzte die kleine, mechanisch anspruchsvolle Kamera Maßstäbe für Kompaktheit und Präzision im Spiegelreflexkamerabau.

Miniaturisierung war seit jeher ein Bestandteil der Firmenphilosophie von Olympus. In den sechziger Jahren liebäugelte der weltberühmte Mikroskophersteller mit kompakten Kameras für das Halbformat. Erste Vollformat-Kleinbildspiegelreflex-Ambitionen führten zu einer unauffälligen M-42-Kamera namens FTL, mit der sich Olympus-Chefkonstrukteur Yoshihisa Maitani noch nicht zufrieden gab. Etwas Besonderes mußte her, ein Meilenstein in der Spiegelreflextechnik, wie es Pen und Pen FT einst waren. Die neue Kamera sollte nicht größer als ein Meßsuchermodell von Leitz sein und einen besonders leisen Verschluß haben. Maitani wollte sich selbst ein Denkmal setzen und die Kamera mit dem Initial seines Nachnamens benennen. M-1 sollte sie heißen, M wie Maitani und die Eins sollte bei Olympus eine neue Kamerageneration einleiten. Leitz freilich intervenierte heftig und erfolgreich gegen die Namensgebung der universelleren Meßsucherkonkurrenz. Die Olympus OM-1 begeisterte nach der photokina 1972 Fachpresse und Fotografen gleichermaßen. Ihre anschmiegsame Kompaktheit machte sie unwiderstehlich, die damalige Werbung sprach auch treffend von Versuchung und Verführung, den Apfel als Symbol dafür nutzend. Doch nicht nur wegen ihres funktionellen Designs kann die OM-1 faszinieren. Auch die mechanische Präzision vermag zu überzeugen. Das großflächige brillante Sucherbild, der pneumatisch gedämpfte Spiegelschlag und der leise Tuchschlitzverschluß stellen selbst hohe Ansprüche zufrieden. Geradezu unerhört günstig für das Gebotene erscheint der Preis. Ein OM-1-N-Gehäuse - die "N" erschien 1979 und erhielt eine Blitzbereitschaftsanzeige im Sucher, nachdem die OM-1 bereits im Zuge einer ersten Modellpflegemaßnahme 1974 mit Motordrive-Anschluß versehen wurde und sich seither mit der Zusatzbezeichnung MD schmückte kostete zuletzt rund 550 Mark. Für Kamerasammler und Liebhaber stellt die OM-1 aufgrund ihrer revolutionären technischen Konzeption und ihrer immer noch zeitgemäßen Alltagstauglichkeit beinahe ein Muß dar. Gut erhaltene Gebrauchtexemplare liegen allerdings kaum unterhalb des letzten Neupreises. Die nach Produktionseinstellung stark gestiegene Nachfrage fror das Preisniveau für neuwertige, gebrauchte OM-1-Kameras auf 450 - 500 Mark ein. Schon jetzt kann eine Olympus OM-1 als moderner Klassiker gelten, mit den Vorzügen, daß Reparaturen kein Problem darstellen und das gesamte OM-System mit seinem umfassenden Objektivangebot dem Olympus OM-1-Fotografen zur Verfügung steht. Gerade in der Makrofotografie gilt das Olympus-Spiegelreflexzubehör als unschlagbar vielseitig. Gewöhnungsbedürftig für die Umsteiger anderer Marken und für Fotografen, die gleichzeitig ein anderes Kamerasystem benutzen, ist der olympustypische Verschlußzeitenring am Objektiv und die Blendenöffnung, die ungewohnt am vorderen Objektivring eingestellt wird. Es bedarf keiner prophetischen Gabe, um der Olympus OM-1 einen steigenden Wert in der Zukunft vorauszusagen. Sie erfüllt gleich zwei gute Voraussetzungen dafür. Sie hat Kamerageschichte geschrieben und sie

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