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1997

Kameraklassiker

Minolta XD-7

Die Incognito-Leica

Trotz ihres vergleichsweise jungen Alters hat die Minolta XD-7 gute Chancen, zum Kameraklassiker zu avancieren. Denn bei ihr stimmen die Voraussetzungen dafür. Sie war bei ihrem Debüt 1977 ein Meilenstein, ihre Konzeption erwies sich als besonders gelungen und sie verströmt das Edel-Feeling einer Leica R4 im schlichten Gewand.

Die Minolta XD-7 ist das letzte wirkliche Topmodell der Marke aus Osaka vor der Autofokus-Wende. Zwar kam die X-700 später, besaß aber weder das technische noch das ästhetische Format der XD-7.
Bei ihrer Präsentation 1977 erregte die Minolta XD-7 großes Aufsehen, gilt sie doch als erster Multiautomat der Welt. Ihr Ausstattungsumfang beinhaltet Zeitautomatik, Blendenautomatik und sogar eine getarnte Programmautomatik, die damals noch zurückhaltend "grüne Welle" hieß, weil die grün markierte Verschlußzeit auf dem Zeitenknopf und die grün gravierte Blende am Blendeneinstellring der MD-Objektive einzustellen waren. Natürlich kann der Fotograf bei der Minolta XD-7 auch ohne Bevormundung durch irgendeine Automatik eine manuelle Einstellung der Belichtungsmessung vornehmen.
Eigentlich ist die XD-7 zum Sammeln und Hinstellen viel zu schade. Sie will benutzt werden, was auch heute noch aufgrund ihrer damals fortschrittlichen Technik nicht schwerfällt. Mit der XD-7 fotografiert es sich äußerst angenehm, die kompakte Kamera liegt auch ohne angeklebte Griffmulden und ergonomische Gehäuseausformungen vorzüglich in der Hand.
Die Minolta XD-7 hat noch eine Verwandte, die aber woanders eingeheiratet hat und fortan Leica R4 hieß. Bei einem direkten Vergleich beider Kameras ist man, auch wissend um die Ähnlichkeit, ausgesprochen erstaunt über ihre Gemeinsamkeiten. Der sanfte Touch-Switch-Auslöser, das typisch-gedämpfte Auslösegeräusch, die Lage der wesentlichen Bedienungselemente, das Sucherbild - alles ist identisch. Das Sucherbild gilt dank Mikrowaben-Einstellscheiben auch heute noch als brillant. Besonders trickreich lösten die Minolta-Ingenieure das Problem der zwangsläufig wechselnden Sucheranzeigen bei der Umschaltung von Zeit- auf Blendenautomatik und umgekehrt. Im ersten Fall verschwindet die Verschlußzeitenskala neben der roten LED-Reihe am rechten Sucherrand und macht der Blendenskala Platz. Im Zuge der Modellpflege bekam die Minolta XD-7 zwar leider keine TTL-Blitzmessung spendiert, dafür ziert die Kamera ab 1983 den neuen versalen Minolta-Schriftzug mit dem stilisierten Sonnensymbol als "O". Zwei Jahre später folgte dann das Aus für die XD-7, die zusammen mit der CLE so gekonnt das Leica-Feeling im preiswerten Gehäuse vermittelte. Sie mußte der neuen Autofokus-Generation weichen. Sehr gut erhaltene XD-7 Kameras werden als Gehäuse zwischen 500 und 600 Mark gehandelt, die schwarze Version gilt als seltener und wird mit fünfzig Mark Aufpreis gehandelt, Modelle mit dem alten Schriftzug sind begehrter.

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