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Artikel

1997

Beratung

Kaufberatung: Welche Dynax wählen?

Generationskonflikt

Die drei Top-Modelle der Minolta-Dynax-Reihe, 7000i, 8000i und die neue 7xi, sind preislich eng gestaffelt, zumindest was die Gehäusepreise anbelangt. Ist aber die modernste Dynax in jedem Fall die empfehlenswerteste?

Der Unterschied zwischen der Dynax 8000i, dem bisherigen Spitzenmodell der Reihe von Minolta-Autofokus-Spiegelreflexkameras, und der neuen Dynax 7xi ist weit größer, als es Preisdifferenz und ein paar Ziffern der Typenbezeichnung vermuten lassen. Er beträgt nach offizieller Darstellung von Minolta genau eine Generation - so weit sind die namensgleichen Kameras voneinander entfernt. Das gleiche gilt natürlich auch für die 7000i, dem seitherigen Bestseller im erfolgreichen Dynax-Programm, mit dem Minolta seine Führungsposition als Pionier der Autofokus-Spiegelreflexkameras weiter ausbaute. Mit der aufwendig eingeführten 7xi beginnt nach Minolta-Lesart also die dritte AF-Spiegelreflexgeneration aus Osaka. Es begann 1985 mit der 7000, den zweiten Schritt machten 1988 die Dynax 7000i und ihre Ableger. Die Dynax 7xi betritt in vielerlei Hinsicht kameratechnisches Neuland, die vorher nicht so geläufigen Begriffe wie "Fuzzy-Logik" oder "Expert-System" deuten dies unmißverständlich an. Aber diese neuartigen technischen Features, verbunden mit einem von Minolta propagierten einmalig schnellen, präzisen und empfindlichen Autofokus-System, werden erst
in Kombination mit einem unerwartet niedrigen Gehäusepreis von nur 1050 Mark zum wahren Knüller. Diese Preisgestaltung bringt die hierarchisch darunter rangierenden Modelle Dynax 7000i und 8000i marktpolitisch gesehen derart in Bedrängnis, daß eine Preissenkung von jeweils rund 150 Mark unumgänglich wurde. Auch der potentielle Käufer gerät bei einer solch engen Staffelung in die Bredouille. Soll er sich gleich das Modell kaufen, das den Stand des technisch Machbaren repräsentiert, oder soll er lieber tiefstapeln zugunsten des Geldbeutels und nicht zu Lasten seiner Bildergebnisse? Eins jedenfalls ist sicher, die Dynax 7xi macht aus den älteren Modellen Dynax 7000i und Dynax 8000i noch keine betagten Museumsstücke, mit denen das Fotografieren langsam und betulich wird.

Keine Oldtimer

Auch sie sind technisch hoch entwickelte Kameras mit zahlreichen Finessen. Dynax-typisch sind Konstruktionsmerkmale wie das mit dem Autofokus gekoppelte Belichtungsmeßsystem und der Prädiktionsautofokus, mit dessen Hilfe die Kamera die Entfernung eines Objekts, das sich mit gleichmäßiger Geschwindigkeit nähert, noch im Auslösemoment nach dem Hochklappen des Spiegels vorausberechnen und einstellen kann. Hilfsmittel wie der von Servo- auf One-Shot umschaltbare Autofokus sind bei den Dynax-Kameras der gehobenen Klasse antiquierte Ausstattungsrelikte. Die Kameras erkennen selbsttätig, ob es sich um ein bewegtes oder ein statisches Motiv handelt. Drei AF-Sensoren tasten bei der 7000i und der 8000i das Motiv ab, bei der Dynax 7xi sind es sogar vier. Dank einer solch differenzierten Messung ist es unmöglich, das bildwichtige Motiv - auch wenn es sich außerhalb der Bildmitte befindet - nicht scharf zu bekommen. Die Unterschiede zwischen der 7000i und der 8000i liegen im Belichtungsmeßsystem und im Verschluß begründet. Das Autofokusmodul beider Kameras ist identisch. Die 8000i bietet den Vorzug eines Hochgeschwindigkeitverschlusses mit 1/8000 Sekunde als der schnellsten Verschlußzeit (7000i: 1/4000 Sekunde), und die höhere Blitzsynchronzeit 1/200 Sekunde kontra 1/125 Sekunde machen den Vorsprung gegenüber der kleineren Schwester aus. Beide Kameras verwenden als Grundmeßart eine Mehrzonenmessung, bei der die Empfindlichkeitsverteilung einer in sechs Segmente unterteilten Fotodiode je nach Eingabe vom Autofokus-Meßsystem verändert wird. Beide Kameras offerieren eine Spotmessung, doch während bei der 7000i mittenbetont integral nur bei manueller Scharfeinstellung gemessen werden kann, erlaubt die 8000i die altbekannte "Brot-und Butter-Messung" bei allen Betriebsarten. Das Fazit beim Vergleich 7000i kontra 8000i kann also nur lauten, daß für preisbewußte Käufer, die in den Genuß aller wesentlichen Dynax-Vorzüge kommen wollen, die 7000i die bessere Empfehlung ist. Bei praktischen Aufnahmen mit den beiden Kameras der zweiten Generation fiel übrigens die Mühelosigkeit auf, mit der selbst schwierige Aufnahmesituationen bestens gemeistert wurden. Zwar bedarf es für den Umsteiger auf solche High-Tech-Kameras des sorgfältigen Studiums der Bedienungsanleitung und einer gewissen Gewöhnung, doch dann lernt man diese Art von Kameras besonders schätzen. Bei der Dynax 7xi von einer neuen Generation zu sprechen, ist zwar nicht gerade tiefgestapelt, aber es trifft den Charakter der Kamera. Zwar basiert auch sie auf der 8000i; von ihr stammen der Verschluß und die wesentlichen Autofokus- und Belichtungsmerkmale, doch wurden letztere extrem optimiert.

Neue xi-Obiektive

Der große und wesentliche Unterschied zwischen der zweiten und der dritten Generation aber hat eine angenehme und eine weniger erfreuliche Seite. Die erfreuliche neue Errungenschaft bei der 7xi heißt Expert-Autozoom-System und wird von Minolta "als kreative Intelligenz, die perfekte Bildergebnisse garantiert" bezeichnet. Die neuen Objektive der xi-Serie - und das ist gleichzeitig für Besitzer von Kameras der zweiten Generation die Kehrseite der Medaille - haben einen integrierten, ultra-kompakten Zoom-Motor, der automatisch die optimale Geschwindigkeit auswählt von sehr schnell bis langsam, und den gewünschten Bildausschnitt bestmöglich zu realisieren. Diese motorische Einstellung ist die Basis für die automatische Brennweitenvorwahl (ASZ). ASZ funktioniert nur mit den xi-Zooms und wird beim Blick durch den Sucher aktiviert. Blitzschnell mißt ASZ den Abstand zum Objektiv und wählt die Brennweite aus, um für die Aufnahme den passenden Bildausschnitt zu erreichen. Zeitraubendes manuelles Zoomen entfällt also, wenn es in Schnappschußsituationen schnell gehen muß. In der Motivübersichtsfunktion stellt das Objektiv die Brennweite zunächst so ein, daß der Fotograf 150 Prozent des Bildausschnitts sieht und das Motiv in seinem Umfeld bewerten kann. Mit dem Bildgrößenspeicher (Image Size Lock) kann der Fotograf den gewünschten Bildausschnitt beibehalten, selbst wenn sich das Objekt auf die Kamera zu oder sich von ihr wegbewegt. Beim Drücken der Zoom-Funktionstaste an den neuen Objektiven der xi-Serie wird die Brennweite dann automatisch nachgeführt, der ursprüngliche Abbildungsmaßstab bleibt erhalten. Der besondere Clou des Expert-Autozoom-Systems liegt darin, daß die Programm-Zoom-Funktion in Verbindung mit der Chipkarte "Child" bei Aufnahmen von Kindern immer den gleichen Abbildungsmaßstab beibehält. Für 7xi-Neulinge ist verblüffende, daß sich die Kamera sofort automatisch einschaltet wenn der Fotograf sie ans Auge nimmt (Eye Start Automation), auch der Expert-Autofokus muß nicht erst durch Druck auf den Auslöser aktiviert werden, er stellt automatisch scharf, sobald und solange man durch den Sucher blickt.
Dank des neuen High-Speed-Continuous-Autofokus können mit der 7xi bis zu vier Bilder pro Sekunde mit Autofokus gemacht werden. Auch die Prädiktionssteuerung wurde gegenüber den Dynax-Kameras der zweiten Generation verbessert. Sie ist jetzt sogar in der Lage, ein schnell beschleunigendes Objekt unabhängig von der Bewegungsrichtung scharf zu erfassen. Ebenfalls im Sinne des Expert-Systems optimiert wurde die Belichtungssteuerung. Das Zauberwort in diesem Zusammenhang heißt Honeycomb-Messung. Statt vorher sechs Meßsegmente gibt es bei der 7xi jetzt vierzehn wabenförmig angeordnete Meßfelder, die ebenfalls mit der jeweiligen AF-Einstellung korrespondieren. Neuartig sind auch die Bildwirkungsindikatoren im Sucher, bei denen der Fotograf, ohne die Programmautomatik zu verlassen, Verschlußzeit und Blende verändern kann und ihre Bildwirkung - mehr oder weniger Schärfentiefe oder verwischte oder eingefrorene Bewegung anhand einer klaren Suchersymbolik beurteilen kann, obwohl die gute alte Schärfentiefentaste effektiver arbeitet.

Die goldene Mitte heißt nicht 8000i

Es fällt nicht schwer, der Dynax 7xi zu attestieren, daß sie die fortschrittlichste Spiegelreflexkamera auf dem Markt ist. Ihr Expertensystem macht Fotografie zu einem Kinderspiel, das gleichzeitig genügend Freiraum für Kreativität läßt. Der Fotograf wird nicht bevormundet, er kann jederzeit durch gezielte Manipulation die von ihm gewünschte Bildwirkung erzielen. Wer auf diesen Bedienungskomfort verzichten kann und eine hochwertige Kamera zum günstigen Preis sucht, kann immer noch getrost zur Dynax 7000i greifen, zumal auf ihn ein riesiges Objektivsortiment wartet. Entweder 7000i oder 7xi heißt die Erlösung von der Qual der Dynax-Wahl. 

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