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Artikel
1997
Beratung
Im Schatten der großen Drei
In der breiten Pentax-Produktpalette findet der Fotograf das, was andere nicht haben.
Kein Zweifel, den Kampf um die Marktführerschaft entscheiden die großen Drei - Canon, Minolta und Nikon- unter sich. Auch die immensen und Immer weiter steigenden Kosten für Konstruktion und Entwicklung neuer Kameras lassen den kleineren Herstellern wie Pentax nur noch die Chance, mit interessanten Nischenprodukten zu überleben.
Technische Innovation wird immer mehr zu einer Frage des Geldes. Während in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts bedeutende Erfindungen meist von Einzelpersonen oder kleineren mittelständischen Unternehmen gemacht wurden, drehen nun die großen Konzerne mit Milliardenetats am Rad des Fortschritts. "R" und "D" heißt die neue Zauberformel für Ideen am laufenden Band. "Research and Development", auf gut Deutsch Forschung und Entwicklung, steht für die riesigen Abteilungen großer Konzerne, die mit viel Geld und großer Manpower neue Produkte und damit neue Märkte schaffen. Die größte kameratechnische Innovation der achtziger Jahre, die Autofokus-Spiegelreflexkamera, in deren Frühstadium kleinere Hersteller wie Konica, Pentax oder Yashica maßgeblich beteiligt waren, haben heute die großen Drei, nämlich Canon, Minolta und Nikon, fest in Hand. Von den namhaften Herstellern mischt abgesehen von Chinon nur noch Pentax im AF-SLR-Pool mit.
Verglichen mit den Stückzahlen der drei führenden Kameraherstellern nimmt sich Pentax eher wie ein David unter Goliaths aus, doch hat das mittelständische Unternehmen dank pfiffiger Ideen immer noch ein entscheidendes Wort mitzureden, wenn es um neue Kameras geht. Der letzte große Wurf aus dem Hause Asahi Optical und Co, dessen Produktname Pentax sich weltweit durchgesetzt hat, war 1987 die erste Kompaktsucherkamera mit Zoomobjektiv. Ähnlich wie Olympus oder Yashica/Contax nimmt Pentax auf dem Markt eine Art Mittelstellung ein. Weit entfernt von den Umsätzen der großen Drei, aber auch in bedeutend besserer Position als die traditionellen europäischen Hersteller Leica, Rollei oder Hasselblad.
Bei näherer Betrachtung der Pentax-Produktpalette fallen dem versierten Kamerafreunde einige Überraschungen auf. Während die großen Drei mit ihrem gesamten Programm nur auf ein einziges Format, nämlich auf Kleinbild setzen, ist Pentax auch auf dem Mittelformatsektor mit zwei Modellen, mit der 645 und der 67, vertreten. Außerdem hat Pentax mit der LX eine echte Profikamera mit Wechselsucher. Bei allen anderen Herstellern, außer Canon und Nikon, sucht man so etwas vergeblich. Dem Zusatz "Optical" im Firmennamen macht Pentax durch einige erlesene Objektive innerhalb der verschiedenen Kamerasysteme alle Ehre.
Seine gute Position auf dem Markt der Sucherkameras verdankt Pentax der sehr erfolgreichen Zoomserie, die insgesamt vier Modelle umfaßt: Zoom 60, Zoom 70 X, Zoom 90 und Zoom 105 Super. Alle Modelle sind hinsichtlich des Brennweitenbereichs sorgfältig abgestuft. Spitzenmodell ist die 105 Super, die sich stufenlos von 38 bis 105 mm einstellen läßt, bei vollautomatischer Anpassung des Suchereinblicks natürlich, und Makroaufnahmen bis zum für diese Kamerakategorie sensationellen Abbildungsmaßstab 1:3 ermöglicht. Die Belichtungsautomatik der 105 ist so ausgeteilt, das sie auch in schwierigen Lichtsituationen mit hohen Kontrasten vollautomatisch das optimale Resultat ermöglicht. Für gezielte Effekte kann der Fotograf die Automatik über Tipptasten bis zu drei Blenden beeinflussen. Weitere Aussstattungsdetails der 105 Super heißen Intervalltimer Mehrfachbelichtungsmöglichkeit und ein Selbstauslöser, der fünf Aufnahmen hintereinander macht.
Während gerade die 105 Super wegen ihres harmonischer Designs und der vielen kreativen Möglichkeiten herausragt fällt es den Spiegelreflexkameras SF7 und SFXN schwerer sich gegenüber den vergleichbaren Kameras von Canon, Nikon und Minolta durchzusetzen. Ein gewichtiges Argument vor allem für die Besitzer einer Pentax mit K oder KA-Bajonett ist die Systemkompatibilität. Pentax SMC und SMC-A-Objektive lassen sich ohne Adapter an der beiden Kameras verwenden Eine abschaltbare Automatik und der Blendenring am Objektiv zählen zu den Besonderheiten. Besondere Höhepunkte in der technischen Ausstattung haben die Kameras allerdings nicht zu bieten.
Liebhaber ausgefallener Kleinbildkameras kommen bei der Pentax LX voll auf ihre Kosten. Die kleinste professionelle Spiegelreflexkamera mit Wechselsucher verfügt über einen Hybridverschluß, bei dem die kurzen Zeiten mechanisch und die langen Zeiten elektronisch gesteuert werden. Bei Batterieausfall bleibt die Kamera daher mit Ausnahme der Belichtungsmessung im Normalbetrieb funktionsbereit. Die Pentax LX gehörte außerdem zu den ersten Kameras mit TTL-Blitzmessung auf der Filmoberfläche, und ihre Bedienungselemente sind gegen Spritzwasser geschützt. Die LX ist eine Understatement-Kamera, die auf dem Papier wenig hermacht, aber im täglichen Gebrauch ungeheure Sympathien entfacht.
Anders die Pentax 645: sie sorgte bei ihrem Debüt im Jahre 1984 für eine technische Revolution im Mittelformat. Erstmals gelang es den Pentax-Konstrukteuren, lange bevor Rollei die 6008 auf den Markt brachte, den Bedienungskomfort und die Ausstattungsvielfalt moderner Kleinbildkameras auf das Mittelformat zu übertragen. So geriet die 645 zum Multiautomaten mit TTL-Blitzsteuerung und integriertem Motor. In einem LCD-Display lassen sich alle gewählten Funktionen überprüfen. Selbst beim Ausfall der Batterien oder Akkus ist der Filmtransport und die Auslösung per Notzeit und Mechanik gesichert. So ist auch heute noch die Pentax 645 das Aushängeschild der Marke. Wenn es gelänge, in diese Kamera ein Autofokussystem zu integrieren, könnte man ihr zu einem zweiten Frühling verhelfen. Eine umfangreiche und hochwertige Objektivpalette bildet das adäquate Pendant zu dieser hochwertigen Kamera.
Für die Action-Fotografie im Idealformat 6x7 cm gibt es zur Pentax 67 nach wie vor keine Alternative. Besonders mit dem TTL-Prisma vermittelt die elektronisch gesteuerte Kamera, die schon zwanzig Jahre auf dem Markt ist und erst kürzlich im Zuge kosmetischer Veränderungen von Pentax 6x7 in Pentax 67 umbenannt wurde, ein kleinbildähnliches Feeling, das nur von der beachtlichen Größe und dem hohen Gewicht beeinträchtigt wird. Während andere 6x7-Kameras, mit Ausnahme vielleicht der Bronica GS- l. ausschließlich im Studio eingesetzt werden können, holt die Pentax das große Format nach draußen. Der Wechsel von Hoch- auf Querformat geschieht wie bei der Kleinbildkamera durch eine simple 90 Grad-Drehung der Kamera, die dank der üppigen Objektivpalette - sie reicht vom Fisheye bis zum Supertele jeder fotografischen Aufgabe gewachsen ist.
Bei der vor zwei Jahren vollzogenen Straffung des Pentax-Programms blieb leider die super A auf der Strecke, die heute eine hervorragende Alternative zu den gängigen Autofokus-Spiegelreflexkameras abgeben würde. Diese Funktion erfüllt das Manual-Focus-Modell P 30 N nicht ganz so glücklich. Bei dieser Kamera handelt es sich um eine typische Einsteiger-Spiegelreflex, die Zeitautomatik mit manuellem Abgleich verbindet.
Neben den Autofokus-Spiegelreflexkameras und der P 30N offeriert das Pentax-Programm Spezialitäten, die die großen Drei nicht haben. Die Pentax-Profi-Klasse, bestehend aus 645, 67 oder LX, wird charakterisiert durch hohen Individualitätswert gepaart mit großem Nutzwert bei einem sehr günstigen Verhältnis zwischen Preis und Leistung. Die Zoom-Kompakt-Reihe spricht große Käuferschichten an und verleugnet dabei die ursprüngliche Idee der Kompaktkamera nicht, die einfache Bedienung mit handlichen Abmessungen verbindet.
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