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Artikel

1997

Test & Technik

Blitz komm raus ...

Autofokus-Spiegelreflexkameras für Einsteiger

Stets aufnahmebereit bei Tag und bei Nacht sind die vier Autofokus-Spiegelreflexkameras mit integriertem Blitzlicht von Canon, Minolta, Nikon und Pentax. Was hat das Quartett der Blitzgescheiten wirklich zu bieten, und worin unterscheiden sich die Kameras?

Es ist schon paradox: Da bemühen sich die Konstrukteure von Kompaktkameras, ihren Modellen möglichst viele Ausstattungsmerkmale von Spiegelreflexkameras mitzugeben, während diese wiederum versuchen, mit typischen Features der Kompakten Käufer zu gewinnen. Sind es die Zoom-Objektive, die Kompaktkameras attraktiver machen sollen, so erhofft man sich in der Spiegelreflexfotografie Impulse durch den eingebauten Blitz. Der eher klägliche Erfolg, den Olympus mit seiner OM 707 als Vorreiter für Spiegelreflexkameras mit eingebauten Blitzgeräten erntete, hat die übrigen Hersteller nicht davon abhalten können, ebenfalls mit solchen Modellen auf den Markt zu kommen, und zwar, wie es sich zu dem späteren Zeitpunkt zeigt, mit beachtlichem Erfolg.
Bei der Nikon F-401s handelt es sich bereits um die zweite Generation dieser Spezies, während sich die Minolta Dynax 5000i als ausgereifter Nachzügler präsentiert. Auch die Pentax SF7 ist nicht die erste Kamera mit eingebautem Blitzlicht im Pentax-Programm, während die Canon EOS 750 den ersten und bisher auch letzten Versuch der Firma darstellt, auf diesem Gebiet Fuß zu fassen. Die Vorteile, die ein eingebautes Blitzlicht für den Spiegelreflex-Fotografen mit sich bringt, liegen auf der Hand. Keine Aufnahme geht mehr verloren, nur weil gerade kein Blitzlicht zur Hand war. In Innenräumen oder in der Dämmerung - überall kann fotografiert werden, der eingebaute Blitz ersetzt die Sonne. Der Blitz der Canon EOS 750 fährt bei Bedarf automatisch heraus und verschwindet auch wieder automatisch, wenn die Umgebungshellgkeit für Aufnahmen ohne Blitz ausreichend ist. Der Minolta-Blitz muß mit dem Blitzschalter aktiviert werden. Die Blitze von Nikon und Pentax fahren erst auf Knopfdruck in ihre Arbeitsposition.
Der maximale Leuchtwinkel aller Blitzgeräte entspricht etwa dem Bildwinkel eines 35-Millimeter-Weitwinkelobjektivs. Die Leitzahl aller Blitzgeräte mit Ausnahme des von Minolta beträgt zwölf bei ISO 100/21xGRADx. Während sich der Leuchtwinkel bei den anderen Blitzgeräten nicht verändert, paßt er sich bei der Minolta Dynax 5000i automatisch der verwendeten Brennweite zwischen 35 und 70 Millimetern. Dabei ändert sich auch die Leitzahl. Sie beträgt vierzehn bei 35 Millimeter und sechzehn bei 70 Millimeter Brennweite, bezogen auf ISO 100/21xGRADx. Doch der stärkste Blitz ist auch der langsamste. Die Blitzfolgezeiten der Dynax 5000i betragen fünf Sekunden. Bei der Pentax SF7 werden sie mit vier Sekunden, bei Nikon ebenfalls mit vier Sekunden und bei Canon mit nur zwei Sekunden angegeben.
Für die exakte Dosierung des Blitzlichts besitzen alle Kameras TTL-Blitzsteuerung. Bei der Canon EOS 750 erfolgt die Einsteuerung der Blitzsynchronzeit gemäß den herrschenden Lichtverhältnissen im Bereich von 1/60 bis 1/25 Sekunde. Da der eingebaute Blitz auch automatisch zur Aufhellung bei starkem Gegenlicht herausfährt, besteht durch die relativ kurze Blitzsynchronzeit von 1/125 Sekunde nur bei schnell bewegten Objekten Verwacklungsgefahr.
Die Nikon F-401s schaltet bei aktiviertem Blitzlicht automatisch auf die kürzeste Blitzsynchronzeit von 1/100 Sekunde um, wenn eine kürzere Verschlußzeit vorgewählt wurde. Längere Verschlußzeiten bleiben erhalten, so daß auch Langzeit-Blitzsynchronisation möglich ist. Diese Blitztechnik wird besonders gern bei Aufnahmen in der Dämmerung angewendet. Bei Absinken der Helligkeit empfiehlt das Meßsystem der Nikon F-401s durch Blinken der Blitzbereitschaftsanzeige den Einsatz von Blitzlicht ebenso wie bei Helligkeitsunterschieden von mehr als 1,5 EV zwischen Bildmitte und Umfeld. Die Anzeige leuchtet ständig bei Blitzbereitschaft. Die TTL-Blitzprogrammautomatik sorgt bei Programm- und Blendenautomatikbetrieb für die korrekte Blitzbelichtung. Automatischer TTL-Blitzbetrieb ist bei Zeitautomatik und manueller Belichtungseinstellung möglich.
Auch die Pentax SF7 bietet programmierte und TTL-Blitzautomatik. Die kürzeste Blitzsynchronzeit von 1/100 Sekunde wird bei Aktivierung des Blitzes automatisch eingestellt. Das eingebaute Blitzgerät der Pentax SF7 kann sowohl für automatisches Aufhellblitzen bei Tageslicht als auch für Langzeitblitzen eingesetzt werden.
Die längste Blitzsynchronzeit von 190 Sekunde besitzt die Minolta Dynax 5000i. Sie wird bei eingeschaltetem Blitz automatisch eingesteuert. Bei Programm- und Blendenautomatik wird der Blitz bei Bedarf gezündet. Bei manueller Einstellung oder Zeitautomatik erfolgt bei aktiviertem Blitz immer eine Blitzauslösung. Die Minolta Dynax 5000i arbeitet wie ihre große Schwester, die Dynax 7000i, mit dem Chipkarten-System. Blenden- und Zeitautomatik sind nur möglich, wenn die entsprechende A/S-Chipkarte verwendet wird. Bei Programmautomatik ist auch Langzeit-Blitzsynchronisation möglich. Dazu wird während der Auslösung die AEL-Taste gedrückt gehalten. Durch diese Technik lassen sich Blitzbelichtung und Hintergrundbeleuchtung auf einander abstimmen.

Autofokus Blitzaufnahmen bei Dunkelheit

Da das AF-System aller Spiegelreflexkameras bei zu schwacher Beleuchtung und zu geringem Kontrast wie das menschliche Auge Schwierigkeiten hat, die Schärfe exakt zu ermitteln, sind die Canon EOS 750, die Minolta Dynax 5000i und die Pentax SF7 zusätzlich mit einem Meßlicht-Projektor zur Unterstützung der automatischen Entfernungseinstellung ausgerüstet. Diese Einrichtung ermöglicht Autofokus-Aufnahmen sogar bei völliger Dunkelheit. Bei der Nikon F-401 wurde auf diesen Projektor verzichtet, doch ermöglicht ein externes AF-Systemblitzgerät mit Rotlicht das Fotografieren im Dunkeln. Die Meßlichter an externen Blitzgeräten haben meist den Vorzug, daß sie über größere Reichweiten als die eingebauten Geräte verfügen. Bei der Nikon hat man auf ein eigenes Meßlicht verzichtet, da der Empfindlichkeitsbereich des AF-Moduls bis -1 EV reicht; damit kann noch bei Kerzenlicht-Beleuchtung automatisch scharfgestellt werden. Minolta gibt als Mindesthelligkeit für sein AF-System 0 EV an, während Canon bei +1 EV und Pentax erst bei +2 EV ohne Meßlicht-Unterstützung arbeiten können.
Zwar fährt der Blitz der Minolta Dynax 5000i weder automatisch noch auf Knopfdruck in seine Arbeitsposition, doch sammelt er bei nüchterner Betrachtung seiner Eigenschaften auf fast allen Gebieten die meisten Punkte. Er ist nicht nur der stärkste im Quartett, sondern besitzt als einziger auch einen Zoomreflektor und verfügt über das Meßlicht mit der größten Reichweite. Außerdem läßt er sich in allen Belichtungsprogrammen einsetzen. Einziger Nachteil ist die relativ lange Ladezeit.
Der Vorzug des Blitzgerätes auf der Canon EOS 750 besteht in seiner automatischen Aktivierung, die bei allen anderen erst manuell vorgenommen werden muß.
Doch ein eingebauter Blitz macht noch keine anspruchsvolle Spiegelreflexkamera aus; zudem besitzen alle hier verglichenen Kameras die Möglichkeiten, externe AF-Systemblitzgeräte anzuschließen. Was haben die Prüflinge also sonst noch zu bieten?

Belichtungsprogramme

Nur jeweils zwei Belichtungssteuerprogramme bieten die Canon EOS 750 und die Minolta Dynax 5000i. Während die Canon EOS 750 keine manuellen Manipulationen zuläßt, sondern sich auf Programmautomatik und Schärfentiefenautomatik beschränkt, besitzt die Minolta Dynax 5000i neben der Programmautomatik mit brennweitenabhängigem, automatischem Shift auch die Möglichkeit der manuellen Belichtungssteuerung. Über das Chipkarten System können die Steuermöglichkeiten um Zeit- und Blendenautomatik erweitert werden. Als Meßart besitzt die Dynax 5000i ein Zweizonenmeßsystem, während die Canon 750 über eine Sechsfeldmessung verfügt.
Die Pentax SF7 und die Nikon F-401s verfügen beide über die Möglichkeit der manuellen Belichtungssteuerung sowie über Programm-, Zeit- und Blendenautomatik. Die Belichtung wird bei der SF7 durch eine Zweifeldmessung ermittelt. Es werden das Zentrum im Sucher mit etwa acht Millimeter Durchmesser sowie das Umfeld gemessen. Durch Druck auf die Meßwertspeichertaste wird nur das kleine Meßfeld aktiviert, so daß dem SF7-Fotografen eine echte Spotmessung zur Verfügung steht. Über ein spezielles Computerprogramm, von Pentax PROCES genannt, wird aus beiden Messungen in Abhängigkeit von der Helligkeitsverteilung und der Gesamthelligkeit ein optimaler Belichtungswert ermittelt. Auch die Nikon F-401s arbeitet mit Mehrfeldmessung. Der Dreifach-Sensor mißt das Licht im Zentrum des Suchers sowie in den Feldern rechts und links daneben und ermittelt durch den Vergleich der Meßdaten mit den im Computer gespeicherten Helligkeitsverteilungen die optimale Belichtung. Wird manuell gemessen, entspricht das Ergebnis einer mittenbetonten Integralmessung.
In bezug auf die automatische Scharfstellung haben offenbar die beiden neueren Modelle von Nikon und Minolta die Nase vorn. Während die Nikon F401s offensichtlich von den Innovationen der F-801 und F4 profitiert, erhält die Dynax 5000i eindeutig von der Dynax 7000i, vor allen hinsichtlich des Prädiktions-Autofokus für schnellbewegte Objekte, technische Schützenhilfe. Das große AF-Meßfeld der 7000i wurde allerdings nicht übernommen. Alle Kameras erkennen DX-Codierung für die automatische Einstellung der Filmempfindlichkeit. Bei Canon reicht der Empfindlichkeitsbereich von ISO 25/15xGRADx bis ISO 3200/36xGRADx, bei allen anderen liegt die obere Grenze bei ISO 5000/38xGRADx. Manuelle Eingabe der Filmempfindlichkeit ist bei keiner dieser Kameras möglich. Das heißt, daß Filme mit variabler Filmempfindlichkeit nicht eingesetzt werden können. Der Verschlußzeitenbereich liegt bei der Canon EOS zwischen zwei Sekunden und 1/2000 Sekunde. Dem Nikon-Fotografen stehen Zeiten zwischen 1/2000 und einer Sekunde sowohl bei Automatik als auch bei manuellem Betrieb zur Verfügung. Außerdem gibt es eine B-Einstellung für beliebig lange Zeiten. Minolta bietet Verschlußzeiten von 1/2000 Sekunde bis vier Sekunden. Den größten Bereich erschließt die Pentax SF7 mit Automatikzeiten zwischen 1/2000 Sekunde und 30 Sekunden. Manuell können Zeiten zwischen 1/2000 und einer Sekunde vorgewählt werden.
Eine Spezialität der Pentax SF7 ist die Menüführung auf dem Daten-Panel. Dieses ACCES-System macht Gebrauchsanweisungen überflüssig. Es zeigt in einer Schemazeichnung auf dem LCD-Display dem Benutzer an, welche Einstellungen er vornehmen muß und wo an der Kamera sich die entsprechenden Bedienungselemente befinden.
Während sich bei der Canon EOS 750 und der Minolta Dynax 5000i ausschließlich Objektive mit dem neuen AF-Bajonett ansetzen lassen, sind sowohl an der Nikon F-401s als auch an der Pentax SF7 herkömmliche Objektive mit Nikon F-Bajonett oder Pentax K-Bajonett verwendbar.

Fazit

Zählt man alle Vorzüge und Nachteile der hier vorgestellten Kameras mit Autofokus und eingebautem Blitz zusammen, so sammelt die Pentax SF7 eindeutig die meisten Punkte, wenn auf Vielseitigkeit und Ausbaufähigkeit Wert gelegt wird. Alle Kameras zielen auf Fotografen ab, die nur ungern auf Automatik verzichten und deren Kreativität in der Bildgestaltung sich in erster Linie auf die Wahl des Bildausschnittes beschränken soll. Am konsequentesten erfüllt die Canon EOS 750 die Wünsche nach unbeschwerter Spiegelreflexfotografie. Bereits größere Möglichkeiten für die individuelle Gestaltung bei immer noch sehr bequemer Handhabung bietet die Minolta Dynax 5000i, deren Möglichkeiten sich durch den Einsatz funktionserweiternder Chipkarten noch ausweiten lassen. Beide, sowohl Canon als auch Minolta, lassen Aufstiegsmöglichkeiten zu besser ausgestatteten Kameras ihres Systems zu. Hier sind dem Pentax-SF7-Besitzer zur Zeit mit der SF-X Grenzen gesetzt. Die unbestritten größten Aufstiegschancen haben die Canon-EOS-750- und die Nikon-F401s-Fotografen. Sie können bis in die Profiklasse aufsteigen. Während Nikon-Fotografen dabei zwischen Autofokus und herkömmlichen Objektiven wechseln können und ihnen auch für den Einstieg in Spezialbereiche, wie zum Beispiel die Makro-Fotografie, alle Möglichkeiten offenstehen, ist die Palette des einsetzbaren Zubehörs bei Canon auf das EOS-System begrenzt. 

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