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Artikel
1997
Extrablatt
Bei Canon schaut man in die Röhre
Canon Epoca
Eine Kamera neuen Stils bringt Canon auf den Markt. Der Einfluß Colanis auf das futuristisch anmutende Gerät ist nicht zu leugnen. Es ist konsequent und mutig durchgestylt und bietet Hi-Tech in einem angemessenen Gehäuse.
Warum kauft man eine Kamera? Einfach nur, weil man damit Fotos machen kann? Das mag 150 Jahre lang gestimmt haben. Olympus machte dann einen neuen Anfang. Die "O-product" in ihrer silbrig schimmernden Art-Deco-Rüstung zeigte, daß eine Kamera - unabhängig von der Aufnahmetechnik - zugleich ein Objekt der Begierde sein kann. Daß Design als Argument für den Kauf einer Kamera kein Einzelfall bleiben soll, zeigt nun Canon mit dem Modell Epoca (italienisch für "Epoche"). Die Canon Epoca - wie die "O-product" von Olympus eine Sucherkamera - bricht radikaler mit den herkömmlichen Vorstellungen von einer Kamera als die Canon T90, die Ricoh Mirai 105 oder die Yashica-Samurai-Modelle. Sie besteht aus einer Röhre, in der vorn das Objektiv sowie die Meßfenster und hinten die Einstellelemente, ein LCD-Monitor sowie die beiden Sucher für horizontalen und vertikalen Einblick (!) angeordnet sind. Rechts ist über die ganze Länge der Kamera ein Handgriff angesetzt. Die rechte Hand umfaßt den Griff von unten. Der Zeigefinger kommt da zu liegen, wo er bequem vom Auslöser zur Zoomwippe wechseln kann. Mit ihr wird das Objektiv stufenlos von 35 Millimeter Brennweite bis 135 Millimeter Brennweite verstellt.
Neue Wege in Design und Technik
Ein Tipp auf den Auslöser schaltet die aktive Infrarot-AF-Funktion ein, die das Objektiv von 80 Zentimeter bis 96 Meter fokussiert. Auf alle weiter entfernt liegenden Objekte muß durch die Unendlich-Taste scharfgestellt werden. Die Entfernungsmessung basiert auf drei Meßstrahlen, die diagonal angeordnet sind. Grund für die Schräglage: Ob die Canon Epoca für Quer- oder Hochformat eingesetzt wird, es ist so gut wie unmöglich, zwischen zwei Motivteilen auf den unwichtigen Hintergrund scharfzustellen. Sollte der Hintergrund einmal wichtig sein, kann er jedoch durch die Schärfenspeicherung in die Schärfe gerückt werden. Als Hauptschalter für die Stromversorgung (6-Volt-Lithium-Batterie) dient der Objektivdeckel, der im geschlossenen Zustand auch alle Meßfenster schützt. Der Deckel ist aber nicht nur einfach Schutz und Schalter, sondern auch der Träger für das kleine Blitzgerät. Es hat seinen Platz innen am Deckel und schaut, sobald der Deckel nach rechts aufgeklappt wurde, zum Motiv. Der Blitz selbst ist also am Objektivgehäuse befestigt. Eine Streuscheibe überdeckt ihn. Sie klappt zwar gemeinsam mit dem Deckel nach rechts, ist aber am Objektiv angelenkt. Sobald es nach vorne fährt, um eine längere Brennweite zu erreichen, fährt die Streuscheibe mit und engt den Leuchtwinkel des Blitzes ein. Vor dem Blitz leuchtet, wenn die entsprechende Betriebsart eingestellt ist, eine Lampe auf, die im Notfall auch als Schlüsselloch-Suchlampe eingesetzt werden kann. Deren Licht bringt die Pupillen des zu Porträtierenden dazu, sich zu schließen, und vermeidet so die "roten Augen".
Ein perfekt durchgestyltes Äußeres erzwingt manchmal auch neue technische Lösungen im Inneren. Die extrem schmale Bauform der Canon Epoca verlangt zum Beispiel, daß der Film in einer S-Kurve eingelegt wird und daß die beiden Sucherokulare sehr klein ausfallen. Gleichwohl ist das Sucherbild recht groß. Weitere Ausstattungsdetails der Canon Epoca in Stichpunkten: elektromagnetischer Programmverschluß, der gleichzeitig als Blende wirkt; Dreifeld-Belichtungsmessung; Filmempfindlichkeitsbereich ISO 25/15xGRADx bis ISO 3200/36xGRADx nach DX-Codierung; motorischer Filmtransport in Einzelbildschaltung und Serienschaltung für ein Bild pro Sekunde; automatisch oder manuell ausgelöste motorische Filmrückspulung; Aufhellautomatik mit Blitz bei Gegenlicht; Blitzleitzahl 12 bei Weitwinkel-, 25 bei Teleeinstellung; Blitz abschaltbar und umschaltbar auf Langzeitsynchronisation; Selbstauslöser. Die so ausgestattete Canon Epoca ist nicht nur schick und mit zirka 650 DM recht preisgünstig - man kann mit ihr auch richtig fotografieren. Und das macht, wie erste Versuche ergaben, viel Spaß.
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