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1997

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In den nächsten Monaten ist eine wahre Flut von neuen Spiegelreflexkameras und Objektiven zu erwarten. Vieles davon wird bereits zur photokina '90 zu sehen sein. COLOR FOTO sprach vor Ort mit den bedeutendsten der japanischen Kamera- und Objektivhersteller, um vorab und exklusiv über Japans Trümpfe zur photokina '90 zu berichten.

Contax RTS III: Nur ein Anfang

Eingebauter Blitzbelichtungsmesser, Ansaugplatte für optimale Filmplanlage, Dateneinbelichtung im Filmsteg, superrobustes Gehäuse sowie schnelle Verschluß- und Blitzsynchronzeit sind die hervorragendsten Eigenschaften der neuen Contax RTS III, der Kamera für Profis und Individualisten.

Das erste Holzmodell der neuen Contax RTS III wurde bereits 1989 von Kyocera auf der PMA, der jährlich stattfindenden amerikanischen Fotomesse, gezeigt. Pünktlich zum 15. Geburtstag der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Zeiss und Yashica-Kyocera ist jetzt die langerwartete Nachfolgerin der 1987 eingestellten RTS II endlich produktionsreif. Viel Ähnlichkeit mit dem Prototypen hat das Serienmodell allerdings nicht mehr. Besonders stolz ist Takahiko Chimura, General Manager der Forschung und Entwicklung in Kyoceras Optical Equipments Division, auf die neuartige Ansaugvorrichtung und Andruckplatte der Contax RTS III für die optimale Filmplanlage. Bei Andruck des Auslösers saugt eine Pumpvorrichtung in der aus hochwertiger Keramik gefertigten Andruckplatte durch drei schmale Schlitze die Luft hinter dem Film ab und sorgt so für die absolute Planlage des Films. Dadurch wird nicht nur die Schärfe bei kritischen Einstellungen sichergestellt, es werden auch durch den Verschlußablauf verursachte Unschärfen verhindert.
Eine zweite Eigenschaft, die bisher nur die Contax RTS III unter den Kleinbild-Spiegelreflexkameras aufweisen kann, ist der eingebaute Blitzbelichtungsmesser. Dieser Blitzbelichtungsmesser kann einerseits durch einen Vorblitz die Leuchtkraft des eingesetzten Blitzsystems ermitteln oder zur Kontrolle nach der Aufnahme verwendet werden. Diese Einrichtung ist vor allem für Profi-Fotografen nützlich, die entweder mit leistungsstarken Studio-Blitzanlagen fotografieren oder auf Fremdblitze mit hoher Leistung zurückgreifen. Besonders für Aufnahmen mit individueller Lichtführung in der Makrofotografie zeigt dieser integrierte Blitzbelichtungsmesser seine Stärken. Dabei ist es gleichgültig, wieviele Blitze tatsächlich eingesetzt werden; die Kamera mißt immer die gesamte durch das Objektiv fallende Lichtmenge. Dabei wird das vom Motiv reflektierte Blitzlicht per Spotmessung ermittelt.
Die Contax RTS III wird serienmäßig mit einer Datenrückwand geliefert. Diese ermöglicht die wahlweise Einbelichtung von Datum oder Uhrzeit in den Steg zwischen den Bildern. Die Einbelichtung erfolgt immer unten rechts neben dem Bild und füllt nur die Hälfte des Stegs aus, so daß die Daten beim Zerschneiden des Films nicht ebenfalls durchgeschnitten werden. Besonders viel Mühe bereitete die Auswahl der Materialien für das Gehäuse. "Wir wollten ein besonders robustes Gehäuse aus Metall schaffen, das trotzdem nicht zu schwer ist", erläutert Takahiko Chimura. Die größte Schwierigkeit bereitete dabei die Kappe aus einer besonders widerstandsfähiger Magnesium-Legierung. Diese ist etwa ein Drittel leichter als Aluminium, aber doppelt so widerstandsfähig. Takahiko Chimura: "Es gibt heute kaum noch jemanden, der so etwas herstellen kann." Das Gehäuse selbst ist aus Aluminium-Druckguß, die Bodenkappe aus besonders leichtem Titanium. Metall wurde auch für die Konstruktion der Spiegelkästen verwendet. Zuverlässigkeit, Haltbarkeit und sicherer Informationsfluß werden auch durch den Einsatz von Mehrfachkontaktsystemen für alle elektronischen Schaltkreise und mechanischen Verbindungen erhöht; die Schaltstellen sind vergoldet.
Automatische Belichtungsreihen sind mit der neuen Contax RTS III selbstverständlich auch möglich. Anders als bei dem mit der Contax 167 MT eingeführten System erfolgt aber die Belichtung der ersten Aufnahme nun mit der korrekten Belichtung, während die zweite entweder um +0,5 oder +1 EV überbelichtet und die dritte um -0,5 oder -1 EV unterbelichtet wird. Als Meßmethoden stehen sowohl mittenbetonte Integralmessung als auch Spotmessung zur Auswahl. Die Contax RTS III verfügt über keine Programmsteuerung.
Kyocera wird in Zukunft auch alle Zeiss-T*-Objektive selbst fertigen. Nach einer vorläufigen Straffung des Programms sollen demnächst neue Konstruktionen vorgestellt werden. Es wird außerdem nicht ausgeschlossen, daß weitere Contax-Modelle das Kameraangebot erweitern werden. Die bewährte Contax 167 MT wird weiterhin im Programm bleiben.

Die Minolta Dynax 9000i

Die Dynax 9000i, das langerwartete Topmodell der Minolta-Dynax-Reihe, wird kommen. COLOR FOTO erfuhr erste Einzelheiten über die neue Profikamera.

Toshio Kobori General Manager der Planungsabteilung für fotografische Produkte bei Minolta und Vater der Minolta-AF-Spiegelreflex-Fotografie, hüllt sich in geheimnisvolles Schweigen, wenn das Gespräch auf die Dynax 9000i kommt. "Wir haben diesen Namen bisher noch nicht vergeben", meint er vieldeutig und bestätigt, daß bei Minolta selbstverständlich an einer Profi-Dynax gearbeitet wird. "Ich bin der Ansicht, daß bereits die Dynax 8000i weitestgehend professionelle Ansprüche erfüllt", betont er. Doch gibt auch er zu erkennen, daß Profis von Minolta mehr erwarten können. "Wichtig für Profis sind die Zuverlässigkeit und die Schnelligkeit der Automatik. Deshalb sind Autofokus und Belichtung Schlüsselfaktoren, die für professionelle Ansprüche noch verbesserungswürdig sind. Vor allem aber will der Berufsfotograf sich nicht von der Automatik bestimmen lassen, sondern er muß die Automatik kontrollieren können. Deshalb ist die Möglichkeit, jederzeit in die Automatiksteuerung eingreifen zu können, sehr wichtig. So muß die Kamera schnell selbständig scharfstellen, doch der Fotograf muß die Schärfe genauso schnell jederzeit korrigieren können. Solche Eingriffsmöglichkeiten verlangen eine sehr fortschrittliche Automatik und sehr gründliche Entwicklungsarbeit. Bei einer Profikamera stellt die Automatik den verläßlichen Standard dar, der jederzeit kreativ verändert werden kann. "
Auch Kleinigkeiten, die die Arbeit des Berufsfotografen erleichtern und nicht direkt mit der Bildqualität zu tun haben, sind nach Ansicht von Toshio Kobori für eine Profiausrüstung wichtig. "Ich stelle mir zum Beispiel eine Einbelichtungsmöglichkeit für die Initialen des Fotografen vor, die nicht im Bild und auch nicht im Steg zwischen den Bildern erfolgt, so daß sich der Bildautor jederzeit leicht identifizieren läßt." Eine Zukunftsvision des ehemaligen Kamera-Designers und heutigen Planungschefs ist ein Blitzsystem mit drei farbigen Blitzröhren, das automatisch die Farbtemperatur steuert. Ob dies schon in der Minolta Dynax 9000i verwirklicht werden kann, ist allerdings zweifelhaft.
Unzweifelhaft dagegen ist, daß es in naher Zukunft eine Profikamera von Minolta geben wird, die trotz Automatisierung dem Fotografen alle Freiheiten läßt und durch neue Technologien seine kreativen Möglichkeiten erweitert. Auch bei der Profi-Minolta werden Chipkarten die Vielseitigkeit der Kamera erhöhen. Ob es die Kamera bereits zur photokina geben wird, wollte Toshio Kobori nicht bestätigen. "Aber es ist unsere Absicht, auf der photokina neue Produkte zu zeigen. Lassen Sie sich überraschen."

Basisfunktionen sind zu verbessern

Interview mit Tatsuo Fuji, Direktor der Abteilung Fotoprodukte bei Nikon

COLOR FOTO: Die meisten Kamerahersteller haben sich in der jüngsten Vergangenheit auf die Entwicklung motivbezogener Automatikprogramme konzentriert. Bei Nikon sind solche Programme nicht zu finden. Wo liegt bei Ihnen das Schwergewicht der Entwicklung?

Tatsuo Fujii: Nikons Hauptinteresse galt in der Vergangenheit und gilt auch in der Zukunft der ständigen Verbesserung der Basisfunktionen. Darunter verstehen wir die Zuverlässigkeit und Präzision aller Funktionsabläufe.

COLOR FOTO: Sind denn Basisfunktionen wie Verschlußzeiten, Belichtungsmessung und -steuerung überhaupt noch zu verbessern?

Tatsuo Fujii: Trotz größter Anstrengungen bleiben hier immer noch Wünsche offen. Zum Beispiel die Blitzsynchronzeit. Sie ist mit 1/250 Sekunde vielen Fotografen noch immer zu langsam.

COLOR FOTO: Welche Blitzsynchronzeit strebt denn Nikon an?

Tatsuo Fujii: Als wir die 1/125 Sekunde einführten, forderten die Fotografen 1/250 Sekunde. Jetzt haben wir 1/250 Sekunde, und nun ist auch die zu langsam. Wir möchten, daß die Fotografen mit allen zur Verfügung stehenden Verschlußzeiten blitzen können. Doch zunächst strengen wir uns an, 1/500 Sekunde zu realisieren.

COLOR FOTO: Was gibt es sonst noch an einer Kamera wie der Nikon F4 zu verbessern?

Tatsuo Fujii: Wir haben bei der Entwicklung dieser Kamera alle damals zur Verfügung stehenden Technologien, soweit es sinnvoll war, ausgeschöpft. Heute sind unsere Entwicklungsingenieure bereits wieder in Asien, Amerika und Europa unterwegs, um mit Profi-Fotografen Gespräche zu führen, die deren Bedürfnisse erkunden sollen.

COLOR FOTO: Stellt die Filmplanlage noch ein Problem dar?

Tatsuo Fujii: Sowohl die Andruckplatte als auch die Aufwickelspulen und die Filmführung bereiten den Kamerakonstrukteuren Probleme. Gäbe es nur eine Filmsorte, wäre das schnell gelöst.

COLOR FOTO: Gibt es am Gehäuse der Nikon Dinge, die Sie verbessern möchten? Ist die Kamera nicht vielen zu schwer?

Tatsuo Fujii: Ich habe meinen Mitarbeitern den Auftrag gegeben, eine Kamera zu entwickeln, die beim Fotografieren schwer und beim Tragen leicht ist. Ich befürchte, sie werden diesen Wunsch nicht realisieren können. Aber ernsthaft, wir würden gern unsere Kameras noch widerstandsfähiger machen. Sie sollen Wind, Sand, Regen, Kälte und Hitze problemlos überstehen.

COLOR FOTO: Was gibt es bei den Objektiven zu verbessern?

Tatsuo Fujii: Bei der Entwicklung von Objektiven stehen wir im ständigen Wettstreit mit der Filmindustrie.

COLOR FOTO: Wo sehen Sie den Schwerpunkt in der Objektiventwicklung?

Tatsuo Fujii: Wie für alle Objektivhersteller bereitet auch uns das Schleifen von asphärischen Linsen Schwierigkeiten. Es ist aufwendig und teuer, exakt die berechnete Krümmung zu schleifen. Einige Hersteller arbeiten hier mit optischen Kunststoffen. Dagegen sprechen unserer Ansicht nach mehrere Punkte. Erstens: Kunststoff besitzt nicht die von uns geforderte Stabilität gegen mechanische Einflüsse und Umwelteinflüsse wie Hitze und Kälte. Zweitens: Optische Kunststoffe bieten nur eine begrenzte Zahl an unterschiedlichen Brechungseigenschaften. Sie reichen nicht aus, um damit zum Beispiel die chromatische Aberration zu korrigieren.

COLOR FOTO: Worauf setzt Nikon bei der Objektiventwicklung?

Tatsuo Fujii: Wir suchen nach neuen optischen Rohstoffen. Wir sind im Besitz eines neuen Materials mit außergewöhnlichen Brechungseigenschaften, doch ist dieses Material noch sehr korrosionsanfällig und benötigt spezielle Vergütungsverfahren, um es widerstandsfähiger zu machen.

COLOR FOTO: Welche Forschungen gibt es hinsichtlich der Mechanik von Objektiven?

Tatsuo Fujii: Es gibt unterschiedliche Philosophien über den Antrieb von AF-Objektiven. Bei Minolta setzt man auf den Antrieb in der Kamera, bei Canon im Objektiv. Nur Nikon bietet beide Möglichkeiten. Wir halten hier Ultraschall-Motoren für die optimale Lösung. Allerdings werden wir erst solche Objektive bauen, wenn die Lebensdauer dieser Antriebe erhöht und ihre Widerstandsfähigkeit professioneller Beanspruchung angeglichen wird.

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