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Artikel
1997
Beratung
Leser beurteilen ihre Kamera: Canon EOS 600, Minolta Dynax 7000i
EOS-Besitzer zufriedener
Nachdem im COLOR FOTO-Märzheft das Leserurteil über Canon EOS-1 und Nikon F4 gefällt wurde, befragten wir nun die Besitzer der Mittelklassemodelle Minolta Dynax 7000i und Canon EOS 600. Das Ergebnis war verblüffend. Preiswerte Kameras müssen nicht unbedingt schlechtere Noten bekommen.
Das wichtigste folgt immer zum Schluß, deshalb stellen wir es hier ausnahmsweise an den Anfang. Getreu dieser Binsenweisheit steht auch bei der Teilnahmekarte der COLOR FOTO-Aktion "Leser beurteilen Ihre Kamera" die bedeutende Gewissensfrage ganz unten. Sie lautet: "Würden Sie sich die Kamera noch einmal kaufen?" Verglichen mit dem Leserurteil über die Spitzenkameras Canon EOS-1 und Nikon F4, bei denen nur 2,94 Prozent der Canon-Käufer und erstaunliche 1,48 Prozent der teilnehmenden Nikon-F4-Besitzer ihrer Kaufentscheidung im Nachhinein eine klare Absage erteilten, zeigten sich die Besitzer einer EOS 600 oder Dynax 7000i ihrer Kamera weitaus weniger in Treue fest verbunden. Immerhin bereuen 6,8 Prozent der EOS-600-Eigner ihre einstige Entscheidung und, unter den Minolta-Dynax-7000i-Fotografen verweigern sogar 15,1 Prozent der Klientel ihrer Kamera die Gefolgschaft. Dieser verglichen mit der ersten Profi-Runde - unerwartet hohe Anteil unzufriedener Besitzer rekrutiert aber nicht nur aus dem Lager der Enttäuschten. Viele Mittelklassekamera-Besitzer fühlen sich eben zu höherem berufen, wollen beim nächsten Kauf zum Spitzenmodell aufsteigen.
Deshalb tauchte neben dem Kreuz bei "nein" noch die von den Teilnehmern handschriftlich hinzugefügte Anmerkung "nächste Kamera 8000i" oder "kaufe stattdessen EOS 600" nicht gerade selten auf. Besonders die Minolta Dynax 7000i leidet unter der später hinzugekommenen Konkurrenz aus dem eigenen Hause, weil sie mehr bietet. Bei der EOS 600 trifft dies zwar im Kern ebenfalls zu, aber die modernere und teurere EOS 10 stößt durch Barcode und ausgelagerte Motivprogramme gegenüber der serienmäßig kompletten 600 auch auf Ablehnung. In erster Linie sind es also umsteigewillige Fotografen, welche die Entscheidung für die modernere Kamera treffen wollen, weniger die völlig Verschnupften. Sonst könnte die Einzelbenotung in den verschiedenen Kategorien nicht so hoch ausfallen. Dennoch ist die vergleichsweise mehr als doppelt so hohe Unzufriedenheitsquote bei der 7000i zu einem beachtlichen Teil auch aus der Produktenttäuschung zu erklären. Als untrügliches Indiz dafür steht die recht hohe Anzahl von Defekten, welche die Dynax-Fotografen plagen.
Die Defektquote liegt aber durchaus noch im Toleranzbereich, wenn man bedenkt, daß selbst die Käufer einer Spitzenkamera - und die Nikon F4 ist nun einmal eine - einen Ausfall von 13,6 Prozent hinnehmen müssen. Sie beträgt bei der Dynax 7000i 17,3 Prozent. Ein Viertel der beanstandeten Kameras mußte gar zweimal oder häufiger den Weg in die Minolta-Kundendienstwerkstatt antreten. Überdurchschnittlich häufig traten Probleme mit dem Filmeinzug und dem Filmtransport auf.
Im wichtigen Kriterium Zuverlässigkeit schnitt dagegen wieder einmal ein EOS-Modell von Canon ab. Nachdem das Flaggschiff EOS- 1 in dieser Disziplin den Hauptrivalen Nikon F4 mit einer sehr geringen Defektquote von nur 5,9 Prozent klar auf die Plätze verwies, gelang es auch dem Brot-und-Butter-EOS-Modell 600, den Ruf guter Zuverlässigkeit zu rechtfertigen. Nur 5,2 Prozent der berücksichtigten Modelle blieben auf der Strecke, davon mußte nur eine zweimal wegen eines Fehlers eingesendet werden. Damit ist die EOS-600 sogar verläßlicher als die EOS-1.
Offenbar liegt die Dynax 7000i höher in der Käufergunst als die EOS 600. Lediglich 192 EOS-600-Kameras aus dem Besitz unserer Leser waren Grundlage der Bewertung. Denen standen immerhin 278 Dynax 7000i-Kameras entgegen, eine deutliche Übermacht, von der auch die Genauigkeit der Dynax-Analyse profitierte. In der Statistik garantieren höhere Fallzahlen auch ein genaueres Ergebnis. Wanderungsbewegungen zwischen beiden Kameras waren nicht festzustellen; einer besaß beide, ein anderer enttäuschter - Minolta-Besitzer schrieb neben seinem "nein" zur 7000i seine neue Überzeugung kurz und prägnant nieder: "nur EOS".
Am meisten schätzten die befragten Dynax-7000i-Eigner die Spotmessung und den Autofokus ihrer Kamera. Am häufigsten gerügt wurden die fehlende Abblendtaste, die unbefriedigende Augenmuschelbefestigung - sie geht oft verloren -, der relativ hohe Stromverbrauch und die teure 2CR5-Lithiumbatterie. Bei der Chip-Kartentechnik schieden sich die Geister; viele schätzten den Ausbau der Kamera nach Maß, andere betrachteten die Chipkarten-Geschichte als Geldschneiderei. Bei der EOS 600 stießen die unter einer Abdeckplatte verborgenen, winzigen Bedienungselemente bei den Benutzern auf wenig Gegenliebe. Kritisiert wurden häufig auch die hohen Preise für Zubehörteile und USM-Objektive. Auch das billig wirkende Gehäusematerial forderte die EOS-600-Anwender zur Kritik heraus. Beifall fanden hingegen die leichte Bedienung der Kamera, ihre Autofokuseinrichtung, und sogar das Vorhandensein einer Abblendtaste versöhnte die EOS-600-Kundschaft mit dem hohen Stromverbrauch.
Die Leser hatten nicht nur Gelegenheit, verbal ihren Unmut und ihre Begeisterung über die zitierten Kameras kundzutun, sie mußten auch vier konkrete Eigenschaften anhand von Schulnoten von eins bis sechs bewerten. Die Canon EOS 600 bekam im Wertungskapitel Autofokus die Note 1,63 und liegt damit exakt gleichauf mit der Minolta Dynax 7000i.
Bei der Beurteilung der Belichtungsfunktionen kommt die EOS mit 1,51 Punkten besser weg als die Dynax, die nur die Note 1,69 erreicht. Auch aus dem Kapitel Handlichkeit und Bedienung geht die EOS 600 mit 0,2 Punkten Vorsprung (1,66 zu 1,86) als Sieger hervor. Groß ist der Unterschied zwischen beiden Kameras in der Beurteilung der Verarbeitungsqualität. Hier kann die Canon EOS ihren Vorsprung weiter ausbauen und mit 0,4 Punkten Plus (1,56 gegenüber 1,96) aufwarten. Wen wundert es da noch, daß die EOS 600 die Konkurrenz aus Osaka auch in der Gesamtnote übertrifft: Die EOS-600-Besitzer bewerteten ihre Kamera mit 1,59, die Dynax-Eigner ließen sich nur zur Note 1,78 hinreißen.
Geringere Defektquote bei der EOS-600
Deutlicher als bei der ersten Untersuchung dieser Art, als es um die Spitzenmodelle von Canon und Nikon ging, fiel das Ergebnis in der zweiten Leserumfrage aus. Die Besitzer einer EOS bewerten ihre Kamera deutlich besser als die Dynax 7000i-Eigner. Dies wird weniger bei der Gesamtnote deutlich, als vielmehr bei der Zufriedenheits- und bei der Defektquote. Dennoch fiel der Unterschied zur Spitzenklasse gering aus. Ob Mittelklasse oder Spitzengruppe, die Zufriedenheit der Kamerabesitzer ist generell als sehr hoch zu verzeichnen - der Numerus Clausus Camerae liegt in beiden Fällen deutlich unter zwei.
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