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Artikel
1997
Beratung
Die Dickste, die Teuerste und die Kleinste
Der Alexander Borell-Kommentar
Man sagt, Äpfel und Birnen könne man nicht miteinander vergleichen. Aber Äpfel, Trauben und Bananen sind schließlich als "Obst" durchaus vergleichbar. Unter dem Sammelbegriff "Kompaktkameras" haben sich inzwischen etwa dreihundert verschiedene Modelle etabliert. Drei davon habe ich gewählt, um Ihnen daran die Vielfalt zu zeigen.
Die Dickste: Chinon Handyzoom 5001
Man muß sich nicht nur an ihren Anblick gewöhnen, der vom Üblichen erheblich abweicht, sondern auch die Art, sie anzufassen und bei der Aufnahme zu halten, braucht Gewöhnung. Dann aber - ist man erst mit ihr vertraut - ist sie eine ideale Lösung für ruhige Handhaltung und große Bedienungsfreundlichkeit. Sie besitzt ein echtes Zoomobjektiv mit den üblichen Brennweiten, und das Sucherbild zoomt mit. Mein einziger Minuspunkt trifft die beiden kleinen Zoom-Drücker an der Unterseite der Kamera: Sie sind für die Arbeit wirklich nicht praktisch angebracht, im Gegensatz zu allen anderen Bedienungselementen.
Was jedoch an dieser Kamera positiv am meisten besticht, sind ihre vielen fotografischen Möglichkeiten. Zweckmäßig und ungewöhnlich das AF-Meßfeld im Sucher: "(O)". Es deutet die Besonderheit der Handyzoom an: Sie schickt drei AF-Meßstrahlen aus, die man zusammen als breiteres Band oder nur einzeln als AF-Spot in der Mitte anwenden kann. Dann ist die "Bildautomatik" interessant. Schaltet man sie ein, wählt die Kamera den Motivausschnitt selber so, daß zum Beispiel ein Brustbild aus verschiedenen Entfernungen immer gleich groß dargestellt wird. Somit entfällt bei schnellen Motiven und ungeübter Hand für manche Motive jegliches Einstellen.
Schließlich sorgt noch eine dreifache Belichtungsautomatik für die Möglichkeit kreativen Fotografierens. Der eingebaute Blitz reicht für Party- und nahe Sachaufnahmen aus, er wird - auf Wunsch! - zum Aufhellblitz, läßt sich aber auch ganz abschalten. Man hat dann über die "B"-Einstellung die Möglichkeit für Langzeitaufnahmen, mit oder ohne Blitz. Die Bedienungsanleitung der Handyzoom - leider mehrsprachig nebeneinander - ist leicht verständlich und gut illustriert.
"Kompakt" ist sie, allerdings in einer normalen Tasche nicht mehr unterzubringen. Aber schließlich ist ja auch ein Nilpferd kompakter als eine Libelle. Es macht Spaß, mit ihr zu fotografieren und ihre vielen Möglichkeiten auszunützen.
Die Teuerste: Leica AF-C1
Manche kennen sie mit einem etwas anderen Make-up, und dann steht auch nicht Leica drauf, sondern Minolta. Ich halte diese Art Zusammenarbeit mit fähigen östlichen Partnern für vernünftig Fernsehen und Video sind ja auch zumeist nur noch äußerlich deutsch. Die Leica AF-C1 fällt besonders dadurch auf, daß sie durch nichts auffällt. Nur der rote Leica-Punkt verrät dem Kenner, daß der Besitzer sich diese fünf Buchstaben leisten kann.
Sie hat kein Zoomobjektiv, sondern nur zwei Brennweiten; das kleine Display zeigt das Nötigste, und da sie fast so schwer ist wie die Handyzoom, liegt sie auch gut in der Hand. Das AF-Meßfeld im Sucher ist erheblich größer als zum Beispiel bei Canon oder Nikon, und dank der fünf Meßstrahlen arbeitet der AF auch sehr zuverlässig.
Sehr unpraktisch sind die beiden Druckknöpfe links seitlich vom Objektiv-Tubus, mit denen man auf Druck während der Aufnahme den Blitz nach Wunsch zu- oder abschalten kann. Durch das Drücken mit der Fingerspitze verwackelt man leicht die Kamera.
Zum Schluß noch eine Besonderheit, der ich zuerst ratlos gegenüberstand, als ich meinen ersten Diafilm betrachtete: Die Daten des Films und die Bildnummern standen auf dem Kopf! Die Leica AF-C1 spult nämlich - für mich eine Kuriosität - den Film von rechts nach links aus der Patrone! Da diese Kamera zu leichter Überbelichtung neigt und man die DX-Kodierung nicht ändern kann, halte ich sie für Negativfilme gut geeignet, weniger für Dias.
Die Kleinste: Konica A-4
Schon auf den ersten Blick verliebt man sich in dieses kleine, hübsche Ding und erinnert sich, warum vor einigen Jahren die "Kompaktkameras" überhaupt erfunden wurden: Sie sollten nicht als "Fotoausrüstung" belasten, sondern in jede Tasche passen. Diesen Grundgedanken haben die meisten Kompakt-Hersteller inzwischen vergessen: Sie bauen leistungsfähige Instrumente wie zum Beispiel die Handyzoom, aber bequem mitzunehmen sind sie nicht mehr. Die Konica A-4 dagegen paßt sogar in die Brusttasche eines Herrenhemdes, und dieser Tatsache zuliebe findet man sich damit ab, daß sie nur eine Brennweite - 35 mm - hat. Brennweltenwechsel und Zoom-Objektive haben uns verwöhnt,
wir denken nicht mehr daran, daß ein Jahrzehnt lang alle Profis der Welt mit nur einer Kamera, der Rolleiflex, alles fotografierten: Landschaft, Architektur, Mode, Sport, Porträt - mit nur einer Brennweite!
Wenigstens einen gepflegten Fingernagel sollte man auch hier haben - für den Hauptschalter und für das Steuerknöpfchen auf der Rückseite, mit dem man Blitzautomatik, Blitz an und ab, Selbstauslöser und vorzeitige Filmrückspulung wählt. Im Nahbereich bringt sie von diesen drei Kandidaten am meisten: Nicht nur reicht der AF von 60 cm an, sondern durch einen weiteren Knopfdruck aktiviert man die Makrostellung des Objektivs und erfaßt damit den Raum von 35 bis 100 cm! Die Blitzautomatik liegt auf der knappen Seite, daher gab es bei Diafilmen sehr gute Resultate; der Auflhellblitz zeigt von allen die beste - nicht die stärkste! - Wirkung. Auch scheint mir die Qualität des Objektivs in Schärfe und Kontrast am besten abzuschneiden. Die kleine Konica A-4 ist eine vollwertige und erfreuliche Begleiterin auf allen Wegen!
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