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1997
Beratung
Kameraklassiker von morgen Polaroid SX-70
Die Eilfertige
Polaroid Sofortbildkameras standen immer in dem Ruf, technisch wenig anspruchsvoll zu sein - bis 1972 die SX-70 kam und eine neue Ära der Sofortbildfotografie begründete.
Polaroid beschloß, den Sofortbildkritikern ein für alle Mal den Wind aus den Segeln zu nehmen. Deshalb mußte Anfang der siebziger Jahre eine völlig neue Kamera her, die in Kombination mit einer neuen Sofortbildfilm-Generation gegenüber der Kleinbild-Konkurrenz bestehen konnte.
In Cambridge, Massachusetts, nahm man deswegen vom Feinsten. Zum hochauflösenden, empfindlichen Film mit hoher Farbbrillanz und Lichtbeständigkeit erschien zur photokina 1972 eine edel aussehende, faltbare Spiegelreflexkamera mit attraktivem Design: die SX-70. Das revolutionäre an der SX-70-Fotografie waren nicht nur Belichtungsmessung und Scharfeinstellung durch das Objektiv, sondern auch das abfallfreie, trockene SX-70-Aufsichtsbild und seine völlig automatische Entwicklung außerhalb der Kamera auch bei vollem Tageslicht. Technik-Liebhaber, die eher einen Blick für die inneren Werte als für die wohlgestaltete äußere Hülle haben, kommen bei der SX-70 ebenfalls auf ihre Kosten. Die Fokussierung des vierlinsigen Objektivs reicht von 26 Zentimeter bis unendlich, der Programmverschluß steuert die Belichtung automatisch von Blende 22 und 1/175 Sekunde bis Blende 8 und 1/20 Sekunde, darüber hinaus sind automatisch gesteuerte Langzeitbelichtungen von bis zu vierzehn Sekunden möglich.
In den zehn Jahren ihrer Produktionszeit gab es die SX-70 in zahlreichen Varianten. So existierte zunächst ein Deluxe-Modell mit brauner Belederung und metallischen Kanten, später kam ein einfacheres, sogenanntes Executive-Modell hinzu, dessen glatte Flächen von schwarzem Kunststoff umrahmt wurden. Die SX-70 Model 3 verzichtete gar auf das Spiegelreflexprinzip und erhielt bei unverändertem Aufbau und Aussehen einen einfachen Durchsichtssucher. Ab Oktober 1973 erleichterte ein Schnittbildindikator die Scharfeinstellung.
Aber die SX-70 war noch für eine zweite technologische Revolution gut. Schon ein Jahr nach der ersten Autofokuskamera überhaupt wurde sie 1978 mit einer automatischen Scharfeinstellung ausgerüstet, die nach dem Ultraschall-Prinzip funktionierte. Dieser Sonar-Autofokus war von außen an der Sender- und Empfängereinheit an der Stirnseite der Kamera zu erkennen, die an ein Insekten-Facettenauge erinnert. Die manuell zu fokussierenden Modelle wurden auch nach dem Debut der SX-70 Sonar weitergebaut.
Ein Problem stellten aber immer noch Blitzaufnahmen mit der SX-70 dar. Dafür mußte entweder das separate Polatronik-Elektronenblitzgerät angeschlossen oder auf der Stirnseite der Kamera eine primitive Blitzlampenleiste befestigt werden. Befriedigend gelöst wurde das Problem erst mit der Polaroid 680 von 1982, die auch von dem neuen, noch besseren 600er Film profitierte. Allerdings wirkt sie stilistisch unbefriedigend, weil sie die quintessentielle Formgebung der ersten SX-70 verlor.
Dennoch - wer anspruchsvolle Polaroid-Sofortbildfotografie meint, sagt auch heute noch SX-70.
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