← Zurück

Artikel

1997

Test & Technik

Neuvorstellung: Minolta Dynax 7xi

An ihren Features sollt Ihr sie erkennen

Minolta Dynax 7xi heißt die neue Kamera-Sensation auf dem Spiegelreflexmarkt. Ein spezielles Kontrollsystem, die sogenannte Fuzzy-Logik, ermöglicht der Dynax 7xi, nahezu jede Aufnahmesituation, so Minolta, nach "menschlichem Denkschema" zu lösen.

Um mit der Tür ins Haus zu fallen: Noch nie gab es eine Kamera, die fortschrittlichere Technik und mehr Features zu bieten gehabt hätte. Die Dynax 7xi ist laut Minolta mit dem Fachwissen erfahrener Profifotografen programmiert. "Expert-Intelligenz" nennt sich dieses System, das in der Lage ist, nahezu jede Aufnahmesituation, so die Produktinformation, "im Sinne menschlicher Denkgewohnheiten" zu lösen.

Fuzzy-Logik

Kernstück des Expert-Systems ist "Fuzzy-Logik". Gemeint ist nicht etwa die Logik jenes smarten Cowboys aus Stummfilmzeit oder des gleichnamigen österreichischen Pistenschrecks, sondern ein Kontrollsystem, das der Informatikprofessor Lotfi Zadeh in den sechziger Jahren an der University of California in Berkeley entwickelt hat. Anders als digitale Systeme, die auf der bloßen, harten Unterscheidung zwischen "ja" und "nein" beruhen, ermöglicht Fuzzy-Logik einen "weichen" Übergang zwischen beiden Extremen (fuzzy = "weich, unscharf, unklar"). Bei der digitalen Beschreibung sind die Übergänge, sagen wir, treppenförmig. Zwischen den einzelnen Stufen existiert nichts. Fuzzy-Logik dagegen erlaubt eine fortlaufende Beschreibung der jeweiligen Eingabevariablen. Auf das Bild mit der Treppe übertragen, gibt es dank Fuzzy-Logik keine Sprünge von Stufe zu Stufe mehr, sondern nur stufenlose Übergänge wie auf einer schiefen Ebene.

Wie sich das in der Fotopraxis auswirkt, kann anhand eines Beispiels veranschaulicht werden. Mit der herkömmlichen Logik wird eine Gegenlichtsituation als solche erkannt, wenn der Unterschied zwischen Hauptmotiv und Hintergrund beispielsweise 3 EV überschreitet. Demnach werden Lichtverhältnisse mit einem Unterschied von 2,9 EV nicht als Gegenlichtsituation aufgefaßt. Unterbelichtete Bilder sind das Ergebnis solcher Fehleinschätzungen. Fuzzy-Logik dagegen erkennt die oben beschriebene Situation als "mit etwas Gegenlicht" oder "mit weniger Gegenlicht als zuvor" und steuert die entsprechende Belichtungskorrektur. Geringfügige Veränderungen der Eingabedaten führen bereits zu Justierungen bei der Kontrolle und Steuerung. Die Arbeitsweise herkömmlicher Systeme könnte als Stufengraukeil, die von Fuzzy-Logik als Verlaufgraukeil dargestellt werden. Diesen durch Fuzzy-Logik gesteuerten Mechanismus nennt Minolta "eine menschenähnliche, vernunftbegründetete Beschreibung jeder Aufnahme-Situation".

Expert-Autofokus

Der Expert-Autofokus der Dynax 7xi ist vielseitiger und fortschrittlicher als sämtliche Autofokus-Systeme der Gegenwart. Vier hochauflösende und hochempfindliche CCD-Sensoren (charge-coupled devices) mit insgesamt 836 Pixel - die Dynax 7000i hat 226 Pixel - messen die Entfernung sehr genau, sogar bei kontrastarmen Motiven und Lichtverhältnissen bis zu -I EV. Die von den vier Sensoren erfaßte Zone ist mit 9x12 Millimetern dreimal größer als bei anderen Spiegelreflexkameras. Wenn die Dynax 7xi senkrecht gehalten wird, schaltet sich ein Sensor automatisch ab, um das Meßfeld, das dann 5,5x12 Millimeter umfaßt, für Hochformataufnahmen zu optimieren. Die Suchermarkierungen zeigen das verkleinerte Meßfeld automatisch an.

Wenn die Sensoren unterschiedliche Entfernungen messen, ist Fuzzy-Logik in der Lage zu erkennen, welcher davon das Hauptmotiv erfaßt. Daten über Brennweite und Kameralage fließen bei der Bewertung ein. Es kann jeder der vier Sensoren aber auch manuell angewählt und die Schärfe gespeichert werden.

Ein 16-Bit-Mikroprozessor im Gehäuse kann schnelle Bewegungsabläufe verfolgen und mehrere Meßergebnisse pro Sekunde verarbeiten. Somit ist eine Überwachung der Objektposition in Echtzeit möglich. Ein Motor mit hoher Drehzahl stellt scharf. Er ist doppelt so schnell wie der Motor der Dynax 7000i.

Eine wichtige Funktion des fuzzygesteuerten Autofokus der Dynax 7xi ist die Allrichtungs-Prädiktion. Er kann ein sich bewegendes Objekt in allen drei Dimensionen verfolgen und seine Position dreimal schneller als andere Autofokus-Systeme vorausberechnen. Darüber hinaus kann der multidimensionale Prädiktions-Autofokus erkennen, ob das Aufnahmeobjekt beschleunigt oder abbremst, sich quer durch das Bild bewegt oder die Richtung wechselt. Das ist ein Novum - andere Kameras können nur die Lage von Objekten vorausberechnen, die sich mit konstanter Geschwindigkeit auf die Kamera zu bewegen.

Belichtungsmessung

Das Belichtungsmeßsystem der Dynax 7xi kann laut Minolta mehr Lichtsituationen erkennen als jedes andere.

Eine Silizium-Fotodiode ist in dreizehn wabenförmige Segmente aufgeteilt, die fast die gesamte Bildfläche abdecken.

Der verbliebene Hintergrund gilt als vierzehntes Segment. Aufgrund der Informationen, die das Autofokus-System über Lage und Größe des Hauptmotivs liefert, wird die Gewichtung der vierzehn Meßzonen festgelegt. Diese Daten benutzt das mit Fuzzy-Logik gesteuerte System, um die Belichtung der gegebenen Situation anzupassen. Sich verändernde Lichtverhältnisse und Bewegungsabläufe werden in Echtzeit berücksichtigt.

Im manuellen Betrieb verfügt die Dynax 7xi über eine Spotmessung, die 2,7 Prozent der Bildfläche umfaßt.

Expert-Programmwahl

Belichtungsprogramme, wie bei anderen Spiegelreflexkameras, sucht man bei der Dynax 7xi vergeblich. Sie sind in die automatische Steuerung integriert. Dank Fuzzy-Logik erkennt die Expert-Belichtungsautomatik die verschiedenen Aufnahmegegebenheiten und optimiert situationsgerecht die Zeit-Blenden-Kombination. Die Expert-Programmwahl verarbeitet Daten wie: Motivkontrast, dreidimensionale Objektbewegung, Aufnahmeabstand, Abbildungsmaßstab, Brennweite, um herauszufinden, welcher Motivtyp (Landschaft, Porträt, Action, usw.) fotografiert werden soll. Anhand dieser Parameter wird die optimale Einstellung gewählt.

Der Fotograf kann aber jederzeit in die Programmautomatik eingreifen und über zwei Einstellräder neben dem Auslöser Blende und Verschlußzeit verändern.

Expert-Autozoom

Mit den neuen Objektiven der xi-Serie ausgestattet, stellt die Dynax 7xi eine motivgerechte Brennweite automatisch ein, sobald die Kamera beim Blick in den Sucher aktiviert wird. Auf der Grundlage der Informationen vom Expert-Autofokus sorgt die automatische Brennweitenvorwahl für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Hauptmotiv und Hintergrund. Bei sich bewegenden Objekten wird die Zoomgeschwindigkeit der Objektbewegung angepaßt.

Die Brennweite kann aber auch manuell eingestellt werden. Ein kurzer Dreh am Einstellring des Objektivs bewirkt die Veränderung der Brennweite. Der Einstellring läßt sich bis zu fünf Grad in beide Richtungen drehen, wobei die Zoomgeschwindigkeit proportional zur Drehung zunimmt. Es stehen sechs Zoomgeschwindigkeiten für jede Richtung zur Verfügung.

Der Bildgrößenspeicher ist eine weitere Funktion des Expert-Autozooms. Bei durchgedrückter Funktionstaste am Objektiv wird die Brennweite automatisch nachgeführt, um die Abbildungsgröße des Hauptobjekts konstant zu halten.

Wenn das Umfeld des Bildausschnitts kontrolliert werden soll, kann die Motivübersichtsfunktion aktiviert werden. Das Sucherbild wird auf 150 Prozent ausgeweitet, indem eine kürzere Brennweite gewählt wird. Bei 100 Millimetern Brennweite beispielsweise werden 67 Millimeter eingestellt. Markierungen im Sucher - einem Leuchtrahmen vergleichbar - zeigen den Bildausschnitt. Unmittelbar vor der Belichtung wird die gewünschte Brennweite zurückgestellt.

Sonstige Features

All die Features der Dynax 7xi aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Es gibt jedoch einige interessante Neuheiten, die besonders erwähnenswert sind: Die Kamera wird automatisch aktiviert durch Sensoren im Griff und am Sucherokular. Erstmalig bei einer Spiegelreflexkamera ist die Sucherscheibe mit einem

LCD-Schirm unterlegt, was austauschbare Einstellscheiben überflüssig macht. Das Grafikdisplay zeigt nur die Informationen an, die für die jeweilige Aufnahmesituation relevant sind.

Das eingebaute Blitzgerät mit Leitzahl 12 leuchtet den Bildwinkel eines 28er Objektivs aus. Es sendet, falls gewünscht, mehrere leistungsschwache Vorblitze aus, um den "Rote-Augen-Effekt" zu vermindern. Selbstverständlich bietet das eingebaute Gerät Blitzautomatik und manuelle Bedienung. Außerdem dient es als Sender für die drahtlose Fernsteuerung des neuen Programmblitzes 3500xi.

Fünf neue Objektive

Die fünf neuen Autozoom-Objektive der xi-Serie leiten eine neue Generation ein. Mit einem 8-Bit-Mikrocomputer und einem Motor mit hoher Drehzahl ausgestattet, sind die neuen Zooms speziell auf die Automatikfunktionen der Dynax 7xi abgestimmt. Sie können aber auch an anderen Minolta-Kameras wahlweise als AF- oder MF-Objektiv -verwendet werden. Die leichten und kompakten xi-Objektive decken einen großen Brennweitenbereich ab: 28-80 mm, 28-105 mm, 35-200 mm, 80 200 mm und 100-300 mm.

Blitzgerät 3500xi

Speziell für die Dynax 7xi konzipiert ist das Programmblitzgerät 3500xi. Die TTL-Blitzmessung auf der Filmoberfläche sorgt für korrekt belichtete Aufnahmen. Das neue Blitzgerät mit der Leitzahl 35 (bei 105 Millimetern) kann auch extern über den eingebauten Kompaktblitz der Dynax 7xi gesteuert werden, wobei sich die Steuerung sowohl auf das Auslösen als auch auf die Dosierung des Blitzlichts erstreckt. Der Schwenkreflektor zoomt im Brennweitenbereich zwischen 28 und 105 Millimeter automatisch mit dem Objektiv mit.

Sechs neue Chipkarten

Mit der Software, die in jeder Chipkarte gespeichert ist, können verschiedene Kamerafunktionen verändert werden. Für Spezialanwendungen gedacht sind die Chipkarten für Reisefotografie und für Kinderaufnahmen. Die Chipkarten für Intervalometer-Steuerung (Zeitrafferaufnahmen), für die Kontrolle der Hintergrundschärfe und für Mitzieh-Effekte dienen der Funktionserweiterung. Außerdem gestattet eine spezielle Chipkarte individuelle Programmierung verschiedener Kamerafunktionen.

Die alten Chipkarten können bei der Dynax 7xi ebenfalls verwendet werden, mit Ausnahme der A/S-Mode- und Custom-Card für Dynax 7000i und 8000i. 

{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}