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Artikel
1997
Test & Technik
Kampf der Giganten
Großer Markenvergleichstest: Canon gegen Minolta
Die beiden größten Spiegelreflexkamera-Hersteller der Welt bekämpfen sich bis aufs Messer. Auf der Jagd nach Marktanteilen verpassen sie keine Chance. Keine Nische ist ihnen zu eng, um dort ein Autofokus-Spiegelreflexmodell zu plazieren. Wenn Canon eine neue Kamera präsentiert, bleibt Minolta die Antwort nicht länger schuldig und umgekehrt. Grund genug, das Modellprogramm beider Marken in einem Test zu vergleichen, um zu klären, wer die Nase vorn hat.
Zwei Jahre hat der Autofokus-Spiegelreflex-Pionier Minolta warten müssen, bis 1987 mit Canon in diesem Marktsegment ein ebenbürtiger Gegner die Bühne betrat und den bereits in den siebziger Jahren geführten technologischen und kommerziellen Zweikampf wiederaufnahm. Ging es damals noch um die Kontroverse Canon-Blendenautomatik gegen Minolta-Zeitautomatik, so lautet der aktuelle Gegensatz: kameragesteuerter Autofokus bei Minolta gegen objektivgesteuerten Autofokus bei Canon. Es gehört zur Philosophie der Gegner, den Kampf um die Marktführerschaft auch mit verschiedenen technischen Waffen auszutragen. Heute heißt das Duell EOS contra Dynax. Auch wenn die Autofokus-Spiegelreflexkameras der beiden Hersteller nicht in jedem Detail exakt vergleichbar sind, bieten sie doch genügend Parallelen, die einen Vergleich rechtfertigen.
Rivalen in der Einsteigerklasse: Canon EOS 750 gegen Minolta Dynax 3000i
Die einfach ausgestatteten Grundmodelle von Canon und Minolta wenden sich an die Zielgruppe der Kompaktkamera-Aufsteiger. Einfachste Bedienung und vielseitigste Anwendungsmöglichkeiten lautet die Philosophie in dieser Kameraklasse. Das umfangreiche Objektivangebot erschließt der vergleichsweise simplen Dynax Motivbereiche, die einer vergleichbar teuren Bridgekamera immer verborgen bleiben. Bei der EOS 750 fällt die offerierte Objektivpalette deutlich kleiner aus, dennoch verdient sie die Bezeichnung Systemkamera. Angesichts der vielen EOS-Varianten fiel es nicht leicht, der Minolta 3000i nur ein Canon-Pendant gegenüberzustellen. Canon 750 und Canon 850 kommen gleichermaßen als Herausforderer für das kleinste Dynax-Modell in Frage. Auf den ersten Blick scheint die 850 geeigneter, verzichtet sie doch genauso wie die Dynax auf einen eingebauten Blitz. Doch macht uns da die Canon-Preispolitik einen Strich durch die Rechnung. Beide Kameras, sowohl 750 als auch 850, werden offiziell für knapp 600 Mark angeboten, den gleichen Preis verlangt Minolta übrigens für den Autofokus-Benjamin 3000i. Bei der 850 ist das Speedlite 160 E im Preis enthalten. Die 750 erringt durch den eingebauten Blitz einen leichten Vorteil in der Bewertung der Grundausstattung gegenüber der Dynax 3000i. Technisch sind 750 und 850 ansonsten völlig identisch. Eine Diskussion, welche die geeignetere Alternative zur Dynax 3000i darstellt, wäre also müßig. Die spärlichen Bedienungselementen signalisieren dem Fotografen schon auf Anhieb, daß es sich bei der EOS 750 und der Dynax 3000i um die Economy Class der Autofokus-Spiegelreflexkameras handelt. Vielmehr als automatisch korrekt scharfstellen und selbständig richtig belichten können die beiden Kameras nicht, aber diese beiden Grundanforderungen erfüllen sie mit erstaunlicher Präzision. Die Schnelligkeit des Autofokus mit einem minimalen Vorsprung der EOS-Objektivsteuerung verblüfft. In dieser Disziplin läßt die Dynax 3000i ihren Urahn 7000 weit zurückfallen. Die gegenüber der EOS 750 bei niedrigen Lichtwerten geringfügig langsamere Dynax kann dafür mit einem etwas größeren AF-Meßbereich aufwarten. Er beginnt schon bei Lichtwert 0 statt bei Lichtwert 1 wie bei der Canon. Der EOS-AF fokussiert etwas leiser.
In der Autofokus-Exaktheit nehmen sich die beiden Konkurrenten nichts. Ein Dynax-typischer Vorteil ist die Prädiktions-Autofokus-Steuerung, auch Servo-Autofokus genannt. Bei bewegten Objekten führt die Kamera die Schärfe bis zur Belichtung weiter nach, wenn der Auslöser gedrückt ist. Obwohl die Canon geringfügig schneller fokussiert, führt der gehäusegesteuerte Minolta-Autofokus nicht zuletzt dank seines Servo-Modus in der Gesamtwertung mit gewissem Abstand.
Canon und Minolta verfügen über jeweils zwei Belichtungsprogramme für Dauerlicht. Die intelligente Programmautomatik der EOS 750 basiert auf einer Mehrfeldmessung, die sechs Meßfelder berücksichtigt und aus diesem Kontrastverhältnis die optimalen Belichtungsdaten ermittelt. Außerdem wird durch die jeweils eingesetzte Brennweite eine verwacklungssichere Verschlußzeit vorgegeben. Auch die Minolta-Programmautomatik berücksichtigt das angesetzte Objektiv. Für scharfe Aufnahmen von schnellen Objekten sorgt das zusätzliche High-Speed-Programm, das die Verschlußzeit auf 1/1000 Sekunde fixiert. Die Minolta-Programmautomatik muß allerdings mit zwei Meßzonen auskommen, der AF-Schärfespeicher funktioniert automatisch auch als Belichtungsspeicher. So können Gegenlichtsituationen auch ohne Aufhellblitz gemeistert werden. In Verbindung mit dem rund 150 DM teuren TTL-Programmblitz 316i verfügt die Kamera über eine automatisch gesteuerte Auflhellblitzfunktion. Ein zumindest theoretischer Vorzug der kleinen Dynax-Kamera ist das mit dem Autofokus gekoppelte Belichtungssystem. Es zielt genau auf die Motivpartie, auf die scharfgestellt wurde.
Trick mit der Schärfentiefe
Der Schärfentiefe als Wichtigstem Gestaltungsmittel zollt die EOS 750 mit einem Schärfentiefenprogramm ihren Tribut. Der Fotograf markiert per Autofokus Anfangs- und Endpunkt des gewünschten Schärfenbereichs, und die Kamera steuert automatisch die entsprechende Blende dazu. Dieses Programm, einst Canon-exklusiv, bietet inzwischen auch Minolta als Chipkarte. Die Meßwerte bescheinigen der Programmautomatik der Dynax 3000i eine leichte, aber dafür sehr gleichmäßige Tendenz zur Überbelichtung über den gesamten Meßbereich von EV 1 bis 15; diese Charakteristik dürfte den Verwendern von Farbnegativfilmen entgegenkommen. Allerdings kann dieser Wert von plus 1/3 Blendenstufen auch von jedem Diafilm leicht verkraftet werden. Manuell läßt sich die Filmempfindlichkeit jedenfalls nicht korrigieren. Die EOS 750 präsentiert sich etwas unausgeglichener. Bis Lichtwert 8 zur Unterbelichtung neigend, tendiert die Programmautomatik plötzlich zur Überbelichtung, beide Abweichungen liegen allerdings innerhalb von plus/minus 1/3 Blendenstufen.
In der Wertung Belichtungsfunktion liegen die Canon und die Minolta gleichauf. Die EOS 750 verbucht auf der Habenseite die theoretisch exaktere Sechsfeldmessung und die sinnvolle Schärfentiefenautomatik, die Minolta 3000i bietet die ausgewogenere Belichtungscharakteristik. Die Zweifeldmessung mit der Kombination Autofokusspeicher und Schärfespeicher lassen die Minolta mit der Canon bei praktischen Aufnahmen gleichziehen.
In der Einsteigerklasse beschränkt sich die Ausstattung einer Kamera auf das Wesentliche. Davon profitiert zumindest die Handhabung, denn selbst ohne das Studium der Bedienungsanleitung geben die beiden Kameras selbst Spiegelreflexlaien keine Rätsel auf. Alles ist übersichtlich gestaltet, wobei das Canon-Einstellrad griffiger ist als die etwas filigrane Tipptastenbedienung der Minolta. Dafür ist die Minolta selbst mit aufgestecktem Programmblitz 316i, der seinen Strom übrigens aus der 6Volt-Lithlum-Batterie der Kamera bezieht, handlicher als die EOS, die etwas klobig wirkt. Über den LCD-Monitor verrät die Minolta genau und umfassend, was sie gerade tut. Bei der Canon ist die Beobachtung der einzelnen Bedienungselemente erforderlich, um den Zustand der Kamera zu prüfen, das Display ist die modernere und elegantere Lösung. Beide Kameras verschweigen allerdings dem engagierten Fotografen, welche Kombination von Zeit und Blende sie wählen. Auch die Sucheranzeigen fielen spärlich aus. Mehr als ein Belichtungs- und Autofokussignal in Form einer LED zeigen beide Kameras nicht. Die kleine, leichte Minolta läßt sich insgesamt besser handhaben als die etwas ausladende EOS 750, was am eingebauten Blitz liegt.
Canon EOS 700 gegen Minolta Dynax 5000i: Der Preis beherrscht die Technik
Zweifelsohne bilden die Canon EOS 600 und die Minolta Dynax 7000i den Kern im EOS respektive Dynax-System, die anderen Kameras sind von diesen Grundmustern abgeleitet. Dies geschieht durch Weglassen oder Hinzufügen von Ausstattungsdetails und Programmfunktionen. Innerhalb einer Baureihe ergeben sich somit preiswertere und teurere Varianten. Besonders deutlich wird diese Marketingstrategie
In der Grundausstattung hat die Canon EOS 750 dank eingebautem TTL-Blitz und der Schärfentiefenautomatik die Nase vorn. Dem Minolta-Fotografen stehen jedoch 31 Autofokusobjektive zur Verfügung, der Canon-Freund kann nur auf 25 zurückgreifen, die im Schnitt teurer sind als bei der Konkurrenz aus Osaka. Die Einzelwertung Filmtransport kann keine der beiden Kameras für sich entscheiden. Zwar ist der Canon-Motor in der Bildfrequenz etwas schneller -1,2 statt ein Bild pro Sekunde -, dafür klingt der Minolta-Antrieb leiser und angenehmer. Die Canon heimst im Vergleich einen geringen Vorsprung ein, weil sie unter dem Strich besser ausgestattet ist. In der Stromversorgung ihrer Autofokus-Spiegelreflexkameras sind sich die Canon- und Minolta-Konstrukteure einig: Ein 6Volt-Lithium-Block speist alle EOS- und Dynax-Kameras mit der lebensnotwendigen Energie, eine Akku- oder Alkali-Mangan Alternative ist nicht vorgesehen.
Die Funktion einer Autofokus-Spiegelreflexkamera für Anfänger oder für Kompaktkamera-Aufsteiger erfüllt die Minolta Dynax 3000i geringfügig besser als die Canon EOS 750. Dieser Eindruck kommt aber in der Wertung, bei der die Minolta nur mit äußerst knappem Abstand führt, nicht so zum Ausdruck wie in der Praxis.
in der nächsten Runde des Zweikampfes zwischen Canon und Minolta, in der die EOS 700 gegen die 5000i antritt. Beide Modelle erheben bereits einen gewissen Ausstattungsanspruch und distanzieren sich dadurch erheblich von den kargen Modellen der Einsteigerklasse, ohne allerdings schon zur Spitzengruppe aufzuschließen. Deshalb fällt es für diese Kameras ganz besonders schwer, eine Zielgruppe zu finden. Das einzige Argument ist der Preis, sonst würde die Entscheidung gleich für eine EOS 600 oder Dynax 7000i fallen. Erschwerend kommt hinzu, daß die Canon EOS 700 von Haus aus mit dem Power-Zoom (5,6/35-80 mm bestückt ist. Diese Parodie auf ein Objektiv bietet zwar eine erstaunliche Abbildungsqualität, kann aber ansonsten wegen der billig wirkenden Kunststoffassung und des Kunststoffbajonetts nicht überzeugen. Mit der Baumsymbolik für die Motorzoomtasten wirkt es wie einer Bridgekamera entsprungen und versehentlich bei einer Spiegelreflexkamera gelandet. Für diesen Test statteten wir die EOS 700 mit dem seriösen EF 1,8/50 mm aus. Bei der Minolta 5000i muß sich der Fotograf Zeitautomatik und Blendenautomatik per Chipkarte dazukaufen, erst mit dieser Zusatzausstattung vermag sie sich eindeutig von den Einsteigerkameras zu distanzieren. Die EOS 700 glänzt mit acht Motivprogrammen und macht damit der EOS 600 starke Konkurrenz. Eine Zeitautomatik gibt es allerdings nicht.
Manualmodus bei der 5000i
Bei der Messung der Autofokus-Schnelligkeit erzielte die Canon erneut einen leichten Vorsprung gegenüber der Minolta, in der Exaktheit nahmen sich beide Kameras nichts, und in der Empfindlichkeit gab es für die Minolta ein leichtes Plus. Außerdem besitzt die 5000i das größere Autofokus-Meßfeld. Die EOS 700 verfügt über einen Servo-Autofokus, der allerdings in der Ausgefeiltheit noch nicht an das Minolta-Prädiktionssystem heranreicht, das sogar noch im Moment des Spiegelhochklappens eine Schärfenkorrektur vornimmt. Beide Kameras erkennen, ob sich ein Motiv bewegt oder nicht und fokussieren entweder nach der One-Shot- oder der Servo-Methode. Beide Kameras fokussieren sehr leise, mit einem geringfügigen Vorsprung der Canon EOS. Aus der Autofokuswertung gehen beide Kameras mit einem Unentschieden hervor.
Sowohl die Minolta als auch die Canon offerieren je zwei Belichtungsgrundfunktionen. Bei der Canon heißen diese Programmautomatik und Blendenautomatik, bei der Minolta wird die Programmautomatik von einem in dieser Kameraklasse exklusiven manuellen Abgleich ergänzt, allerdings lassen sich Zeitautomatik und Blendenautomatik per Chip hinzukaufen, ohne daß das Preislimit der Canon durchbrochen
würde. Weitere vier Chipkarten für die Motivprogramme Sport/Action, Porträt, Schärfentiefensteuerung und Nahaufnahmen stehen dem Minolta-5000i-Fotografen zur Verfügung, damit er die Software der Kamera individuell seinen Anwendungsgebieten anpassen kann. Bei der Canon ist eine Anpassung nicht möglich. Hier erwirbt der Fotograf acht Motivprogramme nebst Schärfentiefenautomatik im Komplettpaket, die er mit der Wählscheibe eingibt. Diese Wählscheibe ist übrigens der besondere Clou bei der Canon EOS 700. Eine technisch raffinierte Lösung, ungleich brillianter als das aufgesetzte Barcode-System bei der EOS-10, ermöglicht es dem Fotografen, in bloßen Zahlen oder in Motivprogrammen zu denken. In Normalstellung wählt er damit die Programme Schärfentiefe, Landschaft, Porträt, Nahaufnahmen, Innenaufnahmen, Gruppenaufnahmen, Bewegungsstopp, Wischeffekt und Auflhellblitz, umgedreht löst die Wählscheibe einen Umschalter aus, der die Blendenautomatik aktiviert. Der Fotograf hat jetzt die herkömmliche Verschlußzeitenskala vor Augen, mit der er die gewünschte Zeit vorwählt. Die Programmautomatik der Minolta 5000i arbeitet sehr konstant mit leichter Tendenz zur Überbelichtung, während die entsprechende Kurve der Canon 700 einen ungleichmäßigeren Verlauf mit einer relativ großen maximalen Abweichung einer 2/3 Blendenstufe aufweist. Die präzisere Belichtungssteuerung der Dynax 5000i, verbunden mit der Möglichkeit des manuellen Abgleichs, verhilft der Minolta zu einem geringfügigen Punktevorsprung. Die große Stunde der Canon EOS 700 schlägt im Ausstattungskapitel, dort kann sie ihre Programmvielfalt in Pluspunkte verwandeln.
In der Auslegung der Bedienungselemente gehen Canon und Minolta unterschiedliche Wege. Die Canon besitzt einen griffigen Wahlschalter zur Programmsteuerung respektive Verschlußzeitenvorwahl bei der Blendenautomatik, die Minolta setzt auf zu klein geratene, etwas fummelige Tipptasten. Die eingegebenen Werte können dann auf dem LCD-Monitor abgelesen und per "Up-and-Down-Taste" korrigiert werden. Speziell der Blendeneinstellknopf für die Vorgabe der Blende bei manuellem Abgleich am Kamerabajonett geriet etwas unterdimensioniert, was seine Bedienung neben der versteckten Lage zusätzlich erschwert. Dafür entschädigt die Minolta 5000i mit einem informativen Display, das gegenüber der Canon einen unschätzbaren Vorteil bietet! Es teilt dem Fotografen mit, welche Kombination von Verschlußzeit und Blende die Kamera bei Programm, Zeit und Blendenautomatik wählt.
Spärliche Sucheranzeigen
Die Sucheranzeigen beider Kameras fielen dagegen höchst spärlich aus. Lediglich Signale für Autofokus, Belichtungskontrolle und Blitzbereitschaft (5000i) tauchen dort auf. Bei der Minolta gleicht diesen Informationsnotstand das Display aus, der Canon-Fotograf muß bei den Programmfunktionen blindlings der Kamera vertrauen. Beide Kameras erfreuen beim Durchblick durch einen hellen, brillanten Sucher. Beim Filmtransport geht Canon mit der EOS 700 einen eigenwilligen Weg, den bereits Fuji vorher beschritten hatte. Nach dem Filmeinlegen wickelt die Kamera zunächst den gesamten Film auf die Transportwalze auf, um ihn dann Bild für Bild in die Patrone einzuspulen. Durch unbeabsichtigen der Kamerarückwand geht somit kein bereits belichtetes Bild verloren. Den Nutzen einer solchen Einrichtung sollte man allerdings nicht überbewerten. Das heutzutage obligatorische Filmsichtfenster signalisiert deutlich die Präsenz eines Films. Trotz des Colani-beeinflußten Ergonomie-Designs der Canon EOS 700 liegt die Minolta 5000i besser in der Hand, nicht nur wegen ihres geringeren Gewichts, sondern in erster Linie wegen des etwas nach außen verlagerten Griffstücks. In Sachen Verarbeitung vermittelt die Minolta den Eindruck höherer Wertigkeit, die Canon präsentiert den heute üblichen Plastik-Look ungenierter. Auch in der Handhabung kann die Minolta ein leichtes Plus für sich verbuchen. Das informative LCD-Display und die bessere Ergonomie gleichen den Verlust durch die winzigen Bedienungselemente mehr als aus.
EOS besser ausgestattet
Im Kapitel Grundausstattung schlägt die große Stunde der Canon. Hier bietet sie mit Abstand mehr als die Konkurrentin aus Osaka. Acht Motivprogramme plus Blendenautomatik eröffnen dem Fotografen mehr kreative Möglichkeiten, als sich selbst durch Zukauf von Chipkarten bei der Minolta realisieren lassen würden. So hoch rein quantitativ der Unterschied in der Grundausstattung zwischen der Canon und der Minolta auch ausfällt, qualitativ führt die Tatsache, daß eine nachrüstbare Zeitautomatik und eine vorhandene Möglichkeit zur manuellen Vorwahl von Zeit oder Blende von vielen Fotografen mit längerer Spiegelreflex-Praxis mehr geschätzt werden als noch so viele Motivprogramme, zu einem geringeren Unterschied als erwartet.
Keine Unterschiede ergeben sich erwartungsgemäß in der Disziplin Stromversorgung. Beide Kameras verwenden den Lithium-Block 2 CR 5. Eine Alternative dazu ist nicht vorgesehen. Bei häufigem Blitzen steigt der Stromverbrauch wie bei allen Kameras mit eingebautem Blitz und solchen, die den Aufsteckblitz über die Kamerabatterie versorgen (Minolta 3000i) stark an, die Batteriekosten sind dadurch relativ hoch.
Zweimal Unentschieden, zwei knappe Kapitelsiege für die Minolta und einen größeren Vorsprung der Canon in der Ausstattungswertung lassen das Ergebnis in einem Patt enden. Die Kaufentscheidung wird jedoch durch die unterschiedliche Charaktere der Kameras erleichtert. Die Minolta Dynax 5000i wendet sich eher an ambitionierte Fotografen, die ihre Kamera auch manuell beeinflussen möchten, während die Motivprogramme der Canon EOS 700 speziell bei Fotografen gut ankommen dürfte, die sich mit Technik nicht belasten wollen. In dieses Bild paßt das serienmäßige Power Zoom.
Canon EOS 600 gegen Minolta Dynax 7000i: Duell der Bestseller
In den Verkaufs-Hitlisten des Fotohandels und der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung rangieren die Minolta Dynax 7000i und die Canon EOS 600 in der Klasse der Autofokus-Spiegelreflexkameras ganz oben. Kein Wunder, denn sie bieten für einen runden Tausendmarkschein fortschrittlichste Autofokustechnik, gepaart mit einem hohen Ausstattungsstandard. Der Eindruck von geschickt plazierten Marketingmodellen drängt sich nicht auf, vielmehr hat man es hier mit dem konstruktiven Kern der jeweiligen Modellreihen zu tun. Die grundsätzlichen Unterschiede zwischen beiden Kameras betreffen in erster Linie das Autofokusprinzip. Neben der bereits erwähnten markenspezifischen Lage des Steuerungsmotors - bei Canon im Objektiv und bei Minolta im Kameragehäuse verfügt die Minolta Dynax 7000i über einen Mehrfeldautofokus mit besonders großem Meßfeld und drei Meßsensoren. Eine Speicherung der Scharfeinstellung bei Objekten außerhalb der Bildmitte ist daher nicht mehr notwendig. Bei der Minolta muß sich der Fotograf auch nicht für Servo- oder One-Shot-Autofokus entscheiden. Das Autofokus-System erkennt ein statisches oder bewegtes Motiv und wählt daher automatisch die richtige Autofokusart. Bei bewegten Objekten kommt auch der Vorzug des Minolta-Prädiktionsautofokus zum Tragen, der noch nach dem Hochklappen des Spiegels bis zum Öffnen des Verschlusses die Scharfeinstellung korrigiert. Diese Finessen hat die EOS 600 nicht zu bieten, dafür arbeitet ihr Scharfstellsystem geringfügig schneller als das der Canon, die in der Autofokuswertung mit gebührendem Abstand auf den zweiten Platz landet.
Mehrfeld-AF bei der 7000i
Selbstverständlich repräsentieren beide Kameras bei der Belichtungssteuerung den Stand der Technik mit Zeitautomatik, Blendenautomatik und einer Programmautomatik. Die Canon bietet darüber hinaus noch einen automatischen Programmshift, den man sich bei Minolta per Chipkarte dazukaufen muß. Die Blitzlichtmessung auf der Filmebene gehört heutzutage längst zum Standard. Während in der Autofokusschnelligkeit die Canon die Nase vorn hat, glänzt die Minolta bei der Präzision der Belichtungsautomatiken. Die Dynax 7000i zeigt bei allen gemessenen Automatikprogrammen einen gleichmäßigeren Kurvenverlauf und eine geringere Toleranzdifferenz zwischen den absoluten Werten. Die wichtigen Belichtungsmeßarten Mehrfeld- und Selektivmessung besitzen beide Kameras, bei der Dynax 7000i wird die Selektivmessung sogar als Spotmessung mit engem Meßwinkel ausgelegt. Beim Verschlußzeitenbereich übertrifft die Minolta die Canon. Dies gibt letztlich den Ausschlag für eine geringfügige Überlegenheit der Minolta im Kapitel Belichtungsfunktionen.
In der Handhabung nehmen sich beide Kameras nichts. Die Bedienungselemente sind ähnlich ausgelegt. Bei der Canon erscheint das griffige Einstellrad auf der Habenseite, die Minolta bietet ein übersichtlicheres, weil leicht angehobenes LCD-Display. Die unter der Klappe versteckten Tipptasten der EOS irritieren dagegen.
In der Wertung Grundausstattung kommt die Canon wieder auf ihre Kosten. Nicht nur der schnellere Motor, der es auf fünf Bilder pro Sekunde bringt (Minolta Dynax 7000i, drei Bilder pro Sekunde), sondern die sieben Motivprogramme verhelfen ihr zu einem Vorsprung, der noch deutlicher ausfiele, wenn Minolta nicht ein Dutzend Chipkarten für die Dynax 7000i anbieten würde. Gezielt ausbaufähige Mehrausstattung kann aber in manchen Situationen sinnvoller sein als ein üppiges Paket serienmäßiger Funktionen.
Details bestimmen Charakter
Eine Spezialität der Canon EOS 600 und gleichzeitig eine bemerkenswerte technische Innovation stellt die Funktionssteuerung nach Maß dar. Damit kann der Fotograf die Kamera nach seinen individuellen Wünschen einstellen. Störende Geräusche lassen sich so eliminieren, beispielsweise durch Abschalten der akustischen Warnung bei Verwacklungsgefahr oder durch Abschalten der automatischen Filmrückspulung. Viele Kamerabenutzer, die ihre Filme selbst entwickeln, mögen es nicht, wenn die Filmlasche beim Zurückspulen ganz in die Patrone eingezogen wird. Bei der Canon EOS 600 kann man dies durch gleichzeitigen Druck der Tasten Bildfrequenzwahl und Batteriekontrolle verhindern. Auch die DX-Abtastung läßt sich bei der EOS 600 außer Gefecht setzen, wenn ein gezieltes Pushen des eingelegten Films erwünscht ist. Die EOS-Typische Schärfentiefenautomatik gibt es bei der Minolta Dynax nur als zusätzliches Chip. Der Ausstattungskomfort der EOS 600 ist geradezu grenzenlos. Sogar ein Bracketing - im Canon-Jargon Belichtungsvarianten-Automatik genannt - offeriert die Kamera serienmäßig. Dabei können Belichtungsunterschiede bis zu fünf Stufen in halben Schritten vorprogrammiert werden. Bei der Dynax muß diese sinnvolle Zusatzfunktion ebenfalls erst per Chip erworben werden. Einen Programm-Shift bieten beide Kameras. Mit dieser Funktion läßt sich die Programmautomatik je nach Wunsch in Richtung Blende und Verschlußzeit verschieben, um eingefrorene Bewegungen oder eine große Schärfentiefe bei Landschaftsaufnahmen zu realisieren. Für die Minolta wird eine Chipkarte angeboten, die automatischen Programmshift ermöglicht. Dies funktioniert ähnlich wie Bracketing, nur wird hier nicht der Belichtungswert automatisch innerhalb einer Bildreihe verändert, sondern die Kombination von Blende und Verschlußzeit.
Dennoch fällt der Punktevorsprung für die EOS 600 deutlich aus. Er kann auch nicht durch die weniger hochwertig wirkende Verarbeitung gefährdet werden. Dank ihres hervorragenden Autofokussystems, das in der Endwertung stärker gewichtet wird als die deutlich bessere Grundausstattung der Canon EOS 600, bleibt die Minolta 7000i in der Endwertung knapper Sieger, in der Wertung Stromversorgung kommt es zum Unentschieden.
Insgesamt ist die technische Ausgefeiltheit der beiden Kameras in Relation zum Preis bemerkenswert. Was hier an Raffinessen geboten wird, übersteigt zum Teil die Bedürfnisse der Fotografen - besonders, wenn noch Datenrückwände und Programmblitzgeräte hinzukommen, die die Bedienung der Kameraeinheit nur nach genauem Studium der Bedienungsanleitung ermöglichen.
Canon EOS-10 gegen Minolta Dynax 8000i: Barcode gegen Chipkarte
Das wohl markanteste und gleichzeitig umstrittenste Ausstattungsdetail der Canon EOS-10 ist der Barcode-Leser, der die vier fest in der Kamera installierten Motivprogramme um weitere acht Fotografiersituationen erweitert. Der Fotograf muß dazu ein Heftchen mitführen, auf dessen Seiten die entsprechenden Beispielbilder mit Codierung aufgeführt sind. Mit dem Lesestift werden die Codes abgetastet und in die Kamera eingespeichert. Der Vorzug: Die Kosten. Das Heftchen ist gratis, die Minolta-Chipkarten kosten jeweils 60 Mark. Der Nachteil: Die Handhabung. Technisch gesehen ist es weit eleganter, eine Chipkarte auszutauschen, als vor dem Motiv lesestiftschwingend im Büchlein zu blättern. Mit der EOS-10 holte Canon den Minolta-Vorsprung auf dem Autofokus-Sektor ein. Der neue Multi-Basis AF arbeitet ebenfalls nach dem Prädiktionssystem und entscheidet selbständig, ob One-Shot- oder Servo-Autofokus zum Einsatz kommt. Belichtungsmessung und Autofokus sind integriert, drei Sensoren vergrößern das Meßfeld. Mit dieser Ausstattung zieht die Canon EOS 10 mit der Minolta Dynax 8000i gleich, die dieses hervorragende System von der Dynax 7000i übernommen hat. Der Schnelligkeitsvorsprung des Canon-Autofokus ist damit fast dahin und auf maximal 1/400 Sekunde Unterschied zusammengeschmolzen. Unter dem Strich ergibt das einen knappen Sieg für Canon. Bei den Belichtungsfunktionen liegen beide Kameras gleichauf; beide Kameras bieten modernen Belichtungskomfort mit verschiedenen Meßmethoden, doch der Hochgeschwindigkeitsverschluß der Minolta 8000i läßt die Kamera als Sieger in dieser Disziplin hervorgehen. In der Handhabung gilt prinzipiell, was schon für EOS 600 und 7000i gesagt wurde. Allerdings verliert die Canon EOS-10 durch das umständliche Barcode-Verfahren, gewinnt aber wieder in der Grundausstattungswertung wegen der Motivprogramme und der hohen Frequenz des eingebauten Motors. In der Endabrechnung rangiert die Minolta Dynax 8000i knapp vor der Canon EOS-10.
Die Aussage, daß der Markenvergleich Canon gegen Minolta 3:0 für Minolta enden würde, wird dem Ergebnis dieses Markenvergleichs nicht gerecht, denn der Vorsprung von Minolta ist im Vergleich immer sehr knapp. Beide Hersteller bauen technisch hervorragende Kameras und fordern sich ständig gegenseitig heraus. Eine Entscheidung für das eine oder andere System nur nach Meßwerten und Prüfergebnissen zu treffen, wäre voreilig, denn auch wenn die Unterschiede denkbar gering sind, vom Charakter her sind EOS und Dynax sehr verschieden.
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