← Zurück
Artikel
1997
Test & Technik
Vernunft statt Sensation
Die neue Minolta Dynax 8000i
Seit Monaten sorgen Hoffnungen und Wünsche, aber auch Besorgnis für Gerüchte: Wird es eine Minolta 9000i geben? Wird sie eine Antwort auf High-Tech-Konkurrenz sein? Wird sie womöglich die Vorgängerin 7000 i auf Schrottwert drücken? Die eindeutige Antwort kam von Minolta am 25. 1. 1990 auf einer Pressekonferenz in Seefeld/Tirol.
So eine Pressekonferenz ist für mich stets eine zweischneidige Angelegenheit: Einerseits erfährt und sieht man Neues, andererseits ist die Zeit viel zu kurze um sich wirklich intensiv zu informieren und vor allem um sachliche Informationen aus eigener Erfahrung über ein neues Produkt weitergeben zu können. Auch eine stets nach solcher Vorstellung folgende Fragestunde mit Diskussion müßte eigentlich erst dann stattfinden, wenn man zum Beispiel mit einer neuen Kamera mindestens sechs Filme selber belichtet hat. So ist mein Bericht über die neue Minolta Dynax 8000i nur als erster Eindruck, verbunden mit flüchtiger Bekanntschaft und den Informationen von Minolta selbst zu verstehen. Zunächst sind meine Befürchtungen grundlos gewesen: Minolta hat kein Monster an Überkamera, etwa eine Super 9000i geschaffen, um damit mögliche Konkurrenz zu übertrumpfen, und die man nur mit einer hundertseitigen Anleitung bedienen kann. Die 8000i ist einfach eine logische und fotografisch durchaus begründete Weiterentwicklung der Dynax 7000i, deren Funktionen übernommen wurden. Es kommen aber einige weitere Möglichkeiten hinzu, die eine Lösung mancher fotografischer Aufgaben erleichtern oder erst möglich machen. Wer bisher mit der 7000i zurechtgekommen ist, braucht mit der Dynax 8000i nicht umzulernen.
Schon äußerlich ist kaum ein Unterschied festzustellen, wenn man von zwei Millimetern und zehn Gramm Mehrgewicht absieht: Elektronik wiegt nicht viel. Was man, sozusagen auf den ersten Blick, zufrieden beachtet: Die Verschlußzeiten reichen bei der Dynax 8000 i jetzt von vollen 30 Sekunden bis zur schnellsten Verschlußzeit von 1/8000 Sekunde, der Blitz wird mit 1/200 Sekunde (statt 1/125 Sekunde bei der 7000i) synchronisiert, und mit dieser Kamera sind nun auch Doppel- und Mehrfachbelichtungen möglich, was manche engagierte Fotografen bisher an der 7000i vermißt haben. Folgendes scheint mir noch interessant und fotografisch durchaus wichtig zu sein: Die von der 7000i her bekannten drei Belichtungsmeßmethoden sind geblieben, hinzu kommt aber noch eine Mehrfach-Spotmessung!
Wenn Sie - aus persönlichen Gründen - bisher die ISO-Empfindlichkeit bei DX-codierten Filmen bei der Boom verändert haben, mußten Sie das bei jedem neuen Film erneut einstellen. Die Dynax 8000i speichert den von Ihnen speziell eingegebenen Wert auch für die nächsten Filme, wenn Sie Filme mit der gleichen ISO-Codierung verwenden. Erst wenn Sie einen anderen Film mit anderer Empfindlichkeit einspulen, wird dieser Speicher gelöscht und ist für eine neue Korrektur frei.
Die 8000i hat einen AF-Stop, der gelegentlich das Fokussieren erleichtert. Sehr wichtig scheint mir auch der Synchronkontakt für Studio-Blitzanlagen oder andere Fremdblitze zu sein, was vor allem professionelle Anwendung ohne spezielle Kabel oder Adapter möglich macht. Die Daten unterhalb des Sucherbildes werden nun ständig beleuchtet, und nicht mehr nur bei schwachem Licht, wie bei der 7000i, was besonders bei Landschaftsaufnahmen im hellen Licht sehr hilfreich ist.
Und nicht zuletzt werden sich Brillenträger darüber freuen: Man braucht mit dem Auge nicht mehr direkt ans Sucherokular, um das Sucherbild voll zu überblicken.
Mehr über diese Kamera kann erst nach einem gründlichen Praxisversuch gesagt werden. Hier höchstens noch einen Hinweis: Alles, was an die 7000i paßt, funktioniert auch an der Dynax 8000i, und umgekehrt!
Die Sache mit den Chips
Ich höre immer wieder - seit es die Dynax 7000i gibt - gewisse Bedenken gegen diese ominösen Chips, die man angeblich braucht. Eine anfangs etwas ungeschickte Werbung mag schuld an dieser weit verbreiteten Meinung sein; in Wirklichkeit braucht man weder zur 7000i noch jetzt zur Dynax 8000i auch nur einen einzigen Chip um selbst schwierige fotografische Aufgaben lösen zu können. Diese Chips erweitern nur manche Möglichkeiten oder machen dem Fotografen bei bestimmten Aufgaben das Leben leichter. So habe ich nur einen, der die Kamera so programmiert, daß bei einem Filmwechsel das Filmende nicht ganz eingezogen wird. Sie sollten sich aber einmal für diese Chips interessieren, vielleicht ist unter den inzwischen dreizehn Chipkarten eine dabei, die auch Ihnen helfen könnte.
Alle Chips passen sowohl für die 7000i als auch für die neue 8000 i, mit einer Ausnahme: Der Chip für ganz speziell steuerbare Mehrfachbelichtungen funktioniert aus begreiflichen Gründen nicht an der 7000i.
Das Blitzgerät 5200i
Ich bin mit Begriffen wie "neue Maßstäbe" oder "eine neue Dimension" höchst sparsam, aber was diese neue Dimension betrifft, gestehe ich sie dem Program Flash 5200i zu. Er schafft nämlich etwas, was bisher in den Bereich professioneller Stab-Blitzgeräte gehört hat: Eine Leitzahl bis 52! Dabei kann er, auch auf die Kamera geschoben, immer noch als kompakt gelten.
Die wichtigsten Details: Ein Zoom-Reflektor, der sich der Brennweite anpaßt; der Reflektor ist seitlich und nach oben schwenkbar, wofür manche bisherigen Dynax-Besitzer zweifellos sehr dankbar sein werden; es gibt die Möglichkeit, mehrmals auf das gleiche Negativ oder Dia zu blitzen, und man kann sogar einen Blitz-Zoom-Eindruck hervorrufen. Natürlich gibt es auch den Meßblitz, und was mir bei soviel technischen Angeboten am wichtigsten scheint: Man steuert alles mit nur vier Tasten über das Display auf zwei Ebenen, woraus sich acht leicht abzulesende Funktionen ergeben.
Alles in allem
Kein Besitzer einer Dynax 7000 i braucht traurig zu sein: Seine Kamera ist nach wie vor ein Prachtstück, besonders wegen der Möglichkeit, das AF-Meßfeld - wie bei der 8000 i auch - zu vergrößern, und damit sind diese beiden Dynax-Modelle sicher jeder Konkurrenz überlegen. Vielleicht ist bei manchem der Appetit während des Essens gekommen: die 7000i als Zweitgehäuse behalten und sich die Dynax 8000 i nicht entgehen lassen!
{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}