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Artikel

1997

Test & Technik

Die Leica zum Sparpreis

Einstiegsmodell Leica R-E

Mit einem reinen Zeitautomaten ergänzt Leica seine Spiegelreflex-Reihe. Die voll in das R-System integrierte Leica R-E soll als Einstiegsmodell mit einem Einstandspreis von 2400 Mark rund 1000 Mark weniger kosten als eine Leica R5.

Die Philosophie des Anspruchs wird bescheiden. Die Leica R-Qualität, bisher wegen ihres sündhaft teueren Preises nur einem opferwilligen, exklusiven Kreis vorbehalten, soll in Zukunft auch für weniger betuchte Fotoperfektionisten erschwinglich sein. Die Leica R-E, eine Spiegelreflexkamera ausschließlich mit Zeitautomatik, soll dem Kamerahersteller aus Solms breitere Käuferschichten erschließen. Damit diese nicht durch die gepfefferten Objektivpreise abgeschreckt werden, haben sich die sonst auf ihre optischen Leckerbissen zu recht so stolzen Erfinder der Kleinbildfotografie auf eine Allianz mit Japan eingelassen. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, daß einige Objektive, wie zum Beispiel das Fisheye oder das 70-210 mm Zoom, von Minolta in Japan hergestellt werden. Auch die erfolgreiche AF-C1 stammt von dem japanischen Kamerahersteller. Diesmal ging das Traditionsunternehmen sogar noch einen Schritt weiter. Einer der früher so häufig geschmähten Fremdhersteller, nämlich die momentan vor allem auf dem AF-Sektor nach vorne drängende Firma Sigma, wird als Lieferant für das "preiswerte" neue 3,5-4,5/28-70 mm Vario-Elmar genannt. Die Leica Gravur auf dem Sigma-Objektiv und natürlich nicht zu vergessen die strenge Qualitätskontrolle sowie die Verwendung spezieller aus Solms gelieferter Bauteile kommt den Kunden allerdings immer noch relativ teuer zu stehen. Er muß knapp 1600 Mark für dieses Zoom auf die Ladentheke legen.
Etwas enttäuschend für eingefleischte Leica-Fans ist eine weitere Sparmaßnahme, die zwar nicht die Qualität, sondern mehr die Wertigkeit des Designs betrifft. Da alle Leica R-Kameras die gleiche Kappe verwenden, die teuer in der Schweiz gefertigt wird, verzichtet man in Zukunft auf die edle, aber ins Geld gehende Gravur der Typenbezeichnung und klebt sie schlicht in ein vorgefräßtes Feld. Auch Leica ist eben nicht mehr Leica.
Trotz dieser Sündenfälle, die den Leica-Fans die Haare zu Berge stehen lassen, ist die neue Leica R-E wohl die vernünftigste Spiegelreflexkamera im gesamten Leica-Programm. Sie hat nämlich alles, was ein anspruchsvoller Profi- oder Hobbyfotograf zum Bildermachen braucht. Wie die R5 verfügt sie über Selektiv- und mittenbetonte Integralmessung. Der Programmwähler besitzt drei Stellungen für Zeitautomatik mit Selektivmessung, für Zeitautomatik mit Großfeld-Integralmessung und für manuelle Einstellung von Belichtungszeit und Blende mit Selektivmessung. Die Leica R-E wartet mit der gleichen TTL-Blitzautomatik auf wie die anderen Leica R Modelle auch. Sie funktioniert mit allen Blitzgeräten mit SCA-Adapter 331 und 551 und ist auch sonst voll kompatibel mit dem gesamten Leica R Zubehörprogramm. Ob Motor, Einstellscheiben, Sucherlupe oder Fernauslöser- was an die anderen Leica-R-Modelle paßt, paßt auch an die Leica R-E.
Das kompakte Gehäuse im zeitlosen Design liegt angenehm in der Hand. Die Korrektur der Belichtungsautomatik ist bequem zu bedienen.
Für Brillenträger besteht die Möglichkeit der Anpassung des Suchers an die individuelle Sehstärke zwischen +2 und -2 Dioptrien.
Wichtig für jeden bewußt gestaltenden Fotografen ist die Anzeige aller wichtigen Steuerdaten im Sucher. Als LED-Anzeigen sind je nach Betriebsart das Symbol für die Betriebsart, die durch die Belichtungsmessung ermittelte Verschlußzeit, die Blitzbereitschaft, die Bestätigung der korrekten Blitzbelichtung, die Unterschreitung des Meßbereichs, die Einstellung von Belichtungskorrekturen und die erfolgte Meßwertspeicherung bei Zeitautomatik mit Selektivmessung durch Erlöschen des Betriebsarten-Symbols zu erkennen. Die eingestellten Blenden und Belichtungszeiten werden eingespiegelt.
Ebenfalls neu zur photokina ist ein optischer Leckerbissen im Leica R-Objektivprogramm. Bei dem kompakten Superweitwinkel-Objektiv Elmarit-R 2,8/19 mm soll durch eine neue Rechnung die Abbildungsleistung weiter gesteigert worden sein. Das neue Objektiv ist im Vergleich zum Vorgänger bei gleicher Baulänge um insgesamt 17 Millimeter schlanker geworden. Es soll sich durch einen nochmals erhöhten Kontrast und ein gut geebnetes Bildfeld auszeichnen. Der Leistungsabfall in den Bildecken bei voller Öffnung wurde auf ein Minimum reduziert. Der Bedienungskomfort konnte durch Innenfokussierung verbessert werden. Zum Scharfstellen wird nur noch das hintere Glied des optischen Systems verschoben. Das heißt, daß die Baulänge des Objektivs sich über den gesamten Einstellbereich nicht ändert. Wie das Super-Elmar-R 3,5/15 mm besitzt auch das neue Elmarit-R 2,8/19 mm einen eingebauten Filterrevolver mit vier Filtern. Die Filter sind als optisches Glied in die Berechnung des Objektivs miteinbezogen. Eine praktische Neuerung ist der auf die Gegenlichtblende aufsetzbare Objektivschutzdeckel.

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