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1997

Color Foto - BÖRSE

Die kleine Schwarze für die Tasche

Sammlerkamera des Monats: PENTAX auto 110

Der Pentax auto 110 erging es nicht anders als vielen gesuchten Raritäten: Erst Jahre nach ihrem Auslaufen erkannten Sammler ihren wirklichen Wert. Der posthume Ruhm kommt nicht von ungefähr, schließlich handelt es sich bei ihr um eine echte Systemkamera für das Kassettenformat 13 x 17 mm.

Die anspruchsvolle Pocketfotografie, ein kameratechnischer Irrweg der siebziger Jahre, hatte viele Väter. Ein besonders anspruchsvolles Konzept realisierte Asahi Pentax.
Pentax stand damals auf dem Höhepunkt der Miniaturisierungsphase. Nach Art des Hauses fiel auch die auto 110 sehr fiel kleiner aus als die technisch ungeheuer aufwendig gebauten Minolta-Pocketkameras mit Zoomobjektiv. Der Verzicht auf ein Vario ermöglichte diese Kompaktheit ebenso wie der Einbau eines programmgesteuerten Zentralverschlusses. Der brillante Sucher ist für eine Kamera dieser Größe ebenso erstaunlich wie die weiche, elektromagnetische Auslösung und das präzise, verhältnismäßig große Bajonett. Mit ihrer Programmautomatik ist die Pentax in Relation zur Größe und zum Einsatzzweck bestens bedient. Immerhin erfolgt die Belichtungsmessung durch das Objektiv über eine Silizium-Fotodiode und der Hinterlinsen-Zentralverschluß realisiert Verschlußzeiten von 1/400 Sekunde bis zu einer vollen Sekunde. Sollte die Verschlußzeit unter einer 30stel Sekunde liegen warnt die gelbe Diode vor dem Verwackeln. Auch ohne DX-Abtastung ist die Kamera in der Lage, die Filmempfindlichkeit zu lesen.
Das interessanteste an der Pentax 110 Super sind die Wechselobjektive. Immerhin standen bei Produktionsende im Jahre 1986 dem Pentax auto 110-Fotografen sechs Wechselobjektive zur Verfügung: Sie besitzen allesamt die Lichtstarke 2,8 und unter ihnen gibt es Spezialitäten wie das Pan-Fokus-Weitwinkel, das ohne Scharfeinstellung auskommt und sogar ein Zoom 20 bis 40 mm, entsprechend etwa 40 bis 90 mm-Brennweite beim Kleinbild. Zum normalen Repertoire zählt ein 24 mm Normalobjektiv, entsprechend dem 50 mm beim Kleinbild, ein 18 mm Weitwinkel (35 mm), ein 50 mm (100 mm) und ein 70 mm, das in etwa dem 135 mm-Objektiv an der Kleinbildkamera nahekommt. Ein Programmblitzgerät, ein Winder und zahlreiche Filter und Nahlinsen runden das auto 110-System ab. Trotzdem sprachen viele Interessenten diesem System die Ernsthaftigkeit ab. Das geradezu niedliche Äußere trug ebenso dazu bei wie die umstrittene Pocket-Kassette, die schon aufgrund des kleinen Bildformates gehandicapt war. Hinzu kam ein dem betriebenen technischen Aufwand zwar angemessener, absolut gesehen jedoch recht hoher Preis. Die Kameragrundausrüstung kostete etwa 350 DM, der komplette Systemkoffer brachte es auf stattliche 1000 DM. Dies alles sind nicht gerade günstige Voraussetzungen für einen Verkaufserfolg. Der stellte sich, selbst nachdem die Kamera 1982 dank geringfügiger Verbesserungen wie Selbstauslöser und Gegenlichttaste zur auto 110 super avancierte, nicht ein. Neben den offensichtlichen Ausstattungsunterschieden gibt es noch ein paar versteckte Änderungen. Die Charakteristik der Programmautomatik wurde von der Verschlußzeitenpriorität in Richtung Blendenpriorität variiert. Der elektromagnetische Auslöser der 110 Super senkte die Verwacklungsgefahr so daß die Programmeckdaten statt 1/750 Sekunde und Blende 13,5 nun 1/400 Sekunde und Blende 18 lauten. Diese Modifikationen halfen jedoch nicht, den Abwärtstrend der Kamera in den Verkaufszahlen zu verändern. Im Gegenteil, Pocket geriet völlig aus der Mode. Wer jedoch damals den Mut hatte zuzugreifen, bereut es heute nicht, denn die Kameraausrüstung hat zumindest ihren Wert behalten, und eine Steigerung ist absehbar.
Nicht nur als hübsches Spielzeug im Koffer hat die kleine Schwarze ihre Reize, sondern auch als Immer-dabei-Kamera für gekonnte Schnappschüsse. Gegen ihren Geburtsfehler, das kleine Format in der Kassette, gibt es ein Rezept, wenn auch kein Allheilmittel: Es heißt Kodachrome und belohnt die Mühen der Pentax-Konstrukteure mit zwar kleinen, aber wirklich brillanten Bildern. Aber auch Prints führen bis zur Größe von 13x18 Zentimetern zu Ergebnissen, die sich durchaus mit Kleinbild messen lassen.

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