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Test & Technik Vergleichstest

Fünf Kompaktkameras für hohe Ansprüche: Contax T2, Contax TVS, Konica Hexar, Leica Mini II Nikon 35 Ti QD

Klein, scharf und edel

Teure Kompaktkameras liegen im Trend der Zeit. Qualität statt Quantität soll neue zahlungskräftige Käufer ansprechen, die bereit sind, 1500 bis 2500 Mark für eine Sucherkamera auszugeben. Dafür bieten die Edel-Kompaktkameras neben nobleren Outfit eine umfangreiche Ausstattung. Wir klären drei Fragen: Wie scharf sind die Objektive? Wie genau arbeiten die Belichtungssteuerungen und die eingebauten Blitze? Welches Edelgehäuse ist der beste Begleiter im Alltag?

Dem einen sind Spiegelreflexkameras zu groß und zu schwer. Der andere mag keine hunderttausendfach hergestellten Kompaktkameras. Beiden kann jetzt geholfen werden. Vier luxuriöse Kompaktkameras mit Autofokus drängen derzeit in die Marktlücke zwischen SLR und Kompaktkameras. Sie sind genau das Richtige für betuchte SLR-Muffel und für solche SLR-Fotografen, denen billige Kompaktkameras nicht genügen.
Die vier Edel-Kameras kosten zwischen 1500 Mark und 2500 Mark und kommen von Contax, Konica und Nikon. Es sind dies: Contax T2, Contax TVS, Konica Hexar und Nikon 35 Ti Quartz Date. Mit im Test ist ferner die Nachfolgerin der letztjährigen Testsiegerin, die Leica Mini Il. Sie soll als eine Art Maßstab zeigen, wie gut die Abbildungsqualität der Edel-Kameras im Vergleich zu normalen Sucherkameras ist.
Wer eine noble Kompaktkamera ohne Autofokus sucht, findet solche Modelle bei Minox und Rollei. Einen entsprechenden Normtest mit der Minox M.D.C. und der Rollei 35 classic veröffentlichten wir in COLOR FOTO-Heft 7/93.

Das Testprogramm

Das Testprogramm für Kompaktkameras umfaßt die Abbildungsschärfe des Objektivs und die Belichtungsgenauigkeit der Kamerasteuerung. Selbstverständlich führt auch diese Messungen das Testinstitut Normtest für COLOR FOTO durch.

Belichtungssteuerung: Um die Belichtungssteuerung zu prüfen, gibt Normtest eine genau definierte Helligkeit vor und mißt dann die Abweichung der Kamerasteuerung von diesem vorgegebenen Wert. Die Belichtung testet Normtest bei zwei Helligkeiten (EV 12, EV 15, bezogen auf ISO 100/21) und die Blitzsteuerung bei zwei Entfernungen (1 Meter und 2 Meter). Die eingestellten 12 EV entsprechen Blende 4 bei einer 1/250 Sekunde, 15 EV entsprechen Blende 11 bei einer 1/250 Sekunde.

Schärfe: Die Schärfe der Objektive von Kompaktkameras prüft Normtest sowohl bei offener Blende als auch bei Blende 8 und gibt dann zu jeder Blende eine Schärfezahl an. Dabei resultiert jede Schärfezahl aus 100 Einzelmessungen. Die Einzelmessungen finden an unterschiedlichen Stellen in der Bildebene statt (wachsende Entfernung zur Bildmitte). Normtest macht sie für tangentiale und sagittale Linien bei insgesamt fünf verschiedenen Linienfrequenzen.

Fazit

Für scharfe Rechner ist die Leica Mini II der richtige Kauf. Die Leica belichtet Negativfilme ausreichend genau und bietet bei offener Blende die beste Schärfeleistung zum günstigsten Preis. Während die Leica schon bei offener Blende sehr gute Werte erreicht, sollte man die Objektive der anderen Kameras leicht abblenden, um die Schärfe zu verbessern. Der einzige Schwachpunkt der Leica Mini II ist ihre eingeschränkte Dia-Tauglichkeit. Eine schlichte +2 EV Taste genügt nicht, um die automatische Belichtung hinreichend genau zu korrigieren. Hier bieten die Edel-Kompaktkameras mehr Möglichkeiten.
Die Contax T2 holt sich den Testsieg unter den Edel-Kompakten. Ihre Vorzüge sind das sehr gute Objektiv und die einfache Bedienung. Zwar sind die anderen Nobel-Kameras besser ausgestattet, doch macht gerade die simple Bedienung die Contax T2 zu einer besonders angenehmen Begleiterin.
Die Nikon 35 Ti Quartz Date belegt zusammen mit der Contax TVS den zweiten Platz. Während bei der Contax TVS das etwas schlechtere Vario-Objektiv zu Buche schlägt, hakt es bei Nikon an der zu komplizierten Bedienung und dem fehlenden Meßwertspeicher. Allerdings liegen die Schärfewerte des Nikon-Objektivs nur jeweils 0, 1 Punkt unter den Contax-T2-Werten.
Die Konica Hexar landet in diesem Vergleich auf dem letzten Platz. Zwar macht sie den solidesten Eindruck, doch sie kann bei der Schärfe nicht ganz mithalten.

Konica Hexar

Lichtstärke 1:2

Ausstattung: Die Konica Hexar (1500 Mark) verknüpft das lichtstärkste Objektiv mit einer Ausstattung, die auch SLR-Ansprüchen gerecht wird. So hat nur die Konica eine manuelle Belichtungssteuerung, ein Stativgewinde aus Metall und eine Leiseschaltung. Allerdings fehlt der Konica ein eingebauter Blitz.

Bedienung: Die Konica Hexar liegt gut in der Hand und wirkt sehr solide, wozu ihr feststehendes Objektiv beiträgt. Als einzige Testkamera bietet sie einen vom Auslöseknopf unabhängigen AF-Speicher. Der Wippschalter für die Zeit- und Entfernungseinstellung ist jedoch zu umständlich. Überhaupt ist das Bedienungsmenü sehr gewöhnungsbedürftig. So informiert es nur abwechselnd über die eingestellte Zeit und die gemessene Zeit (m-Stellung). Hinzu kommt ein konstruktionsbedingter Nachteil: Das feststehende Objektiv macht die Kamera solide aber auch groß - zu groß für Manteltaschen.

Sucher: Der Sucher ist hell, groß und optimal angeordnet (ganz links). Seine Bildrandmarkierung gleicht die Parallaxe kontinuierlich aus. Allerdings reicht diese Markierung nicht bis in die Bildecken - und das heißt, man muß abschätzen, ob ein störender Vordergrund im Bild ist oder nicht. Wer manuell Zeit und Blende einstellen will, vermißt zudem eine Angabe der gewählten Werte im Sucher.

Belichtung: Die Belichtungsmessung der Konica ist tendenziell reichlich und somit eher auf Negativfilme abgestimmt. Doch macht dies wegen der Lichtwertkorrektur in Drittelstufen keine unlösbaren Probleme.

Schärfe: Hinsichtlich der Schärfe müssen bei der Konica Abstriche gemacht werden. Sie belegt mit der Contax TVS den letzten Platz. Allerdings ist das Konica-Objektiv eine Blende lichtstärker als die anderen.

Urteil: Die Konica bietet für 1500 Mark eine sehr umfangreiche Ausstattung, eine weniger gute Schärfe und eine zu komplizierte Bedienung. Insgesamt ist die Konica zu schwer und zu groß geraten. Sie verspielt so den entscheidenden Vorteil von Kompaktkameras gegenüber SLR-Kameras. Anderseits macht ihr Aufbau den im Vergleich robustesten Eindruck - und Stabilität ist bei diesen Preisen ein Argument.

Leica Mini II

Schärfe aus Wetzlar

Ausstattung: Die Leica Mini II gehört zwar nicht zu den Edel-Kompaktkameras, sie ist jedoch als eine Art Schärfe-Maßstab mit dabei, denn ihre Vorgängerin, die Leica Mini, gewann 1993 den ersten COLOR FOTO-Vergleichstest unter Kompaktkameras. Nur 400 Mark kostet die Kleine mit dem roten Punkt, und so bietet sie auch nur das Not wendigste: Belichtungsmeßwertspeicher, AF-Speicher und feste Belichtungskorrekur uni +2 EV.

Bedienung: Die Leica Mini II kann man auf Anhieb richtig bedienen. Natürlich machen die vergleichsweise wenigen Funktionen eine übersichtliche Gestaltung leicht. Doch ein Blick auf Konkurrenz-Modelle zeigt, daß dies keine Selbstverständlichkeit ist. Der einzige Wehrmutstropfen ist die an den Auslöser gekoppelte gleichzeitige Speicherung von Belichtungs- und Autofokusmeßwert.

Sucher: Der Leica-Sucher ist hell und für das Auge angenehm. Allerdings liegt er in der Kameramitte statt am linken Kamerarand und könnte auch etwas größer sein. Negativ fällt ferner das grüne Autofokus-LED auf, also das Signal für den scharfgestellten Autofokus. Man kann es bei hellen Motiven fast nicht sehen. Ein rotes LED, das einen zugeschalteten Blitz signalisiert, fehlt ganz. Der Preisklasse entsprechend zeigt die Leica weder die eingestellte Blende noch die Belichtungszeit an.

Belichtung: Ähnlich der Contax T2 steuert auch die Leica die Belichtung sehr gleichmäßig, und belichtet mit und ohne Blitz um ungefähr, eine viertel Blende zu reichlich.

Schärfe: Das Leica Elmar 3,5/35 mm ist zwar das lichtschwächste Objektiv unter unseren Testkandidaten, aber bei offener Blende auch dasjenige mit der besten Schärfeleistung. Mit immerhin 7,5 Punkten zieht es der teureren Konkurrenz davon, wobei das Elmar natürlich auch von seiner etwas geringeren Anfangsöffnung profitiert. Bei Blende 8 sind dann jedoch die Nikon 35 Ti Quartz Date und die Contax T2 besser. Insgesamt kann die Leica Mini II den Schärfe-Sieg ihrer Vorgängerin, der Leica Mini, aber knapp verteidigen.

Urteil: Wer die Leica Mini II erwirbt, bekommt für relativ wenig Geld (zirka 400 Mark) die meiste Schärfe und eine kinderleicht zu bedienende Kompaktkamera. Allerdings sollte man die Leica Mini II vorzugsweise mit Negativfilmen verwenden, denn die Belichtungssteuerung bietet nicht ausreichend Korrekturmöglichkeiten, um Diafilme exakt zu belichten.

Nikon 35 Ti Quartz Date

Nostalghia

Ausstattung: 2000 Mark kostet die Nikon 35 Ti Quartz Date. Als Gegenleistung erhält der Käufer eine umfangreiche Ausstattung mit abschaltbarem Autofokus, zwei Belichtungsmeßsystemen und Zeitautomatik. Der Fotograf bekommt eine Kompaktkamera mit überzeugenden technischen Daten. Aber eigentlich kauft er ein Stück Nostalgie mit einem wunderschönen Analog-Display. Oben auf der Kamera sitzt ein Zeigerinstrument, das an Großvaters Chronometer erinnert und über Blende, Entfernung, Zahl der Aufnahmen sowie die Belichtungskorrektur informiert. Allerdings fehlt der Nikon ein Meßwertspeicher für die Belichtung. Und da die Nikon auch keine manuelle Belichtungssteuerung hat, ist es schwierig, einen Meßwert abweichend vom gewählten Bildausschnitt gezielt einzustellen.

Bedienung: Wer mehr machen will, als bloß die Blende vorzuwählen, bekommt mit der Nikon Schwierigkeiten. Da sind zum einen eine Reihe von Mini-Tasten, die man mit dem Nagel gedrückt halten muß, um ohne Blitz zu fotografieren, oder manuell zu fokussieren. Und da ist zum anderen das Kameraprogramm mit seinen sechs Ebenen. Über diese Programmebenen kann man beispielsweise die Meßcharakteristik variieren oder den Blitz dauerhaft abstellen - wenn man die Codes weiß oder einen entsprechenden Zettel dabei hat.

Sucher: Der Nikon-Sucher sitzt nasenfreundlich auf der linken Kameraseite. Er ist hell und groß genug. Allerdings zeigt er wahlweise nur die Zeit oder nur die Blende an, anstatt beides gleichzeitig zu tun.

Belichtung: Verglichen mit den anderen Kandidaten kommen die Nikon-Meßwerte den Idealwerten am nächsten. Die ermittelten Werte gelten sowohl für die Wabenfeld- als auch für die Integralmessung.

Schärfe: Auch bei der Schärfe landet die Nikon ganz vorne, knapp hinter der Leica Mini Il und der Contax T2.

Urteil: Die Nikon 35 Ti ist wegen ihrer Programme nur schwer bedienbar. Den fehlenden Belichtungsmeßwertspeicher werden Dia-Fotografen besonders vermissen. Doch wer für solch eine Edel-Kamera 2000 Mark ausgibt, macht dies wohl kaum nach rationalen Gesichtspunkten. Und so heißt der Faszinations-Gewinner: Nikon 35 Ti Quartz Date.

Contax T2

Klares Konzept

Ausstattung: Die Contax T2 (1700 Mark) ist vergleichsweise mager ausgestattet. Aber auch sie bietet das Standardprogramm der Edel-Minis: manuelle Fokussierung, Zeitautomatik, Belichtungskorrektur in halben Blendenstufen sowie AF und Belichtungsmeßwertspeicher.

Bedienung: Zwar offerieren Konica und Nikon die umfangreichere Ausstattung, doch dafür läßt sich die Contax T2 wesentlich besser bedienen - klassische Gestaltung statt komplizierter Ideen: Der Blendenring für die Zeitautomatik sitzt vorn am Objektiv. Mit ihm stellt man auch Programmautomatik und Blitz ein. Oben auf der Kamera sitzt ein Rad für die manuelle Scharfstellung und eines für die Belichtungskorrektur, und dann sind da noch zwei Knöpfe (Selbstauslöser und Auslöser) - fertig. Die Contax T2 versteht man auf Anhieb - ein entscheidender Vorteil, wenn man eine Kamera nur gelegentlich benutzt. Zwar sind auch bei der Contax T2 AF-Speicher und Belichtungsmeßwertspeicher nicht getrennt, doch hilft dafür eine Lichtwaage im Sucher beim manuellen Fokussieren.

Sucher: Der Contax-T2-Sucher ist groß und hell genug, allerdings sitzt er ungünstig in der Kameramitte und sorgt so für platte Nasen. Die eingeblendeten Belichtungszeiten sind sehr gut ablesbar. Eine Sucher-Anzeige der eingestellten Blende fehlt. Wie alle getesteten Sucher verzeichnet auch der T2 Sucher.

Belichtung: Die Belichtungssteuerung der Contax T2 ist sehr gleichmäßig. Sie liegt jedoch kontinuierlich um zirka eine 1/4 Blende zu hoch. Diese typische Negativfilm-Eichung kann man über die Belichtungskorrektur ausgleichen.

Schärfe: Neben der Leica Mini II macht die Contax T2 die schärfsten Bilder im direkten Vergleich der Testkandidaten.

Urteil: Insgesamt ist die Contax T2 zwar nicht die faszinierendste Kamera des Testfelds, aber sie ist die praktischste: anfassen, durchschauen und auslösen. Wie die Leica, so versteht man auch die Contax T2 auf Anhieb, ohne erst die Bedienungsanleitung lesen zu müssen. Die einfache Bedienung und das ausgezeichnete Objektiv machen die für rund 1700 Mark erhältliche Contax T2 zur Testsiegerin unter den Edel-Kompaktkameras.

Contax TVS

Flexibel durch Zoom

Ausstattung: Die Ausstattung der Contax TVS (2500 Mark) entspricht weitgehend den Möglichkeiten der Contax T2: manuelle Fokussierung mit Lichtwaage, Zeitautomatik, Belichtungskorrektur in dritter Blendenstufen sowie AF- und BelicHtungsmeßwertspeicher. Doch bei der Contax TVS kommen zwei Punkte hinzu, die sie allen anderen Testkandidaten voraus hat: ein passiver Autofokus statt der üblichen Infrarotsysteme und ein Zoomobjektiv. Allerdings reicht dieses Zweifach-Zoom nur von 28 Millimeter bis 56 Millimeter und läßt so den Telebereich aus.

Bedienung: Wie die Contax T2, so läßt sich auch die Contax TVS einfach bedienen. Zoomhebel und Blendenring sitzen günstig am Objektivbajonett und auch die anderen Schalter sind gut erreichbar und logisch belegt - mit zwei Ausnahmen: die Blitzabschaltung ist zu umständlich (zweimaliger Tastendruck) und die Blendenvorwahl ungenau. Hier stört daß die Blendengravur nur für die Brennweiten 28 Millimeter und 56 Millimeter exakt gilt.

Sucher: Der Contax Sucher ist im Vergleich zu den anderen Suchern zu dunkel. Zudem vignettiert der Zoom-Sucher bei Brennweite 28 Millimeter und imitiert durch eine leichte Unschärfe. Für 2500 Mark sollte eine bessere Lösung möglich sein. Allerdings ist die Größe des Suchers ausreichend und seine Positionierung auf der linken Kameraseite tadellos.

Belichtung: Auch die Contax TVS belichtet Negativfilme hinreichend genau, mit der üblichen Tendenz zu Überbelichtungen. Aber auch hier kann man ja die Kamera über die Belichtungskorrektur nacheichen.

Schärfe: Bei der Schärfe belegt die Contax TVS gemeinsam mit der Konica Hexar den letzten Platz. In diesem Zusammenhang darf man die Schärfezahl 7,6 bei offener Blende und Brennweite 56 Millimeter nicht überbewerten. Die offene Blende beträgt hier Blende 6,5.

Urteil: Die Contax TVS ist mit 2500 Mark die teuerste Kamera des Testfeldes. Als Gegenleistung bekommt der Käufer ein Zoomobjektiv. Allerdings ist dessen Brennweitenbereich unglücklich gewählt. Zudem erreicht dieses Zoom nicht ganz die Schärfeleistung, die man von Zeiss erwartet.

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