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1997

Color Foto BÖRSE

Sammlerkamera des Monats: Leica IIIa

Der Urahn

Zwar schlug die Geburtsstunde der Kleinbildfotografie bereits mit der Leica I von 1925, doch war diese Kamera noch vergleichsweise simpel. Den Durchbruch auf breiter Front schaffte erst die Leica IIIa, das meistproduzierte Modell der Vorkriegszeit.

Sie ist weder die älteste Leica noch die seltenste oder berühmteste, aber die wohl bedeutendste der Vorkriegszeit. Die IIIa weist im Gegensatz zu ihren etwas improvisiert wirkenden und mager ausgestatteten Vorgängerinnen erstmals alle Merkmale der gehobenen Kleinbildfotografie gemeinsam auf. Neben den Wechselobjektiven und dem Mischbild-Entfernungsmesser ist es vor allem der lange Verschlußzeitenbereich von der 1/1000 Sekunde bis zur vollen Sekunde, der die Leica IIIa auszeichnet. Heutzutage stellt sie trotz all ihrer Meriten die preiswerteste Möglichkeit dar, mit einer Leica zu fotografieren, denn das große Angebot und die geringe Nachfrage drücken auf den Preis. Etwa 95000 Stück dieser fotografischen Statussymbole der dreißiger Jahre verließen die Wetzlarer Werkhallen. Eine Leica IIIa mit dem Standardobjektiv Elmar 3,5/50 mm kostete 1937 327 Reichsmark, das war der Bruttomonatslohn eines kleinen Angestellten oder Facharbeiters. Die Leica IIIa war also nur etwas für das betuchtere Bürgertum. Deshalb sind die zunächst hoch anmutenden Produktionszahlen, relativ betrachtet, gar nicht so erhebend, denn außer den stückzahlmäßig weit exklusiveren Contax-Kameras von Zeiss-Ikon kannte die Leica in ihrer Klasse weltweit zunächst keine Konkurrenz. Wer eine anspruchsvolle Kleinbildkamera haben wollte, griff einfach zur IIIa, der später auf dem Weltmarkt Kopien von Canon und Reid, um nur zwei Nachahmer zu nennen, Konkurrenz machten. Heute kostet eine IIIa mit Elmar 3,5/50 mm in gutem Zustand rund 500 bis 600 DM, nicht viel für eine legendäre Kamera, die in den Händen von Henri Cartier-Bresson, Lothar Rübelt, Ilse Bing und Dr. Paul Wolff die Geschichte der Fotografie entscheidend mitschrieb. Gewiß, verglichen mit einer M6 von heute ist die Kamera kompliziert und träge, doch sind die Wurzeln der IIIa in der M 6 noch heute spürbar. Das sanfte Auslösegeräusch des leisen Schlitzverschlusses zeichnet sowohl die alte als auch die neue Kamera aus Wetzlar aus. Das Filmeinlegen geschieht bei beiden - recht gewöhnungsbedürftig - von unten, wobei die starre, nicht klappbare Rückwand der IIIa noch nervenstrapazierend hinzukommt.
Die Integration von Sucher und Mischbildentfernungsmesser, der Meßsucher, wurde erst 1954 bei der M 3 vollzogen, einer Kamera, die für ihre Zeit genauso revolutionär war wie die Leica IIIa in den Dreißigern. Ungeübte IIIa-Aspiranten scheitern schon am Sucher. Die Trennung von Bildbegrenzung und Entfernungsmesser bedeutet blitzschnelles Wechseln von einem Okular zum anderen vor
der Aufnahme; das will ebenso gelernt sein wie das gleichzeitige Fokussieren über den filigranen Objektivhebel, der obendrein auch noch in der Unendlichkeitsstellung arretiert verharrt, bis er sich auf Knopfdruck löst. Einen Belichtungsmesser sucht man bei einer Kamera solchen Alters vergebens. Leica hat es erst 35 Jahre später geschafft, ihn in die M 5 zu integrieren. Das zusätzliche Hantieren mit einem Gossen Sixtomat 2 hat beim Fotografieren mit der IIIa nur eine geringe Verzögerung zur Folge, auf die es letztlich nicht mehr ankommt, denn die klassische Kamera der frühen Reportagefotografie reagiert in unkundiger Hand mit einem Phlegma, das nur noch von Plattenkameras
überboten wird. Hat man erst einmal - durch zahlreiche Übungen - die wenigen Handgriffe heraus, mit denen sich die Kamera bändigen läßt, gelingen auch Schnappschüsse, erst recht mit belichtungstolerantem Negativ-Schwarzweißmaterial in der IIIa zu belichten, ist unerhört stilsicher; ein moderner, hochsensibler Umkehrfilm paßt zwar in die Kamera, dafür aber nicht zu ihr. Viele Leica IIIa, die den Zweiten Weltkrieg überstanden haben, erhielten als Umbaumaßnahme eine Blitzsynchronisation spendiert, die eine neue Deckkappe mit der Gravur DBP -Deutsches Bundespatent- statt vormals Deutsches Reichspatent erforderlich machte.

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