← Zurück
Artikel
1997
Test & Technik
Canon EOS 1000 F
Mit Mini-Blitz und Maxi-Komfort
Zu den letzten großen Fotomessen stellte Canon jeweils eine Einsteiger-SLR vor: zur photokina 1990 die EOS 1000, zur PMA 1991 deren Schwestermodell EOS 1000 F. Letztere ist mit einem eingebauten Blitz versehen. Weil dieser die wichtigste Neuerung darstellt, haben wir ihn genauer betrachtet.
Von Canon kommt ein Blitzgerät, das dem Ideal eines modernen Hochleistungs-Blitzes nicht entspricht. Wohl wird sein Licht in der Kamera gemessen und von ihrer Elektronik gesteuert, doch hat das Gerät eine Leitzahl von 12 bei ISO 100/21xGRADx und einen Reflektor, der sich nicht verstellen läßt - es leuchtet unveränderlich den Bildwinkel eines 35mm-Objektivs aus und braucht im Durchschnitt zwei Sekunden, bis es nach einem Blitz wieder einsatzbereit ist. Sonderfunktionen sucht man vergebens. Dennoch hat dieses Blitzgerät einen Riesenvorteil - es ist in die Sucherkappe der Canon EOS 1000 F fest eingebaut und daher immer zur Hand. Natürlich ist eine Blitzreichweite von knapp über vier Metern nicht der Weisheit letzter Schluß, wenn für eine Innenaufnahme ein großer Raum beleuchtet werden soll. Wenn solche Bilder geplant sind, weiß man das in der Regel aber vorher und kann einen großen Blitz einsetzen, für den an der EOS 1000 F ein Sucherschuh vorgesehen ist. Da jedoch ein Blitz häufig bei anderen Gelegenheiten gebraucht wird, ist die recht geringe Leistung des eingebauten Blitzes keineswegs ein gravierender Minuspunkt.
So reicht sie gut aus, wenn etwa Schnappschüsse auf der Familienfeier mit einem Normal-Zoom im Wohnzimmer gemacht werden sollen oder wenn ein Detail aus einer dunklen Umgebung herauszulösen ist. Die Leistung des eingebauten Blitzes der EOS 1000 F reicht auch aus, um Schatten aufzuhellen, damit kontrastreich ausgeleuchtete Motive selbst dann noch zu guten Bildern werden, wenn der Film den Kontrastumfang bei vorhandenem Licht nicht bewältigt.
Die Aktivierung des Blitzgeräts ist von der gewählten Belichtungsbetriebsart abhängig; die EOS 1000 F hat mehrere zu bieten. In jedem Fall aber muß das kleine Blitzgerät von Hand nach oben aus der Sucherkappe geklappt werden. Auf diesen Handgriff weist die EOS 1000 F nur in den Motiv-Kreativprogrammen hin, und zwar bei der Vorwahl einer durch Pictogramm auf dem Einstellrad vorgegebenen Betriebsart. Es sind dies: "Grüne Welle", "Porträtprogramm", "Landschaftsprogramm" sowie "Nahaufnahmeprogramm" und "Actionprogramm". Die Aufforderung, einen Blitz zu verwenden - sei es ein großer Aufsteckblitz oder der eingebaute Mini - erfolgt durch ein Blinkendes Blitzsymbol, das stetig leuchtet, sobald ein Systemblitz blitzbereit ist.
Ist eines der Motiv-Kreativprogramme gewählt und der Blitz aktiviert, entscheidet die Kamera, ob er eingesetzt wird oder nicht. Er wird eingesetzt, wenn die Belichtungsmessung zu wenig Umgebungslicht feststellt oder wenn sich bei Auswertung der Dreifeldmessung herausstellt, daß eine Gegenlichtsituation gegeben ist.
Neben den Motiv-Kreativprogrammen, die dem Fotografen jeden Eingriff in die Entscheidungen der Kamera verweigern, bietet die EOS 1000 F noch die steuerbaren Belichtungs-Betriebsarten Shift-Programm "P", Blendenautomatik "Tv", Zeitautomatik "Av", manuellen Belichtungsabgleich "M" und Schärfenzonenautomatik "DEP". In all diesen Betriebsarten überläßt die EOS 1000 F dem Fotografen, ob er den Blitz einsetzen möchte, redet aber beim "Wie" ein Wörtchen mit. Wenn der Blitz zum Einsatz kommen soll, wird er einfach aus der Sucherkappe geklappt, und er blitzt fortan bei jedem Druck auf den Auslöser.
Wer vor Überraschungen sicher sein möchte, sollte aber die Info-Zeile im Sucher oder den LCD-Monitor auf der Kamera im Auge behalten, denn nicht für jede Blitzaufnahme wird die kürzeste Synchronisationszeit von 1/90 Sekunde eingeschaltet. In der Betriebsart Shift-Programm wählt die EOS 1000 F je nach Umgebungshelligkeit eine Synchronisationszeit von 1/60 oder 1/90 Sekunde und eine passende Blende. Zumindest steht das so in der Bedienungsanleitung. Allerdings konnte selbst in stark abgedunkelten Räumen kein einziges Mal festgestellt werden, daß 1/60 Sekunde eingestellt worden wäre. Die Möglichkeit, das Zeit-Blenden-Paar zu beeinflussen, die das Shift-Programm auszeichnet, ist mit Blitz nicht mehr gegeben.
Bei Blendenautomatik wählt der Fotograf die Verschlußzeit von 30 Sekunden bis 1/90 Sekunde (kürzere Zeiten werden automatisch zurückgeschaltet), die Kamera stellt die zur Umgebungshelligkeit passende Blende ein, die zur Blitzblende wird. Er ist also von vornherein darauf eingestellt, wenn lange Zeiten zum Einsatz kommen. Bei Zeitautomatik nach Blendenvorwahl kann es genau deshalb zu Problemen kommen. Der Fotograf wählt die Blende, die er zur Erzielung einer bestimmten Ausdehnung der Schärfenzone braucht, und diese Blende wird auch zur Blitzblende. Die EOS 1000 F stellt die passende Verschlußzeit ein, die zur Synchronisationszeit wird. In der Dämmerung oder einem schlecht beleuchteten Innenraum kann das eine Zeit jenseits der Freihandgrenze sein. Das heißt, daß trotz Blitzlicht ein Stativ nötig wird.
Am meisten Freiraum bleibt dem Fotografen, wenn er den Blitz zusammen mit dem manuellen Belichtungsabgleich einsetzt. Als Synchronisationszeiten stehen alle Verschlußzeiten von vollen 30 Sekunden bis 1/90 Sekunde zur Wahl, als Blitzblenden können alle Blenden gewählt werden, die das Objektiv zu bieten hat. Bei den steuerbaren Belichtungs-Betriebsarten "P", "Tv" und "Av" werden immer Umgebungslicht und Blitzlicht gemeinsam zur Belichtung des Bildes herangezogen, wobei von der Kamera ein Hauptmotiv im Vordergrund vorausgesetzt wird. Auf dieses Hauptmotiv wird die Blitzbelichtung abgestimmt, während der vom Blitz nicht erfaßte Hintergrund vom Dauerlicht belichtet wird. Bei Zeit- und Blendenautomatik kann die Vorwahl der Blende oder Verschlußzeit dazu genutzt werden, Hauptmotiv und Hintergrund gleichermaßen korrekt zu belichten oder den Hintergrund durch Unter- oder Überbelichtung vom Hauptmotiv abzusetzen. Mit in den Miniblitz eingebaut ist eine AF-Hilfsleuchte, die ein rotes Gittermuster auf ein Motiv projiziert, wenn mangels Licht Kontraste nicht mehr zu erkennen sind. Dadurch kann die automatische Scharfstellung auch nachts eingesetzt werden.
Läßt man den eingebauten Blitz außer Betracht, so entspricht die Canon EOS 1000 F dem Schwestermodell Canon EOS 1000, bietet neben ihren Arten der Belichtungsmessung und -regelung die Canon-typische Autofokus-Variante mit motorisierten Objektiven und die Möglichkeit, die Filmempfindlichkeit von DX-codierten Patronen zu übernehmen oder manuell einzustellen. Sie weist einen eingebauten Motor mit einer Transportfrequenz von etwa einem Bild pro Sekunde auf. der den Film auch zurückspult und ihn ganz in der Patrone verschwinden läßt, hat einen LCD-Monitor auf der Kamera, eine LED-Info-Zeile unter dem Sucherbild und ermöglicht Belichtungskorrekturen von +2 bis -2 Belichtungsstufen.
Als Standardobjektiv wird vorerst ein EF 4,5-5,6/35-80 mm in Leichtbauweise geliefert, das mit einem ebenso leicht gebauten 80-200er oder 75-300er Zoom zur Allroud-Ausrüstung wird. Alles in allem ist die Canon EOS 1000 F eine Kamera auf hohem Niveau, die beim Spiegelreflex-Einsteiger keine Wünsche offen läßt.
{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}