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Artikel
1997
Test & Technik
Vergleichstest Autofokus-Spiegelreflexkameras für Einsteiger
Drei Richtige
Nach dem Motto "Darf es etwas weniger sein" treten diesmal drei AF-Spiegelreflexkameras der unteren Preisklasse bis etwa 750 DM zu einem Vergleichstest an. Canon EOS 700, Minolta Dynax 5000i und Pentax SF7 bieten bereits deutlich mehr als die Basismodelle für Kompaktkamera-Aufsteiger Minolta Dynax 3000i und Canon EOS 750, besitzen aber noch nicht alle technischen Finessen der hochgezüchteten Spitzenmodelle EOS 10 oder Dynax 8000i. Lohnt sich dieser Kompromiß?
Sie liegen komplett mit Objektiv deutlich unter der für viele Fotografen immer noch bedeutungsvollen Preisgrenze von 1000 DM. Ihre Ausstattung bietet deutlich mehr als das bloße fotografische Existenzminimum, und ein großes Zubehörprogramm macht sie sehr viel ausbaufähiger als viele der mindestens genauso teuren Bridge- oder "AIl-in-One"-Kameras. Die Rede ist von den drei Kameras Canon EOS 700, Minolta Dynax 5000i und Pentax
SF7. Sie bieten zumindest auf den ersten Blick und beim Studium der technischen Daten einen guten Kompromiß zwischen Preis, Ausstattung und den technischen Funktionen, und vor allen Dingen sprechen die drei Modelle eine sehr breite Zielgruppe an. Nicht nur Einsteiger reflektieren auf diese drei Kameras, sondern auch Besitzer einer konventionellen Spiegelreflexkamera, routinierte Fotografen, die erst einmal behutsam - auch was die Belastung des Portemonnaies anbelangt - auf die neue Technik umschwenken wollen. Ja, sogar potentielle Käufer der gehobenen Modelle Minolta 7000i, Canon EOS 600 oder Pentax SFX-N dürften die drei Kompromißlösungen interessieren, dann nämlich, wenn sich beim Vergleich von Nutzeffekt und Preis herausstellt, daß weniger mehr bedeutet.
Jüngstes Kind in dieser Dreiergruppe ist die Canon EOS 700. Es gibt sie erst seit Frühjahr 1990 und sie wird in erster Linie zusammen mit dem motorisierten Powerzoom 4-5,6/35-80 mm, das einer Bridge-Kamera entlehnt sein könnte, angeboten. In dieser Kombination sprengt sie den von ihren Konkurrentinnen gesetzten Preisrahmen von etwa 750 DM deutlich nach oben. Für die EOS 700 inklusive Power-Zoom wird dann ein Hunderter mehr fällig. Fotografen mit ernsthafteren Ambitionen dürften da eher zum EF35-70 mm oder zum EF 1,8/50 mm greifen. Die 700 ist ein typischer Vertreter der EOS-Reihe mit Autofokus-Steuerung im Objektiv und Sechs-Feld-Messung, mit der exklusiven Möglichkeit, die extrem schnellen und leisen Ultraschallobjektive anzuschließen und der Eigenschaft, Motivprogramme, das heißt auf typische Fotografiersituationen exakt zugeschnittene Kombinationen von Verschlußzeit und Blende, direkt anzuwählen. Die Minolta 5000i ist ebenfalls nicht aus der Dynax-Art geschlagen, läßt sie sich doch wie die großen Schwestern Dynax 7000i und Dynax 8000i - über Chipkarten in ihren Funktionen erweitern. Auch das Grundmuster für die Bedienung ist bei allen Minolta-Kameras dieser Baureihe gleich. Etwas im Schatten der großen EOS- und Dynax-Werbeschlacht gedeiht die SF7 von Pentax. Sie gibt sich etwas konservativer als ihre Konkurrentinnen. An ihrem Objektiv gibt es noch einen richtigen Blendenring zum Einstellen, und statt modischer Ausstattungsdetails wie Chipkarten oder wählbare, eingebaute Motivprogramme besticht die Pentax mit einer soliden technischen Ausstattung, wie man sie von den konventionellen Multiautomaten her kennt. Dreifach-Programmautomatik, Blendenautomatik, Zeitautomatik, TTL-Blitzsteuerung, programmierte Blitzautomatik und natürlich manuelles Nachführsystem lassen in puncto Grundausstattung keine Wünsche offen, während sich die Minolta Dynax 5000i als auch Canon EOS 700 in der Disziplin Ausstattung gravierende Schwächen leisten. Die Canon hat zwar eine Blendenautomatik, aber sie verzichtet auf die Zeitautomatik und die Möglichkeit, manuell nachzuführen. Die Minolta erlaubt in ihrer Grundausstattung den manuellen Abgleich und Programmautomatik; Zeit- und Blendenautomatik können aber nur zusammen als Chipkarte für rund 50 DM erworben werden.
Im ersten Wertungskapitel Autofokus treffen erneut die beiden Prinzipien kameragesteuerter Autofokus und objektivgesteuerte motorische Scharfeinstellung aufeinander. Wieder konnte sich die Canon EOS 700 als einziger Vertreter der objektivgesteuerten Fraktion in diesem Vergleich in der Disziplin Autofokus-Schnelligkeit einen leichten Vorsprung sichern. Canon EOS 700 und Minolta Dynax 5000i besitzen gegenüber der Pentax SF7 das ausgefeiltere und leistungsfähigere Autofokussystem, weil sie neben der One-Shot-Methode - bei der die Kamera nur auslöst, wenn sie auf das Motiv scharfgestellt hat - auch noch einen Servo-Autofokus mit Auslösepriorität und Prädiktionssteuerung offerieren. Prädiktion bedeutet, daß der Kameracomputer sogar noch nach dem Hochklappen des Spiegels die bis zum Öffnen des Verschlusses zurückgelegte Entfernung des bewegten Objektes berücksichtigt. Die Canon EOS 700 paßt die Autofokusmethode automatisch dem eingestellten Motivprogramm an. So wählt sie etwa beim Programm "Landschaft" das One-Shot-Prinzip und bei "Bewegungsstop" den Al-Servo, bei Canon auch dynamischer Autofokus genannt. In der Praxis kann man mit der One-Shot-Methode allein ganz gut leben, nur bei schnell bewegten Objekten stößt sie an ihre Grenzen. Die Autofokuswertung entscheidet mit geringfügigem Abstand zur Minolta die Canon für sich, die Pentax hinkt deutlich hinterher, weil sie im Kriterium Autofokus-Ausstattung nicht mithalten kann. Bei der Canon muß noch das Gestaltungsmittel Schärfentiefenautomatik innerhalb der Autofokuswertung besonders hervorgehoben werden. Mit Hilfe des Autofokus visiert der Fotograf die beiden Bildpunkte an, zwischen denen der gewünschte Schärfenbereich liegen soll, und die Kamera wählt automatisch die entsprechende Blende. Die Dynax gestattet diese Funktion nur mit der Chipkarte "Depth".
Für das zweite Kapitel Belichtungsfunktionen ist die Pentax von ihren Anlagen her sehr viel besser gerüstet. In diesem Punkt merkt man der SF7 überhaupt nicht an, daß sie in der Hierarchie der Pentax-AF-SLR-Kameras als Einsteigermodell firmiert. Die Kamera hat alle Belichtungsprogramme, die ein ambitionierter Fotograf benötigt. Die Programmautomatik besitzt nicht nur drei wählbare Charakteristika (Normal-, Kurzzeit- und Schärfentiefenprogramm), sie paßt sich auch automatisch bei der Steuerung von Blende und Zeit der jeweils eingesetzten Objektivbrennweite an. Auch Canon und Minolta verfügen über die Programmautomatik mit selbständiger Brennweitenanpassung, bieten darüber hinaus allerdings nicht sehr viel. Bei der Dynax 5000i kann der Fotograf die Belichtung auch manuell einstellen, die Canon EOS 700 verfügt über eine Blendenautomatik, die aktiviert wird, wenn man den großen Wahlschalter auf der Kameraoberseite umdreht und die dann sichtbaren Verschlußzeiten vorwählt. Dieses Einstellrad ist überhaupt der Clou bei der EOS 700: Die technisch raffinierte Lösung ermöglicht es, entweder in bloßen Zahlenwerten bei der Blendenautomatik oder in Motivprogrammen zu denken, wobei die Motivprogramme nichts anderes sind als modifizierte Parameter der Programmautomatik, die entweder je nach Funktion eine kurze Verschlußzeit oder eine kleine Blende bevorzugt. In der Normalstellung des Wahlschalters kann der Fotograf acht solcher Motivprogramme plus Schärfentiefenautomatik aktivieren. Sie heißen im einzelnen: Landschaft. Porträt, Nahaufnahmen, Innenaufnahmen, Gruppenaufnahmen, Bewegungsstopp, Wischeffekt und Aufhellblitz. Die bewährte Sechs-Feld-Belichtungsmessung steckt auch in der EOS 700, die sich wiederum als intelligenteste der drei Kameras erweist, weil sie ihren Belichtungsmodus, ähnlich wie beim Autofokus, den Motivprogrammen anpaßt. Beim Motivprogramm Nahaufnahme mißt sie selektiv' und bei der Schärfentiefenautomatik entscheidet sie sich für die Integralmessung. Die Minolta Dynax 5000i begnügt sich mit nur zwei Meßfeldern, und die Pentax korrigiert hohe Belichtungskontraste automatisch über das sogenannte Proces-System (Progressive Contrast Compensation Exposure System). In der Endwertung des Kapitels Belichtungsfunktionen führt die Pentax SF7 mit deutlichem Abstand, weil sie die meisten Belichtungsmöglichkeiten offeriert, die alle sehr präzise funktionieren, und weil sie sich auch in Sachen Belichtungsmessung keine Blößen gibt. Die Canon EOS 700 landet in erster Linie wegen ihres raffiniert ausgetüftelten Belichtungsmeßsystem, das sich dem jeweiligen Programm flexibel anpaßt, auf Platz zwei, trotz des Fehlens wichtiger Funktionen. Obwohl die Programmautomatik der Dynax 5000i am genauesten arbeitet, muß sich die Minolta mit dem dritten Platz begnügen. Erst mit der Chipkarte für die Zeit- und Blendenautomatik ist die Dynax eine runde Sache, dann wäre ihr der zweite Platz und ein Vorsprung gegenüber dem Erzrivalen Canon gewiß. Pentax und Minolta verfügen außerdem über einen Meßwertspeicher, der die in dieser Kameraklasse leider noch nicht übliche Spotmessung wenigstens teilweise ersetzen kann.
In der Anordnung der Bedienungselemente beschreiten die drei Konkurrentinnen unterschiedliche Wege. Die Canon EOS 700 verzichtet auf einen LCD-Monitor. Bei ihr ist der bereits beschriebene Wählschalter das zentrale Bedienungselement, mit dem sich Motivprogramme und die Verschlußzeiten bei der Blendenautomatik einstellen lassen. Die Pentax-Konstrukteure entschieden sich bei der SF7 für eine Kombination von Einstellrad und Tipptasten, während die Dynax die Befehle des Fotografen über recht kleine und etwas fummelige Tipptasten erhält. Das große LCD der Pentax SF7 über der Prismenkappe fällt sofort auf. Die Kamera ist darin als Silhouette abgebildet. Hinter diesem Monitor verbirgt sich ein ganzes System zur Bedienungserleichterung. Es heißt Acces und soll dem Fotografen nacheinander die Bedienungsschritte durch Pfeile im Display anzeigen. Stellt er zum Beispiel über die Mode-Taste das Programm "Zeitautomatik" ein, so zeigt ein Pfeil in der Kamerasilhouette auf den Blendenrings und macht den Fotograf darauf aufmerksam, die Blende vorzuwählen. Als einzige der drei Kameras besitzt die Pentax noch den herkömmlichen Blendenring am Objektiv; außerdem lassen sich alle K- und KA-Objektive ohne Adapter an der SF7 verwenden. Das Kapitel Handhabung gewinnt die Pentax mit deutlichem Abstand zu Minolta und Canon, weil sie sich insgesamt besser bedienen läßt und weil sie als einzige der drei eine umfassende Sucherinformation bietet. Die Minolta landet auf dem zweiten Platz, dicht gefolgt von der EOS 700, deren Handhabung zwar unproblematisch ist, die aber wegen des fehlenden Displays und notdürftiger Sucheranzeigen den Fotografen völlig im unklaren darüber läßt, welche Kombination von Zeit und Blende sie gerade wählt, oder welche Blende sie automatisch bei vorgegebener Zeit bildet. Beim Filmeinlegen geht Canon mit der EOS 700 einen eigenwilligen Weg, den bereits Fuji vorher beschritten hatte. Nach dem Einlegen des Films wickelt die Kamera zunächst den gesamten Film auf die Transportwalze, um ihn anschließend Bild für Bild in die Patrone einzuspulen. Dadurch geht kein bereits belichtetes Bild durch Lichteinfall verloren, falls einmal unbeabsichtigt die Rückwand geöffnet wird. In der Ausstattungsdisziplin fällt die Minolta zurück, weil sie ohne die Chipkarten nicht allzuviele Features bietet. Die Motivprogramme der Canon sind bereits im Preis inbegriffen, man muß sie nicht dazukaufen, aber leider ist auch keine Erweiterung durch eine manuelle Belichtungseinstellung oder durch eine Zeitautomatik möglich.
Sieger ist auch in diesem Kapitel wieder die Pentax. Sie macht im Gegensatz zu den Konkurrentinnen keinen abgespeckten Eindruck, weil sie alle wichtigen Automatikprogramme bietet, allenfalls die Spotmessung vermißt der ambitionierte Fotograf noch. Einigkeit herrscht bei den drei vom Charakter her sehr verschiedenen Kameras bei der Energieversorgung. Alle drei besitzen eine 6-Volt-Lithium-Batterie des Typs 2 CR 5. Eins steht fest: Hätte die Pentax SF7 einen Servo-Autofokus, wäre sie mit Abstand eindeutiger Sieger dieser Partie. Trotz hervorragender Leistungen in den Wertungen Belichtungsfunktionen, Handhabung und Grundausstattung reicht es so nur zu einem sehr knappen Vorsprung. Zwischen Canon und Minolta kommt es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen, das die Canon knapp für sich entscheidet, weil sie besser ausgestattet ist. Beide Kameras haben einen hervorragenden Autofokus und bieten ein umfassendes Angebot an AF-Objektiven. Die Minolta wendet sich wie auch die Pentax eher an ambitionierte Fotografen - die manuelle Einstellmöglichkeit ist dafür ein klares Indiz -, während die Canon zwar einerseits die Ultraschallobjektive als potentiellen Trumpf im Ärmel hat, um die Konkurrenten endgültig in der Autofokus-Disziplin auf die Plätze zu verweisen, andererseits aber im EOS-Programm nur den Part der besseren Einsteigerkamera spielt.
Gesamtwertung
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