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Artikel

1997

Extrablatt

Die ungIeichen Schwestern

Einmal mit und einmal ohne Autofokus: die neuen Modelle F-601 und F-801 M von Nikon

Mit der F-601 und der F-601 M bietet Nikon zur photokina '90 zwei neue' gut ausgestattete SLR-Kameras der Mittelklasse an. 

Die beiden neuen Nikon-SLR-Kameras unterscheiden sich in drei wesentlichen Punkten. Erstens: die F-601 ist eine Autofokus-Kamera, die F-601 M ist eine manuell zu fokussierende Kamera. Zweitens: die F-601 bietet zusätzlich zur Matrix-Belichtungsmessung und zur Nikon-typischen stark mittenbetonten Messung die Spotmessung, die F-601 M beschränkt das Angebot auf Matrixmessung und Mittenbetonung. Drittens: die F-601 ist eine Kamera mit eingebautem Blitz, die F-601 M bietet diesen Komfort nicht.
Der Autofokus der F-601 beruht auf dem System des Kontrastvergleichs in einem Meßfeld, welches das Motivteil erfaßt, das in der Mitte des Sucherbildes angeordnet ist. Der Meßbereich soll bis Lichtwert -1 reichen (bezogen auf ISO 100/21xGRADx). Ein AF-Illuminator steht in den entsprechenden Nikon-Blitzgeräten zur Verfügung, um die automatische Scharfstellung auch bei noch weniger Licht zu gewährleisten.
Zwei Autofokus-Betriebsarten stehen zur Wahl.
In der Einstellung "S" wird die Schärfe durch Druck auf den Auslöser fest eingestellt.
In der Betriebsart "CF" wird die Schärfe solange nachgeführt, bis die Belichtung gestartet wird.
Unabhängig von der Vorwahl schaltet die Kamera auf einen Vorhalte-Autofokus um, wenn sie erkennt, daß ein Motiv sich bewegt. Das heißt, die Kamera errechnet aus der Bewegung, wo das Motiv sich im Moment der Belichtung befinden wird und stellt die Entfernung auf diesen Punkt ein.
Für Motive, die nicht mitten betont aufgebaut sind, bietet die F-601 die Möglichkeit, Schärfe und Belichtungswert auf das wichtige Motivteil abzustimmen und durch Knopfdruck zu speichern.
Belichtungsmessung: Die Matrix-Messung, wie bei Nikon die Mehrfeldmessung heißt, erfolgt bei den beiden F-601-Modellen in fünf Segmenten. Dadurch können sehr helle oder dunkle Motivpartien, die das Meßergebnis verfälschen würden, automatisch erkannt und die Werte entsprechend korrigiert werden. Wer von einer älteren Nikon noch das stark mittenbetonte Meßsystem gewohnt ist, kann diese auch an den beiden neuen Modellen einstellen. Der zentrale Meßkreis, der mit etwa 75% gewichtet wird, ist auf den Einstellscheiben deutlich sichtbar eingezeichnet.
Nur F-601 bietet die Spotmessung. Daß das M-Modell diese Variante nicht bietet, hat konstruktive Gründe, die in der Anordnung der Meßzellen zu finden sind.
Belichtungssteuerung: Beide neuen Nikons bieten neben der manuellen Einstellung von Verschlußzeit und Blende mit Null-Abgleich im Sucher vier Belichtungsautomatiken. Bei der Zeitautomatik nach Blendenvorwahl muß die Blende manuell am Blendenring des Objektivs eingestellt werden. Für die Blendenautomatik nach Zeitvorwahl stehen die Verschlußzeiten von 30 Sekunden bis 1/2000 Sekunde zur Verfügung. Daß die noch kürzeren Zeiten fehlen, wird in der täglichen Praxis kaum jemandem auffallen. Daß die Zeiten nur in ganzen Stufen vorgewählt werden können, mag dagegen eher stören.
Dazu kommen zwei Programmautomatiken, von denen die Multi-Programmautomatik Brennweite und Lichtstärke des Objektivs mit in die Steuerung von Zeit und Blende einbezieht. Wenn die automatisch festgelegten Werte nicht den Vorstellungen des Fotografen entsprechen, kann er sie durch Programm-Shift innerhalb des vorgegebenen Lichtwertes verändern.
Belichtungskorrekturen: Auch ein Matrix-System oder eine Spotmessung kann einmal nicht ausreichen, um die Belichtung exakt festlegen zu können. Für diese Fälle sind beide F-601-Varianten mit einem Bracketing-System ausgestattet, mit dem automatisch Belichtungsreihen von drei oder fünf Aufnahmen gemacht werden können, die sich um 1/3, 2/3 oder einen ganzen Belichtungswert voneinander unterscheiden. Das BKT-System arbeitet mit allen Varianten der Belichtungssteuerung zusammen.
Die Vorgabe von Belichtungskorrektur-Faktoren im Bereich von +-5 Belichtungsstufen in Drittelschritten kommt hinzu und empfiehlt sich, wenn längere Aufnahmeserien zu korrigieren sind.
Ausstattung: Die Ausstattung der beiden Nikon F-601Modelle ist so reichhaltig, daß kaum Wünsche offen bleiben dürften - wenn auch natürlich bei der Planung auf das angestrebte Preisniveau Rücksicht genommen werden mußte. So ist der eingebaute Filmtransport nicht so schnell, wie der in der teureren F-801. Er zieht etwa zwei Bilder pro Sekunde durch, kann aber auch mit etwa einem Bild pro Sekunde und in Einzelbildschaltung betrieben werden.
Der eingebaute Blitz der F-601 bietet Leitzahl 13 und deckt den Bildwinkel eines 28-Millimeter-Weitwinkels ab. Ein Symbol im Sucher zeigt an, daß der Einsatz des Blitzes notwendig ist. Durch Druck auf zwei Tasten rechts und links am weit vorspringenden Sucherprisma schnellt der Blitz nach oben und ist recht schnell blitzbereit.
Der eingebaute Blitz kann, wie auch die Aufsteck-Systemblitze, für matrixgesteuertes Aufhellblitzen eingesetzt werden, er kann durch die TTL-Blitzsteuerung geregelt werden, und Sonderfunktionen wie Synchronisation auf den zweiten Verschlußvorhang, Synchronisation mit langen Verschlußzeiten und Korrektur der Blitzbelichtung sind möglich.
Die Sucher der F-601 und F-601 M sind als High-Eyepoint-Sucher ausgebildet, die auch Brillenträger gut überschauen können. In der Info-Zeile unter dem Sucherbild sind alle wichtigen Daten zu sehen - grün in Grün und sehr übersichtlich.
Und klein, aber wichtig: in den Auslöseknöpfen sind endlich wieder einmal Drahtauslöseranschlüsse zu finden, die das Auslösen über größere Entfernungen bequem (und billig) möglich machen.

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