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Artikel
1997
Interview
Ferdinand A. Porsche zum Design der RTS-Kameras
Viel Verwandtschaft
COLOR FOTO: Für die erste Contax RTS wurde die Elektronik von Yashica, die Optik von Carl Zeiss geliefert. Vom charakteristischen Design der RTS I wurde der kantige Prismensucher bis heute beibehalten. Wie sieht Ferdinand A. Porsche, der Designer der RTS von 1974, die RTS von 1990?
F. A. Porsche: Ich war für die Modellpflege der nachfolgenden Contax-Modelle nicht verantwortlich. Die Form der RTS ist nach wie vor sehr neutral und hatte für die damals entstandene Contax Gültigkeit. Bei Entstehung der nachfolgenden Modelle kann ich keine wesentlichen Änderungen erkennen (zum Beispiel blieb der Spiegelkasten bis heute als Symbol der Contax erhalten).
COLOR FOTO: Wie entstand Ihre Mitwirkung an dem Projekt RTS 1974?
F. A. Porsche: Wir arbeiteten im Auftrag der Firma Zeiss am Projekt einer großen Gestaltungspalette von Feldstechern über Brillen bis zu Foto- und Filmkameras. Bei unserer ersten Präsentation wurde uns die damals bereits bearbeitete Contax vorgestellt, und wir wurden dazu um unsere Meinung gefragt. So kam es zum weiteren Designauftrag, gerade als die enge Kooperation von Zeiss und Yashica begann.
COLOR FOTO: Welche Anforderungen stellt ein Designer wie Ferdinand A. Porsche an ein Werkzeug wie eine Spiegelreflexkamera? Oder anders gefragt: Erfordert die Verbindung von Form und Funktion große gestalterische Konsequenzen?
E A. Porsche: Es scheint mir für den Designer wichtig, daß er durch einen relativ großen Gestaltungsspielraum ein technisch gelöstes und für den Benutzer optimal gestaltetes Produkt erzielt.
COLOR FOTO: Sie waren der erste Designer von Rang, der eine Spiegelreflexkamera gestaltet hat. Später folgten Giugiaro für Nikon und Colani für Canon. Im Gegensatz zu anderen Konsumgütern wie Autos (Graf Goertz, Loewy) oder HiFi-Anlagen (Dieter Rams) beherrschte bei Kameras immer das Hausdesign die Szene. Ließ die auf Funktionalität besonders angewiesene Form der Kamera den Gestaltern zu wenig Spielraum?
F. A. Porsche: Erst durch die steigende Konkurrenz in der Entwicklung des Fotoapparats wurde die Ähnlichkeit unter den Kameras nach außen und das Erscheinungsbild sehr viel wichtiger. Die Rolle des Designers gewann immer mehr an Bedeutung, um diese gestalterischen Erscheinungsmerkmale zu erzielen.
COLOR FOTO: 1963 schufen Sie mit dem Porsche 911 das zeitlose Automobil schlechthin. Wie kamen Sie als erfolgreicher Autodesigner überhaupt dazu, sich anderen Dingen wie Kameras für Contax, Uhren für IWC, Reisegepäck, Schreibgeräten, Brillen und Telefonapparaten zuzuwenden?
F. A. Porsche: Die Gestaltung einer Vielfalt anderer Produkte erschien mir sehr interessant. In der Automobilbranche sind durch den Modellwechsel größere zeitliche Abstände bedingt. Ich gründete 1972 mein eigenes Studio, um dort eine Vielfalt von Gestaltungsmöglichkeiten im gesamten Industriedesign wahrnehmen zu können.
COLOR FOTO: Die IWC-Kompaß-Uhr ist Ihre Idee, von der Technik bis zur Gestaltung. Wieviel muß ein Designer von Technik verstehen?
F. A. Porsche: Der Designer soll technisch soviel verstehen, daß seine Vorschläge und Entwürfe den Auftraggebern gegenüber begründet und erklärt werden können. Damit verbunden sind die Einsatzmöglichkeiten, die Vor- und Nachteile von Materialien und Werkstoffen sowie deren Anwendungsmöglichkeiten. Erst diese Fähigkeit ermöglicht es dem Designer, mit seinem Kunden über diese Techniken zu reden und sie überzeugend durchzusetzen.
Sehr oft ist die spätere Form von der Verwendung des Materials abhängig. Erfahrungen im technischen Bereich sind deswegen sehr häufig mit dem Erfolg eines Produkts verbunden. Bereits beim Zeichnen und formalen Gestalten sind diese technischen Aspekte und die damit verbundenen Kostenfaktoren zu berücksichtigen.
COLOR FOTO: Hätten Sie nicht nach sechzehn Jahren Abstinenz wieder Lust, eine Kamera zu gestalten? Hätte eine Contax RTS III von F. A. Porsche ähnlich ausgesehen?
F. A. Porsche: Ich habe nach wie vor großes Interesse an einer derartigen Gestaltung. Erstaunlicherweise zeigt das letzte RTS-Modell noch sehr viel Verwandtschaft zum ersten Entwurf. Für uns scheint es auch interessant, daß die neueste Contax T2 mehr Ähnlichkeit zu unseren Entwurfskizzen aufweist als das damals entworfene Modell Contax T.
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