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Artikel
1997
Sammlerkamera des Monats
Nicht nur für Spione
Kleinstkameras als Sammelobjekte
Das Fotografieren mit Kleinstbildkameras ist aus der Mode gekommen. In den fünfziger und sechziger Jahren galten Minox-Kameras für das Bildformat 8 x 11 Millimeter noch als begehrenswerte Statussymbole, heute überwiegt die Skepsis hinsichtlich der Bildqualität. Trotzdem gibt es noch vier Kleinstbildkameras auf der Welt. Minox und der japanische Hersteller Acmel tummeln sich in dieser Nische.
Das Fotografieren mit Kleinstbildkameras ist aus der Mode gekommen. In den fünfziger und sechziger Jahren galten Minox-Kameras für das Bildformat 8 x 11 Millimeter noch als begehrenswerte Statussymbole, heute überwiegt die Skepsis hinsichtlich der Bildqualität. Trotzdem gibt es noch vier Kleinstbildkameras auf der Welt. Minox und der japanische Hersteller Acmel tummeln sich in dieser Nische.
Walter Zapp, der Erfinder der Minox, hatte nichts Böses im Sinn, als er 1936 der erstaunten Öffentlichkeit seine neuartige Entwicklung vorstellte. Ihm ging es einzig darum, eine technische Glanzleistung zu vollbringen. Gerüchte, die Kamera sei ein Entwicklungsauftrag der Gestapo für Spionagezwecke, entsprangen reiner Phantasie. Allerdings ist es kein Wunder, daß die Kamera aufgrund ihrer Winzigkeit und der Fähigkeit, DIN-A4Vorlagen formatfüllend aufzunehmen, eine geheimdienstliche Nutzung geradezu herausforderte. Im Laufe von Jahrzehnten entstand das in zahllosen Filmen versinnbildlichte Minox-Klischee von der Kamera für Spione.
Die Minox LX ist der einzig legitime Urahn der Zapp-Kamera. Über die Stationen A, B und C reifte die LX Ende der siebziger Jahre als elektronisches und feinmechanisches Kleinod heran. Sie ist mehr Schmuckstück als Kamera; das silbrig glänzende Aluminiumgehäuse beherbergt eine Vielzahl bester Zutaten aus Feinmechanik, Mikroelektronik und Optik. Angefangen beim sanft gleitenden Teleskop-Schnellaufzug über die Zeitautomatik bis hin zum vierlinsigen Objektiv mit Entfernungseinstellung von 20 Zentimeter bis Unendlich wurden bei Minox weder Kosten noch Mühen gescheut, um aus dem Kleinstbildformat das Beste herauszuholen. Die EC aus dem gleichen Hause kann da nicht mithalten. Sie trägt zwar den Superlativ "kleinste Kamera der Welt", doch verbreiten das Kunststoffgehäuse und die wenigen Bedienungselemente nicht jenes Flair der Kompliziertheit und des Wertvollen, wie es die große Kleinstbildschwester LX tut. Es ist fraglich, ob sich der LX-Aufwand auszahlt oder ob er nicht schon zum Selbstzweck geriet, denn unter normalen Fotografierbedingungen lieferte das Fixfokus-Objektiv 5,6/15 mm genauso scharfe Aufnahmen wie der aufwendige Vierlinser der LX mit den Daten 3,5/15 mm. Die Minox-Kameras arbeiten mit konstanter Öffnung, die Belichtung wird über die Verschlußzeit geregelt. Sobald es der LX zu hell wird, kann das eingebaute Graufilter vorgeschoben werden.
Wenn schon die EC für rund 300 Mark nicht die Ausstrahlung feiner Mikro-Mechanik bietet, so kann man dies von den beiden japanischen Acmel-Modellen erst recht nicht behaupten. Beide sind zwar aus Metall, wirken aber aufgrund ihrer Einfachheit recht ernüchternd auf den Betrachter. Die Acmel M und die Acmel MX basieren auf der gleichen Grundkonstruktion; die MX besitzt zusätzlich ein eingebautes Elektronenblitzgerät. Anders als die Minox-Kameras arbeiten die Acmel-Modelle mit fester Verschlußzeit. Der Fotograf muß die Blende an einem Drehknopf von 3,8 bis 11 anhand von Wettersymbolen selbst einstellen, eine Belichtungsautomatik wie bei Minox gibt es nicht. Trotzdem kann das einfachere Acmel-Konzept in den Bildergebnissen durchaus mithalten. Die fehlende Entfernungseinstellung des Fixfokus-Objektivs Azonon 3,8/14,3 mm wird durch Abblenden geschickt wettgemacht.
Apropos Bildqualität: Wunderdinge darf man vom Negativformat 8x11 Millimeter natürlich nicht erwarten. Trotzdem schaffen die drei Fixfokus-Kameras gute Bildergebnisse bei Abzügen von 9 x 13 Zentimeter. Viele Minox-Besitzer machten leidvolle Erfahrungen mit der mangelnden Qualität von Großlabors. Falls sie nicht selbst verarbeiten, sei ihnen der Minox-Laborspezialist Paarz in Göttingen ans Herz gelegt. Eignern einer Minox LX steht sogar noch eine andere Alternative offen.
Sie können wegen der genauen Belichtungsautomatik der Kamera auf den Minochrome-Diafilm ausweichen, wenn sie die Zusatzinvestitionen für den Minox-Projektor nicht scheuen.
Der Vergleich Minox contra Acmel geht Erwartungsgemäß zugunsten der Nachfahren der Zapp-Erfindung aus Heuchelheim bei Gießen aus. Obwohl die Acmel-Kameras ein sehr günstiges Preis-Leistungsverhältnis bieten, fehlt ihnen das gewisse Etwas, das man bei Miniaturkameras eher sucht als bei einer Spiegelreflex, die einfach nur Gebrauchsgegenstand sein kann. Eine Kleinstkamera appelliert auch an den Spieltrieb; der Fotograf will sich am Design und an der Technik eines solchen Exoten erfreuen. Voll auf seine Kosten kommt er bei der Minox LX, die außerdem die wertbeständigste Kleinstbild-Alternative ist. Die Acmel-Kameras erfüllen ganz sachlich das Bedürfnis, mit einer Kleinstkamera, die man ständig dabei hat, unauffällig zu fotografieren - und dies obendrein recht preiswert. Eine Acmel MX mit fortschrittlichem Elektronenblitzgerät - selbst der verwöhnte LX-Fotograf muß sich mit simplen Blitzwürfeln herumschlagen kostet 200 Mark, die einfache Acmel-M bietet Acmel-Importeur Dörr-Fotomarketing in Neu-Ulm schon für 150 Mark an.
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